Brecht: "Auf unsere Stärken vertrauen"

Für Barbara Brecht und RB Leipzig steht am heutigen Sonntag (ab 11 Uhr) in der 2. Frauen-Bundesliga gegen ihren Ex-Klub FC Bayern München eine besondere Partie an. Die gebürtige Münchnerin kämpft mit ihrem Team um den Aufstieg in die FLYERALARM-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die 22 Jahre alte Mittelfeldspielerin mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Wiedersehen mit dem FCB.

DFB.de: Heute geht es in der 2. Frauen-Bundesliga gegen die zweite Mannschaft Ihres langjährigen Ex-Klubs FC Bayern München. Wie sehr kribbelt es schon bei Ihnen, Frau Brecht?

Barbara Brecht: Schon sehr. Ich habe acht Jahre in München gespielt und bin praktisch beim FC Bayern großgeworden. Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag.

DFB.de: Sie sind gebürtige Münchnerin und wurden auch beim FC Bayern fußballerisch ausgebildet. Keine normale Partie für Sie, oder?

Brecht: Da ich ein Münchner Kindl bin, ist die Partie für mich persönlich natürlich etwas Besonderes. Mit den FCB-Spielerinnen Jana Kappes und Nike Herrmann habe ich noch zusammengespielt. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen.

DFB.de: Hat sich auch Ihre Familie für die Partie in Leipzig angekündigt?

Brecht: Tatsächlich wird es eine Familienzusammenführung in Leipzig geben. Meine Eltern werden wie schon bei unserem 1:3 im Hinspiel vor Ort sein. Wir werden uns nach dem Spiel treffen und gemeinsam essen gehen.

DFB.de: Stichwort Familie: Seit wann spielen Sie Fußball?

Brecht: Ich habe zunächst im Kindergarten und später mit den Jungs auf der Straße gekickt, bin so gesehen eine "Straßenfußballerin". Meine vier Schwestern konnten dem Spiel nichts abgewinnen, haben mit Sport und Fußball nicht allzu viel am Hut. Ich war dagegen sofort Feuer und Flamme und bin mit sechs Jahren bei meinem Heimatverein VfB Forstinning eingetreten.

DFB.de: Nach Ihrer Ausbildung beim FC Bayern stand im Sommer 2020 bereits ein Wechsel nach Leipzig im Raum. Warum haben Sie sich damals für SGS Essen entschieden?

Brecht: Ich hatte tolle Gespräche mit RB Leipzig, mich dabei auch total wohlgefühlt. Aber letztlich habe ich mich dann doch entschieden, direkt den Schritt in die Frauen-Bundesliga zu wagen.

DFB.de: Und wie kam es dann zum Wechsel nach Leipzig mit einem Jahr "Verspätung"?

Brecht: Der Kontakt zu Viola Odebrecht, der Sportlichen Leiterin von RB Leipzig, war nie abgebrochen. Bei der SGS Essen bin ich nicht auf die erhofften Einsatzzeiten gekommen. Ich wollte wieder regelmäßig auf dem Platz stehen. Das ist für eine junge Spielerin auch das Wichtigste. Deshalb bin ich jetzt sehr froh, regelmäßig für RB aufzulaufen.

DFB.de: Elf Spieltage vor dem Saisonende stehen für RB Leipzig 31 Punkte zu Buche. Der Abstand zu einem Aufstiegsplatz beträgt fünf Zähler. Was haben Sie sich mit dem Team für restlichen Saisonspiele vorgenommen?

Brecht: Wir wollen möglichst die maximale Punktausbeute einfahren und weiter oben dranbleiben. Unser Saisonziel als Team ist und bleibt der Aufstieg in die Bundesliga. Jeder weiß, über welches Potenzial wir in der Mannschaft verfügen. Vom Verein verspüren wir keinen Aufstiegsdruck, alles ist nachhaltig geplant. Wir wissen, dass auch der SV Meppen und der MSV Duisburg starke Mannschaften haben. Dennoch trauen wir uns den Aufstieg zu.

DFB.de: Im Hinspiel mussten Sie noch verletzungsbedingt passen. Wie schwer war es für Sie, sich nach Ihrem Meniskusriss zurück zu kämpfen und die Partie damals von außen beobachten zu müssen?

Brecht: Die Zeit in der Reha war schwierig. Ich musste insgesamt viereinhalb Monate pausieren. Bei meiner Rückkehr auf dem Platz war die Gier nach dem Ball umso größer. Im Hinspiel habe ich maximal fünf Minuten gesessen, den Rest des Spiels habe ich stehend verfolgt und mitgefiebert. Das gab nur einen positiven Aspekt: Da FCB-Heimspiele in Aschheim ausgetragen werden, konnte ich bei meinen Eltern in Forstinning, das nur 15 Minuten entfernt ist, übernachten.

DFB.de: Was muss heute besser gemacht werden, damit die drei Punkte in Leipzig bleiben?

Brecht: Wir müssen in erster Linie auf unsere Stärken vertrauen. Auf dem Platz sollte sich auch unsere größere Erfahrung gegenüber einer reinen U 20-Mannschaft deutlicher bemerkbar machen. Zuletzt hat es außerdem ein wenig bei der Chancenverwertung gemangelt. Da müssen wir uns verbessern.

DFB.de: Ihr Comeback hatten Sie Anfang November beim 3:0-Heimsieg gegen die SV 07 Elversberg gegeben. Mit welcher Gefühlslage waren Sie nach der langen Pause auf den Platz gegangen?

Brecht: Mit großer Vorfreude. Vor dem Spiel die Energie der Mannschaft zu spüren, war sensationell. Nach dem Schlusspfiff musste ich schon ein wenig nach Luft schnappen, aber nach einem Sieg fühlt man sich immer besser. Es war ein Super-Gefühl, gemeinsam mit den Mitspielerinnen wieder in der Kabine zu sitzen, sich zum ersten Mal das Trikot anzuziehen und hinterher zu feiern. Das hat mir sehr gefehlt und ist auch ein Grund dafür, warum ich mich für einen Mannschaftssport entschieden habe.

DFB.de: Sie haben während Ihrer Karriere schon einige leidvolle Erfahrungen mit Verletzungen gemacht. Wie stark ist bei Ihnen auch deshalb der Wunsch, noch einmal in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufzulaufen?

Brecht: Nach einer Schulter-OP musste ich eine halbjährige Zwangspause einlegen. Wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel war ich elf Monate raus. Hinzu kommen drei Knie-Operationen, da sich bei mir Keime gebildet hatten. Nach meinem Meniskusriss bin ich jetzt zwar auch noch nicht wieder bei 100 Prozent. Dennoch ist es mein größter Wunsch, noch einmal ganz oben anzugreifen. Am liebsten mit RB Leipzig.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Stärken und in welchen Bereichen müssen Sie noch zulegen?

Brecht: Im Zentrum musst du als Mittelfeldspielerin über eine gute Spielübersicht verfügen. Ich bin kämpferisch stark und technisch auch nicht so schlecht. (lacht) In puncto Schnelligkeit kann ich sicherlich noch zulegen. Trotz meiner Größe von 1,80 Meter könnte auch mein Kopfballspiel besser sein.

DFB.de: Als Studentin der Sportwissenschaften konnten Sie sich bestens auf Ihr Comeback vorbereiten. Was ist für Sie nach dieser Leidenszeit jetzt das Wichtigste?

Brecht: Ich bin im dritten Semester, war während meiner Verletzungspause wegen des Studiums permanent abgelenkt. Es hat gutgetan, sich in dieser Zeit mit anderen Sachen zu beschäftigen. Erst in diesen Phasen realisiert man, wie wichtig die Gesundheit ist. Ich will wieder schmerzfrei Fußball spielen und mich kontinuierlich verbessern.

DFB.de: Ist es richtig, dass Sie sich in Zukunft eine Trainertätigkeit im Bereich Fußball oder Athletik vorstellen können?

Brecht: Durch meine Verletzungen hatte ich viel Kontakt zu Reha-Abteilungen, kenne mich mit Aufbau- und Athletiktraining schon gut aus. In diesem Bereich könnte ich mir später beruflich durchaus etwas vorstellen.

[mspw]

Für Barbara Brecht und RB Leipzig steht am heutigen Sonntag (ab 11 Uhr) in der 2. Frauen-Bundesliga gegen ihren Ex-Klub FC Bayern München eine besondere Partie an. Die gebürtige Münchnerin kämpft mit ihrem Team um den Aufstieg in die FLYERALARM-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die 22 Jahre alte Mittelfeldspielerin mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Wiedersehen mit dem FCB.

DFB.de: Heute geht es in der 2. Frauen-Bundesliga gegen die zweite Mannschaft Ihres langjährigen Ex-Klubs FC Bayern München. Wie sehr kribbelt es schon bei Ihnen, Frau Brecht?

Barbara Brecht: Schon sehr. Ich habe acht Jahre in München gespielt und bin praktisch beim FC Bayern großgeworden. Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag.

DFB.de: Sie sind gebürtige Münchnerin und wurden auch beim FC Bayern fußballerisch ausgebildet. Keine normale Partie für Sie, oder?

Brecht: Da ich ein Münchner Kindl bin, ist die Partie für mich persönlich natürlich etwas Besonderes. Mit den FCB-Spielerinnen Jana Kappes und Nike Herrmann habe ich noch zusammengespielt. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen.

DFB.de: Hat sich auch Ihre Familie für die Partie in Leipzig angekündigt?

Brecht: Tatsächlich wird es eine Familienzusammenführung in Leipzig geben. Meine Eltern werden wie schon bei unserem 1:3 im Hinspiel vor Ort sein. Wir werden uns nach dem Spiel treffen und gemeinsam essen gehen.

DFB.de: Stichwort Familie: Seit wann spielen Sie Fußball?

Brecht: Ich habe zunächst im Kindergarten und später mit den Jungs auf der Straße gekickt, bin so gesehen eine "Straßenfußballerin". Meine vier Schwestern konnten dem Spiel nichts abgewinnen, haben mit Sport und Fußball nicht allzu viel am Hut. Ich war dagegen sofort Feuer und Flamme und bin mit sechs Jahren bei meinem Heimatverein VfB Forstinning eingetreten.

DFB.de: Nach Ihrer Ausbildung beim FC Bayern stand im Sommer 2020 bereits ein Wechsel nach Leipzig im Raum. Warum haben Sie sich damals für SGS Essen entschieden?

Brecht: Ich hatte tolle Gespräche mit RB Leipzig, mich dabei auch total wohlgefühlt. Aber letztlich habe ich mich dann doch entschieden, direkt den Schritt in die Frauen-Bundesliga zu wagen.

DFB.de: Und wie kam es dann zum Wechsel nach Leipzig mit einem Jahr "Verspätung"?

Brecht: Der Kontakt zu Viola Odebrecht, der Sportlichen Leiterin von RB Leipzig, war nie abgebrochen. Bei der SGS Essen bin ich nicht auf die erhofften Einsatzzeiten gekommen. Ich wollte wieder regelmäßig auf dem Platz stehen. Das ist für eine junge Spielerin auch das Wichtigste. Deshalb bin ich jetzt sehr froh, regelmäßig für RB aufzulaufen.

DFB.de: Elf Spieltage vor dem Saisonende stehen für RB Leipzig 31 Punkte zu Buche. Der Abstand zu einem Aufstiegsplatz beträgt fünf Zähler. Was haben Sie sich mit dem Team für restlichen Saisonspiele vorgenommen?

Brecht: Wir wollen möglichst die maximale Punktausbeute einfahren und weiter oben dranbleiben. Unser Saisonziel als Team ist und bleibt der Aufstieg in die Bundesliga. Jeder weiß, über welches Potenzial wir in der Mannschaft verfügen. Vom Verein verspüren wir keinen Aufstiegsdruck, alles ist nachhaltig geplant. Wir wissen, dass auch der SV Meppen und der MSV Duisburg starke Mannschaften haben. Dennoch trauen wir uns den Aufstieg zu.

DFB.de: Im Hinspiel mussten Sie noch verletzungsbedingt passen. Wie schwer war es für Sie, sich nach Ihrem Meniskusriss zurück zu kämpfen und die Partie damals von außen beobachten zu müssen?

Brecht: Die Zeit in der Reha war schwierig. Ich musste insgesamt viereinhalb Monate pausieren. Bei meiner Rückkehr auf dem Platz war die Gier nach dem Ball umso größer. Im Hinspiel habe ich maximal fünf Minuten gesessen, den Rest des Spiels habe ich stehend verfolgt und mitgefiebert. Das gab nur einen positiven Aspekt: Da FCB-Heimspiele in Aschheim ausgetragen werden, konnte ich bei meinen Eltern in Forstinning, das nur 15 Minuten entfernt ist, übernachten.

DFB.de: Was muss heute besser gemacht werden, damit die drei Punkte in Leipzig bleiben?

Brecht: Wir müssen in erster Linie auf unsere Stärken vertrauen. Auf dem Platz sollte sich auch unsere größere Erfahrung gegenüber einer reinen U 20-Mannschaft deutlicher bemerkbar machen. Zuletzt hat es außerdem ein wenig bei der Chancenverwertung gemangelt. Da müssen wir uns verbessern.

DFB.de: Ihr Comeback hatten Sie Anfang November beim 3:0-Heimsieg gegen die SV 07 Elversberg gegeben. Mit welcher Gefühlslage waren Sie nach der langen Pause auf den Platz gegangen?

Brecht: Mit großer Vorfreude. Vor dem Spiel die Energie der Mannschaft zu spüren, war sensationell. Nach dem Schlusspfiff musste ich schon ein wenig nach Luft schnappen, aber nach einem Sieg fühlt man sich immer besser. Es war ein Super-Gefühl, gemeinsam mit den Mitspielerinnen wieder in der Kabine zu sitzen, sich zum ersten Mal das Trikot anzuziehen und hinterher zu feiern. Das hat mir sehr gefehlt und ist auch ein Grund dafür, warum ich mich für einen Mannschaftssport entschieden habe.

DFB.de: Sie haben während Ihrer Karriere schon einige leidvolle Erfahrungen mit Verletzungen gemacht. Wie stark ist bei Ihnen auch deshalb der Wunsch, noch einmal in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufzulaufen?

Brecht: Nach einer Schulter-OP musste ich eine halbjährige Zwangspause einlegen. Wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel war ich elf Monate raus. Hinzu kommen drei Knie-Operationen, da sich bei mir Keime gebildet hatten. Nach meinem Meniskusriss bin ich jetzt zwar auch noch nicht wieder bei 100 Prozent. Dennoch ist es mein größter Wunsch, noch einmal ganz oben anzugreifen. Am liebsten mit RB Leipzig.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Stärken und in welchen Bereichen müssen Sie noch zulegen?

Brecht: Im Zentrum musst du als Mittelfeldspielerin über eine gute Spielübersicht verfügen. Ich bin kämpferisch stark und technisch auch nicht so schlecht. (lacht) In puncto Schnelligkeit kann ich sicherlich noch zulegen. Trotz meiner Größe von 1,80 Meter könnte auch mein Kopfballspiel besser sein.

DFB.de: Als Studentin der Sportwissenschaften konnten Sie sich bestens auf Ihr Comeback vorbereiten. Was ist für Sie nach dieser Leidenszeit jetzt das Wichtigste?

Brecht: Ich bin im dritten Semester, war während meiner Verletzungspause wegen des Studiums permanent abgelenkt. Es hat gutgetan, sich in dieser Zeit mit anderen Sachen zu beschäftigen. Erst in diesen Phasen realisiert man, wie wichtig die Gesundheit ist. Ich will wieder schmerzfrei Fußball spielen und mich kontinuierlich verbessern.

DFB.de: Ist es richtig, dass Sie sich in Zukunft eine Trainertätigkeit im Bereich Fußball oder Athletik vorstellen können?

Brecht: Durch meine Verletzungen hatte ich viel Kontakt zu Reha-Abteilungen, kenne mich mit Aufbau- und Athletiktraining schon gut aus. In diesem Bereich könnte ich mir später beruflich durchaus etwas vorstellen.

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