Bettina Wiegmann bestritt ihr 150. Länderspiel

"Eher zurückhaltend", so beschreibt sich Bettina Wiegmann: „Ich muss nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.“ Diese Charakter-Eigenschaft trifft auf die Spielführerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft allerdings nur abseits des Fußballplatzes zu. Denn im Spiel der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist Bettina Wiegmann der zentrale Punkt. „Sie ist der Kopf der Mannschaft, die absolute Führungsspielerin“, lobt DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer die Rekordnationalspielerin: „Was Tore und Tor-Vorlagen betrifft, ist sie eine der effektivsten Spielerinnen.“ Und mit der Partie am Mittwoch in Columbus gegen Japan absolvierte die 31-Jährige ihr 150. Länderspiel.

„Bettina Wiegmann hat sich über die Jahre zu der herausragenden Führungsspielerin in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft entwickelt. Sie ist sowohl sportlich als auch menschlich ein Vorbild“, schwärmt auch der 1. Vizepräsident und DFB-Delegationsleiter Dr. h.c. Engelbert Nelle von der Mittelfeldspielerin: „Große Spielerinnen werden nicht jeden Tag geboren. Keiner in der Mannschaft kann unterschiedliche Typen so zusammenführen und Konflikte lösen wie Bettina Wiegmann.“

Die „Deutsche Fußballerin des Jahres 1997“ hat auch eine erstaunliche Erfolgsbilanz aufzuweisen: vier Europameister-Titel, einmal Vize-Weltmeisterin, Bronze bei Olympia 2000 in Sydney, deutsche Meisterschaft und DFB-Pokal, Erfolge bei Hallenmasters und Supercup. 1999 wurde die 31-Jährige bei der WM in den USA ins Allstar-Team gewählt. Nur Heidi Mohr (83 Treffer) und Birgit Prinz (57) liegt in der Rekordtorjägerliste der Nationalspielerinnen vor der Mittelfeldspielerin, die bisher 50 Länderspiel-Treffer erzielte. Seit dem 17. April 2003 ist Bettina Wiegmann Rekordnationalspielerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Damals absolvierte sie in Paris ihr 144. Länderspiel und zog mit Doris Fitschen gleich. Gegen Japan bestritt sie nun ihr 150. Länderspiel und hat damit auch Lothar Matthäus, den Rekordhalter der deutschen Männer-Nationalmannschaft, eingeholt. So stellte Bettina Wiegmann also wieder einmal eine neue Bestmarke auf. Und eine weitere könnte in den kommenden Tagen noch folgen. Mit aktuell zehn WM-Toren liegt sie nur noch zwei Tore hinter Spitzenreiterin Michelle Akers (USA).

Keine Gedanken über Rekorde

Aber Bestleistungen lassen die Mittelfeldspielerin kalt: „Das sind doch nur Momentaufnahmen. Ich mache mir keine Gedanken über Rekorde.“ Das Kribbeln im Bauch, das besondere Gefühl, in der Nationalmannschaft zu spielen. Das ist die Motivation für Bettina Wiegmann. So wie 1989 beim ersten Länderspiel.

Am 1. Oktober war’s. „Wir hatten ein paar Verletzte und plötzlich habe ich von Beginn an gespielt. Ich war supernervös“, erinnert sich Bettina. Es war die erste Partie nach dem ersten EM-Titel der deutschen Nationalmannschaft.

In Straubing traf das DFB-Team auf Ungarn. „0:0 haben wir gespielt. Eigentlich ein ganz schwaches Spiel. Aber ich war einfach happy. Glücklich, dass ich gespielt habe“, erzählt die gebürtige Euskirchenerin: „Es ist eben etwas ganz besonderes, in der Nationalmannschaft zu spielen. Das ist es auch heute noch. Es macht einfach Spaß.“

Die Freude am Fußballspielen vermittelt sie seit Anfang 2003 als Trainerin beim Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) dem Nachwuchs. „Ich freue mich, dass Bettina auf diese Art dem Frauenfußball erhalten bleibt“, so DFB-Vizepräsident Engelbert Nelle. Und bereits nach wenigen Monaten hat die Diplom-Fußballlehrerin ihren ersten Erfolg eingefahren. Mit der U 15 des FVM gewann sie den Länderpokal. Für Bettina Wiegmann ist die Arbeit als Trainerin der Start in eine neue Karriere, denn ihre einzigartige Laufbahn als Spielerin wird sie wohl im Oktober 2003 beenden. Die Weltmeisterschaft soll den krönenden Abschluss bilden. „Ich hatte so viel Glück im Fußball, jetzt möchte ich den fußballbegeisterten Mädchen in Deutschland beim Training unter die Arme greifen“, freut sich Bettina Wiegmann auf ihre neue Aufgabe: „Vielleicht können sie dann auch eines Tages professionell spielen.“ Diesen Wunsch hat sich für die Mittelfeldspielerin im Jahr 2000 gemeinsam mit ihrer Mannschaftskollegin Maren Meinert verwirklicht. Zwei Jahre spielte sie in der US-amerikanischen Profi-Liga WUSA. „Im Deutschland fristet der Frauenfußball noch ein Schattendasein. Man trainiert hart und spielt dann am Wochenende vielleicht vor 200 Zuschauern. In der WUSA dagegen ist man Profi und spielt vor mehr als 10.000 begeisterten Zuschauern. Das ist wunderbar.“

Ähnliches erwartet die Mittelfeldspielerin auch von den Partien bei der WM. Der passende Rahmen also für die voraussichtlich letzten Auftritte der Nationalspielerin Bettina Wiegmann, der DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer schon jetzt ein wenig nachtrauert: „Sie ist die kompletteste Spielerin in unserer Mannschaft: Torgefährlich, spielt gute Pässe und arbeitet nach hinten.“ Die so Gelobte gibt sich dabei eher bescheiden: „Wir haben insgesamt ein sehr gutes Team, mit vielen sehr guten Spielerinnen.“ Eben ihre typische Zurückhaltung. Doch zurückhaltend ist sie nur abseits des Spielfeldes.

[mh]


[bild1]"Eher zurückhaltend", so beschreibt sich Bettina Wiegmann: „Ich muss nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.“ Diese Charakter-Eigenschaft trifft auf die Spielführerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft allerdings nur abseits des Fußballplatzes zu. Denn im Spiel der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist Bettina Wiegmann der zentrale Punkt. „Sie ist der Kopf der Mannschaft, die absolute Führungsspielerin“, lobt DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer die Rekordnationalspielerin: „Was Tore und Tor-Vorlagen betrifft, ist sie eine der effektivsten Spielerinnen.“ Und mit der Partie am Mittwoch in Columbus gegen Japan absolvierte die 31-Jährige ihr 150. Länderspiel.



„Bettina Wiegmann hat sich über die Jahre zu der herausragenden Führungsspielerin in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft entwickelt. Sie ist sowohl sportlich als auch menschlich ein Vorbild“, schwärmt auch der 1. Vizepräsident und DFB-Delegationsleiter Dr. h.c. Engelbert Nelle von der Mittelfeldspielerin: „Große Spielerinnen werden nicht jeden Tag geboren. Keiner in der Mannschaft kann unterschiedliche Typen so zusammenführen und Konflikte lösen wie Bettina Wiegmann.“



Die „Deutsche Fußballerin des Jahres 1997“ hat auch eine erstaunliche Erfolgsbilanz aufzuweisen: vier Europameister-Titel, einmal Vize-Weltmeisterin, Bronze bei Olympia 2000 in Sydney, deutsche Meisterschaft und DFB-Pokal, Erfolge bei Hallenmasters und Supercup. 1999 wurde die 31-Jährige bei der WM in den USA ins Allstar-Team gewählt. Nur Heidi Mohr (83 Treffer) und Birgit Prinz (57) liegt in der Rekordtorjägerliste der Nationalspielerinnen vor der Mittelfeldspielerin, die bisher 50 Länderspiel-Treffer erzielte. Seit dem 17. April 2003 ist Bettina Wiegmann Rekordnationalspielerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Damals absolvierte sie in Paris ihr 144. Länderspiel und zog mit Doris Fitschen gleich. Gegen Japan bestritt sie nun ihr 150. Länderspiel und hat damit auch Lothar Matthäus, den Rekordhalter der deutschen Männer-Nationalmannschaft, eingeholt. So stellte Bettina Wiegmann also wieder einmal eine neue Bestmarke auf. Und eine weitere könnte in den kommenden Tagen noch folgen. Mit aktuell zehn WM-Toren liegt sie nur noch zwei Tore hinter Spitzenreiterin Michelle Akers (USA).



[bild2]

Keine Gedanken über Rekorde



Aber Bestleistungen lassen die Mittelfeldspielerin kalt: „Das sind doch nur Momentaufnahmen. Ich mache mir keine Gedanken über Rekorde.“ Das Kribbeln im Bauch, das besondere Gefühl, in der Nationalmannschaft zu spielen. Das ist die Motivation für Bettina Wiegmann. So wie 1989 beim ersten Länderspiel.



Am 1. Oktober war’s. „Wir hatten ein paar Verletzte und plötzlich habe ich von Beginn an gespielt. Ich war supernervös“, erinnert sich Bettina. Es war die erste Partie nach dem ersten EM-Titel der deutschen Nationalmannschaft.



In Straubing traf das DFB-Team auf Ungarn. „0:0 haben wir gespielt. Eigentlich ein ganz schwaches Spiel. Aber ich war einfach happy. Glücklich, dass ich gespielt habe“, erzählt die gebürtige Euskirchenerin: „Es ist eben etwas ganz besonderes, in der Nationalmannschaft zu spielen. Das ist es auch heute noch. Es macht einfach Spaß.“



Die Freude am Fußballspielen vermittelt sie seit Anfang 2003 als Trainerin beim Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) dem Nachwuchs. „Ich freue mich, dass Bettina auf diese Art dem Frauenfußball erhalten bleibt“, so DFB-Vizepräsident Engelbert Nelle. Und bereits nach wenigen Monaten hat die Diplom-Fußballlehrerin ihren ersten Erfolg eingefahren. Mit der U 15 des FVM gewann sie den Länderpokal. Für Bettina Wiegmann ist die Arbeit als Trainerin der Start in eine neue Karriere, denn ihre einzigartige Laufbahn als Spielerin wird sie wohl im Oktober 2003 beenden. Die Weltmeisterschaft soll den krönenden Abschluss bilden. „Ich hatte so viel Glück im Fußball, jetzt möchte ich den fußballbegeisterten Mädchen in Deutschland beim Training unter die Arme greifen“, freut sich Bettina Wiegmann auf ihre neue Aufgabe: „Vielleicht können sie dann auch eines Tages professionell spielen.“ Diesen Wunsch hat sich für die Mittelfeldspielerin im Jahr 2000 gemeinsam mit ihrer Mannschaftskollegin Maren Meinert verwirklicht. Zwei Jahre spielte sie in der US-amerikanischen Profi-Liga WUSA. „Im Deutschland fristet der Frauenfußball noch ein Schattendasein. Man trainiert hart und spielt dann am Wochenende vielleicht vor 200 Zuschauern. In der WUSA dagegen ist man Profi und spielt vor mehr als 10.000 begeisterten Zuschauern. Das ist wunderbar.“



Ähnliches erwartet die Mittelfeldspielerin auch von den Partien bei der WM. Der passende Rahmen also für die voraussichtlich letzten Auftritte der Nationalspielerin Bettina Wiegmann, der DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer schon jetzt ein wenig nachtrauert: „Sie ist die kompletteste Spielerin in unserer Mannschaft: Torgefährlich, spielt gute Pässe und arbeitet nach hinten.“ Die so Gelobte gibt sich dabei eher bescheiden: „Wir haben insgesamt ein sehr gutes Team, mit vielen sehr guten Spielerinnen.“ Eben ihre typische Zurückhaltung. Doch zurückhaltend ist sie nur abseits des Spielfeldes.