BFC Dynamo gegen VfB: "Go-Kart gegen Formel-1-Wagen"

Volkan Uluc ist ein deutscher Fußballtrainer mit türkischen Wurzeln. Seine Karriere hat er zunächst weitgehend in der deutschen Hauptstadt verbracht, später führte sie ihn in den Iran und nach Bahrain. Seine Heimat aber hat er in Berlin, beim BFC Dynamo. Dort ist er seit Beginn der vergangenen Saison Trainer, bereits zum zweiten Mal.

In der ersten Runde des DFB-Pokals trifft er mit Dynamo am heutigen Sonntag (ab 16 Uhr, live bei Sky) auf den VfB Stuttgart. Mit Redakteur Steffen Lüdeke hat der 43-Jährige im aktuellen DFB.de-Interview über seine Weltreise, seinen Verein und seine Hoffnungen für die neue Saison gesprochen.

DFB.de: Herr Uluc, in der Vorbereitung hat Ihre Mannschaft fast alle Spiele gewonnen, teilweise auch gegen höherklassige Mannschaften, und dabei auffallend wenig Gegentore kassiert. Wie zufrieden sind Sie mit dem Leistungsniveau des Teams?

Volkan Uluc: Die ganze Vorbereitung läuft sehr rund, das stimmt. Wir hatten ein positives Trainingslager, die Mannschaft zieht hervorragend mit. Ganz elementar ist für mich vor allem, dass wir fast frei von Verletzungen geblieben sind. Die Ergebnisse waren in Ordnung, aber viel wichtiger waren die Leistungen. Eigentlich haben wir durchgängig recht ordentlich Fußball gespielt, und das stimmt mich optimistisch für die kommende Saison.

DFB.de: Die Fluktuation im Kader ist groß. Zehn neue Spieler sind gekommen, es haben aber auch zehn Akteure den Verein verlassen. Wie viel Zeit wird das Team benötigen, um richtig eingespielt zu sein?

Uluc: Die Anzahl der Abgänge klingt hoch, aber wir haben nur drei Stammkräfte verloren. Das Gerüst unserer Mannschaft hat sich kaum verändert, einen großen Umbruch gab es nicht. Ich glaube deswegen nicht, dass wir sonderlich viel Zeit benötigen werden, um uns einzuspielen. Wir haben uns nur punktuell verstärkt und keine ganz neue Mannschaft aufgebaut. Außerdem muss ich sagen, dass sich die Neuen sehr gut eingebracht haben, sportlich und menschlich.

DFB.de: Die Zielsetzung für die Saison 2013/2014 haben Sie deutlich formuliert: Aufstieg!

Uluc: Ja. Als ich vor einem Jahr beim BFC angefangen habe, hatten wir einen Zweijahresplan. Darin ist für das zweite Jahr der Aufstieg vorgesehen. Diesen Anspruch haben wir, daran müssen wir uns messen lassen, alles andere wäre auch nicht glaubhaft. Wir haben gemeinsam mit dem Vorstand ein bisschen was an den Strukturen geändert. Weg vom Feierabendfußball - hin zum leistungsorientierten Fußball. Das ist uns insgesamt ganz gut geglückt. Deswegen wollen wir, dass nach dem Sieg im Verbandspokal in der vergangenen Saison in diesem Jahr die Meisterschaft folgt.



[bild1]

Volkan Uluc ist ein deutscher Fußballtrainer mit türkischen Wurzeln. Seine Karriere hat er zunächst weitgehend in der deutschen Hauptstadt verbracht, später führte sie ihn in den Iran und nach Bahrain. Seine Heimat aber hat er in Berlin, beim BFC Dynamo. Dort ist er seit Beginn der vergangenen Saison Trainer, bereits zum zweiten Mal.

In der ersten Runde des DFB-Pokals trifft er mit Dynamo am heutigen Sonntag (ab 16 Uhr, live bei Sky) auf den VfB Stuttgart. Mit Redakteur Steffen Lüdeke hat der 43-Jährige im aktuellen DFB.de-Interview über seine Weltreise, seinen Verein und seine Hoffnungen für die neue Saison gesprochen.

DFB.de: Herr Uluc, in der Vorbereitung hat Ihre Mannschaft fast alle Spiele gewonnen, teilweise auch gegen höherklassige Mannschaften, und dabei auffallend wenig Gegentore kassiert. Wie zufrieden sind Sie mit dem Leistungsniveau des Teams?

Volkan Uluc: Die ganze Vorbereitung läuft sehr rund, das stimmt. Wir hatten ein positives Trainingslager, die Mannschaft zieht hervorragend mit. Ganz elementar ist für mich vor allem, dass wir fast frei von Verletzungen geblieben sind. Die Ergebnisse waren in Ordnung, aber viel wichtiger waren die Leistungen. Eigentlich haben wir durchgängig recht ordentlich Fußball gespielt, und das stimmt mich optimistisch für die kommende Saison.

DFB.de: Die Fluktuation im Kader ist groß. Zehn neue Spieler sind gekommen, es haben aber auch zehn Akteure den Verein verlassen. Wie viel Zeit wird das Team benötigen, um richtig eingespielt zu sein?

Uluc: Die Anzahl der Abgänge klingt hoch, aber wir haben nur drei Stammkräfte verloren. Das Gerüst unserer Mannschaft hat sich kaum verändert, einen großen Umbruch gab es nicht. Ich glaube deswegen nicht, dass wir sonderlich viel Zeit benötigen werden, um uns einzuspielen. Wir haben uns nur punktuell verstärkt und keine ganz neue Mannschaft aufgebaut. Außerdem muss ich sagen, dass sich die Neuen sehr gut eingebracht haben, sportlich und menschlich.

DFB.de: Die Zielsetzung für die Saison 2013/2014 haben Sie deutlich formuliert: Aufstieg!

Uluc: Ja. Als ich vor einem Jahr beim BFC angefangen habe, hatten wir einen Zweijahresplan. Darin ist für das zweite Jahr der Aufstieg vorgesehen. Diesen Anspruch haben wir, daran müssen wir uns messen lassen, alles andere wäre auch nicht glaubhaft. Wir haben gemeinsam mit dem Vorstand ein bisschen was an den Strukturen geändert. Weg vom Feierabendfußball - hin zum leistungsorientierten Fußball. Das ist uns insgesamt ganz gut geglückt. Deswegen wollen wir, dass nach dem Sieg im Verbandspokal in der vergangenen Saison in diesem Jahr die Meisterschaft folgt.

DFB.de: Und die Spieler können mit diesem Druck gut umgehen?

Uluc: Alle, die hier sind, kennen die Zielsetzung und tragen diese mit. Das Ziel Aufstieg ist doch ein positiver Druck. Ich bin ganz sicher, dass die Mannschaft damit gut umgehen kann.

DFB.de: Wie professionell sind die Bedingungen beim BFC? Die Konkurrenz spricht vom Profitum…

Uluc: Wir spielen fünfte Liga, das darf man nicht vergessen. Aber für diesen Bereich haben wir optimale Strukturen. Wir haben Spieler, die sich zum großen Teil weitgehend auf den Fußball konzentrieren können. wobei wir auch jüngere Spieler dabei haben, die eine Ausbildung absolvieren. Aber im Großen und Ganzen haben wir hier sehr gute Möglichkeiten.

DFB.de: Sie sind zum zweiten Mal Trainer beim BFC, bereits in den Jahren 2007 bis 2009 waren Sie in Hohenschönhausen. Wie sehr haben Sie den Verein danach von außen verfolgt?

Uluc: Selbstverständlich hat mich interessiert, wie sich der Klub entwickelt. Ich hatte hier schon in meiner ersten Periode eine sehr schöne Zeit, sonst wäre ich ja auch nicht zurückgekommen. Ich habe den Verein nie aus den Augen verloren.

DFB.de: Nach Ihrem Abschied vom BFC begann für Sie eine kleine Weltreise, Sie wurden zunächst Trainer bei Shahin Busher im Iran. Wie hat sich das ergeben?

Uluc: Das lief über einen guten Freund von mir, der aktuell U 19-Trainer in Libyen ist, und über einen Berater, den ich kenne, der Iraner ist. Über diese Wege ist der Kontakt entstanden. Ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könne. Ich konnte. Für mich war es ein großes Abenteuer, eine ganz tolle und spannende Erfahrung. Ich habe eine neue Kultur kennengelernt, viele interessante Menschen und eine fantastische Liga. Aus vielen Gründen war die Zeit im Iran für mich wertvoll, auch vom Sportlichen her.

DFB.de: Ist ein deutscher Trainer im Iran ein Star?

Uluc: Ich war ja in Busher, einer Kleinstadt. Da war es schon so. Der Verein hat seit 25 Jahren zum ersten Mal wieder in der ersten Liga gespielt. Und die Begeisterung war groß. Ich wurde also auf der Straße erkannt und angesprochen. Anders wäre es bestimmt in Teheran gewesen, aber in Busher hatte man als Trainer des Teams durchaus eine gewisse Popularität.

DFB.de: Sie sind nur ein Jahr geblieben. Warum?

Uluc: Als Mitteleuropäer muss man im Iran viele Abstriche machen. Für einen Trainer, der in der westlichen Zivilisation großgeworden ist, war einiges nicht gerade einfach. Sehr ungewohnt war für mich beispielsweise die strikte Geschlechtertrennung. Frauen dürfen im Iran nicht ins Stadion gehen, die Trennung zwischen Mann und Frau merkt man aber auch im täglichen Leben. Es ist einfach alles getrennt. Ob das beim Essen ist oder bei der Fahrt mit dem Bus. Der gesellschaftliche Unterschied zu Deutschland ist gewaltig. Ich habe das natürlich auch schon gewusst, bevor ich dorthin gegangen bin, aber das dann selber zu erleben, ist noch einmal etwas ganz anderes.

DFB.de: Nach einem Jahr haben Sie das Abenteuer dann beendet.

Uluc: Ja. Vor allem, weil ich nicht mehr so lange von der Familie getrennt sein wollte. An spontane Besuche war nicht zu denken. Ich musste immer einen Antrag stellen, die Regierung musste die Ausreise genehmigen. In dem einen Jahr habe ich meine Familie nur drei Tage gesehen, das war für mich auf Dauer nicht akzeptabel.

DFB.de: Nach dem Iran ging es für Sie nicht direkt zurück nach Deutschland. Sie sind in den Bahrain, dort haben Sie die U 21 von Al Najma trainiert.

Uluc: Fast. Es war die U 23, das ist dort das "Olympic Team". Leider war die Zeit nur kurz. Mein Vater ist damals an Krebs erkrankt und mittlerweile gestorben. Ich habe damals entschieden, zurück nach Deutschland zu kommen, um für meine Mutter und die Familie da sein zu können.

DFB.de: Haben Sie in der Zeit im Ausland für Ihre Arbeit als Trainer etwas gelernt?

Uluc: Klar. Für mich waren insbesondere der Kontakt und Austausch mit den anderen Trainern sehr wichtig. Wenn man sich seine Neugierde und Offenheit bewahrt, profitiert man als Trainer von anderen Blickweisen auf den Fußball. Auch abseits des Sportlichen habe ich viele positive Erfahrungen gemacht, insbesondere im Iran. Die Gastfreundlichkeit dort hat mich beeindruckt und generell die Herzlichkeit der Menschen.

DFB.de: Über den "Umweg" Stendal ging es für Sie vor Beginn der vergangenen Saison zurück zum BFC Dynamo. War das für Sie eine Art nach Hause kommen?

Uluc: Ja, das war so. Ich fühle mich hier heimisch. Ich habe hier ein tolles Umfeld, ein tolles Trainerteam und eine tolle Mannschaft. Vom Präsidium und vom Vorstand werde ich gut unterstützt. Ich kann mit Überzeugung sagen, dass der BFC meine Heimat ist.

DFB.de: In der ersten Runde des DFB-Pokals treffen Sie am Sonntag auf den VfB Stuttgart. Was ist aus Ihrer Sicht für den BFC wichtiger: Ein Sieg oder ein friedlicher Pokalabend ohne Ausschreitungen?

[bild2]

Uluc: Schon direkt nach dem Endspiel um den Landespokal habe ich betont, wie wichtig es für den Verein und die Mannschaft wäre, dass das Spiel ein friedliches Fußballfest wird. Ich wünsche mir, dass der 4. August ein Tag wird, auf den wir mit Stolz und Freude zurückblicken und sagen können, dass wir Teil eines ausgelassenen, fröhlichen und friedlichen Fußballfests waren.

DFB.de: In der überregionalen Wahrnehmung wird der BFC oft nur mit Gewalt und Rechtsradikalen in Verbindung gebracht. Und es gibt Gründe dafür.

Uluc: Ich will nichts von dem beschönigen, was in der Vergangenheit passiert ist. Und die Medien haben sich das ja auch nicht ausgedacht. Vorfälle wie die aus dem Pokalspiel gegen Kaiserslautern darf es nicht geben, das ist nicht akzeptabel, davon distanzieren wir uns klar. Wobei ich auch sagen muss, dass viele hier die Öffentlichkeit und die Bühne BFC missbraucht haben.

DFB.de: Es bleibt dieses Image.

Uluc: Für jemanden, der in diesem Verein arbeitet, ist die Einseitigkeit in manchen Berichten über den BFC nur schwer nachzuvollziehen. Ich bin doch dafür das beste Beispiel. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich türkischstämmig bin. Und ich hatte in den ganzen Jahren hier nie Probleme. Ich bin toll aufgenommen worden, meine Arbeit wird respektiert. Wie gesagt: Ich fühle mich beim BFC zu Hause. Der BFC ist ja nicht nur die erste Mannschaft. Der Verein hat in Hohenschönhausen einen hohen sozialen Wert. Das wird nur leider kaum dargestellt.

DFB.de: Dann bitteschön: Wie wichtig ist der BFC Dynamo für Hohenschönhausen?

Uluc: Der Stellenwert ergibt sich ja schon aus der Anzahl der Jugendmannschaften, schon das ist ein sozialer Wert an sich. Dann gibt es zahlreiche soziale Projekte, die von Vorstand und Verein unterstützt werden. Beispielsweise das prämierte Kita-Projekt "Lernen durch Spielen, Austoben und Bewegen", in dem fast 300 Kinder betreut werden. In vielen Bereichen gibt sich der Verein große Mühe, und ganz generell kann man sagen, dass er hier im Bezirk hervorragende Arbeit leistet. Umso mehr würde es mich freuen, wenn der BFC auch überregional eine andere Wahrnehmung erfahren würde.

DFB.de: Ihre Mannschaft kann dazu einen großen Beitrag leisten - mit einem Sieg über Stuttgart. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass am Sonntag eine Sensation gelingt?

Uluc: Wir sollten da ganz vorsichtig sein. Wir sind selbstbewusst, wir haben eine gute Mannschaft. Aber wir spielen in der fünften Liga, und der VfB will sich in der Bundesliga unter den Top Fünf etablieren. Stuttgart hat einen Formel-1-Wagen, beim BFC haben wir ein gut getuntes Go-Kart. Wenn wir dieses Rennen gewinnen wollen, müsste der VfB schon einen Getriebeschaden erleiden. Und dass das passiert, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Für uns kann es nur darum gehen, ein gutes Spiel zu machen. Wir wollen uns und den BFC deutschlandweit gut präsentieren. Mit unserer Mannschaft, mit unseren Fans, als guter Gastgeber, als guter Verein. Wenn es uns gelingt, positiv auf den BFC aufmerksam zu machen, dann bin ich sehr zufrieden.