Bronze bei WM 2010, aber die Zukunft schimmert golden

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

10. Juli 2010 in Port Elizabeth - Spiel um Platz 3: Deutschland - Uruguay 3:2

Vor dem Spiel:

Schon zum fünften Mal musste Deutschland ins "kleine Finale", und wie 1970 hieß der Gegner Uruguay. Vier Reservisten wurden vom grippekranken Bundestrainer Joachim Löw mit Startelfeinsätzen belohnt. Im Tor stand Bayern Münchens Hans Jörg Butt, auf links verteidigte Dennis Aogo vom HSV (für den erkälteten Philipp Lahm), auf links stürmte Marcell Jansen (ebenfalls HSV) für Lukas Podolski (Grippe) und der Stuttgarter Cacau vertrat im Sturmzentrum Miroslav Klose (Ischiasbeschwerden). Thomas Müller kehrte nach seiner Gelb-Sperre aus dem Spanien-Spiel zurück (für Piotr Trochowski) und war hochmotiviert, schließlich konnte er noch Torschützenkönig werden.

Dass insgesamt die Luft etwas raus war, machte die Entscheidung der Spieler deutlich, auf einen Empfang auf der Berliner Fan-Meile zu verzichten. Was 2006 vor allem angesichts der fantastischen Stimmung im eigenen Land mehr als angebracht war, hielten sie nun für überzogen. Bastian Schweinsteiger sagte: "Ich habe keine große Lust, mich nach der WM 2006 und dem zweiten Platz bei der EM 2008 zum dritten Mal mit leeren Händen feiern zu lassen. Da fehlt etwas." Sie wollten alle nur noch nach Hause, die Abenteuerreise der jüngsten deutschen WM-Mannschaft seit 1934 dauerte schon länger als gedacht. Aber der letzte Eindruck sollte ein guter sein, denn der bleibt bekanntlich. Bundestrainer Löw: "Das letzte Spiel in einem Turnier ist immer wichtig."

Uruguay spielte die beste WM seit dem Triumph von 1950 und hatte sich im 2.3 verlorenen Halbfinale gegen die Niederländer wacker geschlagen. Auch die "Urus" hatten noch einen Kandidaten für die Torjägerkanone: Diego Forlan (Atletico Madrid) stand wie Müller und Klose bei vier Treffern. "Wir wollen das hier mit dem bestmöglichen Resultat beenden", gab Kapitän Diego Godin zu verstehen. Es war eine routinierte Mannschaft, 15 Spieler aus dem Kader waren in Europa aktiv. Gegen die Deutschen hatten sie erst einmal gewonnen - 1928 bei den Olympischen Spielen von Amsterdam.



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

10. Juli 2010 in Port Elizabeth - Spiel um Platz 3: Deutschland - Uruguay 3:2

Vor dem Spiel:

Schon zum fünften Mal musste Deutschland ins "kleine Finale", und wie 1970 hieß der Gegner Uruguay. Vier Reservisten wurden vom grippekranken Bundestrainer Joachim Löw mit Startelfeinsätzen belohnt. Im Tor stand Bayern Münchens Hans Jörg Butt, auf links verteidigte Dennis Aogo vom HSV (für den erkälteten Philipp Lahm), auf links stürmte Marcell Jansen (ebenfalls HSV) für Lukas Podolski (Grippe) und der Stuttgarter Cacau vertrat im Sturmzentrum Miroslav Klose (Ischiasbeschwerden). Thomas Müller kehrte nach seiner Gelb-Sperre aus dem Spanien-Spiel zurück (für Piotr Trochowski) und war hochmotiviert, schließlich konnte er noch Torschützenkönig werden.

Dass insgesamt die Luft etwas raus war, machte die Entscheidung der Spieler deutlich, auf einen Empfang auf der Berliner Fan-Meile zu verzichten. Was 2006 vor allem angesichts der fantastischen Stimmung im eigenen Land mehr als angebracht war, hielten sie nun für überzogen. Bastian Schweinsteiger sagte: "Ich habe keine große Lust, mich nach der WM 2006 und dem zweiten Platz bei der EM 2008 zum dritten Mal mit leeren Händen feiern zu lassen. Da fehlt etwas." Sie wollten alle nur noch nach Hause, die Abenteuerreise der jüngsten deutschen WM-Mannschaft seit 1934 dauerte schon länger als gedacht. Aber der letzte Eindruck sollte ein guter sein, denn der bleibt bekanntlich. Bundestrainer Löw: "Das letzte Spiel in einem Turnier ist immer wichtig."

Uruguay spielte die beste WM seit dem Triumph von 1950 und hatte sich im 2.3 verlorenen Halbfinale gegen die Niederländer wacker geschlagen. Auch die "Urus" hatten noch einen Kandidaten für die Torjägerkanone: Diego Forlan (Atletico Madrid) stand wie Müller und Klose bei vier Treffern. "Wir wollen das hier mit dem bestmöglichen Resultat beenden", gab Kapitän Diego Godin zu verstehen. Es war eine routinierte Mannschaft, 15 Spieler aus dem Kader waren in Europa aktiv. Gegen die Deutschen hatten sie erst einmal gewonnen - 1928 bei den Olympischen Spielen von Amsterdam.

###more###

Müller trifft und wird Torschützenkönig

Spielbericht:

An diesem Samstagabend spielt Deutschland wieder ganz in Schwarz, Bastian Schweinsteiger führt die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. FIFA-Präsident Sepp Blatter begrüßt alle Spieler mit Handschlag. Anpfiff ist um 20.30 Uhr, die ARD überträgt, Gerd Gottlob gibt sein WM-Debüt am Mikrofon bei einem deutschen Spiel. Das Wetter macht den Aktiven das Scheiden leichter, elf Grad, Regen und heftige Sturmböen fegen durch das nicht ausverkaufte Stadion am Indischen Ozean, wo Deutschland beim 0:1 in der Vorrunde gegen Serbien unangenehme Erfahrungen gesammelt hat. Die Anfangsphase lässt allerdings Gutes erhoffen, plötzlich ist der Schwung wieder da, der die Deutschen durchs Turnier getragen hat, ehe sie gegen den spanischen Bremsblock geprallt sind.

Das erste Ausrufezeichen setzt Verteidiger Arne Friedrich mit einem Lattenkopfball nach Ecke von Mesut Özil. Schon die zweite Chance bringt das 1:0. Schweinsteiger wagt einen Schuss aus 32 Metern, der indisponierte Fernando Muslera im Tor der "Urus" (Kicker-Note 6) lässt den Aufsetzer nach vorne abprallen und Thomas Müller ist zur Stelle - sein fünftes Turniertor, mehr hat keiner in Südafrika. Es weckt den Gegner, nach einem Ballverlust Schweinsteigers geht es schnell: Über Diego Perez und Luis Suarez kommt die Kugel zu Sturmtalent Edinson Cavani, und der lässt WM-Debütant Butt, der schon 2002 ohne Einsatz dabei gewesen war, keine Chance.

In den ersten fünf Minuten nach Wiederanpfiff kann sich der 36-Jährige in seinem vierten Länderspiel mehrmals auszeichnen. Mit Glanztaten verhindert er das 1:2 durch Cavani oder Suarez, aber nach 51 Minuten fällt es doch. Der blonde Forlan nimmt eine Rechtsflanke des einzigen Uruguayers, der im Land spielt - Averalo Rios von Penerol Montevideo -, volley. Da ist nichts zu machen für Butt. Forlan zieht im Duell mit Müller gleich, während sein Land nun 2:1 in Führung liegt. Fünf Minuten währt dieser Zustand, dann gelingt dem gelernten Verteidiger Jansen, der diesmal in offensiver Rolle spielt, der Ausgleich. Muslera ist wieder mitbeteiligt, er berechnet die Flanke von Jerome Boateng falsch, Jansen köpft ein.

Das Spiel wird immer besser, keiner will zum Abschluss verlieren. Suarez zieht aus 20 Metern ab, Butt ist auf dem Posten. Löw wechselt Stefan Kießling und Toni Kroos ein, der Leverkusener Stürmer macht sich in seinem zweiten WM-Spiel gleich bemerkbar, gehört aber zu den Wenigen, die an diesem Tag in Muslera ihren Meister finden. Als alle schon allmählich eine Verlängerung fürchten, fällt das 3:2. Eine deutsche Ecke stiftet Verwirrung, nach einem Querschläger kommt Sami Khedira zum Kopfball, der zur Bogenlampe wird und im Netz einschlägt.

Wieder einmal drehen die Deutschen ein Spiel, aus dem sie als verdienter Sieger hervorgehen. Dass der Tüchtige auch Glück braucht, erweist sich in der dritten Minute der Nachspielzeit, als ein Forlan-Freistoß die Latte trifft. Weshalb auch nicht der Urugayer, sondern Thomas Müller dank der höheren Anzahl an Torvorlagen als Schützenkönig von dieser WM zurückkehrt. Als dritter Deutscher nach Gerd Müller (1970) und Miroslav Klose (2006). Außerdem erhalten alle 23 deutschen WM-Fahrer eine Bronzemedaille. Mit leeren Händen kehren sie also nicht zurück, aber nach diesem Turnier spüren sie: Da geht noch mehr.

Aufstellung: Butt – Boateng, Friedrich, Mertesacker, Aogo – Khedira, Schweinsteiger – Müller, Özil (90. Tasci), Jansen (80. Kroos) – Cacau (73. Kießling).

Tore: 1:0 Müller (18.), 1:1 Cavani (28.), 1:2 Forlan (51.), 2:2 Jansen (56.), 3:2 Khedira (82.).

Zuschauer: 36.254 in Port Elizabeth.

###more###

Löw: "Wir können stolz nach Hause fahren"

Stimmen zum Spiel:

Joachim Löw: "Das letzte Spiel in einem Turnier ist immer wichtig, denn es geht darum mit was für einem Gefühl fährt man nach Hause. Wir gehen nicht mit leeren Händen nach Hause. Die Mannschaft hat verdient gewonnen, allein aufgrund der zweiten Halbzeit. Sie hat gut gespielt und gekämpft. Wenn man das ganze Turnier sieht, hat sie Großartiges geleistet. Wie sie zum Beispiel den schweren Rückschlag gegen Spanien verkraftet hat, wie sie insgesamt aufgetreten ist und wie viele Tore sie geschossen hat, das ist absolut zufriedenstellend. So können wir stolz nach Hause fahren."

Bastian Schweinsteiger: "Wir sind froh, dass wir es mit einem Sieg abschließen konnte, obwohl ein weinendes Auge mit dabei ist. Etwas Enttäuschung ist schon noch da, wenn ich an das Halbfinale denke. Gott sei Dank haben wir die Partie gewonnen. Das war sehr wichtig, auch für unsere Fans in Deutschland. Wir waren 1:2 hinten und sind dann wiedergekommen, das zeigt unsere Charakterstärke. Ich bin sehr stolz, dass ich mit dieser Mannschaft das Turnier bestreiten durfte."

Hans-Jörg Butt: "Ich glaube, Deutschland kann froh sein, solch eine Truppe zu haben. Das ist eine Mannschaft, die sehr viel Potenzial hat und in den nächsten Jahren Titel gewinnen kann. Ich drücke den Jungens die Daumen. Für mich war die WM eine tolle Erfahrung. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht."

Oscar Tabárez (Trainer Uruguays): "Wir haben bewiesen, dass wir jeder anderen Mannschaft der Welt auf Augenhöhe begegnen können. Es gibt kein höheres Niveau als das dieser Auswahlspieler! Deutschland ist eine derjenigen Mannschaften, die im Verlauf des Turniers die besten Leistungen gezeigt hat. Heute haben wir im Strafraum zu viele Fehler gemacht, und im Fußball kommt das teuer zu stehen. Doch im Verlauf des Spiels konnten wir über weite Strecken dominieren. Wir konnten uns in diesem Spiel nicht nur auf die Defensive beschränken. Wir haben mit Risiko gespielt und verloren, doch wir haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen."

Diego Forlán (Uruguay): "Wir können uns nicht beschweren. Zu den besten Vier einer Weltmeisterschaft zu gehören, ist eine spektakuläre Leistung. Wenn man uns vor Beginn des Turniers gefragt hätte, ob dies möglich sei, wäre das für uns zweifellos eine reizvolle Idee gewesen. Heute waren wir ganz nah am dritten Platz dran: Wir lagen in Führung und haben ein tolles Spiel gezeigt. Leider hat es nicht ganz gereicht. Wir begingen einige Fehler und gaben das Spiel aus der Hand. Wir haben diese Erfahrung sehr genossen, wir haben alle der sieben möglichen Partien bestritten und wären beinahe ins Finale gekommen. Es war unvergesslich."

"Torwart Butt sichert die Bronzemedaille. Fußballgeschichte wiederholt sich gegen Uruguay - Schweinsteiger lenkt und patzt." (Kicker)

"Danke Jungs, für diese allerletzte WM-Party! Was habt ihr uns für einen wunderschönen WM-Sommer beschert. Das war ein großartiger Abschied (...) Jogi Löw hat in wenigen Wochen eine Mannschaft geschaffen, die ganz Deutschland in ihren Bann zog. Er weiß: dieser Mannschaft gehört die Zukunft." (Bild am Sonntag)

"Großer Abschied im kleinen Finale. Die Klasse von 2010 ist Geschichte. Gewonnen hat sie nichts, aber sie war aufregend, kreativ und unterhaltsam." (Welt am Sonntag)

"Deutschlands junges Team hat gezeigt, warum es zu den Favoriten für die nächste WM gehört, als es nach einem Rückstand noch die Bronzemedaille gewann." (Mail on Sunday/England)

"Es ging nicht um den dritten Platz, sondern um die Zukunft. Um eine deutsche Mannschaft, die eine der dominierenden Kräfte des Fußballs werden könnte. Es war eine weitere Erinnerung an den gesunden Zustand des deutschen Fußballs." (News of the World/England)

"Löws Team hat noch viel zu bieten, wie sich spätestens bei der EM 2012 zeigen wird." (El Mundo/Spanien)

"Bronze für die Sympathie-Weltmeister und Lob für Uruguays La Celeste. Wir werden uns an eine WM erinnern, bei der uns Forlan, Lugano, Schweinsteiger, Özil und Müller reich beschenkt haben." Aftonbladet/Schweden)

"Ein großer, wunderbarer Abschied. Die Deutschen haben sich jedes Gramm ihrer Bronzemedaille verdient." (Berlinske Tidense/Dänemark)

###more###