Bremerin Brandenburg: "Der Zuschauerzuspruch tut uns gut"

Der Frauenfußball beim SV Werder Bremen steht vor einem besonderen Höhepunkt. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga tritt das Team um Verteidigerin Michaela Brandenburg heute (ab 16 Uhr, live bei MagentaSport) gegen den SC Freiburg erstmals im großen wohninvest WESERSTADION vor einer fünfstelligen Kulisse an. Im DFB.de-Interview spricht die 24-Jährige mit Mitarbeiter Peter Haidinger darüber.

DFB.de: Gegen den SC Freiburg bekommt Ihr Team eine große Bühne. Wie sehr ist die Anspannung im Team bereits zu spüren, Frau Brandenburg?

Michaela Brandenburg: Die Anspannung ist vorhanden, aber es überwiegt die Vorfreude auf diese Partie. Die wenigsten von uns haben jemals vor einer so gewaltigen Kulisse gespielt. Der Zuschauerzuspruch tut uns gut.

DFB.de: Erst kürzlich hatten die Werder-Frauen mit 2700 Zuschauer*innen auf "Platz 11" eine Bestmarke aufgestellt. Schon nach dem Vorverkauf ist jetzt eine fünfstellige Kulisse garantiert. Hatten Sie das erwartet?

Brandenburg: Ich hatte darauf gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet. Allerdings haben wir in dieser Saison bereits gesehen, dass das Interesse für den Frauenfußball deutlich gestiegen ist - besonders, wenn in großen Stadien gespielt wird. Hinzu kommt, dass durch die Weltmeisterschaft in Katar der Ligabetrieb bei den Männern ruht und sich auch das für uns positiv bemerkbar macht.

DFB.de: Wie sehr trübt das Pokalaus in Essen und das bisherige Abschneiden in der Meisterschaft die Vorfreude?

Brandenburg: Wenn man ein Spiel verliert, ist man immer enttäuscht. Wir hatten uns viel vorgenommen, konnten leider nicht in die nächste Runde einziehen. Der einzige Vorteil ist, dass wir uns jetzt voll und ganz auf die Liga konzentrieren können.

DFB.de: Der SV Werder rangiert in der Liga mit zwei Punkten aktuell auf einem Abstiegsplatz. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe dafür?

Brandenburg: Wir analysieren die Spiele Woche für Woche mit dem Ergebnis, dass wir bislang zu viele Gegentore zu einfach hergeschenkt haben. Auf der anderen Seite sind wir in der Offensive nicht konsequent und effektiv genug. Dennoch sehen wir gute Ansätze, auf denen wir aufbauen können.

DFB.de: Nagen die Misserfolge auch an Ihrem persönlichen Selbstvertrauen?

Brandenburg: Wenn man mehrere Spiele verliert und es im nächsten Spiel nicht schafft, noch einmal anzugreifen, ist das für das Selbstvertrauen nicht förderlich. Wir sind aber weiter zuversichtlich. Wir pushen und bauen uns gegenseitig auf, damit es endlich mit dem ersten Dreier klappt.

DFB.de: Hoffen Sie, dass die Kulisse das Team für den ersten Dreier beflügelt? Oder könnte das auch den Gegner pushen?

Brandenburg: Wir haben ein Heimspiel und hoffen, dass die Fans uns unterstützen und ihren Teil beitragen werden, damit der Funke auf uns überspringt.

DFB.de: Werder-Geschäftsführer Frank Baumann ist seit September auch für den Frauenfußball bei Werder verantwortlich. Wie hat das Team diese Personalentscheidung aufgenommen und was sagt das über die Wertschätzung innerhalb des Klubs aus?

Brandenburg: Ich denke, dass diese Entscheidung für uns eine gute Sache ist. Wir haben uns gefreut, dass wir im Verein dadurch noch mehr Aufmerksamkeit genießen. Wir sind jetzt aber auch gefordert, durch gute Leistungen auf dem Platz unseren Beitrag zu leisten.

DFB.de: Wie wichtig ist für Werder gerade vor diesem Hintergrund der Klassenverbleib, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen?

Brandenburg: Jeder Verein will in der Liga bleiben und das ist auch unser Ziel. Wir werden alles dafür tun, damit wir am Saisonende über den Strich stehen.

DFB.de: Mit der U 17-Nationalmannschaft gewannen Sie 2014 den EM-Titel, sind aber schon seit mehr als zehn Jahren in der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga am Ball. Wie bewerten Sie die Entwicklung in dieser Zeit?

Brandenburg: Ich habe immer darauf hingearbeitet, damit ich irgendwann in der höchsten Liga spielen kann. Die Frauen-Bundesliga hat sich von den Rahmenbedingungen her, aber auch sportlich extrem weiterentwickelt. Die meisten Duelle finden auf Augenhöhe statt. Insgesamt ist die Leistungsdichte gestiegen und es gibt viel weniger deutliche Ergebnisse, wie es früher noch der Fall war.

DFB.de: Welchen Einfluss hatte dabei das gute Abschneiden der Frauen bei der letzten Europameisterschaft in England?

Brandenburg: Was die Zuschauerzahlen in unserer Liga anbelangt, haben wir vom guten Abschneiden der Nationalmannschaft profitiert. Durch den zweiten Platz bei der Europameisterschaft ist die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball definitiv gestiegen. Wir würden uns wünschen, dass die Begeisterung nicht abebbt. Dafür sind wir Spielerinnen nun gefordert.

DFB.de: Aktuell läuft die Männer-WM in Katar. Welchen Reiz übt das Turnier auf Sie aus?

Brandenburg: Angesichts der Temperaturen und der Jahreszeit fällt es mir schwer, mit der WM warm zu werden. Es ist schon seltsam, wenn während einer Weltmeisterschaft die Weihnachtsmärkte öffnen und man emotional nicht richtig dabei ist. Außerdem kommen immer mehr Sachen und Entscheidungen von der FIFA ans Tageslicht, die ich nicht nachvollziehen kann. Dennoch werde ich zumindest die Spiele der deutschen Nationalmannschaft verfolgen, weil es mich sportlich interessiert und weil ich vor allem Niclas Füllkrug aus unserem Verein ganz fest die Daumen drücke.

DFB.de: Erst vor dieser Saison waren Sie vom Absteiger SC Sand nach Bremen gewechselt. Warum hatten Sie sich für Werder entschieden?

Brandenburg: Ich bin im hohen Norden groß geworden und habe die räumliche Nähe zu meiner Heimatstadt Kiel gesucht. Über viele Jahre habe ich den Verein SV Werder Bremen kennen und schätzen gelernt. Der Klub wird sehr familiär geführt. Die Nähe zu meiner Heimat ermöglicht es auch, dass meine Familie öfter bei meinen Spielen dabei sein kann. Ich freue mich, dass meine Eltern heute auch im Stadion sein werden.

DFB.de: Haben sich - mal unabhängig vom sportlichen Erfolg - Ihre Erwartungen erfüllt?

Brandenburg: Ich mag die Menschen im Norden und weiß, wie sie hier ticken. Ich habe beispielsweise das "Moin" bei meinen vorherigen Stationen vermisst. Beim SC Sand habe ich sehr ländlich gewohnt. Es ist toll, jetzt wieder in einer schönen Stadt zu leben.

DFB.de: Beim Blick auf die Tabelle fällt auf, dass bei Werder offenbar besonders in der Offensive der Schuh drückt. Kein Team hat weniger Tore erzielt. Wie lässt sich das verbessern?

Brandenburg: Wir müssen im Training weiter hart arbeiten und das Erlernte im Spiel umsetzen. Mit Torerfolgen steigt automatisch das Selbstvertrauen und der Erfolg wird sich einstellen. Ich bin davon überzeugt, dass wir noch in einem Flow kommen werden. Aber am Ende sind wir alle als Team gefordert, es besser zu machen. Nicht nur die Offensive.

DFB.de: Der SC Freiburg ist gut gestartet, holte drei Siege aus den zurückliegenden vier Partien. Wo sehen Sie die besonderen Stärken des Gegners?

Brandenburg: Im Gegensatz zu uns befindet sich der SC Freiburg gerade in einem Flow. Mit Nationalspielerin Janina Minge haben sie eine sehr torgefährliche Spielerin in ihren Reihen, auf die wir besonders aufpassen müssen. Wir werden dagegenhalten und wollen den Spielfluss der Freiburgerinnen möglichst nicht aufkommen lassen.

DFB.de: Was ist gefordert, damit der erste dreifache Punktgewinn gelingt?

Brandenburg: Wir müssen kompakt und geschlossen auftreten und uns für unsere offensiven Bemühungen endlich mal belohnen.

[mspw]

Der Frauenfußball beim SV Werder Bremen steht vor einem besonderen Höhepunkt. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga tritt das Team um Verteidigerin Michaela Brandenburg heute (ab 16 Uhr, live bei MagentaSport) gegen den SC Freiburg erstmals im großen wohninvest WESERSTADION vor einer fünfstelligen Kulisse an. Im DFB.de-Interview spricht die 24-Jährige mit Mitarbeiter Peter Haidinger darüber.

DFB.de: Gegen den SC Freiburg bekommt Ihr Team eine große Bühne. Wie sehr ist die Anspannung im Team bereits zu spüren, Frau Brandenburg?

Michaela Brandenburg: Die Anspannung ist vorhanden, aber es überwiegt die Vorfreude auf diese Partie. Die wenigsten von uns haben jemals vor einer so gewaltigen Kulisse gespielt. Der Zuschauerzuspruch tut uns gut.

DFB.de: Erst kürzlich hatten die Werder-Frauen mit 2700 Zuschauer*innen auf "Platz 11" eine Bestmarke aufgestellt. Schon nach dem Vorverkauf ist jetzt eine fünfstellige Kulisse garantiert. Hatten Sie das erwartet?

Brandenburg: Ich hatte darauf gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet. Allerdings haben wir in dieser Saison bereits gesehen, dass das Interesse für den Frauenfußball deutlich gestiegen ist - besonders, wenn in großen Stadien gespielt wird. Hinzu kommt, dass durch die Weltmeisterschaft in Katar der Ligabetrieb bei den Männern ruht und sich auch das für uns positiv bemerkbar macht.

DFB.de: Wie sehr trübt das Pokalaus in Essen und das bisherige Abschneiden in der Meisterschaft die Vorfreude?

Brandenburg: Wenn man ein Spiel verliert, ist man immer enttäuscht. Wir hatten uns viel vorgenommen, konnten leider nicht in die nächste Runde einziehen. Der einzige Vorteil ist, dass wir uns jetzt voll und ganz auf die Liga konzentrieren können.

DFB.de: Der SV Werder rangiert in der Liga mit zwei Punkten aktuell auf einem Abstiegsplatz. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe dafür?

Brandenburg: Wir analysieren die Spiele Woche für Woche mit dem Ergebnis, dass wir bislang zu viele Gegentore zu einfach hergeschenkt haben. Auf der anderen Seite sind wir in der Offensive nicht konsequent und effektiv genug. Dennoch sehen wir gute Ansätze, auf denen wir aufbauen können.

DFB.de: Nagen die Misserfolge auch an Ihrem persönlichen Selbstvertrauen?

Brandenburg: Wenn man mehrere Spiele verliert und es im nächsten Spiel nicht schafft, noch einmal anzugreifen, ist das für das Selbstvertrauen nicht förderlich. Wir sind aber weiter zuversichtlich. Wir pushen und bauen uns gegenseitig auf, damit es endlich mit dem ersten Dreier klappt.

DFB.de: Hoffen Sie, dass die Kulisse das Team für den ersten Dreier beflügelt? Oder könnte das auch den Gegner pushen?

Brandenburg: Wir haben ein Heimspiel und hoffen, dass die Fans uns unterstützen und ihren Teil beitragen werden, damit der Funke auf uns überspringt.

DFB.de: Werder-Geschäftsführer Frank Baumann ist seit September auch für den Frauenfußball bei Werder verantwortlich. Wie hat das Team diese Personalentscheidung aufgenommen und was sagt das über die Wertschätzung innerhalb des Klubs aus?

Brandenburg: Ich denke, dass diese Entscheidung für uns eine gute Sache ist. Wir haben uns gefreut, dass wir im Verein dadurch noch mehr Aufmerksamkeit genießen. Wir sind jetzt aber auch gefordert, durch gute Leistungen auf dem Platz unseren Beitrag zu leisten.

DFB.de: Wie wichtig ist für Werder gerade vor diesem Hintergrund der Klassenverbleib, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen?

Brandenburg: Jeder Verein will in der Liga bleiben und das ist auch unser Ziel. Wir werden alles dafür tun, damit wir am Saisonende über den Strich stehen.

DFB.de: Mit der U 17-Nationalmannschaft gewannen Sie 2014 den EM-Titel, sind aber schon seit mehr als zehn Jahren in der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga am Ball. Wie bewerten Sie die Entwicklung in dieser Zeit?

Brandenburg: Ich habe immer darauf hingearbeitet, damit ich irgendwann in der höchsten Liga spielen kann. Die Frauen-Bundesliga hat sich von den Rahmenbedingungen her, aber auch sportlich extrem weiterentwickelt. Die meisten Duelle finden auf Augenhöhe statt. Insgesamt ist die Leistungsdichte gestiegen und es gibt viel weniger deutliche Ergebnisse, wie es früher noch der Fall war.

DFB.de: Welchen Einfluss hatte dabei das gute Abschneiden der Frauen bei der letzten Europameisterschaft in England?

Brandenburg: Was die Zuschauerzahlen in unserer Liga anbelangt, haben wir vom guten Abschneiden der Nationalmannschaft profitiert. Durch den zweiten Platz bei der Europameisterschaft ist die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball definitiv gestiegen. Wir würden uns wünschen, dass die Begeisterung nicht abebbt. Dafür sind wir Spielerinnen nun gefordert.

DFB.de: Aktuell läuft die Männer-WM in Katar. Welchen Reiz übt das Turnier auf Sie aus?

Brandenburg: Angesichts der Temperaturen und der Jahreszeit fällt es mir schwer, mit der WM warm zu werden. Es ist schon seltsam, wenn während einer Weltmeisterschaft die Weihnachtsmärkte öffnen und man emotional nicht richtig dabei ist. Außerdem kommen immer mehr Sachen und Entscheidungen von der FIFA ans Tageslicht, die ich nicht nachvollziehen kann. Dennoch werde ich zumindest die Spiele der deutschen Nationalmannschaft verfolgen, weil es mich sportlich interessiert und weil ich vor allem Niclas Füllkrug aus unserem Verein ganz fest die Daumen drücke.

DFB.de: Erst vor dieser Saison waren Sie vom Absteiger SC Sand nach Bremen gewechselt. Warum hatten Sie sich für Werder entschieden?

Brandenburg: Ich bin im hohen Norden groß geworden und habe die räumliche Nähe zu meiner Heimatstadt Kiel gesucht. Über viele Jahre habe ich den Verein SV Werder Bremen kennen und schätzen gelernt. Der Klub wird sehr familiär geführt. Die Nähe zu meiner Heimat ermöglicht es auch, dass meine Familie öfter bei meinen Spielen dabei sein kann. Ich freue mich, dass meine Eltern heute auch im Stadion sein werden.

DFB.de: Haben sich - mal unabhängig vom sportlichen Erfolg - Ihre Erwartungen erfüllt?

Brandenburg: Ich mag die Menschen im Norden und weiß, wie sie hier ticken. Ich habe beispielsweise das "Moin" bei meinen vorherigen Stationen vermisst. Beim SC Sand habe ich sehr ländlich gewohnt. Es ist toll, jetzt wieder in einer schönen Stadt zu leben.

DFB.de: Beim Blick auf die Tabelle fällt auf, dass bei Werder offenbar besonders in der Offensive der Schuh drückt. Kein Team hat weniger Tore erzielt. Wie lässt sich das verbessern?

Brandenburg: Wir müssen im Training weiter hart arbeiten und das Erlernte im Spiel umsetzen. Mit Torerfolgen steigt automatisch das Selbstvertrauen und der Erfolg wird sich einstellen. Ich bin davon überzeugt, dass wir noch in einem Flow kommen werden. Aber am Ende sind wir alle als Team gefordert, es besser zu machen. Nicht nur die Offensive.

DFB.de: Der SC Freiburg ist gut gestartet, holte drei Siege aus den zurückliegenden vier Partien. Wo sehen Sie die besonderen Stärken des Gegners?

Brandenburg: Im Gegensatz zu uns befindet sich der SC Freiburg gerade in einem Flow. Mit Nationalspielerin Janina Minge haben sie eine sehr torgefährliche Spielerin in ihren Reihen, auf die wir besonders aufpassen müssen. Wir werden dagegenhalten und wollen den Spielfluss der Freiburgerinnen möglichst nicht aufkommen lassen.

DFB.de: Was ist gefordert, damit der erste dreifache Punktgewinn gelingt?

Brandenburg: Wir müssen kompakt und geschlossen auftreten und uns für unsere offensiven Bemühungen endlich mal belohnen.

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