Bremens Manneh: Flüchtling und Torjäger

Zeigt's uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Ousman Manneh von Werder Bremen II - er kam als Flüchtling aus Gambia und trainiert schon bei den Profis mit.

Ousman Manneh sprintet in den Rücken der Abwehr. Es ist der erste Spieltag der neuen Drittligasaison. Manneh nimmt den Ball an, dribbelt drei, vier Schritte, dann schaut er nach dem Torhüter - und schießt. Drin. Es ist der 2:1-Siegtreffer gegen Hansa Rostock, und das bei seinem Debüt für Werder Bremen II. Manneh ist stolz. Gleichzeitig ist es der Moment, an dem seine unglaubliche Geschichte in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Denn Manneh ist kein Profi wie jeder andere.

Er kam als Flüchtling nach Deutschland. Im vergangenen Jahr - Manneh war 17 Jahre alt - floh er aus Gambia nach Bremen. In dem afrikanischen Land herrscht eine Diktatur: Terror, Gewalt und Korruption - all das prägt den Alltag. Ousman Manneh wollte nicht länger in Gambia leben. Über seinen langen Weg nach Deutschland mag er nicht reden. Noch nicht. Er brauche Zeit und Vertrauen, heißt es vom Verein.

Viererpack im Testspiel bei den Werder-Profis

Dafür lässt der 18-Jährige Tore sprechen. Nur vier Tage nach seiner furiosen Premiere in der 3. Liga holt ihn Werder-Trainer Viktor Skripnik zu den Profis. Manneh darf zu einem Testspiel mitfahren, mit all den gestandenen Bundesligaspielern. Bremen tritt beim SV Wilhelmshaven an. In der 60. Minute wird Manneh für Levin Öztunali eingewechselt. Nur vier Minuten später trifft er erneut: Der Stürmer nutzt einen Fehler seines Gegenspielers aus - Tor. Und es geht noch weiter: Bis zum Abpfiff gelingen ihm drei weitere Treffer. Ein Viererpack von Manneh. Unfassbar.

"Ich war nervös und bin jetzt selbst überrascht", sagt er nach Abpfiff. "Wenn mir das vorher einer erzählt hätte, dass ich vier Tore mache, ich hätte es nicht geglaubt." Danach erreichen Manneh viele Glückwünsche - und Werders Pressestelle zahlreiche Anfragen. Der Manneh-Hype nimmt zu. Er überschlägt sich geradezu. Ist er etwa Werders neue Sturmhoffnung?



Zeigt's uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Ousman Manneh von Werder Bremen II - er kam als Flüchtling aus Gambia und trainiert schon bei den Profis mit.

Ousman Manneh sprintet in den Rücken der Abwehr. Es ist der erste Spieltag der neuen Drittligasaison. Manneh nimmt den Ball an, dribbelt drei, vier Schritte, dann schaut er nach dem Torhüter - und schießt. Drin. Es ist der 2:1-Siegtreffer gegen Hansa Rostock, und das bei seinem Debüt für Werder Bremen II. Manneh ist stolz. Gleichzeitig ist es der Moment, an dem seine unglaubliche Geschichte in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Denn Manneh ist kein Profi wie jeder andere.

Er kam als Flüchtling nach Deutschland. Im vergangenen Jahr - Manneh war 17 Jahre alt - floh er aus Gambia nach Bremen. In dem afrikanischen Land herrscht eine Diktatur: Terror, Gewalt und Korruption - all das prägt den Alltag. Ousman Manneh wollte nicht länger in Gambia leben. Über seinen langen Weg nach Deutschland mag er nicht reden. Noch nicht. Er brauche Zeit und Vertrauen, heißt es vom Verein.

Viererpack im Testspiel bei den Werder-Profis

Dafür lässt der 18-Jährige Tore sprechen. Nur vier Tage nach seiner furiosen Premiere in der 3. Liga holt ihn Werder-Trainer Viktor Skripnik zu den Profis. Manneh darf zu einem Testspiel mitfahren, mit all den gestandenen Bundesligaspielern. Bremen tritt beim SV Wilhelmshaven an. In der 60. Minute wird Manneh für Levin Öztunali eingewechselt. Nur vier Minuten später trifft er erneut: Der Stürmer nutzt einen Fehler seines Gegenspielers aus - Tor. Und es geht noch weiter: Bis zum Abpfiff gelingen ihm drei weitere Treffer. Ein Viererpack von Manneh. Unfassbar.

"Ich war nervös und bin jetzt selbst überrascht", sagt er nach Abpfiff. "Wenn mir das vorher einer erzählt hätte, dass ich vier Tore mache, ich hätte es nicht geglaubt." Danach erreichen Manneh viele Glückwünsche - und Werders Pressestelle zahlreiche Anfragen. Der Manneh-Hype nimmt zu. Er überschlägt sich geradezu. Ist er etwa Werders neue Sturmhoffnung?

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Medien reißen sich um Manneh

"Flüchtling, 18, schießt sich Richtung Bundesliga", schreibt die WELT, "Vom Flüchtlingsheim in die Bundesliga", titelt Focus. Und die BILD fragt: "Startet Manneh jetzt richtig durch?" In der aktuellen Flüchtlingsdebatte, wie sie Deutschland in diesen Tagen bestimmt, erhält Mannehs Geschichte besonders viel Aufmerksamkeit. Sie soll erzählt werden - als positives Beispiel. Aber eigentlich will der Afrikaner nur in Ruhe Fußball spielen. Und glücklich sein. Daher beschützt ihn Werder Bremen vor den Mechanismen der Öffentlichkeit.

"Er ist ein junger Spieler, der über ein großes fußballerisches Potenzial verfügt", sagt Alexander Nouri, Trainer von Werder II. "Für uns ist es nun eine spannende Aufgabe, an seiner weiteren sportlichen Entwicklung mitzuwirken." Manneh soll in der zweiten Mannschaft viel Spielpraxis sammeln. Dort kann er reifen, sich entwickeln, dazulernen.

Bundesligatrainer Skripnik: "Manneh kann bei uns spielen"

Zudem trainiert er häufig bei den Profis mit. Dem Cheftrainer ist sein Talent längst aufgefallen. "Wenn er sich weiter in der 3. Liga profiliert, bin ich fest davon überzeugt, dass er bei uns nicht nur trainieren, sondern auch spielen kann", sagt Viktor Skripnik, der ihn zuletzt beim 2:1 im Test gegen West Ham United einsetzte. "Aber jeder weiß, dass Talent nur 20 Prozent ausmacht." Manneh muss weiter an sich arbeiten. Hart und akribisch. Das wird er auch. Schließlich hat er in seinem Leben schon ganz andere Herausforderungen angenommen.

"Das hier ist das, wo ich sein will", sagt er. Das vcergleichsweise ruhige Umfeld von Werder scheint für Manneh ideal zu sein. Aber wie kam es überhaupt, dass er für Werder stürmt? Nach seiner Flucht nach Deutschland kam er im Flüchtlingsheim Lesum unter, nördlich von Bremen. Manneh liebte den Fußball schon immer, kickte in Gambia bei der Rush Soccer Aacademy. Auch in seiner neuen Heimat wollte er gegen den Ball treten. Er nahm an einem Sichtungstraining beim Blumenthaler SV für die A-Jugend-Regionalliga teil. Manneh überzeugte. Er schoss viele Tore. Was sonst?

Frings: "Wir haben an Stürmern nicht die Riesenauswahl"

Danach ging alles rasend schnell. Die ersten Scouts klopften an. Manneh absolvierte mehrere Probetrainings, bis er sich für Werder entschied. Seit dem 10. März 2015 gehört er zum Verein. Manneh ist bei Werder angekommen, aber noch längst nicht am Ziel.

"Wir haben an Stürmern nicht die Riesenauswahl. Dass er was drauf hat, ist klar. Sonst wäre er nicht bei uns", sagt Torsten Frings, Assistenztrainer bei Werder - und zugleich ein wichtiger Ansprechpartner für die jüngeren Spieler. "Aber er ist erst 18 Jahre alt, da muss man vorsichtig sein. Wir müssen jetzt erst mal sehen, wie er sich gegen Assani Lukimya oder Jannik Vestergaard präsentiert." Verwundern würde es nicht, wenn diese Zweikämpfe gegen die Bremer Bundesligaverteidiger für Ousman Manneh nicht schwerer als die Flucht bis nach Deutschland wären.