"Bomber der Nation": Gerd Müller feierte seinen 60. Geburtstag

Dieser Tage kommt dem Begriff "Doppelbelastung" für Gerd Müller eine ganz neue Bedeutung zu. Nicht nur, dass sich der erfolgreichste deutsche Nationalstürmer aller Zeiten als Co-Trainer von Hermann Gerland bei den Amateuren von Bayern München gefordert sieht, Müller muss zudem einen Interview-Wunsch nach dem anderen erfüllen.

Am Donnerstag feierte der so genannte "Bomber der Nation" seinen 60. Geburtstag, und mit seinem Jubiläum kehrten all die großen und kleinen Geschichten des Ausnahmespielers ins Bewusstsein zurück.

Müller hat in seiner wohl einmaligen Karriere Rekorde für die Ewigkeit aufgestellt. In 427 Bundesliga-Spielen erzielte er für Bayern 365 Tore, siebenmal wurde er Torschützenkönig, in 62 Länderspielen für die DFB-Auswahl brachte er es auf sagenhafte 68 Treffer.

Die Erfolge der Nationalmannschaft und vor allem den Aufstieg des Klubs aus Schwabing zum Rekordmeister hat der knubbelige Bursche, den sein erster Bayern-Trainer "Tschik" Cajkovski "kleines, dickes Müller" nannte, überhaupt erst möglich gemacht. "Wir haben dem Gerd alles zu verdanken", sagt Bayern-Präsident Franz Beckenbauer.

Klinsmann: "Du hast im Weltfußball Geschichte geschrieben"

Auch Bundestrainer Jürgen Klinsmann, einer seiner Nachfolger im Sturm des FC Bayern München, weiß um die Bedeutung des Ausnahmestürmers für den deutschen Fußball: "Es gibt gerade in unserer schnelllebigen Zeit viele Fußballer, die kommen und gehen. Aber es gibt wenige, die solch bleibende Eindrücke hinterlassen haben wie Du. Rekorde, Tore, Episoden – Du hast im Weltfußball Geschichte geschrieben", gratuliert Klinsmann Müller in einem persönlichem Schreiben.

Welt-, Europa- und deutscher Meister, Welt-, Europa- und DFB-Pokalsieger, Europas Fußballer des Jahres, WM-Torschützenkönig und viele Erfolge mehr - Müller hat in seiner Laufbahn alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.

Elogen hat der kleine Mann mit den dicken Oberschenkeln indes nie gern gehört, die Öffentlichkeit scheut er regelrecht. Dem gelernten Weber aus Nördlingen sind große Auftritte und Reden ein Graus. Und wenn er sich erinnert an seine aktive Zeit, dann tut er das in seiner eigenen Schlichtheit: "Der WM-Titel 1974 war der Höhepunkt."

In seiner unnachahmlichen Art hatte er es gegen die Niederlande bei seinem Tor zum 2:1-Endstand wieder einmal "müllern" gelassen. "Tore, die eigentlich nur Gerd Müller schießt", sagte damals Kommentator Rudi Michel. Meist schoss er nicht, er schob, spitzelte oder stocherte - und das alles mit der Gabe, Situationen exakt vorauszuahnen. Dass er nur einmal das "Tor des Jahres" erzielte, 1976 gegen Tennis-Borussia Berlin, könnte fast als Ausdruck seiner Persönlichkeit gedeutet werden: einfach und bescheiden.

Wirft man einen zweiten Blick auf das Phänomen, dann entdeckt man viele kleine Anekdoten, die zeigen, auf welch verschlungenen Pfaden sich seine Lebensgeschichte ihren Weg gebahnt hat. Dass ihn sein Traumverein 1. FC Nürnberg nicht verpflichtete, weil bereits zwei Müllers zur Mannschaft gehörten, ist so ein Beispiel. Oder dass ihn ein Friseur in Füssen spielen sah, an Bayern München vermittelte, der TSV Nördlingen rund 5000 Mark Ablöse bekam und Müller in München nebenbei noch als Möbelverkäufer arbeitete, ebenfalls. Am 20. Oktober 1965 ersetzte er in Hamburg den verletzten Sepp Maier im Tor, Bayern gewann 4:0. 40 Tore hatte Müller in der Saison 1971/72 geschossen, drei Vereine hatten weniger erzielt.

Doch in den späten 70ern machte es nicht mehr so oft "bumm", wie es Müller einst besungen hatte. Und zehn Tage nach dem 3. Februar 1978, als ihn Pal Cernai zum ersten Mal in seiner Karriere vorzeitig vom Platz nahm, erklärte er seinen Rücktritt.

Mit seiner Frau Uschi und Tochter Nicole zog er nach Florida, spielte bei den Fort Lauderdale Strikers und den Smith Brothers Lounge. Es folgte ein zweiter Abschnitt, auf dem Müller in einige persönliche Turbulenzen geriet. "Gott sei Dank ist das alles gut gegangen", sagt Müller heute mit dem Blick zurück auf die kritische Phase seines Lebens. Er ist Bayern dankbar, dass sie ihn nicht vergessen haben, Manager Uli Hoeneß und der Verein ihm 1992 eine Aufgabe gaben. Zunächst als Torwarttrainer, danach als Assistent bei den Amateuren. Bis 2010 läuft sein Vertrag.

Am Donnerstag traf sich Müller mit Freunden, und für Freitag sind 35 Plätze bei Müllers Lieblings-Italiener in Thalkirchen reserviert. Die Bayern samt Vorstand werden da sein, und sie werden sich gemeinsam mit Gerd Müller an all seine großen und kleinen Geschichten erinnern.

[tok/sid]


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Dieser Tage kommt dem Begriff "Doppelbelastung" für Gerd Müller eine ganz neue Bedeutung zu. Nicht nur, dass sich der erfolgreichste deutsche Nationalstürmer aller Zeiten als Co-Trainer von Hermann Gerland bei den Amateuren von Bayern München gefordert sieht, Müller muss zudem einen Interview-Wunsch nach dem anderen erfüllen.



Am Donnerstag feierte der so genannte "Bomber der Nation" seinen 60. Geburtstag, und mit seinem Jubiläum kehrten all die großen und kleinen Geschichten des Ausnahmespielers ins Bewusstsein zurück.



Müller hat in seiner wohl einmaligen Karriere Rekorde für die
Ewigkeit aufgestellt. In 427 Bundesliga-Spielen erzielte er für
Bayern 365 Tore, siebenmal wurde er Torschützenkönig, in 62
Länderspielen für die DFB-Auswahl brachte er es auf sagenhafte 68 Treffer.



Die Erfolge der Nationalmannschaft und vor allem den Aufstieg
des Klubs aus Schwabing zum Rekordmeister hat der knubbelige
Bursche, den sein erster Bayern-Trainer "Tschik" Cajkovski
"kleines, dickes Müller" nannte, überhaupt erst möglich gemacht.
"Wir haben dem Gerd alles zu verdanken", sagt Bayern-Präsident
Franz Beckenbauer.



Klinsmann: "Du hast im Weltfußball Geschichte geschrieben"



Auch Bundestrainer Jürgen Klinsmann, einer seiner Nachfolger im Sturm des FC Bayern München, weiß um die Bedeutung des Ausnahmestürmers für den deutschen Fußball: "Es gibt gerade in unserer schnelllebigen Zeit viele Fußballer, die kommen und gehen. Aber es gibt wenige, die solch bleibende Eindrücke hinterlassen haben wie Du. Rekorde, Tore, Episoden – Du hast im Weltfußball Geschichte geschrieben", gratuliert Klinsmann Müller in einem persönlichem Schreiben.



Welt-, Europa- und deutscher Meister, Welt-, Europa- und
DFB-Pokalsieger, Europas Fußballer des Jahres, WM-Torschützenkönig und viele Erfolge mehr - Müller hat in seiner Laufbahn alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.



Elogen hat der kleine Mann mit den dicken Oberschenkeln indes
nie gern gehört, die Öffentlichkeit scheut er regelrecht. Dem
gelernten Weber aus Nördlingen sind große Auftritte und Reden ein Graus. Und wenn er sich erinnert an seine aktive Zeit, dann tut er das in seiner eigenen Schlichtheit: "Der WM-Titel 1974 war der Höhepunkt."



In seiner unnachahmlichen Art hatte er es gegen die Niederlande bei seinem Tor zum 2:1-Endstand wieder einmal "müllern" gelassen. "Tore, die eigentlich nur Gerd Müller schießt", sagte
damals Kommentator Rudi Michel. Meist schoss er nicht, er schob,
spitzelte oder stocherte - und das alles mit der Gabe, Situationen exakt vorauszuahnen. Dass er nur einmal das "Tor des Jahres" erzielte, 1976 gegen Tennis-Borussia Berlin, könnte fast als Ausdruck seiner Persönlichkeit gedeutet werden: einfach und
bescheiden.



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Wirft man einen zweiten Blick auf das Phänomen, dann entdeckt
man viele kleine Anekdoten, die zeigen, auf welch verschlungenen
Pfaden sich seine Lebensgeschichte ihren Weg gebahnt hat. Dass ihn sein Traumverein 1. FC Nürnberg nicht verpflichtete, weil bereits zwei Müllers zur Mannschaft gehörten, ist so ein Beispiel. Oder dass ihn ein Friseur in Füssen spielen sah, an Bayern München vermittelte, der TSV Nördlingen rund 5000 Mark Ablöse bekam und Müller in München nebenbei noch als Möbelverkäufer arbeitete, ebenfalls. Am 20. Oktober 1965 ersetzte er in Hamburg den verletzten Sepp Maier im Tor, Bayern gewann 4:0. 40 Tore hatte Müller in der Saison 1971/72 geschossen, drei Vereine hatten weniger erzielt.



Doch in den späten 70ern machte es nicht mehr so oft "bumm",
wie es Müller einst besungen hatte. Und zehn Tage nach dem 3.
Februar 1978, als ihn Pal Cernai zum ersten Mal in seiner Karriere vorzeitig vom Platz nahm, erklärte er seinen Rücktritt.



Mit seiner Frau Uschi und Tochter Nicole zog er nach Florida,
spielte bei den Fort Lauderdale Strikers und den Smith Brothers
Lounge. Es folgte ein zweiter Abschnitt, auf dem Müller in einige persönliche Turbulenzen geriet. "Gott sei Dank ist das alles gut gegangen", sagt Müller heute mit dem Blick zurück auf die kritische Phase seines Lebens. Er ist Bayern dankbar, dass sie ihn nicht vergessen haben, Manager Uli Hoeneß und der Verein ihm 1992 eine Aufgabe gaben. Zunächst als Torwarttrainer, danach als Assistent bei den Amateuren. Bis 2010 läuft sein Vertrag.



Am Donnerstag traf sich Müller mit Freunden, und für Freitag sind 35 Plätze bei Müllers Lieblings-Italiener in Thalkirchen reserviert. Die Bayern samt Vorstand werden da sein, und sie werden sich gemeinsam mit Gerd Müller an all seine großen und kleinen Geschichten erinnern.