"Bester und wichtigster Spieler": Buchwald wird 50

An den Triumph von 1990 denkt Guido Buchwald „immer wieder vor einer WM oder EM, einfach weil ich dann häufiger darauf angesprochen werde“. Franz Beckenbauer wusste genau, wer einen großen Anteil am Titelgewinn hatte: "Guido Buchwald war in allen sieben Spielen Weltklasse. Er war der beste und wichtigste Spieler während des Turniers." Ganz besonders im WM-Finale am 8. Juli 1990, als der damals 29 Jahre alte Profi des VfB Stuttgart Argentiniens Weltfußballer Diego Maradona an die Kette legte.

Am heutigen Montag feiert der Teamspieler, den Fans so schätzten, weil er immer mit vollen Einsatz zur Sache ging, seinen 50. Geburtstag. Vollen Einsatz gibt er auch heute noch - Buchwald ist Miteigentümer einer Firma für Druck- und Faxgeräte, betreibt eine Tennishalle und berät den Japanischen Fußball-Verband.

Und seit November gehört er dem Präsidium des Regionalligaklubs Stuttgarter Kickers an, wo für ihn 1979 die Profilaufbahn begann. Die Kickers-Fans wählten ihn vor kurzem zum beliebtesten Spieler aller Zeiten, obwohl Bichwald seine großen Jahre beim Stadtrivalen VfB Stuttgart hatte, mit dem er 1984 und 1992 Deutscher Meister wurde.

Pünktlich zum runden Geburtstag hat Onlineredakteur Thomas Hackbarth im DFB.de-Interview mit dem Weltmeister gesprochen.

DFB.de: Herr Buchwald, die Schwaben behaupten, mit 40 Jahren wird man gescheit. Was wird man denn mit 50 Jahren?

Guido Buchwald: Reifer, viel mehr nicht. Für mich ist dieser Geburtstag wirklich kein großes Ereignis. Ich werde mit meiner Familie essen gehen. Den 60. Geburtstag feiern wir dann wieder größer.

DFB.de: Die japanische Millionenstadt Saitama ist Ihnen in den vergangenen zwei Jahrzehnten nach der WM ´90 zu einer zweiten Heimat geworden. Sie haben dort insgesamt sieben Jahre als Spieler und Trainer der Urawa Red Diamonds gelebt. Bis heute beraten Sie die Japan Football Association. Worin besteht diese Aufgabe?

Buchwald: Mich können japanische Spieler jederzeit anrufen, wenn sie in Deutschland spielen und es Probleme mit der Akklimatisierung gibt. Was fast nie vorkommt, denn unsere Vereine sind in der Betreuung glänzend aufgestellt. Jetzt vor der Frauenfußball-WM möchten auch einige japanische Spielerinnen unbedingt nach Deutschland kommen.

DFB.de: Waren Sie auch am Wechsel von Shinji Okazaki aus der J-League zum VfB Stuttgart beteiligt?

Buchwald: Fredi Bobic hat sich vor dem Transfer erkundigt, wie ich Okazaki einschätze. Er ist ein Torjäger, der nur wenige Chancen braucht und auch mal aus der zweiten Reihe kommt. In 29 Länderspielen hat er 17 Tore für Japan geschossen. Obwohl er mit 1,73 Meter nicht ganz so groß ist, ist er auch beim Kopfball gefährlich. Okazaki ist ein kompletter Stürmer. Wenn er sich erst mal akklimatisiert hat, wird er eine absolute Verstärkung für den VfB Stuttgart sein.

DFB.de: Kagawa in Dortmund ist in aller Munde, Wolfsburg hat Hasebe, Köln holt Makino. Was löste den Japaner-Boom aus? Sind die europäischen Vereine wacher oder die japanischen Spieler in den vergangenen Jahren so viel besser geworden?

Buchwald: Seit Jahren weise ich auf das hohe Potenzial der jungen japanischen Spieler hin. Da hieß es immer: "Lass uns bloß mit deinen Japanern in Ruhe!" Man hat den Markt vernachlässigt. Hasebe wurde schon mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister, Takahara hatte erfolgreiche Jahre in Hamburg, Inamoto war zwei Jahre in Frankfurt. Es gab immer wieder Japaner, die in Europa ihre Leistung gebracht haben, aber erst die überragende Leistung von Kagawa für Borussia Dortmund in der Hinrunde hat auch den Letzten wachgerüttelt.

DFB.de: Welche Vorteile haben diese Profis?

Buchwald: Japanische Spieler sind im Vergleich eher kostengünstig. Man muss auch bedenken, dass die J-League erst zu Beginn der 90er-Jahre gegründet wurde. In eigentlich recht kurzer Zeit entstand seitdem ein guter Unterbau, die Jugendarbeit ist heute durchaus konkurrenzfähig. Japanische Spieler, die heute 23 Jahre alt sind, haben eine nachhaltige Ausbildung genossen.

DFB.de: Seit November sind Sie im Präsidium der Stuttgarter Kickers, die als Tabellenneunter in die Weihnachtspause gegangen sind. Wie sieht Ihre Zielsetzung für die laufende Saison in der Regionalliga Süd aus?

Buchwald: Wir wollen eine Basis für die Zukunft erarbeiten. Uns bleiben jetzt ein paar Monate Zeit, um uns in alle Richtungen neu aufzustellen, sei es in finanzieller oder in sportlicher Hinsicht. Wir wollen nächstes Jahr mit einer schlagkräftigen Truppe um den Aufstieg mitspielen. Ich bin eng dran, auch an der Mannschaft, denn um eine erfolgreiche Zukunft zu planen, muss man erst mal den Ist-Stand ausloten.

DFB.de: Sie werden heute 50 Jahre, und der WM-Triumph über Argentinien ist zwanzig Jahre her, inklusive ihrer Weltklasseleistung gegen Diego Maradona.

Buchwald: Bald 21 Jahre, um genau zu sein. Vor einem großen Turnier wird man immer wieder darauf angesprochen, und dann sind die Bilder gleich wieder präsent. Aber ansonsten denke ich eigentlich nicht mehr an den WM-Titel, da beschäftige ich mich lieber mit der Gegenwart. Dass mir die Fans danach den Spitznamen "Diego" verliehen haben, war eine Auszeichnung - darin drückt sich auch Achtung und Ehrerbietung aus. Wir waren damals die beste Mannschaft und sind völlig verdient Weltmeister geworden.

[th]


[bild1]

An den Triumph von 1990 denkt Guido Buchwald „immer wieder vor einer WM oder EM, einfach weil ich dann häufiger darauf angesprochen werde“. Franz Beckenbauer wusste genau, wer einen großen Anteil am Titelgewinn hatte: "Guido Buchwald war in allen sieben Spielen Weltklasse. Er war der beste und wichtigste Spieler während des Turniers." Ganz besonders im WM-Finale am 8. Juli 1990, als der damals 29 Jahre alte Profi des VfB Stuttgart Argentiniens Weltfußballer Diego Maradona an die Kette legte.

Am heutigen Montag feiert der Teamspieler, den Fans so schätzten, weil er immer mit vollen Einsatz zur Sache ging, seinen 50. Geburtstag. Vollen Einsatz gibt er auch heute noch - Buchwald ist Miteigentümer einer Firma für Druck- und Faxgeräte, betreibt eine Tennishalle und berät den Japanischen Fußball-Verband.

Und seit November gehört er dem Präsidium des Regionalligaklubs Stuttgarter Kickers an, wo für ihn 1979 die Profilaufbahn begann. Die Kickers-Fans wählten ihn vor kurzem zum beliebtesten Spieler aller Zeiten, obwohl Bichwald seine großen Jahre beim Stadtrivalen VfB Stuttgart hatte, mit dem er 1984 und 1992 Deutscher Meister wurde.

Pünktlich zum runden Geburtstag hat Onlineredakteur Thomas Hackbarth im DFB.de-Interview mit dem Weltmeister gesprochen.

DFB.de: Herr Buchwald, die Schwaben behaupten, mit 40 Jahren wird man gescheit. Was wird man denn mit 50 Jahren?

Guido Buchwald: Reifer, viel mehr nicht. Für mich ist dieser Geburtstag wirklich kein großes Ereignis. Ich werde mit meiner Familie essen gehen. Den 60. Geburtstag feiern wir dann wieder größer.

DFB.de: Die japanische Millionenstadt Saitama ist Ihnen in den vergangenen zwei Jahrzehnten nach der WM ´90 zu einer zweiten Heimat geworden. Sie haben dort insgesamt sieben Jahre als Spieler und Trainer der Urawa Red Diamonds gelebt. Bis heute beraten Sie die Japan Football Association. Worin besteht diese Aufgabe?

Buchwald: Mich können japanische Spieler jederzeit anrufen, wenn sie in Deutschland spielen und es Probleme mit der Akklimatisierung gibt. Was fast nie vorkommt, denn unsere Vereine sind in der Betreuung glänzend aufgestellt. Jetzt vor der Frauenfußball-WM möchten auch einige japanische Spielerinnen unbedingt nach Deutschland kommen.

DFB.de: Waren Sie auch am Wechsel von Shinji Okazaki aus der J-League zum VfB Stuttgart beteiligt?

Buchwald: Fredi Bobic hat sich vor dem Transfer erkundigt, wie ich Okazaki einschätze. Er ist ein Torjäger, der nur wenige Chancen braucht und auch mal aus der zweiten Reihe kommt. In 29 Länderspielen hat er 17 Tore für Japan geschossen. Obwohl er mit 1,73 Meter nicht ganz so groß ist, ist er auch beim Kopfball gefährlich. Okazaki ist ein kompletter Stürmer. Wenn er sich erst mal akklimatisiert hat, wird er eine absolute Verstärkung für den VfB Stuttgart sein.

[bild2]

DFB.de: Kagawa in Dortmund ist in aller Munde, Wolfsburg hat Hasebe, Köln holt Makino. Was löste den Japaner-Boom aus? Sind die europäischen Vereine wacher oder die japanischen Spieler in den vergangenen Jahren so viel besser geworden?

Buchwald: Seit Jahren weise ich auf das hohe Potenzial der jungen japanischen Spieler hin. Da hieß es immer: "Lass uns bloß mit deinen Japanern in Ruhe!" Man hat den Markt vernachlässigt. Hasebe wurde schon mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister, Takahara hatte erfolgreiche Jahre in Hamburg, Inamoto war zwei Jahre in Frankfurt. Es gab immer wieder Japaner, die in Europa ihre Leistung gebracht haben, aber erst die überragende Leistung von Kagawa für Borussia Dortmund in der Hinrunde hat auch den Letzten wachgerüttelt.

DFB.de: Welche Vorteile haben diese Profis?

Buchwald: Japanische Spieler sind im Vergleich eher kostengünstig. Man muss auch bedenken, dass die J-League erst zu Beginn der 90er-Jahre gegründet wurde. In eigentlich recht kurzer Zeit entstand seitdem ein guter Unterbau, die Jugendarbeit ist heute durchaus konkurrenzfähig. Japanische Spieler, die heute 23 Jahre alt sind, haben eine nachhaltige Ausbildung genossen.

DFB.de: Seit November sind Sie im Präsidium der Stuttgarter Kickers, die als Tabellenneunter in die Weihnachtspause gegangen sind. Wie sieht Ihre Zielsetzung für die laufende Saison in der Regionalliga Süd aus?

Buchwald: Wir wollen eine Basis für die Zukunft erarbeiten. Uns bleiben jetzt ein paar Monate Zeit, um uns in alle Richtungen neu aufzustellen, sei es in finanzieller oder in sportlicher Hinsicht. Wir wollen nächstes Jahr mit einer schlagkräftigen Truppe um den Aufstieg mitspielen. Ich bin eng dran, auch an der Mannschaft, denn um eine erfolgreiche Zukunft zu planen, muss man erst mal den Ist-Stand ausloten.

DFB.de: Sie werden heute 50 Jahre, und der WM-Triumph über Argentinien ist zwanzig Jahre her, inklusive ihrer Weltklasseleistung gegen Diego Maradona.

Buchwald: Bald 21 Jahre, um genau zu sein. Vor einem großen Turnier wird man immer wieder darauf angesprochen, und dann sind die Bilder gleich wieder präsent. Aber ansonsten denke ich eigentlich nicht mehr an den WM-Titel, da beschäftige ich mich lieber mit der Gegenwart. Dass mir die Fans danach den Spitznamen "Diego" verliehen haben, war eine Auszeichnung - darin drückt sich auch Achtung und Ehrerbietung aus. Wir waren damals die beste Mannschaft und sind völlig verdient Weltmeister geworden.