Braunschweigs Kijewski: "Achterbahnfahrt schweißt zusammen"

Nach Stammtorhüter Jasmin Fejzic (35/196 Einsätze) ist der 25 Jahre alte Linksverteidiger Niko Kijewski mit 109 Partien für Eintracht Braunschweig der Spieler im aktuellen Kader mit den meisten Begegnungen für den Traditionsverein. Im DFB.de-Interview spricht Kijewski mit Mitarbeiter Peter Haidinger über sein Comeback, die Verbundenheit zum Verein und die Saisonziele.

DFB.de: Nach einem überstandenen Kreuzbandriss stehen Sie in dieser Spielzeit wieder regelmäßig auf dem Platz. Wie würden Sie das Gefühl beschreiben, Herr Kijewski?

Niko Kijewski: Ich habe eine zehnmonatige Leidenszeit hinter mir. Unmittelbar nach der Diagnose saß der Schock bei mir zunächst sehr tief. Aber ich habe mich nach der Operation in der Reha zurückgekämpft. Jetzt bin ich dankbar, dass ich wieder fit und gesund auf dem Platz stehen kann.

DFB.de: Können Sie sich noch an den Moment der Verletzung erinnern?

Kijewski: Sogar ganz genau. Es war am zweiten Spieltag der abgelaufenen Zweitligasaison im Spiel gegen Holstein Kiel. Gegen Ende der Partie hatte ich mich unglücklich gedreht und ein Kieler Spieler ist mit seinem ganzen Körpergewicht auf mein Knie gefallen. Da ist es passiert.

DFB.de: Wie sehr denken Sie im Wettkampf noch daran oder ist das komplett ausgeblendet?

Kijewski: Zugegeben: Während der Vorbereitung und in den ersten beiden Saisonspielen hatte ich die Verletzung schon noch in meinem Hinterkopf. Es ist normal, dass man Respekt davor hat, dass so etwas noch einmal passieren könnte. Aber mittlerweile fühle ich mich sicher und stabil, verschwende keinen Gedanken mehr daran.

DFB.de: Noch während Sie verletzt waren, hatte die Eintracht Ihren Vertrag verlängert. Was bedeutet Ihnen das?

Kijewski: Ich empfinde gegenüber dem Verein eine große Dankbarkeit. Wenn man praktisch eine gesamte Saison ausfällt und der Vertrag außerdem am Saisonende ausläuft, macht man sich schon Gedanken um die Zukunft. Viele Spieler haben in der gleichen Situation keinen Verein mehr bekommen und sind dann arbeitslos. Die beiden Eintracht-Geschäftsführer Wolfram Benz und Peter Vollmann hatten mir nur einen Tag nach der Diagnose mitgeteilt, dass sie weiterhin mit mir planen. Das tat sehr gut. So konnte ich mich voll und ganz auf die Reha konzentrieren.

DFB.de: Wie schwer war es, im Abstiegskampf nur zuschauen zu können?

Kijewski: In den letzten drei oder vier Zweitligaspielen ging es um alles: Bleiben wir drin oder steigen wir ab? Man kann nicht helfen und aktiv eingreifen, sitzt völlig machtlos auf der Tribüne. Für mich war es schwierig, damit klarzukommen.

DFB.de: Sie sind bereits seit der U 19 für die Eintracht am Ball, haben mit der Relegation zur Bundesliga, dem Abstieg in die 3. Liga und dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga so ziemlich alles mitgemacht. Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Eintracht beschreiben?

Kijewski: Obwohl ich gebürtiger Osnabrücker bin, ist Braunschweig zu meiner Heimat geworden. Ich habe mit der Eintracht eine komplette Achterbahnfahrt hinter mir. So etwas schweißt zusammen. Ich fühle mich in Braunschweig pudelwohl.

DFB.de: Mit der U 19-Auswahl des DFB hatten Sie unter anderem mit den aktuellen Nationalspielern Leroy Sané, Timo Werner, Lukas Klostermann und Mahmoud Dahoud zusammengespielt. Warum hat es für Sie letztlich nicht bis ganz nach oben gereicht?

Kijewski: Ganz ehrlich: Es hat definitiv nicht am Ehrgeiz oder Willen gelegen. Vielmehr haben diese Spieler fußballerisch einfach eine bessere Qualität. Das muss ich neidlos anerkennen. Ich bin deshalb auch nicht traurig, sondern habe eine andere Karriere und bin damit sehr zufrieden.

DFB.de: Nach sieben Ligaspielen stehen für Eintracht Braunschweig zwölf Punkte zu Buche. Wie bewerten Sie die bisherige Ausbeute?

Kijewski: Nachdem wir aus den ersten beiden Partien nur einen Punkt geholt hatten, kam schon ein wenig Unruhe auf und wir hatten einen gewissen Druck verspürt. Wir haben das als Mannschaft, zusammen mit dem Trainerteam, aber gut weggesteckt und mit drei Siegen in Folge die richtige Antwort auf dem Platz gegeben. Wir sind jetzt seit fünf Begegnungen unbesiegt, haben außerdem noch eine Nachholpartie bei der U 23 des SC Freiburg in der Hinterhand. Von daher können wir mit dem bisherigen Abschneiden ganz zufrieden sein. Daran wollen wir jetzt aber auch anknüpfen.

DFB.de: Trauen Sie der Mannschaft den direkten Wiederaufstieg zu?

Kijewski: Wir sind ein eingeschworener Haufen, haben starke Charaktere im Kader und sind in der Lage, Rückstände zu drehen. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Die Eintracht hat das Saisonziel klar kommuniziert: Wir haben einen Zwei-Jahres-Plan, wollen aber so lange wie möglich oben mitspielen und am Ende der Saison auf jeden Fall im oberen Tabellendrittel landen.

DFB.de: Mit Michael Schiele steht in dieser Saison ein neuer Trainer an der Seitenlinie. Wie würden Sie ihn als Typ beschreiben?

Kijewski: Michael Schiele ist ein Toptrainer, fachlich sehr kompetent. Auch die menschliche Komponente kommt bei ihm nicht zu kurz. Er weiß genau, wie er uns kitzeln und wann er gegenüber den Spielern etwas lauter werden muss. Andererseits werden die Inhalte auch auf eine ruhige und sachliche Art vermittelt. Besonders die bittere 0:4-Heimniederlage gegen Aufsteiger FC Viktoria Berlin wurde sehr sachlich analysiert. Wir haben daraus die richtigen Schlüsse gezogen.

DFB.de: In der Meisterschaft geht es heute mit dem Traditionsduell beim MSV Duisburg weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kijewski: Der MSV hat einige erfahrene Spieler verpflichtet. Es wird sicherlich eine intensive und schwierige Partie, in der Kleinigkeiten entscheiden können.

DFB.de: Worauf wird es für Ihre Mannschaft ankommen?

Kijewski: Die Defensive ist das Allerwichtigste und die Basis für den Erfolg. Wir wollen möglichst ohne Gegentor bleiben. Außerdem müssen wir uns in jeden Zweitkampf werfen und offensiv fußballerische Akzente setzen. Dann ist einiges möglich.

[mspw]

Nach Stammtorhüter Jasmin Fejzic (35/196 Einsätze) ist der 25 Jahre alte Linksverteidiger Niko Kijewski mit 109 Partien für Eintracht Braunschweig der Spieler im aktuellen Kader mit den meisten Begegnungen für den Traditionsverein. Im DFB.de-Interview spricht Kijewski mit Mitarbeiter Peter Haidinger über sein Comeback, die Verbundenheit zum Verein und die Saisonziele.

DFB.de: Nach einem überstandenen Kreuzbandriss stehen Sie in dieser Spielzeit wieder regelmäßig auf dem Platz. Wie würden Sie das Gefühl beschreiben, Herr Kijewski?

Niko Kijewski: Ich habe eine zehnmonatige Leidenszeit hinter mir. Unmittelbar nach der Diagnose saß der Schock bei mir zunächst sehr tief. Aber ich habe mich nach der Operation in der Reha zurückgekämpft. Jetzt bin ich dankbar, dass ich wieder fit und gesund auf dem Platz stehen kann.

DFB.de: Können Sie sich noch an den Moment der Verletzung erinnern?

Kijewski: Sogar ganz genau. Es war am zweiten Spieltag der abgelaufenen Zweitligasaison im Spiel gegen Holstein Kiel. Gegen Ende der Partie hatte ich mich unglücklich gedreht und ein Kieler Spieler ist mit seinem ganzen Körpergewicht auf mein Knie gefallen. Da ist es passiert.

DFB.de: Wie sehr denken Sie im Wettkampf noch daran oder ist das komplett ausgeblendet?

Kijewski: Zugegeben: Während der Vorbereitung und in den ersten beiden Saisonspielen hatte ich die Verletzung schon noch in meinem Hinterkopf. Es ist normal, dass man Respekt davor hat, dass so etwas noch einmal passieren könnte. Aber mittlerweile fühle ich mich sicher und stabil, verschwende keinen Gedanken mehr daran.

DFB.de: Noch während Sie verletzt waren, hatte die Eintracht Ihren Vertrag verlängert. Was bedeutet Ihnen das?

Kijewski: Ich empfinde gegenüber dem Verein eine große Dankbarkeit. Wenn man praktisch eine gesamte Saison ausfällt und der Vertrag außerdem am Saisonende ausläuft, macht man sich schon Gedanken um die Zukunft. Viele Spieler haben in der gleichen Situation keinen Verein mehr bekommen und sind dann arbeitslos. Die beiden Eintracht-Geschäftsführer Wolfram Benz und Peter Vollmann hatten mir nur einen Tag nach der Diagnose mitgeteilt, dass sie weiterhin mit mir planen. Das tat sehr gut. So konnte ich mich voll und ganz auf die Reha konzentrieren.

DFB.de: Wie schwer war es, im Abstiegskampf nur zuschauen zu können?

Kijewski: In den letzten drei oder vier Zweitligaspielen ging es um alles: Bleiben wir drin oder steigen wir ab? Man kann nicht helfen und aktiv eingreifen, sitzt völlig machtlos auf der Tribüne. Für mich war es schwierig, damit klarzukommen.

DFB.de: Sie sind bereits seit der U 19 für die Eintracht am Ball, haben mit der Relegation zur Bundesliga, dem Abstieg in die 3. Liga und dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga so ziemlich alles mitgemacht. Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Eintracht beschreiben?

Kijewski: Obwohl ich gebürtiger Osnabrücker bin, ist Braunschweig zu meiner Heimat geworden. Ich habe mit der Eintracht eine komplette Achterbahnfahrt hinter mir. So etwas schweißt zusammen. Ich fühle mich in Braunschweig pudelwohl.

DFB.de: Mit der U 19-Auswahl des DFB hatten Sie unter anderem mit den aktuellen Nationalspielern Leroy Sané, Timo Werner, Lukas Klostermann und Mahmoud Dahoud zusammengespielt. Warum hat es für Sie letztlich nicht bis ganz nach oben gereicht?

Kijewski: Ganz ehrlich: Es hat definitiv nicht am Ehrgeiz oder Willen gelegen. Vielmehr haben diese Spieler fußballerisch einfach eine bessere Qualität. Das muss ich neidlos anerkennen. Ich bin deshalb auch nicht traurig, sondern habe eine andere Karriere und bin damit sehr zufrieden.

DFB.de: Nach sieben Ligaspielen stehen für Eintracht Braunschweig zwölf Punkte zu Buche. Wie bewerten Sie die bisherige Ausbeute?

Kijewski: Nachdem wir aus den ersten beiden Partien nur einen Punkt geholt hatten, kam schon ein wenig Unruhe auf und wir hatten einen gewissen Druck verspürt. Wir haben das als Mannschaft, zusammen mit dem Trainerteam, aber gut weggesteckt und mit drei Siegen in Folge die richtige Antwort auf dem Platz gegeben. Wir sind jetzt seit fünf Begegnungen unbesiegt, haben außerdem noch eine Nachholpartie bei der U 23 des SC Freiburg in der Hinterhand. Von daher können wir mit dem bisherigen Abschneiden ganz zufrieden sein. Daran wollen wir jetzt aber auch anknüpfen.

DFB.de: Trauen Sie der Mannschaft den direkten Wiederaufstieg zu?

Kijewski: Wir sind ein eingeschworener Haufen, haben starke Charaktere im Kader und sind in der Lage, Rückstände zu drehen. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Die Eintracht hat das Saisonziel klar kommuniziert: Wir haben einen Zwei-Jahres-Plan, wollen aber so lange wie möglich oben mitspielen und am Ende der Saison auf jeden Fall im oberen Tabellendrittel landen.

DFB.de: Mit Michael Schiele steht in dieser Saison ein neuer Trainer an der Seitenlinie. Wie würden Sie ihn als Typ beschreiben?

Kijewski: Michael Schiele ist ein Toptrainer, fachlich sehr kompetent. Auch die menschliche Komponente kommt bei ihm nicht zu kurz. Er weiß genau, wie er uns kitzeln und wann er gegenüber den Spielern etwas lauter werden muss. Andererseits werden die Inhalte auch auf eine ruhige und sachliche Art vermittelt. Besonders die bittere 0:4-Heimniederlage gegen Aufsteiger FC Viktoria Berlin wurde sehr sachlich analysiert. Wir haben daraus die richtigen Schlüsse gezogen.

DFB.de: In der Meisterschaft geht es heute mit dem Traditionsduell beim MSV Duisburg weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kijewski: Der MSV hat einige erfahrene Spieler verpflichtet. Es wird sicherlich eine intensive und schwierige Partie, in der Kleinigkeiten entscheiden können.

DFB.de: Worauf wird es für Ihre Mannschaft ankommen?

Kijewski: Die Defensive ist das Allerwichtigste und die Basis für den Erfolg. Wir wollen möglichst ohne Gegentor bleiben. Außerdem müssen wir uns in jeden Zweitkampf werfen und offensiv fußballerische Akzente setzen. Dann ist einiges möglich.

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