Blindenfußball-Coach Mania: "In der Spitzengruppe angekommen"

Platz vier bei der Europameisterschaft in Italien und damit die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in England gepackt: Die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft schaut auf ein erfolgreiches Turnier zurück. Nationaltrainer Martin Mania spricht im DFB.de-Interview über das Vordringen in die europäische Spitze und die Ziele für die WM 2023.

DFB.de: Martin Mania, mit Platz vier bei der Europameisterschaft in Italien hat sich die Blindenfußball-Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Birmingham qualifiziert. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Martin Mania: Wir sind in der europäischen Spitzengruppe angekommen. Wir haben unser großes Ziel erreicht und uns für die WM qualifiziert. Darüber sind wir sehr glücklich. Bitter ist allerdings, dass wir bei der EURO sowohl im Halbfinale gegen Frankreich als auch im Spiel um Platz drei gegen England im Sechs-Meter-Schießen verloren haben. Es ist schon schade, dass wir uns an dieser Stelle nicht belohnen konnten.

DFB.de: Zumal im Halbfinale nur wenige Sekunden zum Einzug ins Endspiel gefehlt haben.

Mania: Wir haben mutig gespielt, waren ganz nah dran und kassieren dann einen extrem unglücklichen Treffer, mit dem sich Frankreich ins Sechs-Meter-Schießen rettet. Frankreich wurde anschließend Europameister mit dem Endspielsieg gegen die Türkei. Das wäre für uns auch möglich gewesen. Insofern ist meine Gefühlslage im Rückblick etwas zwiegespalten.

DFB.de: Wie sehen Sie den Fortschritt im Vergleich zur EURO 2019, als Deutschland Rang sieben belegt hat?

Mania: Damals war ich noch nicht als Trainer tätig, sondern als Guide dabei. Der offensichtliche Fortschritt ist bei den erzielten Treffern zu sehen. 2019 haben wir insgesamt fünf Tore geschossen, diesmal waren es 14 Treffer. Damit hatten wir gemeinsam mit der Türkei die beste Offensive des Turniers. Das ist sehr erfreulich, weil wir viel an der Offensive und den individuellen Fähigkeiten unserer Spieler gearbeitet haben.

DFB.de: Warum hat es in den Sechs-Meter-Schießen nicht geklappt?

Mania: Wir haben in beiden Begegnungen keinen Versuch verwandelt. Da muss man dann klar sagen, dass wir es auch nicht verdient hatten. Aber wir haben eine junge Mannschaft. Die Spieler werden aus diesen Erfahrungen lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Diesen Druck kann man im Training nicht simulieren. Solche Situation muss man erlebt haben. Oft gehen aus solchen Niederlagen große Mannschaften hervor. Genau das ist auch meine Hoffnung und ich bin wirklich zuversichtlich. Wir haben noch viel Luft nach oben.

DFB.de: Wie sehen Sie also die Perspektive im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr?

Mania: Wir werden dann erst zum zweiten Mal auf dieser Bühne dabei sein und uns mit den besten Mannschaften der Welt messen. Das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Ich denke dabei vor allem an die Brasilianer, die seit Jahren alles dominieren. Aber auch auf Argentinien, Kolumbien, China, Japan, den Iran, Marokko und einige weitere freue ich mich sehr. Wir haben ja selten bis nie die Möglichkeit, Spiele gegen asiatische, afrikanische oder südamerikanische Konkurrenten zu bestreiten. Das sind genau die Gegner, die wir brauchen, um weiter zu kommen. Wir stellen uns gerne dem Wettkampf auf höchstem Niveau. Und wir sind dafür bereit. Klar ist, dass wir auch bei der WM für Furore sorgen wollen. Und vielleicht schaffen wir dann auf diesem Weg noch die Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris.

DFB.de: Wie wichtig ist auf dem Weg weiter nach oben im internationalen Blindenfußball die Unterstützung durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger?

Mania: Sehr wichtig, weil sich uns durch die Zusammenarbeit neue Möglichkeiten ergeben. Ich denke beispielsweise an die Unterstützung durch Tina Theune und Silke Rottenberg sowie das Trainingslager vor der Europameisterschaft, das nur durch die Kooperation möglich wurde und uns wirklich sehr viel gebracht hat. Vorher hatten wir nie die Gelegenheit, über einen so langen Zeitraum die Mannschaft zusammen zu haben. Wenn wir uns und den deutschen Blindenfußball nachhaltig weiterentwickeln wollen, brauchen wir diesen starken Partner im Rücken. Vielen Dank für die tolle Unterstützung!

DFB.de: Wie sehen Sie das Titelrennen in der Blindenfußball-Bundesliga, in der am 2. und 3. Juli der nächste Spieltag ansteht?

Mania: Am ersten Spieltag ist noch nicht viel passiert, weil von den Topteams nur Marburg bereits im Einsatz war. Der FC St. Pauli und Stuttgart werden nun erst eingreifen. Ich gehe davon aus, dass wir spannende Duelle um die deutsche Meisterschaft zwischen diesen drei Teams erleben werden. Eine gute Bundesliga ist das Fundament für unsere Arbeit bei der Nationalmannschaft.

[th]

Platz vier bei der Europameisterschaft in Italien und damit die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in England gepackt: Die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft schaut auf ein erfolgreiches Turnier zurück. Nationaltrainer Martin Mania spricht im DFB.de-Interview über das Vordringen in die europäische Spitze und die Ziele für die WM 2023.

DFB.de: Martin Mania, mit Platz vier bei der Europameisterschaft in Italien hat sich die Blindenfußball-Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Birmingham qualifiziert. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Martin Mania: Wir sind in der europäischen Spitzengruppe angekommen. Wir haben unser großes Ziel erreicht und uns für die WM qualifiziert. Darüber sind wir sehr glücklich. Bitter ist allerdings, dass wir bei der EURO sowohl im Halbfinale gegen Frankreich als auch im Spiel um Platz drei gegen England im Sechs-Meter-Schießen verloren haben. Es ist schon schade, dass wir uns an dieser Stelle nicht belohnen konnten.

DFB.de: Zumal im Halbfinale nur wenige Sekunden zum Einzug ins Endspiel gefehlt haben.

Mania: Wir haben mutig gespielt, waren ganz nah dran und kassieren dann einen extrem unglücklichen Treffer, mit dem sich Frankreich ins Sechs-Meter-Schießen rettet. Frankreich wurde anschließend Europameister mit dem Endspielsieg gegen die Türkei. Das wäre für uns auch möglich gewesen. Insofern ist meine Gefühlslage im Rückblick etwas zwiegespalten.

DFB.de: Wie sehen Sie den Fortschritt im Vergleich zur EURO 2019, als Deutschland Rang sieben belegt hat?

Mania: Damals war ich noch nicht als Trainer tätig, sondern als Guide dabei. Der offensichtliche Fortschritt ist bei den erzielten Treffern zu sehen. 2019 haben wir insgesamt fünf Tore geschossen, diesmal waren es 14 Treffer. Damit hatten wir gemeinsam mit der Türkei die beste Offensive des Turniers. Das ist sehr erfreulich, weil wir viel an der Offensive und den individuellen Fähigkeiten unserer Spieler gearbeitet haben.

DFB.de: Warum hat es in den Sechs-Meter-Schießen nicht geklappt?

Mania: Wir haben in beiden Begegnungen keinen Versuch verwandelt. Da muss man dann klar sagen, dass wir es auch nicht verdient hatten. Aber wir haben eine junge Mannschaft. Die Spieler werden aus diesen Erfahrungen lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Diesen Druck kann man im Training nicht simulieren. Solche Situation muss man erlebt haben. Oft gehen aus solchen Niederlagen große Mannschaften hervor. Genau das ist auch meine Hoffnung und ich bin wirklich zuversichtlich. Wir haben noch viel Luft nach oben.

DFB.de: Wie sehen Sie also die Perspektive im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr?

Mania: Wir werden dann erst zum zweiten Mal auf dieser Bühne dabei sein und uns mit den besten Mannschaften der Welt messen. Das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Ich denke dabei vor allem an die Brasilianer, die seit Jahren alles dominieren. Aber auch auf Argentinien, Kolumbien, China, Japan, den Iran, Marokko und einige weitere freue ich mich sehr. Wir haben ja selten bis nie die Möglichkeit, Spiele gegen asiatische, afrikanische oder südamerikanische Konkurrenten zu bestreiten. Das sind genau die Gegner, die wir brauchen, um weiter zu kommen. Wir stellen uns gerne dem Wettkampf auf höchstem Niveau. Und wir sind dafür bereit. Klar ist, dass wir auch bei der WM für Furore sorgen wollen. Und vielleicht schaffen wir dann auf diesem Weg noch die Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris.

DFB.de: Wie wichtig ist auf dem Weg weiter nach oben im internationalen Blindenfußball die Unterstützung durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger?

Mania: Sehr wichtig, weil sich uns durch die Zusammenarbeit neue Möglichkeiten ergeben. Ich denke beispielsweise an die Unterstützung durch Tina Theune und Silke Rottenberg sowie das Trainingslager vor der Europameisterschaft, das nur durch die Kooperation möglich wurde und uns wirklich sehr viel gebracht hat. Vorher hatten wir nie die Gelegenheit, über einen so langen Zeitraum die Mannschaft zusammen zu haben. Wenn wir uns und den deutschen Blindenfußball nachhaltig weiterentwickeln wollen, brauchen wir diesen starken Partner im Rücken. Vielen Dank für die tolle Unterstützung!

DFB.de: Wie sehen Sie das Titelrennen in der Blindenfußball-Bundesliga, in der am 2. und 3. Juli der nächste Spieltag ansteht?

Mania: Am ersten Spieltag ist noch nicht viel passiert, weil von den Topteams nur Marburg bereits im Einsatz war. Der FC St. Pauli und Stuttgart werden nun erst eingreifen. Ich gehe davon aus, dass wir spannende Duelle um die deutsche Meisterschaft zwischen diesen drei Teams erleben werden. Eine gute Bundesliga ist das Fundament für unsere Arbeit bei der Nationalmannschaft.

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