Bierhoffs WM-Blog: "Wichtig ist aufm Platz"

Der Countdown läuft für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und damit auch für die deutsche WM-Mission. Sportlich und organisatorisch. Genau an der Schnittstelle wirkt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Jede Woche berichtet der 45-Jährige darüber, exklusiv für die User von DFB.de. Bierhoffs WM-Blog - heute über die Stimmung im Team, das Trainingslager in Südtirol, das Medieninteresse und den Gesundheitszustand der Mannschaft.

Liebe Fans der Nationalmannschaft,

ich kenne dies aus meiner Zeit als Spieler, aber auch von den vielen Turnieren während meiner Tätigkeit als Manager der Nationalmannschaft. Je näher das Turnier rückt, je enger wird der Fokus. Die Nationalmannschaft zieht großes Interesse auf sich, mit jedem Tag mehr. Die Zeitungen sind voll, im Fernsehen wird ständig über unsere Arbeit berichtet, Online-Portale überbieten sich mit immer neuem Content. Viele Meldungen, ob nun groß oder klein, werden zu Schlagzeilen verarbeitet. Es wird spekuliert, kommentiert und bewertet. Die neuen Medien haben eine neue Dynamik in die allgemeine Berichterstattung gebracht. Es ist nicht mehr nur ein Rennen nach Informationen, sondern auch gegen die Zeit. Darauf müssen wir uns einstellen, vor allem auch in der Zeit in Brasilien, wo wir durch die Zeitverschiebung hinter der Berichterstattung in Deutschland liegen. Ich bin froh, dass unser Sport und im Besonderen die Nationalmannschaft auf ein solches Interesse trifft und so viel über uns berichtet wird. Dazu gehört selbstverständlich auch Kritik, und dieser Kritik stellen wir uns.

Ich möchte euch Fans aber beruhigen. Die aktuelle externe Darstellung spiegelt nicht die interne Stimmung und Situation in der Mannschaft wieder. Sicher ist, dass unser Trainingslager in Südtirol durch den schlimmen Unfall vom Dienstag belastet ist. Wir alle im DFB sind tief betroffen. Wir alle hoffen inständig, dass sich der gesundheitliche Zustand des Schwerverletzten bald und nachhaltig bessert. Ich war täglich mit seiner Frau in Kontakt. In den ersten Stunden nach dem Unfall galt es, verlässliche Informationen zu sammeln, und das war aufgrund verschiedener Umstände nicht ganz einfach. Von einigen Medienvertretern wurde kritisiert, dass wir uns nicht nicht unmittelbar, nicht schnell genug geäußert haben. Aber zum einem dürfen sich nur gewisse Institutionen, wie die Polizei oder das Krankenhaus, zu Fakten äußern. Zum anderen mussten wir vermeiden, die Spekulationen durch nicht abgesicherte Meldungen zusätzlich anzufeuern.

Es war mir ein Bedürfnis, so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu den Verletzten zu fahren. Es war die absolut richtige Entscheidung, dass Nico Rosberg, Pascal Wehrlein und ich noch am späten Nachmittag die Frau des Schwerverletzten getroffen haben. So konnte ich unser Bedauern persönlich aussprechen, ihr unsere Unterstützung zusagen und mehr über den Vorfall erfahren. Ich glaube auch die Fahrer waren erleichtert, dass von der Frau keinerlei Vorwürfe kamen. Welche Konsequenzen wir aus diesem Unglück für zukünftige Aktivitäten mit der Mannschaft ziehen, muss noch entschieden werden. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh.

Die weiteren "Störfaktoren", die von außen ausgemacht wurden, haben ihren Ursprung zeitlich lange bevor wir uns zur WM-Vorbereitung getroffen haben. Kevin Großkreutz hat sich nach dem Pokalfinale mit Borussia Dortmund daneben benommen, Joachim Löw seinen Führerschein vor Monaten verloren. Diese Vorfälle haben also wenig mit der Arbeit im Trainingslager zu tun.

Jeder kennt den Spruch "Wichtig ist aufm Platz". Und da wurde sehr gut trainiert und gearbeitet. Was ich in den zehn Tagen im Passeiertal von der Mannschaft gesehen habe, macht mir große Hoffnungen mit Blick auf die WM. Die Spieler haben überragend trainiert und gearbeitet, das Niveau im Training war extrem hoch und die Trainer konnten viele taktische und technische Maßnahmen umsetzen. Alle Spieler waren sehr professionell, jeder hat sich dem Bundestrainer angeboten, hat um seinen Platz gekämpft. Mein Eindruck ist außerdem, dass in Südtirol echter Teamgeist entstanden ist. Die Mannschaft ist zusammengewachsen, die Spieler sind eine echte Einheit. Genau so, wie wir uns das im Vorfeld erhofft hatten.

Nicht alle Spieler waren die Zeit hier topfit und konnten alle Einheiten absolvieren. Auch hier besteht kein Grund zur Sorge. Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira haben bereits nach wenigen Einheiten das Mannschaftstraining aufgenommen, ihre Entwicklung sehe ich sehr positiv. Das gilt auch für Philipp Lahm und Manuel Neuer. Wir wussten vorher, dass beide noch ein wenig Zeit benötigen. Es war aber wichtig, dass beide bei uns waren. Sie wurde intensiv behandelt, sie haben große Schritte gemacht. Das Spiel in Gladbach gegen Kamerun kommt für Philipp und Manuel noch zu früh, ich bin aber voll überzeugt, dass sie schaffen, was wir uns alle wünschen: Das beide am 16. Juni voll einsatzfähig sind.

Im Trainingslager in Südtirol hatten wir ideale Bedingung, das Hotel war phantastisch, der Trainingsplatz genauso. Wir alle haben uns rundum wohl gefühlt und die Zeit genossen. Ich möchte mich im Namen der Mannschaft und des gesamten Trainer- und Betreuerstabes bei allen Beteiligten in Südtirol für die große Gastfreundlichkeit und die professionellen Bedingungen bedanken. Es war die richtige Wahl, wieder nach Südtirol zu gehen.

Herzlichst
Oliver Bierhoff

Das meinen DFB.de-User:

"Sehr geehrter Herr Bierhoff, vielen Dank für ihren Blog. Es ist ein toller Service für einen Fan der Mannschaft, der so wie ich im Ausland (Kanada) lebt, ihre Kommentare zu lesen! Ich wünsche Ihnen und der Mannschaft viel Glück in Brasilien. Ich hoffe, jeder Spieler der nach Brasilien fährt gibt seine beste Leistung - sei es auf dem Rasen oder auf der Ersatzbank. Deutschland ist eine stolze Fussballnation und jeder weiss, es ist nicht einfach eine WM zu gewinnen, vor allem in Brasilien. Leider kann mann sich nichts vom vergangenen Fussballruhm kaufen; es kommt halt am Ende immer nur darauf an wieviele Bälle wir dem Gegner in die Bude ballern. 1954 haben wir das Wunder von Bern erlebt, 1974 im eigenen Land und 1990 in Italien (um nur von den WMs zu sprechen). Eine Nation steht hinter euch und tanzt Samba auf dem Zuckerhut und der Zugspitze wenn ihr den Pokal in die Heimat bringt. Auf geht's!" (Marco Jankowiak, Langley, Kanada)

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Der Countdown läuft für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und damit auch für die deutsche WM-Mission. Sportlich und organisatorisch. Genau an der Schnittstelle wirkt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Jede Woche berichtet der 45-Jährige darüber, exklusiv für die User von DFB.de. Bierhoffs WM-Blog - heute über die Stimmung im Team, das Trainingslager in Südtirol, das Medieninteresse und den Gesundheitszustand der Mannschaft.

Liebe Fans der Nationalmannschaft,

ich kenne dies aus meiner Zeit als Spieler, aber auch von den vielen Turnieren während meiner Tätigkeit als Manager der Nationalmannschaft. Je näher das Turnier rückt, je enger wird der Fokus. Die Nationalmannschaft zieht großes Interesse auf sich, mit jedem Tag mehr. Die Zeitungen sind voll, im Fernsehen wird ständig über unsere Arbeit berichtet, Online-Portale überbieten sich mit immer neuem Content. Viele Meldungen, ob nun groß oder klein, werden zu Schlagzeilen verarbeitet. Es wird spekuliert, kommentiert und bewertet. Die neuen Medien haben eine neue Dynamik in die allgemeine Berichterstattung gebracht. Es ist nicht mehr nur ein Rennen nach Informationen, sondern auch gegen die Zeit. Darauf müssen wir uns einstellen, vor allem auch in der Zeit in Brasilien, wo wir durch die Zeitverschiebung hinter der Berichterstattung in Deutschland liegen. Ich bin froh, dass unser Sport und im Besonderen die Nationalmannschaft auf ein solches Interesse trifft und so viel über uns berichtet wird. Dazu gehört selbstverständlich auch Kritik, und dieser Kritik stellen wir uns.

Ich möchte euch Fans aber beruhigen. Die aktuelle externe Darstellung spiegelt nicht die interne Stimmung und Situation in der Mannschaft wieder. Sicher ist, dass unser Trainingslager in Südtirol durch den schlimmen Unfall vom Dienstag belastet ist. Wir alle im DFB sind tief betroffen. Wir alle hoffen inständig, dass sich der gesundheitliche Zustand des Schwerverletzten bald und nachhaltig bessert. Ich war täglich mit seiner Frau in Kontakt. In den ersten Stunden nach dem Unfall galt es, verlässliche Informationen zu sammeln, und das war aufgrund verschiedener Umstände nicht ganz einfach. Von einigen Medienvertretern wurde kritisiert, dass wir uns nicht nicht unmittelbar, nicht schnell genug geäußert haben. Aber zum einem dürfen sich nur gewisse Institutionen, wie die Polizei oder das Krankenhaus, zu Fakten äußern. Zum anderen mussten wir vermeiden, die Spekulationen durch nicht abgesicherte Meldungen zusätzlich anzufeuern.

Es war mir ein Bedürfnis, so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu den Verletzten zu fahren. Es war die absolut richtige Entscheidung, dass Nico Rosberg, Pascal Wehrlein und ich noch am späten Nachmittag die Frau des Schwerverletzten getroffen haben. So konnte ich unser Bedauern persönlich aussprechen, ihr unsere Unterstützung zusagen und mehr über den Vorfall erfahren. Ich glaube auch die Fahrer waren erleichtert, dass von der Frau keinerlei Vorwürfe kamen. Welche Konsequenzen wir aus diesem Unglück für zukünftige Aktivitäten mit der Mannschaft ziehen, muss noch entschieden werden. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh.

Die weiteren "Störfaktoren", die von außen ausgemacht wurden, haben ihren Ursprung zeitlich lange bevor wir uns zur WM-Vorbereitung getroffen haben. Kevin Großkreutz hat sich nach dem Pokalfinale mit Borussia Dortmund daneben benommen, Joachim Löw seinen Führerschein vor Monaten verloren. Diese Vorfälle haben also wenig mit der Arbeit im Trainingslager zu tun.

Jeder kennt den Spruch "Wichtig ist aufm Platz". Und da wurde sehr gut trainiert und gearbeitet. Was ich in den zehn Tagen im Passeiertal von der Mannschaft gesehen habe, macht mir große Hoffnungen mit Blick auf die WM. Die Spieler haben überragend trainiert und gearbeitet, das Niveau im Training war extrem hoch und die Trainer konnten viele taktische und technische Maßnahmen umsetzen. Alle Spieler waren sehr professionell, jeder hat sich dem Bundestrainer angeboten, hat um seinen Platz gekämpft. Mein Eindruck ist außerdem, dass in Südtirol echter Teamgeist entstanden ist. Die Mannschaft ist zusammengewachsen, die Spieler sind eine echte Einheit. Genau so, wie wir uns das im Vorfeld erhofft hatten.

Nicht alle Spieler waren die Zeit hier topfit und konnten alle Einheiten absolvieren. Auch hier besteht kein Grund zur Sorge. Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira haben bereits nach wenigen Einheiten das Mannschaftstraining aufgenommen, ihre Entwicklung sehe ich sehr positiv. Das gilt auch für Philipp Lahm und Manuel Neuer. Wir wussten vorher, dass beide noch ein wenig Zeit benötigen. Es war aber wichtig, dass beide bei uns waren. Sie wurde intensiv behandelt, sie haben große Schritte gemacht. Das Spiel in Gladbach gegen Kamerun kommt für Philipp und Manuel noch zu früh, ich bin aber voll überzeugt, dass sie schaffen, was wir uns alle wünschen: Das beide am 16. Juni voll einsatzfähig sind.

Im Trainingslager in Südtirol hatten wir ideale Bedingung, das Hotel war phantastisch, der Trainingsplatz genauso. Wir alle haben uns rundum wohl gefühlt und die Zeit genossen. Ich möchte mich im Namen der Mannschaft und des gesamten Trainer- und Betreuerstabes bei allen Beteiligten in Südtirol für die große Gastfreundlichkeit und die professionellen Bedingungen bedanken. Es war die richtige Wahl, wieder nach Südtirol zu gehen.

Herzlichst
Oliver Bierhoff

Das meinen DFB.de-User:

"Sehr geehrter Herr Bierhoff, vielen Dank für ihren Blog. Es ist ein toller Service für einen Fan der Mannschaft, der so wie ich im Ausland (Kanada) lebt, ihre Kommentare zu lesen! Ich wünsche Ihnen und der Mannschaft viel Glück in Brasilien. Ich hoffe, jeder Spieler der nach Brasilien fährt gibt seine beste Leistung - sei es auf dem Rasen oder auf der Ersatzbank. Deutschland ist eine stolze Fussballnation und jeder weiss, es ist nicht einfach eine WM zu gewinnen, vor allem in Brasilien. Leider kann mann sich nichts vom vergangenen Fussballruhm kaufen; es kommt halt am Ende immer nur darauf an wieviele Bälle wir dem Gegner in die Bude ballern. 1954 haben wir das Wunder von Bern erlebt, 1974 im eigenen Land und 1990 in Italien (um nur von den WMs zu sprechen). Eine Nation steht hinter euch und tanzt Samba auf dem Zuckerhut und der Zugspitze wenn ihr den Pokal in die Heimat bringt. Auf geht's!" (Marco Jankowiak, Langley, Kanada)