Bierofka: "Die 3. Liga demütig angehen"

Seit 43 Pflichtspielen ist der ehemalige Nationalspieler Daniel Bierofka als Cheftrainer für den frisch gebackenen Drittligaaufsteiger TSV 860 München verantwortlich. Sein Punkteschnitt: Beachtliche 2,23 Zähler pro Partie. Sein bisher wichtigstes Spiel endete freilich nicht mit einem Sieg. Im Playoff-Rückspiel gegen den Südwest-Meister 1. FC Saarbrücken reichte dem Bayern-Titelträger nach einem 0:2-Rückstand ein 2:2, um in die 3. Liga aufzusteigen und Bierofka den bislang größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn zu bescheren. Das Hinspiel hatten die "Löwen" 3:2 gewonnen und melden sich damit ein Jahr nach dem Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga bis in die viertklassige Regionalliga Bayern im Profifußball zurück. Im DFB.de-Interview spricht der 39 Jahre alte Daniel Bierofka mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Feierlichkeiten nach dem Aufstieg, seine durch und durch "blaue" Familie und die Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

DFB.de: Wie kurz war die Nacht nach dem Aufstieg in die 3. Liga, Herr Bierofka?

Daniel Bierofka: Sehr kurz. Ich habe vielleicht drei Stunden geschlafen - wenn es hochkommt. Ich war etwa um fünf Uhr im Bett, meine Kinder sind dann aber ganz normal in aller Frühe aufgestanden. Sie wollten ja auch noch etwas vom Papa haben. (lacht)

DFB.de: Die Löwen sind zurück im Profifußball. Wie wurde der Erfolg gefeiert?

Bierofka: Am schönsten war die spontane Feier mit den Fans, erst direkt nach dem Abpfiff im Stadion, dann draußen auf dem Bus. Ganz ehrlich: Eine solche Stimmung und Begeisterung habe ich in inzwischen 20 Jahren Profifußball noch nicht erlebt. Später waren wir noch gemeinsam beim Essen, haben den Abend dann ausklingen lassen.

DFB.de: Wie groß ist auch die Erleichterung nach einer Saison, in der die Mannschaft vom ersten Spieltag an unter Druck stand?

Bierofka: Riesig, zumal wenn wir berücksichtigen, wie die Ausgangsposition vor einem Jahr war. Nach dem Abstieg aus der zweiten in die vierte Liga war der Verein am Boden, wir hatten keine Mannschaft. Klar, mit der U 21 waren wir in der vorherigen Saison immerhin Vizemeister in der Regionalliga Bayern geworden. Von unseren zahlreichen Toptalenten haben uns aber nach dem Abstieg der ersten Mannschaft Spieler wie Ohis Felix Uduokhai, Lino Tempelmann oder Florian Neuhaus verlassen. Das tat schon weh. Deshalb ging es zuerst einmal darum, den Verein wieder zu stabilisieren. An den Aufstieg habe ich damals noch gar nicht gedacht.

DFB.de: Was hat unter dem Strich den Ausschlag gegeben, dass der TSV künftig zumindest wieder drittklassig ist?

Bierofka: Es ist uns gelungen, unser junges Team mit erfahrenen Profispielern wie Sascha Mölders, Jan Mauersberger und Timo Gebhart zu verstärken. Sie sollten die Jungs führen, und diese Rechnung ist voll aufgegangen. Die Mannschaft hat eigentlich schon vom ersten Tag an gut funktioniert. Hinzu kam, dass sich an der Seite unserer Leitwölfe auch Spieler wie Markus Ziereis, Daniel Wein oder Phillipp Steinhart, die ebenfalls neu zu uns gekommen waren, herausragend weiterentwickelt haben. Ich könnte jetzt noch mehr Jungs aufzählen, die sich allesamt deutlich gesteigert und ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben. Jeder hat alles für das Team gegeben, wir waren und sind eine echte Einheit.

DFB.de: Welche Rolle haben die Fans gespielt?

Bierofka: Eine herausragende Rolle. Sie müssen sich das mal vorstellen: Jedes Heimspiel im Grünwalder Stadion war mit 12.500 Zuschauern ausverkauft - egal, wie der Gegner hieß. Das war immer sehr emotional und hat das Team getragen.

DFB.de: Nach dem 3:2-Auswärtserfolg im Playoff-Hinspiel beim 1. FC Saarbrücken sprach schon viel für den Aufstieg des TSV 1860. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als der FCS in München plötzlich 2:0 in Führung lag, was für Ihre Mannschaft das Scheitern bedeutet hätte?

Bierofka: Ich hatte vorher schon alle möglichen Szenarien im Kopf, denn ich wusste ganz genau, wie stark der 1. FC Saarbrücken ist. In der regulären Saison 93 Tore zu erzielen, sagt schon alles. Außerdem hatten wir im Hinspiel - beispielsweise durch die frühe Rote Karte gegen Kevin Behrens - auch etwas Spielglück, das einfach dazugehört. Mir war deshalb klar, dass im Rückspiel noch alles möglich war - auch ein 0:2-Rückstand. Wie unsere Mannschaft das dann gegen einen so starken Gegner noch umgebogen hat, zeigt ihren Charakter und ihren unbedingten Willen. Das macht mich schon stolz.



Seit 43 Pflichtspielen ist der ehemalige Nationalspieler Daniel Bierofka als Cheftrainer für den frisch gebackenen Drittligaaufsteiger TSV 860 München verantwortlich. Sein Punkteschnitt: Beachtliche 2,23 Zähler pro Partie. Sein bisher wichtigstes Spiel endete freilich nicht mit einem Sieg. Im Playoff-Rückspiel gegen den Südwest-Meister 1. FC Saarbrücken reichte dem Bayern-Titelträger nach einem 0:2-Rückstand ein 2:2, um in die 3. Liga aufzusteigen und Bierofka den bislang größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn zu bescheren. Das Hinspiel hatten die "Löwen" 3:2 gewonnen und melden sich damit ein Jahr nach dem Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga bis in die viertklassige Regionalliga Bayern im Profifußball zurück. Im DFB.de-Interview spricht der 39 Jahre alte Daniel Bierofka mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Feierlichkeiten nach dem Aufstieg, seine durch und durch "blaue" Familie und die Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

DFB.de: Wie kurz war die Nacht nach dem Aufstieg in die 3. Liga, Herr Bierofka?

Daniel Bierofka: Sehr kurz. Ich habe vielleicht drei Stunden geschlafen - wenn es hochkommt. Ich war etwa um fünf Uhr im Bett, meine Kinder sind dann aber ganz normal in aller Frühe aufgestanden. Sie wollten ja auch noch etwas vom Papa haben. (lacht)

DFB.de: Die Löwen sind zurück im Profifußball. Wie wurde der Erfolg gefeiert?

Bierofka: Am schönsten war die spontane Feier mit den Fans, erst direkt nach dem Abpfiff im Stadion, dann draußen auf dem Bus. Ganz ehrlich: Eine solche Stimmung und Begeisterung habe ich in inzwischen 20 Jahren Profifußball noch nicht erlebt. Später waren wir noch gemeinsam beim Essen, haben den Abend dann ausklingen lassen.

DFB.de: Wie groß ist auch die Erleichterung nach einer Saison, in der die Mannschaft vom ersten Spieltag an unter Druck stand?

Bierofka: Riesig, zumal wenn wir berücksichtigen, wie die Ausgangsposition vor einem Jahr war. Nach dem Abstieg aus der zweiten in die vierte Liga war der Verein am Boden, wir hatten keine Mannschaft. Klar, mit der U 21 waren wir in der vorherigen Saison immerhin Vizemeister in der Regionalliga Bayern geworden. Von unseren zahlreichen Toptalenten haben uns aber nach dem Abstieg der ersten Mannschaft Spieler wie Ohis Felix Uduokhai, Lino Tempelmann oder Florian Neuhaus verlassen. Das tat schon weh. Deshalb ging es zuerst einmal darum, den Verein wieder zu stabilisieren. An den Aufstieg habe ich damals noch gar nicht gedacht.

DFB.de: Was hat unter dem Strich den Ausschlag gegeben, dass der TSV künftig zumindest wieder drittklassig ist?

Bierofka: Es ist uns gelungen, unser junges Team mit erfahrenen Profispielern wie Sascha Mölders, Jan Mauersberger und Timo Gebhart zu verstärken. Sie sollten die Jungs führen, und diese Rechnung ist voll aufgegangen. Die Mannschaft hat eigentlich schon vom ersten Tag an gut funktioniert. Hinzu kam, dass sich an der Seite unserer Leitwölfe auch Spieler wie Markus Ziereis, Daniel Wein oder Phillipp Steinhart, die ebenfalls neu zu uns gekommen waren, herausragend weiterentwickelt haben. Ich könnte jetzt noch mehr Jungs aufzählen, die sich allesamt deutlich gesteigert und ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben. Jeder hat alles für das Team gegeben, wir waren und sind eine echte Einheit.

DFB.de: Welche Rolle haben die Fans gespielt?

Bierofka: Eine herausragende Rolle. Sie müssen sich das mal vorstellen: Jedes Heimspiel im Grünwalder Stadion war mit 12.500 Zuschauern ausverkauft - egal, wie der Gegner hieß. Das war immer sehr emotional und hat das Team getragen.

DFB.de: Nach dem 3:2-Auswärtserfolg im Playoff-Hinspiel beim 1. FC Saarbrücken sprach schon viel für den Aufstieg des TSV 1860. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als der FCS in München plötzlich 2:0 in Führung lag, was für Ihre Mannschaft das Scheitern bedeutet hätte?

Bierofka: Ich hatte vorher schon alle möglichen Szenarien im Kopf, denn ich wusste ganz genau, wie stark der 1. FC Saarbrücken ist. In der regulären Saison 93 Tore zu erzielen, sagt schon alles. Außerdem hatten wir im Hinspiel - beispielsweise durch die frühe Rote Karte gegen Kevin Behrens - auch etwas Spielglück, das einfach dazugehört. Mir war deshalb klar, dass im Rückspiel noch alles möglich war - auch ein 0:2-Rückstand. Wie unsere Mannschaft das dann gegen einen so starken Gegner noch umgebogen hat, zeigt ihren Charakter und ihren unbedingten Willen. Das macht mich schon stolz.

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DFB.de: Können Sie nachempfinden, was in den Köpfen der Saarbrücker vorging?

Bierofka: Selbstverständlich kann ich da mitfühlen. Nach einem Jahr harter Arbeit am Ende mit leeren Händen dazustehen, ist immer brutal. Viele unserer Spieler sind deshalb nach dem Abpfiff auch noch zu den enttäuschten Saarbrückern gegangen, um sie ein wenig zu trösten und aufzubauen.

DFB.de: Ihr Torjäger und Routinier Sascha Mölders hat gegen Saarbrücken in Hin- und Rückspiel drei Tore erzielt. Wie würden Sie seinen Anteil am Aufstieg beschreiben?

Bierofka: Sascha war nach dem Abstieg vor einem Jahr unheimlich geknickt, hatte sich erst mal in den Urlaub verabschiedet. Wir sind jedoch - zunächst spärlich - in Kontakt geblieben, und als er entsprechende Signale gegeben hatte, dass er sich vorstellen kann, mit in die vierte Liga zu gehen, haben wir dann alles mobilisiert, um diese Lösung hinzukommen. Unter dem Strich war es genau der richtige Schachzug. Sascha war schon während der Saison mit 19 Treffern und 14 Torvorlagen ein Erfolgsgarant. In der Aufstiegsrunde hat er das noch mal mit den drei Toren unterstrichen. Wenn man gesehen hat, wie er sich über seinen ersten Aufstieg überhaupt gefreut hat, war das schon etwas Besonderes.

DFB.de: Schon Ihr Vater war Spieler und Trainer bei 1860. Was bedeutet Ihnen und Ihrer Familie der Aufstieg ganz persönlich?

Bierofka: Mein Onkel Erwin ist auch noch Vorsitzender eines 1860-Fanklubs, die gesamte Familie ist also durch und durch blau. Selbstverständlich haben alle die Daumen gedrückt, und ich denke, auch mein Vater ist jetzt ganz zufrieden mit mir. Ich selbst freue mich am meisten für den Verein und die Mannschaft, dass sie ihr Ziel erreicht hat.

DFB.de: Benötigen Sie jetzt erst mal Urlaub?

Bierofka: Um ganz ehrlich zu sein, bin ich nach den Anstrengungen der vergangenen Wochen und Monate schon ziemlich leer, laufe ein wenig auf Reserve. Deshalb freue ich mich darauf, bis Mitte Juni ein wenig abschalten und Abstand gewinnen zu können. Parallel dazu geht es aber darum, gemeinsam mit unserem Sportlichen Leiter Günther Gorenzel den Kader zu planen. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen einige Entscheidungen über Vertragsverlängerungen und neue Spieler fallen werden.

DFB.de: 1860 München geht nicht mit einem der höchsten Etats in die kommende Drittligasaison. Müssen Sie die Erwartungen bremsen?

Bierofka: Wir müssen und werden die 3. Liga demütig angehen. Wir haben mit Sicherheit kein herausragendes Budget, werden nach meiner Einschätzung eher so in der Mitte liegen. Sportlich wartet auf uns in dieser starken Spielklasse eine große Herausforderung. Mit Leidenschaft und Teamgeist wollen wir sie bestehen.

DFB.de: Vier Zugänge wurden bereits vor einigen Wochen bekanntgegeben. Wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Planungen?

Bierofka: Wegen der ungewissen Ligazugehörigkeit mussten wir zweigleisig planen. Wir haben deshalb Spieler verpflichtet, von denen wir überzeugt sind, dass sie uns in der Regionalliga verstärkt hätten, denen wir aber auch die 3. Liga zutrauen, um dort konkurrenzfähig zu sein. Nach dem Aufstieg ist klar, dass wir noch zusätzliche Qualität und vor allem Erfahrung benötigen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.

DFB.de: Für Sie beginnt demnächst auch der Lehrgang zum Fußball-Lehrer. Wieviel Respekt haben Sie vor der Doppelbelastung?

Bierofka: Schon großen Respekt, auch wenn ich sehr belastbar bin und einiges wegstecken kann. Ich freue mich aber schon jetzt auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Lehrgangsleiter Daniel Niedzkowski, wenn die Ausbildung am 18. Juni beginnt. Es ist für mich eine tolle Gelegenheit, um sehr viel dazuzulernen. Am selben Tag wie der Lehrgang beginnt übrigens bei uns auch das Training. Wenn ich selbst nicht vor Ort sein kann, wird Günther Gorenzel die Leitung übernehmen. Ich bin guter Dinge, dass wir diese zweifellos anspruchsvolle Phase gemeinsam gut meistern werden.

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