Bierofka: "Spieler und Fans leben den Verein"

Daniel Bierofka steht für den Neuanfang von 1860 München. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga wurde er zum neuen Cheftrainer ernannt und führte den Verein auf Anhieb von der Regionalliga in die 3. Liga. Kaum einer identifiziert sich so sehr mit dem Verein wie der 39-Jährige. Sieben Jahre spielte er selber noch als Profi für die "Löwen", bevor er dann im Verein seine Trainerkarriere begann. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Bierofka über den Saisonstart in der 3. Liga, die Entwicklung des Vereins und das bevorstehende DFB-Pokalspiel gegen Holstein Kiel am Sonntag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky).

DFB.de: Herr Bierofka, der TSV 1860 München hat nach vier Spieltagen vier Punkte auf dem Konto und befindet sich auf dem zwölften Tabellenplatz. Wie bewerten Sie den Saisonstart?

Bierofka: Zwiegespalten. Wir haben bereits etwas Lehrgeld bezahlt, haben uns aber auch ordentlich entwickelt. Das Spiel gegen Uerdingen hätten wir vom Chancenverhältnis her niemals verlieren dürfen. Auch in Osnabrück wäre ein Sieg möglich gewesen.

DFB.de: Gegen Osnabrück wie auch gegen KFC Uerdingen gab es einen Gegentreffer in der Nachspielzeit. Das hat der Mannschaft zusammen drei Punkte gekostet. Nach dem Spiel gegen Uerdingen sagten Sie, die Mannschaft müsse cleverer sein. Was genau haben Ihre Spieler falsch gemacht?

Bierofka: Gegen Osnabrück haben wir zu viele unnötige Standards produziert. Daraus haben wir nun gelernt. Das Problem gegen Uerdingen war dafür allerdings, dass wir den Sieg erzwingen wollten. Ich kenne das aus meiner Zeit als Spieler: Es gibt Tage, an denen man noch drei weitere Stunden spielen könnte und trotzdem kein Tor macht. An solchen Tagen ist es wichtig, das Spiel clever zu Ende zu spielen und zumindest den Punkt mit nach Hause zu nehmen. Das haben wir leider nicht getan.

DFB.de: Der Kader wurde nach dem Aufstieg noch einmal verstärkt. Das hat zur Folge, dass einige Aufstiegshelden wie Markus Ziereis, Simon Seferings, Christian Köppel oder Torwart Marco Hiller bislang noch keine einzige Minute in der 3. Liga gespielt haben. Wie gehen die Spieler damit um?

Bierofka: Wenn eine Mannschaft aufsteigt, wird der Kader verstärkt und der Konkurrenzkampf nimmt zu. Das ist völlig normal. Niemand kann davon leben, was er in der vergangenen Saison erreicht hat. Ich als Trainer muss meine Mannschaft immer nach Leistung und dem Ist-Zustand aufstellen. Die Verdienste in der vergangenen Saison spielen keine Rolle mehr. Die betroffenen Spieler sind natürlich enttäuscht, haben das aber trotzdem gut aufgenommen. Wichtig ist, dass ich mit den Spielern immer ehrlich umgehe.

DFB.de: Trotz der Niederlage vom vergangenen Wochenende ist die Heimstärke weiterhin eine Qualität von 1860 München. Vergangene Saison kassierte 1860 lediglich eine Niederlage vor eigenem Publikum. Auch der erste Sieg in der 3. Liga, das überzeugende 5:1 gegen die Sportfreunde Lotte, fand vor eigenem Publikum statt. Fühlt sich die Mannschaft im Stadion an der Grünwalder Straße wohler als früher in der großen Allianz Arena?



Daniel Bierofka steht für den Neuanfang von 1860 München. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga wurde er zum neuen Cheftrainer ernannt und führte den Verein auf Anhieb von der Regionalliga in die 3. Liga. Kaum einer identifiziert sich so sehr mit dem Verein wie der 39-Jährige. Sieben Jahre spielte er selber noch als Profi für die "Löwen", bevor er dann im Verein seine Trainerkarriere begann. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Bierofka über den Saisonstart in der 3. Liga, die Entwicklung des Vereins und das bevorstehende DFB-Pokalspiel gegen Holstein Kiel am Sonntag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky).

DFB.de: Herr Bierofka, der TSV 1860 München hat nach vier Spieltagen vier Punkte auf dem Konto und befindet sich auf dem zwölften Tabellenplatz. Wie bewerten Sie den Saisonstart?

Bierofka: Zwiegespalten. Wir haben bereits etwas Lehrgeld bezahlt, haben uns aber auch ordentlich entwickelt. Das Spiel gegen Uerdingen hätten wir vom Chancenverhältnis her niemals verlieren dürfen. Auch in Osnabrück wäre ein Sieg möglich gewesen.

DFB.de: Gegen Osnabrück wie auch gegen KFC Uerdingen gab es einen Gegentreffer in der Nachspielzeit. Das hat der Mannschaft zusammen drei Punkte gekostet. Nach dem Spiel gegen Uerdingen sagten Sie, die Mannschaft müsse cleverer sein. Was genau haben Ihre Spieler falsch gemacht?

Bierofka: Gegen Osnabrück haben wir zu viele unnötige Standards produziert. Daraus haben wir nun gelernt. Das Problem gegen Uerdingen war dafür allerdings, dass wir den Sieg erzwingen wollten. Ich kenne das aus meiner Zeit als Spieler: Es gibt Tage, an denen man noch drei weitere Stunden spielen könnte und trotzdem kein Tor macht. An solchen Tagen ist es wichtig, das Spiel clever zu Ende zu spielen und zumindest den Punkt mit nach Hause zu nehmen. Das haben wir leider nicht getan.

DFB.de: Der Kader wurde nach dem Aufstieg noch einmal verstärkt. Das hat zur Folge, dass einige Aufstiegshelden wie Markus Ziereis, Simon Seferings, Christian Köppel oder Torwart Marco Hiller bislang noch keine einzige Minute in der 3. Liga gespielt haben. Wie gehen die Spieler damit um?

Bierofka: Wenn eine Mannschaft aufsteigt, wird der Kader verstärkt und der Konkurrenzkampf nimmt zu. Das ist völlig normal. Niemand kann davon leben, was er in der vergangenen Saison erreicht hat. Ich als Trainer muss meine Mannschaft immer nach Leistung und dem Ist-Zustand aufstellen. Die Verdienste in der vergangenen Saison spielen keine Rolle mehr. Die betroffenen Spieler sind natürlich enttäuscht, haben das aber trotzdem gut aufgenommen. Wichtig ist, dass ich mit den Spielern immer ehrlich umgehe.

DFB.de: Trotz der Niederlage vom vergangenen Wochenende ist die Heimstärke weiterhin eine Qualität von 1860 München. Vergangene Saison kassierte 1860 lediglich eine Niederlage vor eigenem Publikum. Auch der erste Sieg in der 3. Liga, das überzeugende 5:1 gegen die Sportfreunde Lotte, fand vor eigenem Publikum statt. Fühlt sich die Mannschaft im Stadion an der Grünwalder Straße wohler als früher in der großen Allianz Arena?

Bierofka: Die beiden Stadien lassen sich nicht miteinander vergleichen. Die Allianz Arena ist ein hochmodernes Fußball-Stadion. Das Stadion an der Grünwalder Straße hingegen hat etwas Traditionelles, ist praktisch in einer früheren Zeit stehengeblieben. Aber dafür hat das Stadion sehr viel Energie. Es befindet sich mitten in der Stadt. Das hat etwas von englischen Verhältnissen. Die Menschen gehen erst nebenan etwas trinken, dann ins Stadion und treffen sich danach in der Bar wieder.

DFB.de: Als 1860 München aus der 2. Bundesliga abstieg, war der Frust bei den Fans groß. Seitdem aber erfreut sich der Verein wieder einer großen Beliebtheit. Was hat rückblickend den Schulterschluss mit den Fans bewirkt?

Bierofka: Das hat sich entwickelt. Wir haben in der Regionalliga praktisch mit unserer U 21-Mannschaft angefangen. Diese haben wir dann mit Spielern verstärkt, die hauptsächlich aus unserer Region stammen oder sogar bei uns gespielt haben. So halten wir die Identifikation hoch. Die Fans sollen spüren, dass sich die Spieler auf dem Platz zerreißen. Das Gefühl hatten die Anhänger nach dem Doppelabstieg vermutlich nicht. Spieler und Fans leben gemeinsam den Verein. Wir achten bei Neuzugängen sehr darauf, dass neben der fußballerischen Qualität auch eine gewisse Identifikation vorhanden ist.

DFB.de: Ist die Identifikation vielleicht der Schlüssel, wie 1860 München trotz des übermächtigen Stadtnachbarn FC Bayern München auch zukünftig neue Fans gewinnen kann?

Bierofka: Ganz genau. Wir müssen unsere eigene DNA haben. Bayern München ist der große Global-Player und der große Weltverein, wir sind der sympathische Arbeiterverein. Das kommt in der Stadt sehr gut an.

DFB.de: TSV 1860 München strebt über kurz oder lang die Rückkehr in die 2. Bundesliga an. Viele Trainer oder Spieler anderer Vereine zählen Ihren Verein bereits in dieser Saison zum erweiterten Favoritenkreis. Können Sie das nachvollziehen?

Bierofka: Ich finde das etwas übertrieben. Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen: Vor einem Jahr hatten wir noch nicht einmal eine Mannschaft. Wir müssen uns erst einmal entwickeln und stabilisieren.

DFB.de: Wann kann die 2. Bundesliga ein realistisches Ziel sein?

Bierofka: Das lässt sich schwer voraussagen. Die 3. Liga ist extrem ausgeglichen. Das zeigt sich alleine schon daran, dass sich sogar die Zweitliga-Absteiger Kaiserslautern und Braunschweig bislang sehr schwer tun.

DFB.de: Saki Stimoniaris, der Vertraute von Investor Hasan Ismaik, kündigte bereits vor dem Saisonstart an, 1860 München bald wieder in der Bundesliga zu sehen. Wie haben Sie das aufgenommen?

Bierofka: Er hat nicht gesagt, wann er den Verein in der Bundesliga sieht (lacht). Bald kann auch bedeuten, dass wir in zehn Jahren in der Bundesliga spielen. Spaß beiseite: Ich möchte die Mannschaft nicht mit großen Zielsetzungen unter Druck setzen. Der Druck ist aufgrund der Medienlandschaft in München ohnehin groß genug.

DFB.de: Sie absolvieren parallel zu Ihrer Trainer-Tätigkeit den Lehrgang zum Fußballlehrer. Wie schwierig ist es, beides unter einen Hut zu bekommen?

Bierofka: Ich habe ein großes Trainerteam, auf das ich mich in meiner Abwesenheit verlassen kann. Wir sprechen alles ab. Mir werden die Trainingseinheiten, bei denen ich nicht vor Ort bin, per Video zugesendet. So habe ich die Mannschaft immer im Blick und kann entsprechend reagieren. Natürlich ist das sehr zeitaufwändig. Für andere Dinge bleibt momentan keine Zeit mehr. Aber ich nehme diese Doppelbelastung gerne an, weil der Lehrgang total viel Spaß macht.

DFB.de: Am Wochenende steht nun das DFB-Pokalspiel gegen Holstein Kiel an. Die Kieler sind stark in die Saison gestartet und haben mit dem 3:0 gegen den Hamburger SV für Furore gesorgt. Wie schätzen Sie die Mannschaft ein?

Bierofka: Holstein Kiel hat eine sehr starke Mannschaft und ist vergangene Saison nicht ohne Grund auf dem dritten Tabellenplatz gelandet. Sie haben zwar einige Abgänge hinnehmen müssen, haben sich aber auch gut verstärkt. Jae-son Lee ist ein super Neuzugang. Zudem ist Aaron Seydel wieder zurück. Insgesamt hat die Mannschaft nicht viel an Qualität verloren. Gerade gegen den HSV haben sie bewiesen, wie stark sie sind. Für uns müsste schon alles zusammenpassen, wenn wir gewinnen wollen. Aber wie wir alle wissen, ist im DFB-Pokal schon so einiges passiert.