Blindenreporter ermöglichen Stadionerlebnis für Sehbehinderte

Es ist Samstagmittag. Die 3. Liga bietet auch an diesem 21. März wieder packende Spiele. Besonders im hohen Norden ist die Begeisterung groß. Holstein Kiel hat sich überraschend zum Aufstiegskandidaten entwickelt. Auch an diesem 30. Spieltag sind die Störche erfolgreich. Bereits in der neunten Spielminute erzielt Mittelfeldspieler Mikkel Vendelbo das entscheidende Tor zum 1:0 gegen den SSV Jahn Regensburg. Die 6154 Zuschauer, mit Ausnahme der mitgereisten Gäste-Fans, feiern das Tor freudig.

So auch Marianne Kröger und Uwe Henrichsen, die voller Begeisterung klatschen. Eines unterscheidet sie jedoch von den übrigen Zuschauern: Sie haben das Tor nicht gesehen. Marianne Kröger ist von Geburt an komplett blind. Uwe Henrichsen hat lediglich eine Restsehstärke von rund drei Prozent. Dass sie dennoch dem Treiben auf dem Rasen folgen können, ist den Blindenreportern zu verdanken.

In den ersten beiden Profiligen Deutschlands sind Blindenkommentatoren längst Standard. Seit Februar wird selbiges auch beim Drittligisten in Kiel angeboten. Hannelore Finck vom Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Kiel hat dieses Projekt vergangenes Jahr gemeinsam mit Holstein Kiel ins Leben gerufen: "Integration und soziale Projekte gehören einfach zum Fußball. Bei uns sind die Reporter praktisch die Augen der Blinden." Potentielle Kommentatoren waren schnell gefunden. Auf einen Anruf in der Stadionzeitung sowie der Regionalzeitung Kieler Nachrichten hin gingen über 20 Bewerbungen ein.

So zum Beispiel von der 20-jährigen Mia Schmidtke, die aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, und von dem 56 Jahre alten Rechtsanwalt Andreas Schlisske. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit verbinden sie ihr Interesse am Fußball und ihre soziale Ader. "Es ist eine tolle Chance für Blinde und Sehbehinderte, mehr Spaß am Fußball zu haben", sagt Schmidtke.

Workshop für die Blindenreporter

Ein Fußballspiel zu kommentieren, ist alles andere als einfach. Nicht ohne Grund haben nahezu alle professionellen Kommentatoren im Fernsehen oder Radio eine journalistische Ausbildung genossen. Bei den Blindenreportern musste es etwas schneller gehen. Lediglich ein viertägiger Workshop fand statt, um den fußballbegeisterten Menschen das Handwerkszeug eines Kommentators zu vermitteln - und dabei auf die speziellen Bedürfnisse der Blinden einzugehen. "Wir kommentieren nicht wie im Fernsehen, wir sind vielmehr Berichterstatter. Wir müssen alles ganz genau beschreiben", erklärt Schlisske. Wo genau befindet sich der Ball? Wie steht die gegnerische Verteidigung? Wohin genau geht der Pass?

Weil die Blinden all das nicht sehen, ist Detailgenauigkeit gefragt. Gerade in passiven Spielabschnitten, wenn die Akteure auf dem Platz den Ball im Mittelfeld hin- und herschieben, ist das eine echte Herausforderung. Blindenreporter müssen pausenlos reden. Anderenfalls wüssten die sehbehinderten Fußballfans nicht, was überhaupt los ist. Weil das ordentlich auf die Stimme geht, sind bei jedem Heimspiel drei Personen im Einsatz: Zwei Kommentatoren sowie ein Ersatzmann, der sich gleichzeitig auch um die Technik kümmert.

Die Blindenkommentatoren nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Das zeigt sich alleine schon an ihren vielen Notizen. Auf einem großen Pappbogen haben sie die Aufstellung und zusätzliche Informationen zu den einzelnen Spielern notiert. Vorbereitung ist eben auch bei den ehrenamtlichen Reportern das A und O. "Die Kieler Mannschaft kenne ich mittlerweile gut. Aber ich muss auch viel über die gegnerische Mannschaft in Erfahrung bringen", so Schlisske. "Ich fange bereits 14 Tage vorher an, mich ein wenig einzulesen und die wichtigsten Infos in den letzten Tagen vor dem Spiel zusammenzuschreiben."

Der schönste Lohn der Reporter ist es, wenn sie die Freude der bis zu sechs blinden Fußballfans wahrnehmen. So wie zum Beispiel von Marianne Kröger, die noch nie zuvor in einem Stadion gewesen ist. "Ich habe mich schon seit frühester Kindheit für Fußball interessiert und die Spiele im Radio verfolgt. Aber so ein Live-Erlebnis hat einfach eine ganz besondere Atmosphäre", sagt sie. Es wird sicherlich nicht ihr letzter Stadionbesuch gewesen sein.

[oj]

Es ist Samstagmittag. Die 3. Liga bietet auch an diesem 21. März wieder packende Spiele. Besonders im hohen Norden ist die Begeisterung groß. Holstein Kiel hat sich überraschend zum Aufstiegskandidaten entwickelt. Auch an diesem 30. Spieltag sind die Störche erfolgreich. Bereits in der neunten Spielminute erzielt Mittelfeldspieler Mikkel Vendelbo das entscheidende Tor zum 1:0 gegen den SSV Jahn Regensburg. Die 6154 Zuschauer, mit Ausnahme der mitgereisten Gäste-Fans, feiern das Tor freudig.

So auch Marianne Kröger und Uwe Henrichsen, die voller Begeisterung klatschen. Eines unterscheidet sie jedoch von den übrigen Zuschauern: Sie haben das Tor nicht gesehen. Marianne Kröger ist von Geburt an komplett blind. Uwe Henrichsen hat lediglich eine Restsehstärke von rund drei Prozent. Dass sie dennoch dem Treiben auf dem Rasen folgen können, ist den Blindenreportern zu verdanken.

In den ersten beiden Profiligen Deutschlands sind Blindenkommentatoren längst Standard. Seit Februar wird selbiges auch beim Drittligisten in Kiel angeboten. Hannelore Finck vom Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Kiel hat dieses Projekt vergangenes Jahr gemeinsam mit Holstein Kiel ins Leben gerufen: "Integration und soziale Projekte gehören einfach zum Fußball. Bei uns sind die Reporter praktisch die Augen der Blinden." Potentielle Kommentatoren waren schnell gefunden. Auf einen Anruf in der Stadionzeitung sowie der Regionalzeitung Kieler Nachrichten hin gingen über 20 Bewerbungen ein.

So zum Beispiel von der 20-jährigen Mia Schmidtke, die aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, und von dem 56 Jahre alten Rechtsanwalt Andreas Schlisske. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit verbinden sie ihr Interesse am Fußball und ihre soziale Ader. "Es ist eine tolle Chance für Blinde und Sehbehinderte, mehr Spaß am Fußball zu haben", sagt Schmidtke.

Workshop für die Blindenreporter

Ein Fußballspiel zu kommentieren, ist alles andere als einfach. Nicht ohne Grund haben nahezu alle professionellen Kommentatoren im Fernsehen oder Radio eine journalistische Ausbildung genossen. Bei den Blindenreportern musste es etwas schneller gehen. Lediglich ein viertägiger Workshop fand statt, um den fußballbegeisterten Menschen das Handwerkszeug eines Kommentators zu vermitteln - und dabei auf die speziellen Bedürfnisse der Blinden einzugehen. "Wir kommentieren nicht wie im Fernsehen, wir sind vielmehr Berichterstatter. Wir müssen alles ganz genau beschreiben", erklärt Schlisske. Wo genau befindet sich der Ball? Wie steht die gegnerische Verteidigung? Wohin genau geht der Pass?

Weil die Blinden all das nicht sehen, ist Detailgenauigkeit gefragt. Gerade in passiven Spielabschnitten, wenn die Akteure auf dem Platz den Ball im Mittelfeld hin- und herschieben, ist das eine echte Herausforderung. Blindenreporter müssen pausenlos reden. Anderenfalls wüssten die sehbehinderten Fußballfans nicht, was überhaupt los ist. Weil das ordentlich auf die Stimme geht, sind bei jedem Heimspiel drei Personen im Einsatz: Zwei Kommentatoren sowie ein Ersatzmann, der sich gleichzeitig auch um die Technik kümmert.

Die Blindenkommentatoren nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Das zeigt sich alleine schon an ihren vielen Notizen. Auf einem großen Pappbogen haben sie die Aufstellung und zusätzliche Informationen zu den einzelnen Spielern notiert. Vorbereitung ist eben auch bei den ehrenamtlichen Reportern das A und O. "Die Kieler Mannschaft kenne ich mittlerweile gut. Aber ich muss auch viel über die gegnerische Mannschaft in Erfahrung bringen", so Schlisske. "Ich fange bereits 14 Tage vorher an, mich ein wenig einzulesen und die wichtigsten Infos in den letzten Tagen vor dem Spiel zusammenzuschreiben."

Der schönste Lohn der Reporter ist es, wenn sie die Freude der bis zu sechs blinden Fußballfans wahrnehmen. So wie zum Beispiel von Marianne Kröger, die noch nie zuvor in einem Stadion gewesen ist. "Ich habe mich schon seit frühester Kindheit für Fußball interessiert und die Spiele im Radio verfolgt. Aber so ein Live-Erlebnis hat einfach eine ganz besondere Atmosphäre", sagt sie. Es wird sicherlich nicht ihr letzter Stadionbesuch gewesen sein.