Bierhoff trifft 80 Fans: "Mit 17 Jahren noch auf Asche gekickt"

An der Wand hängen die Fußballschuhe von Willi "Ente" Lippens. Daneben kleben Trikots aus den Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern. Der Fußball mit all seiner Tradition und seinem Charme prägt die Kneipe "Ich danke Sie!", die der einstige Kultspieler von Rot-Weiss Essen führt. Das Lokal von Lippens liegt in Bottrop, mitten im Pott, und damit in einer Herzkammer des deutschen Fußballs. Nur 50 Kilometer entfernt, in Dortmund, bereitet sich derzeit die deutsche Nationalmannschaft auf ihr Länderspiel gegen Argentinien am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) und auf die EM-Qualifikation in Estland am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) vor.

Oliver Bierhoff, aufgewachsen in Essen, kennt die Region gut. Als die FUNKE-Mediengruppe mit dem DFB die Idee entwickelte, mit 80 ausgewählten Lesern und Fußballfans in der Kultkneipe über den deutschen Fußball zu diskutieren, sagt der Direktor Nationalmannschaften und Akademie prompt zu. "Das ist eine schöne Idee und sie hilft, immer wieder ein Gespür für die Themen, Wünsche und auch Sorgen unserer Fans zu haben. Das geht nun einmal am besten im direkten Austausch", sagt Bierhoff.

Als die Veranstaltung am Montagabend begann, erlebte der 51-Jährige gleich eine Überraschung. Mit Hans Willemsen, mittlerweile 79 Jahre alt, hatte sich sein erster Jugendtrainer für die Podiumsdiskussion angemeldet. Er trainierte Bierhoff 1975, in der F-Jugend der ESG Essen. Die Begrüßung? Herzlich und voller Freude. Die Themen? Geradeaus und klar. "Hans hat nicht nur nach den Ergebnissen geschaut, sondern uns Kindern viel Spielfreude und Spaß am Fußball vermittelt. Da hat es einen gar nicht gewundert, dass man mit 17 Jahren noch auf Asche gekickt hat, weil man einfach das Spiel liebte. Genau das braucht es auch heute, wenn wir über die Talentausbildung sprechen." Schon war man in der Kultkneipe in der Aktualität angekommen. Stichwort: Bolzplatz-Mentalität.

"Der Umbruch ist ein Prozess"

"Mit meiner Direktion möchte ich das 'Projekt Zukunft' vorantreiben, wie es auf dem DFB-Bundestag beschlossen wurde", erzählte Bierhoff. "Wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen, um den deutschen Fußball nachhaltig an der Weltspitze zu verorten." Unter den Gästen waren viele Eltern, deren Kinder einst Fußball spielten oder gar momentan in einem Verein aktiv sind. Bierhoff erklärte, dass es ein Ansatz sei, im Kinderfußball häufiger Vier-gegen-vier oder Fünf-gegen-fünf zu spielen: "Die Kinder sollen Ballkontakte haben, sich im Dribbling ausprobieren und Freude haben. Taktische Elemente können sich in späteren Jahren noch entwickeln, wir dürfen unsere Spieler nicht zu stromlinienförmig ausbilden."

Weiteres Thema: die Nationalmannschaft. Erst recht, da sie am Mittwoch in Dortmund auf Argentinien trifft. Der Umbruch, die nächste Generation, die EURO 2020 – all das interessierte die Fans. Bierhoff sprach sich klar für den aktuellen Kurs aus, wie ihn Bundestrainer Joachim Löw verfolgt. Es sei notwendig, den jungen Spielern weiterhin Raum, Vertrauen und Freiheit für ihre Entwicklung zu geben: "Der Umbruch ist ein Prozess. Wir sind auf dem richtigen Weg, wissen aber auch, dass es immer noch Rückschläge geben kann, wie etwa zuletzt bei der 2:4-Niederlage gegen die Niederlande."

EM-Favorit oder Außenseiter? "Erst einmal müssen wir uns noch qualifizieren", sagte Bierhoff, den die aktuelle Situation an die Zeit vor der WM 2010 in Südafrika erinnerte. Auch da habe die Mannschaft ihren Spielstil weiterentwickelt, ein neues Gesicht gezeigt und eine spannende Phase gestartet. Die Folge war Platz drei bei der WM – und schließlich der WM-Titel in Brasilien vier Jahre später.

Solch ein Verlauf würde auch den Fußballfans im Pott gefallen. Erst recht, wenn die Mannschaft mit Leidenschaft und Freude auf dem Rasen steht.

[rz]

An der Wand hängen die Fußballschuhe von Willi "Ente" Lippens. Daneben kleben Trikots aus den Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern. Der Fußball mit all seiner Tradition und seinem Charme prägt die Kneipe "Ich danke Sie!", die der einstige Kultspieler von Rot-Weiss Essen führt. Das Lokal von Lippens liegt in Bottrop, mitten im Pott, und damit in einer Herzkammer des deutschen Fußballs. Nur 50 Kilometer entfernt, in Dortmund, bereitet sich derzeit die deutsche Nationalmannschaft auf ihr Länderspiel gegen Argentinien am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) und auf die EM-Qualifikation in Estland am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) vor.

Oliver Bierhoff, aufgewachsen in Essen, kennt die Region gut. Als die FUNKE-Mediengruppe mit dem DFB die Idee entwickelte, mit 80 ausgewählten Lesern und Fußballfans in der Kultkneipe über den deutschen Fußball zu diskutieren, sagt der Direktor Nationalmannschaften und Akademie prompt zu. "Das ist eine schöne Idee und sie hilft, immer wieder ein Gespür für die Themen, Wünsche und auch Sorgen unserer Fans zu haben. Das geht nun einmal am besten im direkten Austausch", sagt Bierhoff.

Als die Veranstaltung am Montagabend begann, erlebte der 51-Jährige gleich eine Überraschung. Mit Hans Willemsen, mittlerweile 79 Jahre alt, hatte sich sein erster Jugendtrainer für die Podiumsdiskussion angemeldet. Er trainierte Bierhoff 1975, in der F-Jugend der ESG Essen. Die Begrüßung? Herzlich und voller Freude. Die Themen? Geradeaus und klar. "Hans hat nicht nur nach den Ergebnissen geschaut, sondern uns Kindern viel Spielfreude und Spaß am Fußball vermittelt. Da hat es einen gar nicht gewundert, dass man mit 17 Jahren noch auf Asche gekickt hat, weil man einfach das Spiel liebte. Genau das braucht es auch heute, wenn wir über die Talentausbildung sprechen." Schon war man in der Kultkneipe in der Aktualität angekommen. Stichwort: Bolzplatz-Mentalität.

"Der Umbruch ist ein Prozess"

"Mit meiner Direktion möchte ich das 'Projekt Zukunft' vorantreiben, wie es auf dem DFB-Bundestag beschlossen wurde", erzählte Bierhoff. "Wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen, um den deutschen Fußball nachhaltig an der Weltspitze zu verorten." Unter den Gästen waren viele Eltern, deren Kinder einst Fußball spielten oder gar momentan in einem Verein aktiv sind. Bierhoff erklärte, dass es ein Ansatz sei, im Kinderfußball häufiger Vier-gegen-vier oder Fünf-gegen-fünf zu spielen: "Die Kinder sollen Ballkontakte haben, sich im Dribbling ausprobieren und Freude haben. Taktische Elemente können sich in späteren Jahren noch entwickeln, wir dürfen unsere Spieler nicht zu stromlinienförmig ausbilden."

Weiteres Thema: die Nationalmannschaft. Erst recht, da sie am Mittwoch in Dortmund auf Argentinien trifft. Der Umbruch, die nächste Generation, die EURO 2020 – all das interessierte die Fans. Bierhoff sprach sich klar für den aktuellen Kurs aus, wie ihn Bundestrainer Joachim Löw verfolgt. Es sei notwendig, den jungen Spielern weiterhin Raum, Vertrauen und Freiheit für ihre Entwicklung zu geben: "Der Umbruch ist ein Prozess. Wir sind auf dem richtigen Weg, wissen aber auch, dass es immer noch Rückschläge geben kann, wie etwa zuletzt bei der 2:4-Niederlage gegen die Niederlande."

EM-Favorit oder Außenseiter? "Erst einmal müssen wir uns noch qualifizieren", sagte Bierhoff, den die aktuelle Situation an die Zeit vor der WM 2010 in Südafrika erinnerte. Auch da habe die Mannschaft ihren Spielstil weiterentwickelt, ein neues Gesicht gezeigt und eine spannende Phase gestartet. Die Folge war Platz drei bei der WM – und schließlich der WM-Titel in Brasilien vier Jahre später.

Solch ein Verlauf würde auch den Fußballfans im Pott gefallen. Erst recht, wenn die Mannschaft mit Leidenschaft und Freude auf dem Rasen steht.