Blaszczykowski: Meisterfeier, Pokalendspiel und Heim-EM

Vier Tore, zehn Vorlagen, ein Notendurchschnitt von 2,89 im Fachblatt kicker - Jakub "Kuba" Blaszczykowski hat eine überragende Rückrunde für Borussia Dortmund gespielt und den Ausfall von Nationalspieler Mario Götze vergessen lassen.

Mit einem Heimsieg gegen den Vierten Borussia Mönchengladbach am Samstag (ab 18.30, live bei Sky) könnte der 26-jährige Offensivspieler seine Leistungen in den vergangenen Wochen krönen und erneut die Deutsche Meisterschaft gewinnen - und das schon am 32. Spieltag.

Dazu das Endspiel um den DFB-Pokal gegen Bayern München in Berlin am 12. Mai. Und dann steht schon die Europameisterschaft im eigenen Land auf dem Programm mit einem möglichen Viertelfinale gegen die DFB-Auswahl. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. DFB.de stellt den Kapitän der polnischen Nationalmannschaft vor.

"Volle Konzentration gilt Mönchengladbach"

Jetzt kann Jakub Blaszczykowski wieder lachen. Jetzt, wo er und seine Mitspieler nur noch einen Schritt von der Verteidigung der Deutschen Meisterschaft entfernt sind. Jetzt, wo ein Sieg im Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach reicht, um die tolle vergangene Saison zu bestätigen. Vielleicht sogar weniger: Sollte Bayern München bei Werder Bremen am Samstagnachmittag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) nicht drei Punkte holen, ist der Titel sogar schon vor dem Anpfiff an den BVB vergeben.

„Unsere volle Konzentration gilt dem Spiel gegen Mönchengladbach. Wir haben die vergangenen Monate nicht auf die Konkurrenz geschaut, dann machen wir das jetzt auch nicht“, sagt Blaszczykowski, den in Dortmund alle nur „Kuba“ nennen - weniger Konsonanten, viel leichter auszusprechen, passt auch besser aufs Trikot. „Es wäre natürlich toll, wenn wir den letzten Schritt machen könnten. Ich freue mich auf das Spiel, ich fühle mich im Moment total wohl.“

Das war nicht immer so, besonders in der Hinrunde musste der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft einige schwere Wochen überstehen. Zunächst war er nur Ergänzungsspieler, meist kam er spät für Mario Götze oder Shinji Kagawa in die Begegnung.

Und als er endlich von Beginn an auflaufen durfte, verlor der BVB. Am fünften Spieltag beim 1:2 gegen Hertha BSC Berlin, die einzige Heimniederlage bislang in dieser Serie. Und dann eine Woche später beim 1:2 bei Hannover 96. Danach spielte er kaum noch eine Rolle, teilweise kam er überhaupt nicht mehr zum Einsatz. Den dann folgenden Dortmunder Siegeszug durfte er oft nur von außen bejubeln.

Zu gut für die Bank

Aber Blaszczykowski ist ein Mannschaftsspieler, er hat nie Ärger gemacht. Stattdessen hat er immer gekämpft, in jedem Training. Er hat sich angeboten, so lange, bis Trainer Jürgen Klopp ihn einfach einsetzen musste. Dass Kagawa und Götze in dieser Zeit teilweise verletzt fehlten, spielt da nur eine Nebenrolle. Blaszczykowski wäre wahrscheinlich auch so zum Zuge gekommen. Er ist zu gut, um längere Zeit auf der Bank zu bleiben.

Das hat er in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bestätigt. „Die Rückrunde war hervorragend, von mir und von der Mannschaft“, betont Blaszczykowski, dem immer wieder vorgeworfen wird, vor dem gegnerischen Tor nicht gefährlich genug zu sein. Dass das nicht zutrifft, hat er eindrucksvoll bewiesen. Vier Treffer und zehn Vorlagen stehen jetzt auf seinem Konto. Dazu hat er die Durchschnittsnote 2,89, besser sind nur sieben Spieler in der Bundesliga.

Durchbruch in Polen 2005

Dass Blaszczykowskis Weg in eine der besten europäischen Ligen führen würde, war schon früh abzusehen. 2005 gelang ihm in Polen der Durchbruch, als ihn der Spitzenklub Wisla Krakau verpflichtete. Noch im selben Jahr wurde er mit Krakau polnischer Meister. Im Sommer 2007 wechselte er nach Dortmund.

„Für Jakub Blaszczykowski ist jeder Tag in der nationalen Liga ein verlorener Tag. Er ist der einzige Spieler aus der polnischen Liga, der auch in den großen westlichen Ligen für Furore sorgen kann", sagte der legendäre polnische Fußballstar Zbigniew Boniek damals über den schnellen und dribbelstarken Offensivspieler - hatte damit aber nur teilweise Recht. Schließlich sind mit Robert Lewandowski und Lukas Piszczek mittlerweile noch zwei weitere Polen Stützen jenes BVB-Teams, das seit 25 Begegnungen nicht mehr verloren hat.

Fokus auf die EURO 2012

Blaszczykowski sitzt auf einem Podium im Presseraum des Signal Iduna Parks. Er trägt ein weißes Hemd, eine blaue Stoffhose, ein schickes Sakko. Er beantwortet die Fragen in nahezu perfektem Deutsch, er scheint das zu genießen. Wenn er nach links schaut, sieht er die scheinbar nicht enden wollenden Zuschauertribünen des Dortmunder Fußballtempels. Rechts blickt er direkt in das alte Stadion „Rote Erde“, wo der BVB früher gespielt hat. Gegenwart und Vergangenheit sind nur einen Augenblick entfernt.

Aber Blaszczykowski ist vor allem hier, um über die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zu sprechen. Man merkt ihm mit jedem Satz an, wie groß seine Vorfreude auf das Ereignis ist. Er ist inzwischen eines der wichtigsten Gesichter des polnischen Teams. Das war nicht immer so. Zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland wurde er nicht in den Kader berufen, vor der EM 2008 verletzte er sich am Oberschenkel und für die WM 2010 war Polen nicht qualifiziert.

„Es ist mein erstes großes Turnier. Die Anspannung wächst jeden Tag. Das ist ein wichtiges Ereignis für mich, für meine Familie, für unser ganzes Land“, sagt er. „Unser großes Ziel ist das Erreichen des Viertelfinals. Aber dafür brauchen wir die Unterstützung unserer fantastischen Fans. Russland ist sicher Favorit in der Gruppe, aber für uns ist ebenfalls alles möglich. Auch wenn unser Kader nicht so stark besetzt ist wie der deutsche.“

"EM-Auftakt hat entscheidende Bedeutung"

Neben der russischen Auswahl sind noch Tschechien und Griechenland in der polnischen Gruppe. „Das mag nach einer glücklichen Auslosung klingen“, sagt Blaszczykowski. „Aber wir können nur bestehen, wenn wir unser gesamtes Potenzial abrufen. Für mich hat unser erstes Spiel gegen Griechenland schon entscheidende Bedeutung. Mit einem Sieg können wir uns eine gute Ausgangsposition verschaffen.“

Und dass es dann im Viertelfinale möglicherweise zu einem Aufeinandertreffen mit Deutschland und seinen Kollegen aus Dortmund kommen könnte, daran will der Familienvater noch nicht denken. Es ist noch zu weit weg, vorher stehen andere große Herausforderungen auf dem Programm. Denn im Moment hat Blaszczykowski nur ein Ziel, und das kann er ganz kurzfristig schon an diesem Wochenende erreichen: die Verteidigung der Deutschen Meisterschaft. Mit dem BVB. Mit Jakub Blaszczykowski in überragender Form.

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Vier Tore, zehn Vorlagen, ein Notendurchschnitt von 2,89 im Fachblatt kicker - Jakub "Kuba" Blaszczykowski hat eine überragende Rückrunde für Borussia Dortmund gespielt und den Ausfall von Nationalspieler Mario Götze vergessen lassen.

Mit einem Heimsieg gegen den Vierten Borussia Mönchengladbach am Samstag (ab 18.30, live bei Sky) könnte der 26-jährige Offensivspieler seine Leistungen in den vergangenen Wochen krönen und erneut die Deutsche Meisterschaft gewinnen - und das schon am 32. Spieltag.

Dazu das Endspiel um den DFB-Pokal gegen Bayern München in Berlin am 12. Mai. Und dann steht schon die Europameisterschaft im eigenen Land auf dem Programm mit einem möglichen Viertelfinale gegen die DFB-Auswahl. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. DFB.de stellt den Kapitän der polnischen Nationalmannschaft vor.

"Volle Konzentration gilt Mönchengladbach"

Jetzt kann Jakub Blaszczykowski wieder lachen. Jetzt, wo er und seine Mitspieler nur noch einen Schritt von der Verteidigung der Deutschen Meisterschaft entfernt sind. Jetzt, wo ein Sieg im Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach reicht, um die tolle vergangene Saison zu bestätigen. Vielleicht sogar weniger: Sollte Bayern München bei Werder Bremen am Samstagnachmittag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) nicht drei Punkte holen, ist der Titel sogar schon vor dem Anpfiff an den BVB vergeben.

„Unsere volle Konzentration gilt dem Spiel gegen Mönchengladbach. Wir haben die vergangenen Monate nicht auf die Konkurrenz geschaut, dann machen wir das jetzt auch nicht“, sagt Blaszczykowski, den in Dortmund alle nur „Kuba“ nennen - weniger Konsonanten, viel leichter auszusprechen, passt auch besser aufs Trikot. „Es wäre natürlich toll, wenn wir den letzten Schritt machen könnten. Ich freue mich auf das Spiel, ich fühle mich im Moment total wohl.“

Das war nicht immer so, besonders in der Hinrunde musste der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft einige schwere Wochen überstehen. Zunächst war er nur Ergänzungsspieler, meist kam er spät für Mario Götze oder Shinji Kagawa in die Begegnung.

Und als er endlich von Beginn an auflaufen durfte, verlor der BVB. Am fünften Spieltag beim 1:2 gegen Hertha BSC Berlin, die einzige Heimniederlage bislang in dieser Serie. Und dann eine Woche später beim 1:2 bei Hannover 96. Danach spielte er kaum noch eine Rolle, teilweise kam er überhaupt nicht mehr zum Einsatz. Den dann folgenden Dortmunder Siegeszug durfte er oft nur von außen bejubeln.

Zu gut für die Bank

Aber Blaszczykowski ist ein Mannschaftsspieler, er hat nie Ärger gemacht. Stattdessen hat er immer gekämpft, in jedem Training. Er hat sich angeboten, so lange, bis Trainer Jürgen Klopp ihn einfach einsetzen musste. Dass Kagawa und Götze in dieser Zeit teilweise verletzt fehlten, spielt da nur eine Nebenrolle. Blaszczykowski wäre wahrscheinlich auch so zum Zuge gekommen. Er ist zu gut, um längere Zeit auf der Bank zu bleiben.

Das hat er in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bestätigt. „Die Rückrunde war hervorragend, von mir und von der Mannschaft“, betont Blaszczykowski, dem immer wieder vorgeworfen wird, vor dem gegnerischen Tor nicht gefährlich genug zu sein. Dass das nicht zutrifft, hat er eindrucksvoll bewiesen. Vier Treffer und zehn Vorlagen stehen jetzt auf seinem Konto. Dazu hat er die Durchschnittsnote 2,89, besser sind nur sieben Spieler in der Bundesliga.

Durchbruch in Polen 2005

Dass Blaszczykowskis Weg in eine der besten europäischen Ligen führen würde, war schon früh abzusehen. 2005 gelang ihm in Polen der Durchbruch, als ihn der Spitzenklub Wisla Krakau verpflichtete. Noch im selben Jahr wurde er mit Krakau polnischer Meister. Im Sommer 2007 wechselte er nach Dortmund.

„Für Jakub Blaszczykowski ist jeder Tag in der nationalen Liga ein verlorener Tag. Er ist der einzige Spieler aus der polnischen Liga, der auch in den großen westlichen Ligen für Furore sorgen kann", sagte der legendäre polnische Fußballstar Zbigniew Boniek damals über den schnellen und dribbelstarken Offensivspieler - hatte damit aber nur teilweise Recht. Schließlich sind mit Robert Lewandowski und Lukas Piszczek mittlerweile noch zwei weitere Polen Stützen jenes BVB-Teams, das seit 25 Begegnungen nicht mehr verloren hat.

Fokus auf die EURO 2012

Blaszczykowski sitzt auf einem Podium im Presseraum des Signal Iduna Parks. Er trägt ein weißes Hemd, eine blaue Stoffhose, ein schickes Sakko. Er beantwortet die Fragen in nahezu perfektem Deutsch, er scheint das zu genießen. Wenn er nach links schaut, sieht er die scheinbar nicht enden wollenden Zuschauertribünen des Dortmunder Fußballtempels. Rechts blickt er direkt in das alte Stadion „Rote Erde“, wo der BVB früher gespielt hat. Gegenwart und Vergangenheit sind nur einen Augenblick entfernt.

Aber Blaszczykowski ist vor allem hier, um über die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zu sprechen. Man merkt ihm mit jedem Satz an, wie groß seine Vorfreude auf das Ereignis ist. Er ist inzwischen eines der wichtigsten Gesichter des polnischen Teams. Das war nicht immer so. Zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland wurde er nicht in den Kader berufen, vor der EM 2008 verletzte er sich am Oberschenkel und für die WM 2010 war Polen nicht qualifiziert.

„Es ist mein erstes großes Turnier. Die Anspannung wächst jeden Tag. Das ist ein wichtiges Ereignis für mich, für meine Familie, für unser ganzes Land“, sagt er. „Unser großes Ziel ist das Erreichen des Viertelfinals. Aber dafür brauchen wir die Unterstützung unserer fantastischen Fans. Russland ist sicher Favorit in der Gruppe, aber für uns ist ebenfalls alles möglich. Auch wenn unser Kader nicht so stark besetzt ist wie der deutsche.“

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"EM-Auftakt hat entscheidende Bedeutung"

Neben der russischen Auswahl sind noch Tschechien und Griechenland in der polnischen Gruppe. „Das mag nach einer glücklichen Auslosung klingen“, sagt Blaszczykowski. „Aber wir können nur bestehen, wenn wir unser gesamtes Potenzial abrufen. Für mich hat unser erstes Spiel gegen Griechenland schon entscheidende Bedeutung. Mit einem Sieg können wir uns eine gute Ausgangsposition verschaffen.“

Und dass es dann im Viertelfinale möglicherweise zu einem Aufeinandertreffen mit Deutschland und seinen Kollegen aus Dortmund kommen könnte, daran will der Familienvater noch nicht denken. Es ist noch zu weit weg, vorher stehen andere große Herausforderungen auf dem Programm. Denn im Moment hat Blaszczykowski nur ein Ziel, und das kann er ganz kurzfristig schon an diesem Wochenende erreichen: die Verteidigung der Deutschen Meisterschaft. Mit dem BVB. Mit Jakub Blaszczykowski in überragender Form.