Bilder für einen guten Zweck

Nahid Shahalimi hat sie sich lange angeschaut, die Männer, die im Sommer für Deutschland einen Titel gewinnen wollen. Dann hat sie 26 deutsche Nationalspieler gemalt, mit Wachs, Kohle und Acrylfarben.

„German Soccer for Life“ heißt Shahalimis eindrucksvolle Porträtserie. Alle Nationalspieler haben die Bilder handsigniert. Wenn heute Abend Shahalimis Ausstellung in der Münchner Schrannenhalle eröffnet wird, gehört auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zu den Gästen. Der Erlös aus der Versteigerung der Porträts geht an die DFB-Stiftung Egidius Braun, die damit ein Kinderheim im polnischen Kattowitz sowie den „Kinderkulturpalast“ und eine Kinderkrebsstation im ukrainischen Kharkiv fördert.

DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit der 37-jährigen Künstlerin über Fußball, Prominenz und Verantwortung.

DFB.de: Wie kommt eine gebürtige Afghanin, die in Montreal aufwuchs darauf, die Porträts der deutschen Fußball-Nationalspieler zu malen?

Nahid Shahalimi: Die Idee trage ich schon seit Jahren rum. Ich habe früher professionell Volleyball gespielt, für meine zweite Heimat Kanada sogar im Nationalteam. Ich bin also Ex-Profi-Sportlerin und Malerin, das war der Ausgangspunkt für das Projekt „German Soccer for Life“. Dass wir alle Porträts am Ende versteigern und den Erlös einem guten Zweck spenden werden, ist für mich ebenfalls nichts Neues.

DFB.de: Von der Vision zum gemalten Bild: wie lief die Umsetzung?

Shahalimi: Ich hatte Sorgen, den DFB anzurufen, weil ich mir dachte, da dringe ich nicht durch, die haben einfach zu viel anderes zu tun. Alle Spieler einzeln anzufragen, verwarf ich ebenfalls. Bis ich beim Letzten angekommen wäre, hätten einige bereits die Karriere beendet. Also habe ich bei Oliver Bierhoff angerufen. Ungefähr acht Monate habe ich seine Beraterin belästigt, fast täglich habe ich telefoniert, um ein Meeting zu bekommen. Sie war sehr nett und sehr geduldig. Irgendwann war dann plötzlich Oliver Bierhoff am Telefon, schaute sich meine Arbeit an und war begeistert. Durch die Zusammenarbeit mit der Nationalmannschaft und dem DFB habe ich viel gelernt, auch in Sachen Vermarktung. Es war ein cooles Projekt.

DFB.de: Als alle Bilder gemalt waren, fuhren Sie nach Bremen und trafen dort die Mannschaft. War das auch cool?

Shahalimi: Die Spieler sind Fußballprofis, aber sie sind zuerst Menschen, junge Männer mit einem ungeheuren Können und Talent. Bei den Porträts geht es eher um die stillen Momente, nicht um den Leistungssportler, sondern die menschliche Seite von Gomez, Aogo und Özil. In Bremen haben die Nationalspieler ihre Porträts signiert, und zwar sehr sichtbar auf dem Bild. Bevor ich die Leinwand aufstellte, habe ich über jeden einzelnen Spieler eine Woche, bei einigen auch zehn Tage, recherchiert, habe Interviews gelesen, habe mir Spielfotos angeschaut. Dieser Teil meiner Arbeit, dieses Vertraut machen, war mir wichtig. Noch vor dem ersten Kohlestrich wusste ich exakt, welchen Blick des Spielers ich einfangen wollte.

DFB.de: Ihre Bilder sind einzigartig, sie haben einen unverwechselbaren Stil. Wie entstanden die 26 Porträts?

Shahalimi: Ich habe mit Kohle gezeichnet, darauf kam dann eine Schicht Acrylfarbe, dann Wachs, das Ganze wurde wieder übermalt. Jedes Porträt ist ein wenig anders entstanden. Auch in dieser Reihe kam es zu ‚accidents’, Unfällen, Bilder, die als ich sie fertig gestellt hatte, ganz anders aussahen als geplant. Das Porträt von Dennis Aogo habe ich als Negativ gemalt, nicht mit Kohle, sondern einer glänzenden, schillernden Acrylfarbe. Geplant habe ich das nicht, das entwickelte sich während des Malens, das Bild hat mich überrascht.

DFB.de: Mussten Sie sich an Vorgaben seitens des DFB halten?

Shahalimi: Ich hatte die komplette Freiheit, das gibt es bei Porträts sehr selten. In dieser Freiheit habe ich sehr viel gelernt, neue Techniken beim Malen mit Wachs. Schön war auch, als mich mein kleiner Neffe aus Vancouver anrief, und um ein Autogramm von Mesut Özil bettelte.

DFB.de: Wie viele andere Prominente haben Sie gemalt?

Shahalimi (lacht): Prominente, wie meinen Sie das?

DFB.de: Sie haben beispielsweise das Porträt des chinesischen Pianisten Lang Lang gemalt.

Shahalimi: Stimmt, sein Bild hängt bereits in China. Prominente ist vielleicht das falsche Wort. Ich habe einige Persönlichkeiten gemalt, die in ihrem Leben etwas erreicht haben. Im Rahmen meiner Porträtserie „We, the Women“ habe ich so etwa Liz Mohn von der Bertelsmann AG, Regine Sixt und Gabriele Henkel porträtiert. Sie alle haben etwas erreicht – und heutzutage muss jeder, der in seinem Bereich erfolgreich sein will, sehr hart arbeiten. Auch ich habe mir alles erkämpfen müssen, eigentlich angefangen mit der Flucht aus Afghanistan vor der Schreckensherrschaft der Taliban. Elf Jahre alt war ich damals, fünf Tage ging es durch die Berge, dann waren wir in Pakistan. Mir geht es bei meinen Porträts nicht um Prominenz, es geht um eine positive Stimme. Wer in seinem Leben etwas Bedeutendes erreicht hat, sollte sein Wissen auch weiter geben. Kunst, die Malerei ist für diesen Transfer ein gutes Medium.

DFB.de: Die Porträts der Nationalspieler werden im Juni versteigert. Wie viel wird gespendet?

Shahalimi: Der gesamte Erlös der Versteigerung geht an DFB-Projekte in Polen und der Ukraine und an UNICEF-Projekte in Afghanistan.

DFB.de: Das klingt nicht gut, Sie sind eindeutig unterbezahlt.

Shahalimi(lacht): Oh nein, ich bin zufrieden, meine Bilder erzielen mittlerweise einen guten Preis.

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Nahid Shahalimi hat sie sich lange angeschaut, die Männer, die im Sommer für Deutschland einen Titel gewinnen wollen. Dann hat sie 26 deutsche Nationalspieler gemalt, mit Wachs, Kohle und Acrylfarben.

„German Soccer for Life“ heißt Shahalimis eindrucksvolle Porträtserie. Alle Nationalspieler haben die Bilder handsigniert. Wenn heute Abend Shahalimis Ausstellung in der Münchner Schrannenhalle eröffnet wird, gehört auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zu den Gästen. Der Erlös aus der Versteigerung der Porträts geht an die DFB-Stiftung Egidius Braun, die damit ein Kinderheim im polnischen Kattowitz sowie den „Kinderkulturpalast“ und eine Kinderkrebsstation im ukrainischen Kharkiv fördert.

DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit der 37-jährigen Künstlerin über Fußball, Prominenz und Verantwortung.

DFB.de: Wie kommt eine gebürtige Afghanin, die in Montreal aufwuchs darauf, die Porträts der deutschen Fußball-Nationalspieler zu malen?

Nahid Shahalimi: Die Idee trage ich schon seit Jahren rum. Ich habe früher professionell Volleyball gespielt, für meine zweite Heimat Kanada sogar im Nationalteam. Ich bin also Ex-Profi-Sportlerin und Malerin, das war der Ausgangspunkt für das Projekt „German Soccer for Life“. Dass wir alle Porträts am Ende versteigern und den Erlös einem guten Zweck spenden werden, ist für mich ebenfalls nichts Neues.

DFB.de: Von der Vision zum gemalten Bild: wie lief die Umsetzung?

Shahalimi: Ich hatte Sorgen, den DFB anzurufen, weil ich mir dachte, da dringe ich nicht durch, die haben einfach zu viel anderes zu tun. Alle Spieler einzeln anzufragen, verwarf ich ebenfalls. Bis ich beim Letzten angekommen wäre, hätten einige bereits die Karriere beendet. Also habe ich bei Oliver Bierhoff angerufen. Ungefähr acht Monate habe ich seine Beraterin belästigt, fast täglich habe ich telefoniert, um ein Meeting zu bekommen. Sie war sehr nett und sehr geduldig. Irgendwann war dann plötzlich Oliver Bierhoff am Telefon, schaute sich meine Arbeit an und war begeistert. Durch die Zusammenarbeit mit der Nationalmannschaft und dem DFB habe ich viel gelernt, auch in Sachen Vermarktung. Es war ein cooles Projekt.

DFB.de: Als alle Bilder gemalt waren, fuhren Sie nach Bremen und trafen dort die Mannschaft. War das auch cool?

Shahalimi: Die Spieler sind Fußballprofis, aber sie sind zuerst Menschen, junge Männer mit einem ungeheuren Können und Talent. Bei den Porträts geht es eher um die stillen Momente, nicht um den Leistungssportler, sondern die menschliche Seite von Gomez, Aogo und Özil. In Bremen haben die Nationalspieler ihre Porträts signiert, und zwar sehr sichtbar auf dem Bild. Bevor ich die Leinwand aufstellte, habe ich über jeden einzelnen Spieler eine Woche, bei einigen auch zehn Tage, recherchiert, habe Interviews gelesen, habe mir Spielfotos angeschaut. Dieser Teil meiner Arbeit, dieses Vertraut machen, war mir wichtig. Noch vor dem ersten Kohlestrich wusste ich exakt, welchen Blick des Spielers ich einfangen wollte.

DFB.de: Ihre Bilder sind einzigartig, sie haben einen unverwechselbaren Stil. Wie entstanden die 26 Porträts?

Shahalimi: Ich habe mit Kohle gezeichnet, darauf kam dann eine Schicht Acrylfarbe, dann Wachs, das Ganze wurde wieder übermalt. Jedes Porträt ist ein wenig anders entstanden. Auch in dieser Reihe kam es zu ‚accidents’, Unfällen, Bilder, die als ich sie fertig gestellt hatte, ganz anders aussahen als geplant. Das Porträt von Dennis Aogo habe ich als Negativ gemalt, nicht mit Kohle, sondern einer glänzenden, schillernden Acrylfarbe. Geplant habe ich das nicht, das entwickelte sich während des Malens, das Bild hat mich überrascht.

DFB.de: Mussten Sie sich an Vorgaben seitens des DFB halten?

Shahalimi: Ich hatte die komplette Freiheit, das gibt es bei Porträts sehr selten. In dieser Freiheit habe ich sehr viel gelernt, neue Techniken beim Malen mit Wachs. Schön war auch, als mich mein kleiner Neffe aus Vancouver anrief, und um ein Autogramm von Mesut Özil bettelte.

DFB.de: Wie viele andere Prominente haben Sie gemalt?

Shahalimi (lacht): Prominente, wie meinen Sie das?

DFB.de: Sie haben beispielsweise das Porträt des chinesischen Pianisten Lang Lang gemalt.

Shahalimi: Stimmt, sein Bild hängt bereits in China. Prominente ist vielleicht das falsche Wort. Ich habe einige Persönlichkeiten gemalt, die in ihrem Leben etwas erreicht haben. Im Rahmen meiner Porträtserie „We, the Women“ habe ich so etwa Liz Mohn von der Bertelsmann AG, Regine Sixt und Gabriele Henkel porträtiert. Sie alle haben etwas erreicht – und heutzutage muss jeder, der in seinem Bereich erfolgreich sein will, sehr hart arbeiten. Auch ich habe mir alles erkämpfen müssen, eigentlich angefangen mit der Flucht aus Afghanistan vor der Schreckensherrschaft der Taliban. Elf Jahre alt war ich damals, fünf Tage ging es durch die Berge, dann waren wir in Pakistan. Mir geht es bei meinen Porträts nicht um Prominenz, es geht um eine positive Stimme. Wer in seinem Leben etwas Bedeutendes erreicht hat, sollte sein Wissen auch weiter geben. Kunst, die Malerei ist für diesen Transfer ein gutes Medium.

DFB.de: Die Porträts der Nationalspieler werden im Juni versteigert. Wie viel wird gespendet?

Shahalimi: Der gesamte Erlös der Versteigerung geht an DFB-Projekte in Polen und der Ukraine und an UNICEF-Projekte in Afghanistan.

DFB.de: Das klingt nicht gut, Sie sind eindeutig unterbezahlt.

Shahalimi(lacht): Oh nein, ich bin zufrieden, meine Bilder erzielen mittlerweise einen guten Preis.