Bernd Nehrig: "Wir können nur gewinnen"

Abstiegskampf statt Aufstiegskampf - Bernd Nehrig wechselte in der Winterpause vom Zweitligisten FC St. Pauli zum abstiegsbedrohten Drittligisten Eintracht Braunschweig. Der defensive Mittelfeldspieler bringt die Erfahrung aus 27 Bundesliga- und 259 Zweitligaspielen mit, fungierte beim FC St. Pauli sogar als Kapitän. Mit Eintracht Braunschweig visiert der 32-Jährige nun die große Aufholjagd an. Im Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock (Sonntag, ab 14 Uhr, live bei Magenta Sport) soll der erste Schritt aus dem Tabellenkeller gelingen.

Im DFB.de-Interview spricht Nehrig mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Gründe für seinen Wechsel, die Situation von Eintracht Braunschweig und seine Lehren aus dem Abstiegskampf.

DFB.de: Herr Nehrig, warum wechselt man von einem Aufstiegskandidaten der 2. Bundesliga zum Tabellenschlusslicht der 3. Liga?

Bernd Nehrig: Weil ich Fußball spielen möchte, weil ich ein Wettkampftyp bin und weil hier eine schwierige, aber reizvolle Aufgabe auf mich wartet. Bei den Gesprächen mit dem FC St. Pauli war festzustellen, dass es für mich dort über die Saison hinaus nicht länger weitergeht. Ich war dort nicht mehr so gefragt. Hier in Braunschweig ist es genau das Gegenteil.

DFB.de: Sie standen Eintracht Braunschweig häufig als Gegenspieler gegenüber. Wie haben Sie den Verein wahrgenommen?

Nehrig: Als Gegenspieler habe ich es immer gehasst, in Braunschweig zu spielen. Immer stand eine verrückte Truppe auf dem Platz und gab Vollgas, immer war das Stadion voll, immer standen die Fans leidenschaftlich hinter ihrem Team. Das hat mich beeindruckt. Eintracht Braunschweig ist ein Traditionsklub mit einer super Fanbase.

DFB.de: In der Winterpause kamen nun insgesamt neun neue Spieler. Zudem gab es sieben Abgänge. Laut Trainer Andre Schubert ist die Leistungsdichte nun eine andere. Aber hat sich die Mannschaft bereits soweit gefunden, sodass sie direkt mit einer starken Aufholjagd beginnen kann?

Nehrig: Wir hatten eine super Vorbereitung, zwei sehr gute Testspiele, viel Spaß und auch die nötige Lockerheit. Die Trainingseinheiten wurden mit viel Qualität und Intensität durchgeführt. Daher sind wir gut zusammengewachsen. Dass noch nicht alle Laufwege hundertprozentig klappen, ist klar. Aber so lange der Einsatz und die Leidenschaft stimmen, lassen sich diese kleinen Abstimmungsprobleme kompensieren. Ich habe ein gutes Gefühl.

DFB.de: Im ersten Spiel der Saison 2019 wartet nun Hansa Rostock. Wie groß ist der Druck, direkt mit einem Sieg zu starten?

Nehrig: Natürlich ist Druck vorhanden. Aber das darf uns nicht lähmen. Wir haben eh nichts mehr zu verlieren, stehen auf dem letzten Tabellenplatz und haben eine bescheidene Hinrunde erlebt. Wir wissen, dass wir genug Qualität haben, um die Spiele zu gewinnen. Wichtig ist, dass wir trotz der aktuellen Situation nicht den Spaß am Fußball verlieren.

DFB.de: Kann man wirklich noch Spaß haben, wenn man um die Zukunft des Vereins und womöglich die Arbeitsplätze der Mitarbeiter spielt?

Nehrig: Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Aber schlechter als in der Hinrunde kann es nicht mehr laufen. Wir können nur gewinnen. Mit dieser Einstellung sollten wir die Aufgabe angehen. Es bringt nichts, dauernd an das Worst-Case-Szenario zu denken. Wir haben 18 Spiele Zeit, das zu verhindern.

DFB.de: Sie haben beim FC St. Pauli genügend Erfahrung im Abstiegskampf gesammelt. In der Saison 2014/2015 waren Sie zur Winterpause ebenfalls Tabellenletzter und haben sich den Klassenerhalt am letzten Spieltag gesichert. Was können Sie aus dieser Erfahrung mitnehmen?

Nehrig: Entscheidend waren damals der Zusammenhalt, die Lockerheit und die totale Fokussierung auf das Ziel Klassenerhalt. Natürlich war auch damals zu spüren, dass es im Verein Ängste gibt - gerade auch unter den Mitarbeitern. Aber die Angestellten haben uns immer angefeuert und Mut gemacht, zum Beispiel durch Plakate oder Unterstützungsbriefe. Dadurch entstand in der Mannschaft, im Verein und mit den Fans ein toller Zusammenhalt. Das hat uns geholfen, auf dem Platz gute Leistungen abzurufen. Und ganz ehrlich: In so einer Situation zu gewinnen und da gestärkt herauszugehen, fühlt sich zehnmal geiler an, als im Mittelfeld herum zu dümpeln.

DFB.de: Der Trainer war damals Ewald Lienen…

Nehrig: Er hat damals eine sehr wichtige Rolle gespielt. Er hat so viel Erfahrung mitgebracht, hat in den verschiedensten Ländern als Trainer gearbeitet und daher immer die Ruhe bewahrt. Diese Ruhe übertrug er auf uns Spieler. Ewald Lienen hat uns eingetrichtert, dass sich der Fokus voll auf das tägliche Training und das nächste Spiel richten muss - nicht auf das ganze Drumherum. Was die Zeitungen schreiben, ob wir von der Öffentlichkeit abgeschrieben werden oder nicht, darf keine Rolle spielen. Und wo wir gerade über den Spaß am Fußball sprachen…

DFB.de: Ja?

Nehrig: Das war unter Ewald Lienen ebenfalls ein wichtiger Punkt. Er legte viel Wert auf harte Arbeit, hat aber auch viel Spaß reingebracht. Er hat gelegentlich einen flapsigen Spruch gebracht, hat im Training auch mal darüber gelacht, wenn ein Spieler den Ball vorbeigehauen hat. Das war eine perfekte Mischung.

DFB.de: Sie stammen aus dem Nachwuchs des VfB Stuttgart und sind dort Profi geworden, haben dann sechs Jahre bei der SpVgg Greuther Fürth und fünfeinhalb Jahre beim FC St. Pauli gespielt. Welcher dieser Vereine ist Ihnen am meisten ans Herz gewachsen?

Nehrig: Alle drei. Es ist im Profifußball sicherlich nicht normal, nur so wenige Stationen zu haben und so lange bei den jeweiligen Vereinen zu bleiben. Ich habe mich bei allen Vereinen pudelwohl gefühlt. Es gab somit keinen Grund, ständig zu anderen Vereinen zu rennen.

DFB.de: Ihr Ex-Verein FC St. Pauli startet das Pflichtspieljahr 2019 auf dem dritten Tabellenplatz. Wie groß schätzen Sie die Chance auf den Aufstieg ein?

Nehrig: Die Chance besteht, wenn man oben steht. Ich drücke dem Verein natürlich die Daumen. Mein Fokus liegt aber zu 100 Prozent auf der Eintracht.

DFB.de: War Ihr letztes Spiel für den FC St. Pauli am 22. Dezember gegen den 1. FC Magdeburg mit einem Tor und zwei Vorlagen der beste Abschied, den Sie sich hätten wünschen können?

Nehrig: Auf jeden Fall. Damals war noch nicht hundertprozentig sicher, dass ich den Verein verlassen würde. Auch wenn die Entscheidung für mich persönlich bereits gefallen war. Es ist schön, wenn die Fans in Hamburg mich in positiver Erinnerung behalten. Wobei das sicherlich nicht von diesem einen Spiel abhängt.

[oj]

Abstiegskampf statt Aufstiegskampf - Bernd Nehrig wechselte in der Winterpause vom Zweitligisten FC St. Pauli zum abstiegsbedrohten Drittligisten Eintracht Braunschweig. Der defensive Mittelfeldspieler bringt die Erfahrung aus 27 Bundesliga- und 259 Zweitligaspielen mit, fungierte beim FC St. Pauli sogar als Kapitän. Mit Eintracht Braunschweig visiert der 32-Jährige nun die große Aufholjagd an. Im Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock (Sonntag, ab 14 Uhr, live bei Magenta Sport) soll der erste Schritt aus dem Tabellenkeller gelingen.

Im DFB.de-Interview spricht Nehrig mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Gründe für seinen Wechsel, die Situation von Eintracht Braunschweig und seine Lehren aus dem Abstiegskampf.

DFB.de: Herr Nehrig, warum wechselt man von einem Aufstiegskandidaten der 2. Bundesliga zum Tabellenschlusslicht der 3. Liga?

Bernd Nehrig: Weil ich Fußball spielen möchte, weil ich ein Wettkampftyp bin und weil hier eine schwierige, aber reizvolle Aufgabe auf mich wartet. Bei den Gesprächen mit dem FC St. Pauli war festzustellen, dass es für mich dort über die Saison hinaus nicht länger weitergeht. Ich war dort nicht mehr so gefragt. Hier in Braunschweig ist es genau das Gegenteil.

DFB.de: Sie standen Eintracht Braunschweig häufig als Gegenspieler gegenüber. Wie haben Sie den Verein wahrgenommen?

Nehrig: Als Gegenspieler habe ich es immer gehasst, in Braunschweig zu spielen. Immer stand eine verrückte Truppe auf dem Platz und gab Vollgas, immer war das Stadion voll, immer standen die Fans leidenschaftlich hinter ihrem Team. Das hat mich beeindruckt. Eintracht Braunschweig ist ein Traditionsklub mit einer super Fanbase.

DFB.de: In der Winterpause kamen nun insgesamt neun neue Spieler. Zudem gab es sieben Abgänge. Laut Trainer Andre Schubert ist die Leistungsdichte nun eine andere. Aber hat sich die Mannschaft bereits soweit gefunden, sodass sie direkt mit einer starken Aufholjagd beginnen kann?

Nehrig: Wir hatten eine super Vorbereitung, zwei sehr gute Testspiele, viel Spaß und auch die nötige Lockerheit. Die Trainingseinheiten wurden mit viel Qualität und Intensität durchgeführt. Daher sind wir gut zusammengewachsen. Dass noch nicht alle Laufwege hundertprozentig klappen, ist klar. Aber so lange der Einsatz und die Leidenschaft stimmen, lassen sich diese kleinen Abstimmungsprobleme kompensieren. Ich habe ein gutes Gefühl.

DFB.de: Im ersten Spiel der Saison 2019 wartet nun Hansa Rostock. Wie groß ist der Druck, direkt mit einem Sieg zu starten?

Nehrig: Natürlich ist Druck vorhanden. Aber das darf uns nicht lähmen. Wir haben eh nichts mehr zu verlieren, stehen auf dem letzten Tabellenplatz und haben eine bescheidene Hinrunde erlebt. Wir wissen, dass wir genug Qualität haben, um die Spiele zu gewinnen. Wichtig ist, dass wir trotz der aktuellen Situation nicht den Spaß am Fußball verlieren.

DFB.de: Kann man wirklich noch Spaß haben, wenn man um die Zukunft des Vereins und womöglich die Arbeitsplätze der Mitarbeiter spielt?

Nehrig: Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Aber schlechter als in der Hinrunde kann es nicht mehr laufen. Wir können nur gewinnen. Mit dieser Einstellung sollten wir die Aufgabe angehen. Es bringt nichts, dauernd an das Worst-Case-Szenario zu denken. Wir haben 18 Spiele Zeit, das zu verhindern.

DFB.de: Sie haben beim FC St. Pauli genügend Erfahrung im Abstiegskampf gesammelt. In der Saison 2014/2015 waren Sie zur Winterpause ebenfalls Tabellenletzter und haben sich den Klassenerhalt am letzten Spieltag gesichert. Was können Sie aus dieser Erfahrung mitnehmen?

Nehrig: Entscheidend waren damals der Zusammenhalt, die Lockerheit und die totale Fokussierung auf das Ziel Klassenerhalt. Natürlich war auch damals zu spüren, dass es im Verein Ängste gibt - gerade auch unter den Mitarbeitern. Aber die Angestellten haben uns immer angefeuert und Mut gemacht, zum Beispiel durch Plakate oder Unterstützungsbriefe. Dadurch entstand in der Mannschaft, im Verein und mit den Fans ein toller Zusammenhalt. Das hat uns geholfen, auf dem Platz gute Leistungen abzurufen. Und ganz ehrlich: In so einer Situation zu gewinnen und da gestärkt herauszugehen, fühlt sich zehnmal geiler an, als im Mittelfeld herum zu dümpeln.

DFB.de: Der Trainer war damals Ewald Lienen…

Nehrig: Er hat damals eine sehr wichtige Rolle gespielt. Er hat so viel Erfahrung mitgebracht, hat in den verschiedensten Ländern als Trainer gearbeitet und daher immer die Ruhe bewahrt. Diese Ruhe übertrug er auf uns Spieler. Ewald Lienen hat uns eingetrichtert, dass sich der Fokus voll auf das tägliche Training und das nächste Spiel richten muss - nicht auf das ganze Drumherum. Was die Zeitungen schreiben, ob wir von der Öffentlichkeit abgeschrieben werden oder nicht, darf keine Rolle spielen. Und wo wir gerade über den Spaß am Fußball sprachen…

DFB.de: Ja?

Nehrig: Das war unter Ewald Lienen ebenfalls ein wichtiger Punkt. Er legte viel Wert auf harte Arbeit, hat aber auch viel Spaß reingebracht. Er hat gelegentlich einen flapsigen Spruch gebracht, hat im Training auch mal darüber gelacht, wenn ein Spieler den Ball vorbeigehauen hat. Das war eine perfekte Mischung.

DFB.de: Sie stammen aus dem Nachwuchs des VfB Stuttgart und sind dort Profi geworden, haben dann sechs Jahre bei der SpVgg Greuther Fürth und fünfeinhalb Jahre beim FC St. Pauli gespielt. Welcher dieser Vereine ist Ihnen am meisten ans Herz gewachsen?

Nehrig: Alle drei. Es ist im Profifußball sicherlich nicht normal, nur so wenige Stationen zu haben und so lange bei den jeweiligen Vereinen zu bleiben. Ich habe mich bei allen Vereinen pudelwohl gefühlt. Es gab somit keinen Grund, ständig zu anderen Vereinen zu rennen.

DFB.de: Ihr Ex-Verein FC St. Pauli startet das Pflichtspieljahr 2019 auf dem dritten Tabellenplatz. Wie groß schätzen Sie die Chance auf den Aufstieg ein?

Nehrig: Die Chance besteht, wenn man oben steht. Ich drücke dem Verein natürlich die Daumen. Mein Fokus liegt aber zu 100 Prozent auf der Eintracht.

DFB.de: War Ihr letztes Spiel für den FC St. Pauli am 22. Dezember gegen den 1. FC Magdeburg mit einem Tor und zwei Vorlagen der beste Abschied, den Sie sich hätten wünschen können?

Nehrig: Auf jeden Fall. Damals war noch nicht hundertprozentig sicher, dass ich den Verein verlassen würde. Auch wenn die Entscheidung für mich persönlich bereits gefallen war. Es ist schön, wenn die Fans in Hamburg mich in positiver Erinnerung behalten. Wobei das sicherlich nicht von diesem einen Spiel abhängt.

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