Berti Vogts: "Deutsche Trainer bestätigen den guten Ruf im Ausland"

Im März tritt der frühere Bundestrainer Berti Vogts (60) seinen Job als Nigerias neuer Nationaltrainer an. Mit den ehemaligen Nationalspielern Thomas Häßler und Uli Stein in seinem Trainerstab will der Europameister 1996 den Olympiasieger 1996 und Afrikas einstige Nummer eins auf dem Weg zur WM 2010 in Südafrika - der ersten Weltmeisterschaft auf dem Schwarzen Kontinent, wieder in die Erfolgsspur zurückbringen.

Im "Gespräch der Woche" auf www.dfb.de mit DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien erläutert der einstige Weltklasse-Verteidiger und 96-malige deutsche Nationalspieler seine Aufgaben bei den "Super Eagles" und nennt die wichtigsten Erkenntnisse und Konsequenzen seiner Analyse der WM 2006.

Frage: Herr Vogts, im März beginnt offiziell ihre Amtszeit als Nigerias neuer Nationaltrainer. Wo und wie werden Sie Ihren ersten Arbeitstag absolvieren?

Berti Vogts: Anfang März ist zwar der offizielle Vertragsbeginn, und ich werde auch in Nigerias Hauptstadt Abuja reisen, wo auch der Fußball-Verband seinen Sitz hat. Doch ich bin schon seit einigen Wochen an der Arbeit, war beispielsweise am vergangenen Mittwoch und Samstag in England, um mit meinem Kapitän Yobo und seinem Stellvertreter Kanu (die beim FC Everton und beim FC Portsmouth spielen, Anm. d. Red.) zu reden, bevor ich das Aufgebot für das Spiel gegen Uganda am 24. März bekannt gebe.

Frage: Bei Ihrem Job werden Sie hauptsächlich in Europa unterwegs sein. Wie sieht das konkret aus?

Vogts: Alle wichtigen Spieler unserer Nationalmannschaft spielen ja in Europas Topligen, in England, Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden, Russland. Der Torwart spielt in Tel Aviv. Das werden meine Bewegungsfelder sein, um engen Kontakt zu den Spielern und natürlich auch zu deren Vereinen zu halten. Ich hoffe, dass meine Kollegen in England, Frankreich oder den Niederlanden in Sachen Abstellung ähnlich großzügig sind wie unsere Bundesliga-Klubs zu ihren Nationalspielern.

Frage: Wer Sie kennt, weiß sehr genau, dass Sie den Blick auch ganz stark auf die Basis richten werden. Welche strukturellen Maßnahmen planen Sie in Nigeria?

Vogts: Ich will dort ein Future-Team aufbauen, dass in der dortigen Liga mitspielt. Einmal im Monat möchte ich diese jungen Spieler zusammenziehen und versuchen, sie mit modernen Trainingsmethoden in eine internationale Richtung zu bringen. Mit diesem B-Team will ich in den kommenden Jahren im Sommer auch Trainingslager in Deutschland durchführen Daneben habe ich aber auch die Olympia-Mannschaft und die U 21 im Auge, außerdem die U 20, die sich ja als Vizeweltmeister auf die WM in diesem Jahr in Kanada vorbereitet. Das ist die Zukunft von Nigerias Fußball. Leider hat man dort nicht die Organisation wie der DFB und seine Landesverbände, die sich gegenseitig unterstützen.

Frage: Nigeria war Olympiasieger 1996 und zuletzt Afrika-Meister 1994, verpasste aber die Qualifikation zur WM 2006 und rutschte in der Weltrangliste jetzt von Platz neun auf Rang 36 ab. Wie beurteilen Sie das Leistungsvermögen Ihres neuen Teams?

Vogts: Mein Hauptansatzpunkt wird sein, Disziplin und Ordnung auf dem Platz sowie das taktische Geschehen zu verbessern. Fußballerisch braucht man dagegen nichts zu verfeinern. In dieser Hinsicht sind meine Spieler absolut top. Ich habe ein Überangebot an erstklassigen Offensivspielern. Doch im Defensivbereich wird sich mit Sicherheit etwas tun.

Frage: Welche konkreten Ziele haben Sie mit Nigeria?

Vogts: Die Verbandschefs glauben 2010 ganz fest an den Weltmeister-Titel. Und das ohne Gegentor, so habe ich es ihnen versprochen. Doch im Ernst: Die nächsten Ziele sind die Qualifikation für den Afrika-Cup und die WM 2010. Das wird erst einmal schwer genug, weil der Fußball in Afrika unglaubliche Fortschritte macht und die etablierten Nationen dort durch aufstrebende Newcomer wie Togo, Angola oder neuerdings auch Mali große Konkurrenz bekommen haben. Alle wollen erfolgreich sein, deswegen holen sie ja vorwiegend europäische Trainer. Der schönste Fußball wird in Brasilien gespielt, doch der Erfolgsfußball ist in Europa zu Hause.

Frage: Deshalb hat die Elfenbeinküste ja vor einem halben Jahr Ulli Stielike als Trainer verpflichtet. Was trauen Sie ihm dort zu?

Vogts: Die Elfenbeinküste ist im Moment die vielleicht beste Mannschaft Afrikas. Doch auch Ulli wird erst mal auf den Afrika-Cup achten müssen. Die Endrunde wird im benachbarten Ghana ausgespielt, das ist für Nigeria und die Elfenbeinküste in etwa so, als würde Deutschland zur EM in die Niederlande fahren müssen.

Frage: Wird es darüber hinaus 2010 bei der ersten Weltmeisterschaft in Afrika das erste WM-Finale mit einer afrikanischen Mannschaft geben?

Vogts: Auf jeden Fall wird es erstmals ein Halbfinale mit afrikanischer Besetzung geben. Davon bin ich fest überzeugt. Doch auf dem Weg dorthin muss ein ganz großes Problem gelöst werden?

Frage: Nämlich?

Vogts: Den afrikanischen Spielern in Europa muss die Angst genommen werden, dass sie wegen der Abstellfristen zu Länderspielen ihren Stammplatz bei ihren Klubs verlieren. Daher ist es mein Ziel, jeden Vereinstrainer meiner Spieler aufzusuchen und in engem und einvernehmlichem Kontakt mit ihm diese Dinge zu regeln.

Frage: Wie wird Thomas Häßler in Ihr Trainer-Team integriert?

Vogts: Er wird - wie auch Uli Stein, den ich inzwischen definitiv als Torwart-Trainer gewinnen konnte - bei den Qualifikationsspielen und bei den Freundschaftsspielen in Europa als Technik-Trainer an meiner Seite sein.

Frage: Vogts, Häßler, Stein und Stielike – dieses Quartett scheint zu bestätigen, was die FIFA in einer großen Story auf ihrer Internet-Seite Mitte Februar unter der Überschrift "Deutsche Trainer als Exportschlager" festgestellt hat. Ist dies auf das gute Auftreten der deutschen Nationalmannschaft unter Jürgen Klinsmann bei der WM 2006 zurückzuführen?

Vogts: Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Dass deutsche Trainer so gefragt sind, hängt mit der deutschen Mentalität, sprich taktischer Disziplin und Ordnung, als Erfolgsbasis zusammen. Und man weiß, dass die deutsche Trainerausbildung das Beste ist, was in der Welt angeboten wird. Das ist ein Riesenkompliment auch an Erich Rutemöller, den Chef der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln.

Frage: Nach schlechteren Turnierleistungen wie bei der EM 2000 zum Beispiel war aber in dieser Beziehung auch schon ein rückläufiger Trend festzustellen.

Vogts: Wenn überhaupt, dann war dies eine eher zufällige Momentaufnahme. Wenn das maßgebend wäre, dann frage ich mich, warum so viele gute Trainer aus den Niederlanden im Weltfußball arbeiten. Die Niederlande haben ja ihren ersten und einzigen großen Turnier-Titel vor fast 20 Jahren bei der EM 1988 gewonnen. Entscheidend ist, dass die deutschen Trainer ihren guten Ruf im Ausland bestätigen, wie zum Beispiel Otto Rehhagel 2004 als Europameister mit Griechenland oder Guido Buchwald kürzlich als Meister, Pokalsieger und Trainer des Jahres bei seinem Verein in Japan, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Frage: Für den DFB haben Sie die WM 2006 analysiert. Was war, prägnant zusammengefasst, die wichtigste Erkenntnis?

Vogts: Dass wir Spieler zu so genannten Positionsspezialisten ausbilden müssen. Wie zum Beispiel Philipp Lahm, der ein hochspezialisierter Außenspieler auf der linken Abwehrseite ist. Der Universalspieler wird in Zukunft nur eine Nummer zwölf sein. Der Trend geht ganz klar zum Spezialisten. Wir müssen noch stärker positionsbezogen ausbilden, damit man aus jeder Position so schnell wie möglich nach vorne spielen kann. Spezialisten bestimmen im modernen Fußball das Geschehen der Elite. Diese Entwicklung lässt sich aber nur mit den Bundesliga-Klubs vollziehen, weil nur sie schon die 15-, 16- und 17-Jährigen in die richtige Richtung lenken können.

Frage: Eine Erkenntnis der WM war auch, dass die deutsche Nationalmannschaft national und international wieder einen höheren Stellenwert hat als die Bundesliga und deren beste Vereine. Stimmt das so?

Vogts: Das hat Jürgen Klinsmann mit seinem attraktiven und erfolgreichen Fußball bei der WM geschafft. Und diese Begeisterung konnten jetzt auch unsere Handballer bei ihrer WM auslösen, was mich ganz besonders für Heiner Brand freut. Ich hoffe, dass die Nationalmannschaft unter Jogi Löw weiter der Vorreiter für die Bundesliga bleibt.

Frage: Die international gleichwohl Nachholbedarf hat?

Vogts: Die Bundesliga verpackt ihre Ware wunderschön. Doch wenn man das wunderbare Paket mit seiner herrlichen Schleife aufmacht, dann blickt man doch auf ein großes Fragezeichen im Vergleich mit den anderen Top-Nationen in Europa. Ich hatte mit Christian Seifert, dem Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, kürzlich ein sehr gutes Gespräch und muss sagen, dass er mit seinen Vorstellungen und Plänen auf einem verheißungsvollen Weg in eine andere Richtung ist. Mich freut es natürlich, dass Bremen und Leverkusen im UEFA-Cup jetzt im Achtelfinale stehen, und ich hoffe, dass Bayern in der Champions League noch das Viertelfinale erreicht. Das könnte der Bundesliga international Auftrieb geben. [wt]

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Im März tritt der frühere Bundestrainer Berti Vogts (60) seinen Job als Nigerias neuer Nationaltrainer an. Mit den ehemaligen Nationalspielern Thomas Häßler und Uli Stein in seinem Trainerstab will der Europameister 1996 den Olympiasieger 1996 und Afrikas einstige Nummer eins auf dem Weg zur WM 2010 in Südafrika - der ersten Weltmeisterschaft auf dem Schwarzen Kontinent, wieder in die Erfolgsspur zurückbringen.

Im "Gespräch der Woche" auf www.dfb.de mit DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien erläutert der einstige Weltklasse-Verteidiger und 96-malige deutsche Nationalspieler seine Aufgaben bei den "Super Eagles" und nennt die wichtigsten Erkenntnisse und Konsequenzen seiner Analyse der WM 2006.

Frage: Herr Vogts, im März beginnt offiziell ihre Amtszeit als Nigerias neuer Nationaltrainer. Wo und wie werden Sie Ihren ersten Arbeitstag absolvieren?

Berti Vogts: Anfang März ist zwar der offizielle Vertragsbeginn, und ich werde auch in Nigerias Hauptstadt Abuja reisen, wo auch der Fußball-Verband seinen Sitz hat. Doch ich bin schon seit einigen Wochen an der Arbeit, war beispielsweise am vergangenen Mittwoch und Samstag in England, um mit meinem Kapitän Yobo und seinem Stellvertreter Kanu (die beim FC Everton und beim FC Portsmouth spielen, Anm. d. Red.) zu reden, bevor ich das Aufgebot für das Spiel gegen Uganda am 24. März bekannt gebe.

Frage: Bei Ihrem Job werden Sie hauptsächlich in Europa unterwegs sein. Wie sieht das konkret aus?

Vogts: Alle wichtigen Spieler unserer Nationalmannschaft spielen ja in Europas Topligen, in England, Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden, Russland. Der Torwart spielt in Tel Aviv. Das werden meine Bewegungsfelder sein, um engen Kontakt zu den Spielern und natürlich auch zu deren Vereinen zu halten. Ich hoffe, dass meine Kollegen in England, Frankreich oder den Niederlanden in Sachen Abstellung ähnlich großzügig sind wie unsere Bundesliga-Klubs zu ihren Nationalspielern.

Frage: Wer Sie kennt, weiß sehr genau, dass Sie den Blick auch ganz stark auf die Basis richten werden. Welche strukturellen Maßnahmen planen Sie in Nigeria?

Vogts: Ich will dort ein Future-Team aufbauen, dass in der dortigen Liga mitspielt. Einmal im Monat möchte ich diese jungen Spieler zusammenziehen und versuchen, sie mit modernen Trainingsmethoden in eine internationale Richtung zu bringen. Mit diesem B-Team will ich in den kommenden Jahren im Sommer auch Trainingslager in Deutschland durchführen Daneben habe ich aber auch die Olympia-Mannschaft und die U 21 im Auge, außerdem die U 20, die sich ja als Vizeweltmeister auf die WM in diesem Jahr in Kanada vorbereitet. Das ist die Zukunft von Nigerias Fußball. Leider hat man dort nicht die Organisation wie der DFB und seine Landesverbände, die sich gegenseitig unterstützen.

Frage: Nigeria war Olympiasieger 1996 und zuletzt Afrika-Meister 1994, verpasste aber die Qualifikation zur WM 2006 und rutschte in der Weltrangliste jetzt von Platz neun auf Rang 36 ab. Wie beurteilen Sie das Leistungsvermögen Ihres neuen Teams?

Vogts: Mein Hauptansatzpunkt wird sein, Disziplin und Ordnung auf dem Platz sowie das taktische Geschehen zu verbessern. Fußballerisch braucht man dagegen nichts zu verfeinern. In dieser Hinsicht sind meine Spieler absolut top. Ich habe ein Überangebot an erstklassigen Offensivspielern. Doch im Defensivbereich wird sich mit Sicherheit etwas tun.

Frage: Welche konkreten Ziele haben Sie mit Nigeria?

Vogts: Die Verbandschefs glauben 2010 ganz fest an den Weltmeister-Titel. Und das ohne Gegentor, so habe ich es ihnen versprochen. Doch im Ernst: Die nächsten Ziele sind die Qualifikation für den Afrika-Cup und die WM 2010. Das wird erst einmal schwer genug, weil der Fußball in Afrika unglaubliche Fortschritte macht und die etablierten Nationen dort durch aufstrebende Newcomer wie Togo, Angola oder neuerdings auch Mali große Konkurrenz bekommen haben. Alle wollen erfolgreich sein, deswegen holen sie ja vorwiegend europäische Trainer. Der schönste Fußball wird in Brasilien gespielt, doch der Erfolgsfußball ist in Europa zu Hause.

Frage: Deshalb hat die Elfenbeinküste ja vor einem halben Jahr Ulli Stielike als Trainer verpflichtet. Was trauen Sie ihm dort zu?

Vogts: Die Elfenbeinküste ist im Moment die vielleicht beste Mannschaft Afrikas. Doch auch Ulli wird erst mal auf den Afrika-Cup achten müssen. Die Endrunde wird im benachbarten Ghana ausgespielt, das ist für Nigeria und die Elfenbeinküste in etwa so, als würde Deutschland zur EM in die Niederlande fahren müssen.

Frage: Wird es darüber hinaus 2010 bei der ersten Weltmeisterschaft in Afrika das erste WM-Finale mit einer afrikanischen Mannschaft geben?

Vogts: Auf jeden Fall wird es erstmals ein Halbfinale mit afrikanischer Besetzung geben. Davon bin ich fest überzeugt. Doch auf dem Weg dorthin muss ein ganz großes Problem gelöst werden?

Frage: Nämlich?

Vogts: Den afrikanischen Spielern in Europa muss die Angst genommen werden, dass sie wegen der Abstellfristen zu Länderspielen ihren Stammplatz bei ihren Klubs verlieren. Daher ist es mein Ziel, jeden Vereinstrainer meiner Spieler aufzusuchen und in engem und einvernehmlichem Kontakt mit ihm diese Dinge zu regeln.

Frage: Wie wird Thomas Häßler in Ihr Trainer-Team integriert?

Vogts: Er wird - wie auch Uli Stein, den ich inzwischen definitiv als Torwart-Trainer gewinnen konnte - bei den Qualifikationsspielen und bei den Freundschaftsspielen in Europa als Technik-Trainer an meiner Seite sein.

Frage: Vogts, Häßler, Stein und Stielike – dieses Quartett scheint zu bestätigen, was die FIFA in einer großen Story auf ihrer Internet-Seite Mitte Februar unter der Überschrift "Deutsche Trainer als Exportschlager" festgestellt hat. Ist dies auf das gute Auftreten der deutschen Nationalmannschaft unter Jürgen Klinsmann bei der WM 2006 zurückzuführen?

Vogts: Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Dass deutsche Trainer so gefragt sind, hängt mit der deutschen Mentalität, sprich taktischer Disziplin und Ordnung, als Erfolgsbasis zusammen. Und man weiß, dass die deutsche Trainerausbildung das Beste ist, was in der Welt angeboten wird. Das ist ein Riesenkompliment auch an Erich Rutemöller, den Chef der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln.

Frage: Nach schlechteren Turnierleistungen wie bei der EM 2000 zum Beispiel war aber in dieser Beziehung auch schon ein rückläufiger Trend festzustellen.

Vogts: Wenn überhaupt, dann war dies eine eher zufällige Momentaufnahme. Wenn das maßgebend wäre, dann frage ich mich, warum so viele gute Trainer aus den Niederlanden im Weltfußball arbeiten. Die Niederlande haben ja ihren ersten und einzigen großen Turnier-Titel vor fast 20 Jahren bei der EM 1988 gewonnen. Entscheidend ist, dass die deutschen Trainer ihren guten Ruf im Ausland bestätigen, wie zum Beispiel Otto Rehhagel 2004 als Europameister mit Griechenland oder Guido Buchwald kürzlich als Meister, Pokalsieger und Trainer des Jahres bei seinem Verein in Japan, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Frage: Für den DFB haben Sie die WM 2006 analysiert. Was war, prägnant zusammengefasst, die wichtigste Erkenntnis?

Vogts: Dass wir Spieler zu so genannten Positionsspezialisten ausbilden müssen. Wie zum Beispiel Philipp Lahm, der ein hochspezialisierter Außenspieler auf der linken Abwehrseite ist. Der Universalspieler wird in Zukunft nur eine Nummer zwölf sein. Der Trend geht ganz klar zum Spezialisten. Wir müssen noch stärker positionsbezogen ausbilden, damit man aus jeder Position so schnell wie möglich nach vorne spielen kann. Spezialisten bestimmen im modernen Fußball das Geschehen der Elite. Diese Entwicklung lässt sich aber nur mit den Bundesliga-Klubs vollziehen, weil nur sie schon die 15-, 16- und 17-Jährigen in die richtige Richtung lenken können.

Frage: Eine Erkenntnis der WM war auch, dass die deutsche Nationalmannschaft national und international wieder einen höheren Stellenwert hat als die Bundesliga und deren beste Vereine. Stimmt das so?

Vogts: Das hat Jürgen Klinsmann mit seinem attraktiven und erfolgreichen Fußball bei der WM geschafft. Und diese Begeisterung konnten jetzt auch unsere Handballer bei ihrer WM auslösen, was mich ganz besonders für Heiner Brand freut. Ich hoffe, dass die Nationalmannschaft unter Jogi Löw weiter der Vorreiter für die Bundesliga bleibt.

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Frage: Die international gleichwohl Nachholbedarf hat?

Vogts: Die Bundesliga verpackt ihre Ware wunderschön. Doch wenn man das wunderbare Paket mit seiner herrlichen Schleife aufmacht, dann blickt man doch auf ein großes Fragezeichen im Vergleich mit den anderen Top-Nationen in Europa. Ich hatte mit Christian Seifert, dem Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, kürzlich ein sehr gutes Gespräch und muss sagen, dass er mit seinen Vorstellungen und Plänen auf einem verheißungsvollen Weg in eine andere Richtung ist. Mich freut es natürlich, dass Bremen und Leverkusen im UEFA-Cup jetzt im Achtelfinale stehen, und ich hoffe, dass Bayern in der Champions League noch das Viertelfinale erreicht. Das könnte der Bundesliga international Auftrieb geben.