Benkarth: "Wir wollen unbedingt ins Finale"

Laura Benkarth ist zurück. Die achtmalige deutsche Nationalspielerin war wegen eines Kreuzbandrisses fast ein Jahr ausgefallen. Jetzt will die 26 Jahre alte Torhüterin mit dem FC Bayern München das Endspiel der Women's Champions League erreichen. Dazu muss der deutsche Vizemeister jedoch am Sonntag (ab 12 Uhr, live auf sport1.de) beim FC Barcelona ein 0:1 aus dem Hinspiel wettmachen. Im DFB.de-Interview spricht Benkarth darüber.

DFB.de: Frau Benkarth, nach dem 0:1 im Hinspiel: Haben Sie vor dem Duell beim FC Barcelona überhaupt noch Hoffnung auf den Finaleinzug?

Laura Benkarth: Natürlich, sonst hätten wir ja gar nicht erst nach Spanien reisen müssen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir uns unseren Traum vom Finale in Budapest erfüllen können.

DFB.de: Die Ausgangslage ist allerdings ungünstig.

Benkarth: Wir ärgern uns über dieses Ergebnis, weil wir uns logischerweise bessere Voraussetzungen erspielen wollten. Trotzdem sind wir mit einem positiven Gefühl nach Barcelona gekommen. Wir müssen nur ein Tor schießen und sind schon wieder voll im Spiel. Das kann ganz schnell gehen. Treffen wir sogar zweimal, steht der Gegner unter großem Druck. Entscheidend ist, dass wir hinten gut stehen und möglichst keinen Treffer kassieren. Das ist eine wichtige Voraussetzung.

DFB.de: Was sind die Erkenntnisse des Hinspiels, die Ihnen Hoffnung machen?

Benkarth: Wenn wir mutig gepresst und nach vorne gespielt haben, konnten wir Barcelona in Bedrängnis bringen und Chancen herausarbeiten. Das muss uns jetzt noch häufiger gelingen. Wir hatten unsere Möglichkeiten und waren keineswegs chancenlos. Barcelona hatte zwar mehr Ballbesitz, aber wir hatten auch Gelegenheiten, die wir jedoch leider nicht nutzen konnten. Da wollen wir ansetzen.

DFB.de: Gibt es auch Lehren, die sie mit ins Rückspiel nehmen?

Benkarth: Wir müssen von Anfang an hellwach sein, sonst werden wir böse bestraft. Dieser Fehler ist uns im Hinspiel passiert. Da waren wir vor allem in der ersten Halbzeit nicht so präsent, wie es nötig gewesen wäre. Grundsätzlich sollte uns bewusst sein, dass wir uns vor niemandem zu verstecken brauchen. Wir haben so gute Spielerinnen, wir können das Ding auf jeden Fall noch drehen. Es gewinnt nicht immer die Mannschaft, die im Hinspiel erfolgreich war.

DFB.de: Sie klingen tatsächlich sehr zuversichtlich.

Benkarth: Das sind wir wirklich. Wir sind noch nicht ausgeschieden. Unser Traum vom Finale lebt noch, auch wenn er vor einer Woche einen Dämpfer bekommen hat. Wir brauchen diesen Glauben an uns, weil uns in Barcelona selbstverständlich eine extrem schwere Aufgabe erwartet. Wir brauchen einen super Tag.

DFB.de: Wo können Sie Barcelona am besten attackieren?

Benkarth: Ich will im Vorfeld nicht zu viel verraten. Aber jeder hat gesehen, dass sie im Angriff über große Qualitäten verfügen, dafür aber vielleicht in der einen oder anderen Szene in der Defensive anfällig sind. Das müssen wir konsequent nutzen.

DFB.de: Für Sie persönlich war das Hinspiel die fünfte Begegnung nach Ihrem Kreuzbandriss. Wie geht es Ihnen?

Benkarth: Ich fühle mich wieder richtig gut. Ich war fast ein Jahr raus. Das war eine harte Zeit. Umso mehr weiß ich es jetzt zu schätzen, nicht mehr nur Zeit in der Reha, im Kraftraum oder auf dem Trainingsplatz zu verbringen, sondern tatsächlich auch in Spielen auf dem Platz - und das direkt auf allerhöchstem Niveau.

DFB.de: Sind Sie schon wieder bei 100 Prozent?

Benkarth: Körperlich habe ich keinerlei Probleme mehr und fühle mich wieder richtig gut. Dafür habe ich aber auch lange und hart gearbeitet. Ich merke, dass mir in einigen Situation noch etwas die Spielpraxis fehlt. Aber auch in diesem Punkt bin ich auf einem guten Weg. Es wird immer besser.

DFB.de: Warum hat es so lange gedauert?

Benkarth: Ich habe diese Zeit gebraucht. Alle Ärzte haben mir davon abgeraten, ein Comeback - im wahrsten Sinne des Wortes - übers Knie zu brechen. Seit Anfang des Jahres stehe ich schon wieder auf dem Platz und kann mit der Mannschaft trainieren. Aber ich hatte das Problem, dass ich ein Kraftdefizit im Bein hatte. Ich habe wochenlang Muskulatur aufgebaut. Drei Monate hat das letztendlich gedauert. Es war eine harte und nervige Zeit. Aber die Mannschaftskolleginnen und die Trainer haben mir immer Mut zugesprochen und hinter mir gestanden. Das hat unheimlich geholfen.

DFB.de: War es dennoch schwierig, die Ruhe zu bewahren?

Benkarth: Natürlich. Ich wollte spielen, so schnell wie möglich. Aber das war eben nicht möglich. Mein Körper hat die Zeit gebraucht, ich musste sie ihm geben. Geduld ist nicht meine Stärke. In diesem Fall hatte ich jedoch keine Alternative.

DFB.de: Sie haben vor Ende der vergangenen Saison Ihren Wechsel zum FC Bayern bekannt gegeben. Die Verletzung haben Sie sich in Ihren letzten Wochen beim SC Freiburg zugezogen. War diese besondere Konstellation doppelt unglücklich für Sie?

Benkarth: Es war sogar sehr, sehr bitter. Ich war zehn Jahre in Freiburg und hatte dort eine großartige Zeit. Mein Herz hängt noch immer an diesem Verein. Ich komme von dort und habe eine sehr enge Beziehung in die Stadt und zu dem Klub. Durch den Kreuzbandriss hatte ich leider keine Gelegenheit, mich in einem Heimspiel ordentlich zu verabschieden. Das hat mich schon sehr runtergezogen. Ich hätte mir einfach einen anderen Abschied gewünscht. Und dass ich dann verletzt zum neuen Verein komme, war natürlich ebenfalls extrem ungünstig. Aber auch hier habe ich versucht, so schnell wie möglich die positiven Aspekte zu sehen: Die medizinische Betreuung beim FC Bayern war vom ersten Tag an einfach überragend und hochprofessionell.

DFB.de: Wer hat sie auf den ersten schweren Schritten in München begleitet?

Benkarth: Freunde und Familie natürlich. Aber auch in der Reha hatte ich immer Kontakt zur Mannschaft und zu einzelnen Spielerinnen. Ich war nicht abgeschnitten. Am Anfang musste Kathrin Hendrich wegen einer Muskelverletzung in die Reha, später dann Melanie Leupolz und ganz lange auch Melanie Behringer. Sie ist für mich zu einer sehr wichtigen Ansprechpartnerin in dieser Zeit geworden.

DFB.de: Und jetzt geht Ihr Blick nur noch nach vorne?

Benkarth: Ja, die Zeit der Verletzung ist nun abgehakt. Jetzt bin ich ein echter Teil der FC Bayern-Familie und bin glücklich darüber. Ich habe mich ja bewusst für diesen Verein entschieden, weil ich regelmäßig international spielen möchte. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Möglichkeit hier in den kommenden Jahren besteht.

DFB.de: Ist es vielleicht sogar möglich, langfristig den VfL Wolfsburg als Topteam in Deutschland anzugreifen?

Benkarth: Ich will das nicht ausschließen. Wir wollen um Titel mitspielen und sie über eine ganze Saison angreifen und auch besiegen. Im Sommer wird es einige personelle Veränderungen geben. Thomas Wörle wird uns verlassen, dafür kommt Jens Scheuer, den ich natürlich als Trainer schon aus Freiburg gut kenne. Ich bin sehr zuversichtlich und freue mich auf das, was dann kommt. Aber jetzt zählt erstmal nur Barcelona. Ich kann mich nur wiederholen: Wir wollen unbedingt ins Finale, wir wollen die Hinspielniederlage drehen.

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Laura Benkarth ist zurück. Die achtmalige deutsche Nationalspielerin war wegen eines Kreuzbandrisses fast ein Jahr ausgefallen. Jetzt will die 26 Jahre alte Torhüterin mit dem FC Bayern München das Endspiel der Women's Champions League erreichen. Dazu muss der deutsche Vizemeister jedoch am Sonntag (ab 12 Uhr, live auf sport1.de) beim FC Barcelona ein 0:1 aus dem Hinspiel wettmachen. Im DFB.de-Interview spricht Benkarth darüber.

DFB.de: Frau Benkarth, nach dem 0:1 im Hinspiel: Haben Sie vor dem Duell beim FC Barcelona überhaupt noch Hoffnung auf den Finaleinzug?

Laura Benkarth: Natürlich, sonst hätten wir ja gar nicht erst nach Spanien reisen müssen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir uns unseren Traum vom Finale in Budapest erfüllen können.

DFB.de: Die Ausgangslage ist allerdings ungünstig.

Benkarth: Wir ärgern uns über dieses Ergebnis, weil wir uns logischerweise bessere Voraussetzungen erspielen wollten. Trotzdem sind wir mit einem positiven Gefühl nach Barcelona gekommen. Wir müssen nur ein Tor schießen und sind schon wieder voll im Spiel. Das kann ganz schnell gehen. Treffen wir sogar zweimal, steht der Gegner unter großem Druck. Entscheidend ist, dass wir hinten gut stehen und möglichst keinen Treffer kassieren. Das ist eine wichtige Voraussetzung.

DFB.de: Was sind die Erkenntnisse des Hinspiels, die Ihnen Hoffnung machen?

Benkarth: Wenn wir mutig gepresst und nach vorne gespielt haben, konnten wir Barcelona in Bedrängnis bringen und Chancen herausarbeiten. Das muss uns jetzt noch häufiger gelingen. Wir hatten unsere Möglichkeiten und waren keineswegs chancenlos. Barcelona hatte zwar mehr Ballbesitz, aber wir hatten auch Gelegenheiten, die wir jedoch leider nicht nutzen konnten. Da wollen wir ansetzen.

DFB.de: Gibt es auch Lehren, die sie mit ins Rückspiel nehmen?

Benkarth: Wir müssen von Anfang an hellwach sein, sonst werden wir böse bestraft. Dieser Fehler ist uns im Hinspiel passiert. Da waren wir vor allem in der ersten Halbzeit nicht so präsent, wie es nötig gewesen wäre. Grundsätzlich sollte uns bewusst sein, dass wir uns vor niemandem zu verstecken brauchen. Wir haben so gute Spielerinnen, wir können das Ding auf jeden Fall noch drehen. Es gewinnt nicht immer die Mannschaft, die im Hinspiel erfolgreich war.

DFB.de: Sie klingen tatsächlich sehr zuversichtlich.

Benkarth: Das sind wir wirklich. Wir sind noch nicht ausgeschieden. Unser Traum vom Finale lebt noch, auch wenn er vor einer Woche einen Dämpfer bekommen hat. Wir brauchen diesen Glauben an uns, weil uns in Barcelona selbstverständlich eine extrem schwere Aufgabe erwartet. Wir brauchen einen super Tag.

DFB.de: Wo können Sie Barcelona am besten attackieren?

Benkarth: Ich will im Vorfeld nicht zu viel verraten. Aber jeder hat gesehen, dass sie im Angriff über große Qualitäten verfügen, dafür aber vielleicht in der einen oder anderen Szene in der Defensive anfällig sind. Das müssen wir konsequent nutzen.

DFB.de: Für Sie persönlich war das Hinspiel die fünfte Begegnung nach Ihrem Kreuzbandriss. Wie geht es Ihnen?

Benkarth: Ich fühle mich wieder richtig gut. Ich war fast ein Jahr raus. Das war eine harte Zeit. Umso mehr weiß ich es jetzt zu schätzen, nicht mehr nur Zeit in der Reha, im Kraftraum oder auf dem Trainingsplatz zu verbringen, sondern tatsächlich auch in Spielen auf dem Platz - und das direkt auf allerhöchstem Niveau.

DFB.de: Sind Sie schon wieder bei 100 Prozent?

Benkarth: Körperlich habe ich keinerlei Probleme mehr und fühle mich wieder richtig gut. Dafür habe ich aber auch lange und hart gearbeitet. Ich merke, dass mir in einigen Situation noch etwas die Spielpraxis fehlt. Aber auch in diesem Punkt bin ich auf einem guten Weg. Es wird immer besser.

DFB.de: Warum hat es so lange gedauert?

Benkarth: Ich habe diese Zeit gebraucht. Alle Ärzte haben mir davon abgeraten, ein Comeback - im wahrsten Sinne des Wortes - übers Knie zu brechen. Seit Anfang des Jahres stehe ich schon wieder auf dem Platz und kann mit der Mannschaft trainieren. Aber ich hatte das Problem, dass ich ein Kraftdefizit im Bein hatte. Ich habe wochenlang Muskulatur aufgebaut. Drei Monate hat das letztendlich gedauert. Es war eine harte und nervige Zeit. Aber die Mannschaftskolleginnen und die Trainer haben mir immer Mut zugesprochen und hinter mir gestanden. Das hat unheimlich geholfen.

DFB.de: War es dennoch schwierig, die Ruhe zu bewahren?

Benkarth: Natürlich. Ich wollte spielen, so schnell wie möglich. Aber das war eben nicht möglich. Mein Körper hat die Zeit gebraucht, ich musste sie ihm geben. Geduld ist nicht meine Stärke. In diesem Fall hatte ich jedoch keine Alternative.

DFB.de: Sie haben vor Ende der vergangenen Saison Ihren Wechsel zum FC Bayern bekannt gegeben. Die Verletzung haben Sie sich in Ihren letzten Wochen beim SC Freiburg zugezogen. War diese besondere Konstellation doppelt unglücklich für Sie?

Benkarth: Es war sogar sehr, sehr bitter. Ich war zehn Jahre in Freiburg und hatte dort eine großartige Zeit. Mein Herz hängt noch immer an diesem Verein. Ich komme von dort und habe eine sehr enge Beziehung in die Stadt und zu dem Klub. Durch den Kreuzbandriss hatte ich leider keine Gelegenheit, mich in einem Heimspiel ordentlich zu verabschieden. Das hat mich schon sehr runtergezogen. Ich hätte mir einfach einen anderen Abschied gewünscht. Und dass ich dann verletzt zum neuen Verein komme, war natürlich ebenfalls extrem ungünstig. Aber auch hier habe ich versucht, so schnell wie möglich die positiven Aspekte zu sehen: Die medizinische Betreuung beim FC Bayern war vom ersten Tag an einfach überragend und hochprofessionell.

DFB.de: Wer hat sie auf den ersten schweren Schritten in München begleitet?

Benkarth: Freunde und Familie natürlich. Aber auch in der Reha hatte ich immer Kontakt zur Mannschaft und zu einzelnen Spielerinnen. Ich war nicht abgeschnitten. Am Anfang musste Kathrin Hendrich wegen einer Muskelverletzung in die Reha, später dann Melanie Leupolz und ganz lange auch Melanie Behringer. Sie ist für mich zu einer sehr wichtigen Ansprechpartnerin in dieser Zeit geworden.

DFB.de: Und jetzt geht Ihr Blick nur noch nach vorne?

Benkarth: Ja, die Zeit der Verletzung ist nun abgehakt. Jetzt bin ich ein echter Teil der FC Bayern-Familie und bin glücklich darüber. Ich habe mich ja bewusst für diesen Verein entschieden, weil ich regelmäßig international spielen möchte. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Möglichkeit hier in den kommenden Jahren besteht.

DFB.de: Ist es vielleicht sogar möglich, langfristig den VfL Wolfsburg als Topteam in Deutschland anzugreifen?

Benkarth: Ich will das nicht ausschließen. Wir wollen um Titel mitspielen und sie über eine ganze Saison angreifen und auch besiegen. Im Sommer wird es einige personelle Veränderungen geben. Thomas Wörle wird uns verlassen, dafür kommt Jens Scheuer, den ich natürlich als Trainer schon aus Freiburg gut kenne. Ich bin sehr zuversichtlich und freue mich auf das, was dann kommt. Aber jetzt zählt erstmal nur Barcelona. Ich kann mich nur wiederholen: Wir wollen unbedingt ins Finale, wir wollen die Hinspielniederlage drehen.

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