Bell und Wörle: Favorit will keiner sein

Zweiter gegen Erster, Champions-League-Sieger gegen Deutscher Meister - das Duell zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem FC Bayern München am 7. Spieltag in der Allianz Frauen-Bundesliga am Sonntag (ab 11 Uhr, live auf DFB-TV) wirft seine Schatten voraus. Im DFB.de-Doppelinterview sprechen die beiden Trainer Colin Bell und Thomas Wörle über die besondere Bedeutung der Partie, die Ausgeglichenheit der Frauen-Bundesliga in dieser Saison - und die Möglichkeit der Revanche im DFB-Pokal eine Woche später.

DFB.de: Herr Wörle, Herr Bell, Zweiter gegen Erster, Champions-League-Sieger gegen Deutscher Meister. Viel mehr geht kaum, oder?

Thomas Wörle: Es ist ohne Zweifel eine tolle Begegnung. Wir freuen uns alle sehr auf die Partie. In Frankfurt zu spielen, ist immer eine besondere Herausforderung. Dort herrscht eine spezielle Atmosphäre.

Colin Bell: Es wäre schön, wenn wir mit dieser Partie weiter Werbung für den Frauenfußball in Deutschland machen können. Wir sind da auf einem guten Weg.

DFB.de: Erwarten Sie ein Duell auf Augenhöhe?

Wörle: Ich denke ja. Frankfurt hat einen kleinen Vorteil, weil es ein Heimspiel ist. Ich sehe den FFC deshalb leicht in der Favoritenrolle. Aber wir wissen, dass wir mit einer Topleistung von dort etwas mitnehmen können.

Bell: Da allerdings bin ich etwas anderer Meinung und muss meinem Kollegen widersprechen. Ich sehe ganz klar den FC Bayern in der Favoritenrolle. München ist Deutscher Meister und seit eineinhalb Jahren in der Meisterschaft unbesiegt. Das ist mal eine Hausnummer. Außerdem ist es immer der Anspruch dieses Klubs, ganz oben zu stehen. Zudem haben sie mittlerweile einen richtig guten Kader zusammen mit Nationalspielerinnen aus vielen verschiedenen Ländern. Respekt, was dort in der jüngeren Vergangenheit entstanden ist. Und Respekt auch vor der Arbeit von Thomas Wörle. Wir brauchen einen guten Tag, wenn wir die drei Punkte holen wollen. Aber wir werden natürlich alles dafür tun. Wir wollen den Münchner Lauf stoppen, wir wollen die Ersten sein, die denen wieder eine Niederlage beibringen.

DFB.de: Herr Wörle, mit einem Sieg könnten Sie Frankfurt bereits auf sechs Punkte distanzieren.

Wörle: Das mag sein, aber darüber denken wir nicht nach. Wir haben jetzt gerade mal sechs Spieltage absolviert. Das ist gar nichts. Die Saison ist noch sehr jung.

DFB.de: Besteht aber nicht für Ihre Mannschaft die Gefahr, Herr Bell, schon den Anschluss zu verlieren?

Bell: Nein, selbst wenn wir am Sonntagnachmittag sechs Punkte Rückstand haben sollten, was ich nicht hoffe, ist noch lange nichts verloren. In der vergangenen Saison waren wir im Winter sogar sieben Zähler hinter dem Spitzenreiter und wären am letzten Spieltag fast noch Deutscher Meister geworden. Manchmal kann es ganz schnell gehen. Wir werden die Hoffnung erst aufgeben, wenn es keine andere Chance mehr gibt.



Zweiter gegen Erster, Champions-League-Sieger gegen Deutscher Meister - das Duell zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem FC Bayern München am 7. Spieltag in der Allianz Frauen-Bundesliga am Sonntag (ab 11 Uhr, live auf DFB-TV) wirft seine Schatten voraus. Im DFB.de-Doppelinterview sprechen die beiden Trainer Colin Bell und Thomas Wörle über die besondere Bedeutung der Partie, die Ausgeglichenheit der Frauen-Bundesliga in dieser Saison - und die Möglichkeit der Revanche im DFB-Pokal eine Woche später.

DFB.de: Herr Wörle, Herr Bell, Zweiter gegen Erster, Champions-League-Sieger gegen Deutscher Meister. Viel mehr geht kaum, oder?

Thomas Wörle: Es ist ohne Zweifel eine tolle Begegnung. Wir freuen uns alle sehr auf die Partie. In Frankfurt zu spielen, ist immer eine besondere Herausforderung. Dort herrscht eine spezielle Atmosphäre.

Colin Bell: Es wäre schön, wenn wir mit dieser Partie weiter Werbung für den Frauenfußball in Deutschland machen können. Wir sind da auf einem guten Weg.

DFB.de: Erwarten Sie ein Duell auf Augenhöhe?

Wörle: Ich denke ja. Frankfurt hat einen kleinen Vorteil, weil es ein Heimspiel ist. Ich sehe den FFC deshalb leicht in der Favoritenrolle. Aber wir wissen, dass wir mit einer Topleistung von dort etwas mitnehmen können.

Bell: Da allerdings bin ich etwas anderer Meinung und muss meinem Kollegen widersprechen. Ich sehe ganz klar den FC Bayern in der Favoritenrolle. München ist Deutscher Meister und seit eineinhalb Jahren in der Meisterschaft unbesiegt. Das ist mal eine Hausnummer. Außerdem ist es immer der Anspruch dieses Klubs, ganz oben zu stehen. Zudem haben sie mittlerweile einen richtig guten Kader zusammen mit Nationalspielerinnen aus vielen verschiedenen Ländern. Respekt, was dort in der jüngeren Vergangenheit entstanden ist. Und Respekt auch vor der Arbeit von Thomas Wörle. Wir brauchen einen guten Tag, wenn wir die drei Punkte holen wollen. Aber wir werden natürlich alles dafür tun. Wir wollen den Münchner Lauf stoppen, wir wollen die Ersten sein, die denen wieder eine Niederlage beibringen.

DFB.de: Herr Wörle, mit einem Sieg könnten Sie Frankfurt bereits auf sechs Punkte distanzieren.

Wörle: Das mag sein, aber darüber denken wir nicht nach. Wir haben jetzt gerade mal sechs Spieltage absolviert. Das ist gar nichts. Die Saison ist noch sehr jung.

DFB.de: Besteht aber nicht für Ihre Mannschaft die Gefahr, Herr Bell, schon den Anschluss zu verlieren?

Bell: Nein, selbst wenn wir am Sonntagnachmittag sechs Punkte Rückstand haben sollten, was ich nicht hoffe, ist noch lange nichts verloren. In der vergangenen Saison waren wir im Winter sogar sieben Zähler hinter dem Spitzenreiter und wären am letzten Spieltag fast noch Deutscher Meister geworden. Manchmal kann es ganz schnell gehen. Wir werden die Hoffnung erst aufgeben, wenn es keine andere Chance mehr gibt.

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DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Bell: Bayern ist ja nicht ohne Grund amtierender Deutscher Meister und schon wieder Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung. Die machen tolle und seriöse Arbeit dort. Außerdem haben die, wie gesagt, große Qualität im Kader. Vor allem auch in der Breite. Wenn da eine Spielerin ausfällt, steht die nächste bereit. Das ist bei uns im Moment nicht so der Fall. Wir sind personell eher dünn besetzt.

Wörle: Frankfurt gehört seit vielen, vielen Jahren zu den absoluten Topteams in Deutschland und Europa. In der vergangenen Saison konnte sogar die Champions League gewonnen werden. Der 1. FFC hat eine starke Mannschaft mit einigen erfahrenen Führungspersönlichkeiten. Colin Bell weiß diese Mannschaft mit all seiner Erfahrung zu führen. Er leistet tolle Arbeit.

DFB.de: Sie beide sind ja auch zur Wahl für den Weltfrauentrainer nominiert. Macht Sie das stolz?

Wörle: Für mich kommt das total überraschend. Meine Mannschaft, mein Trainerteam und ich konnten gemeinsam die Deutsche Meisterschaft erringen, und natürlich ist es eine Ehre für mich, stellvertretend für unser gesamtes Team nominiert zu sein. Vor der Arbeit von Colin Bell habe ich - wie gesagt - großen Respekt. Die Champions League zu gewinnen und sich gegen die besten Teams in Europa durchzusetzen, ist schon eine außergewöhnliche Leistung.

Bell: Ich kann das gut einordnen, denn ich kenne auch die andere Seite der Medaille. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man entlassen wird. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man aufs Arbeitsamt gehen muss. Deshalb warne ich vor übertriebener Euphorie. Es macht mich stolz und glücklich, keine Frage. Aber natürlich bin ich nur in der Auswahl dabei, weil wir als Team etwas Grandioses erreicht haben - nämlich den Sieg in der Champions League. Von meiner Nominierung habe ich durch einen englischen Journalisten erfahren. Ich hatte es gar nicht mitbekommen und war völlig überrascht.

DFB.de: Wie blicken Sie auf diesen Sieg in der Champions League zurück?

Bell: Es war einfach unglaublich. Ich bin jetzt seit 26 Jahren Trainer. Aber das war mit Abstand mein schönstes Erlebnis. Mir ist aber auch bewusst, dass die größten Erfolge meist im Moment der tiefsten Enttäuschung entstehen. In unserem Fall betrifft das den 8. Juni 2014. Ich weiß das Datum noch deshalb so genau, weil wir da am letzten Spieltag der Saison durch ein Gegentor in der vorletzten Minute die Meisterschaft an den VfL Wolfsburg verloren hatten. Danach haben wir uns geschworen: Jetzt erst recht!

DFB.de: Herr Wörle, Sie haben diese Saison damals auf dem vierten Platz beendet. Seitdem hat ihre Mannschaft in der Allianz Frauen-Bundesliga kein Spiel mehr verloren. Was macht sie so stark?

Wörle: Sicherlich unser außergewöhnliches Kollektiv. Unser Team besitzt eine besondere Mentalität, die über all die Jahre entstanden ist. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder mal in Ansätzen gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind, mussten dabei aber auch schmerzliche Erfahrungen machen. Diese negativen Erfahrungen haben uns schließlich den Weg geebnet und reifen lassen.

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DFB.de: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang das Aus gegen Twente Enschede in der ersten Runde der Champions League?

Wörle: Natürlich waren wir alle sehr enttäuscht, weil wir uns extrem auf diese neue Herausforderung gefreut und uns viel vorgenommen hatten. Aber auch diese schmerzliche Erfahrung ist für unseren weiteren Entwicklungsprozess wichtig. Enschede war sehr abgezockt und äußerst effektiv. Das hat den Unterschied gemacht. Wir haben zwei wirklich gute Spiele gemacht, die vorhandenen Torchancen jedoch nicht genutzt. Man hat gesehen, dass Enschede auf diesem Niveau bereits Erfahrung hat und schon ein paar Jahre in der Champions League dabei ist. Vergangene Saison beispielsweise sind die nur sehr knapp am späteren Finalisten Paris St. Germain gescheitert.

DFB.de: Wie gehen Sie mit diesem Ausscheiden um?

Wörle: Kritisch, aber vor allem positiv. Unsere Mannschaft spielt noch nicht seit Jahren national sowie international um Titel, im Gegenteil. Wir befinden uns in einem stetigen Lern- und Entwicklungsprozess. Negative Erlebnisse wie diese gehören dabei dazu und sind sogar hilfreich. Sie weisen uns den Weg für die Zukunft. Das Ausscheiden tat sicherlich weh, aber wir sind bereit, daraus zu lernen und wichtige Rückschlüsse zu ziehen. Zudem hat sich meine Mannschaft ein paar Tage später eindrucksvoll in der Bundesliga zurückgemeldet und knapp, aber verdient gegen Freiburg gewonnen.

DFB.de: Herr Bell, Sie sind noch in der Champions League vertreten. Kann diese Dreifachbelastung zum Nachteil werden?

Bell: Nein. Wir freuen uns auf jede Herausforderung, die auf uns zukommt. Wichtig ist mir, dass wir wirklich nur von Spiel zu Spiel schauen. Ich weiß, was Sie jetzt denken: wieder so eine Floskel. Aber so ist es wirklich. Es ist entscheidend, dass man nicht den Fokus verliert. Dann bekommen wir Probleme.

DFB.de: Im DFB-Pokal treffen Sie ja in einer guten Woche schon wieder aufeinander...

Wörle: Das ist wirklich kurios. Genau die gleiche Situation hatten wir in der vergangenen Saison. In der Meisterschaft haben wir in Frankfurt 2:1 gewonnen, im DFB-Pokal ein paar Tage später 1:3 verloren.

Bell: Es ist alles möglich in den beiden Partien. Die Parallele zur Vorsaison ist schon bemerkenswert, das stimmt. Aber der DFB-Pokal spielt für mich noch überhaupt keine Rolle. Im Moment zählt nur die Meisterschaft.

DFB.de: In der Allianz Frauen-Bundesliga ist es auffällig, dass die Leistungsdichte immer enger wird. Teilen Sie diesen Eindruck?

Wörle: Ja, das stimmt. Das macht die Liga noch interessanter und attraktiver. In den Vereinen wird mittlerweile ziemlich professionell gearbeitet. Gerade im athletischen und taktischen Bereich nehmen sich die Teams nicht viel. Einige Vereine, nicht nur die oberen, haben sich vor dieser Saison personell nochmals deutlich verstärkt, und die Aufsteiger Bremen und Köln präsentieren sich bislang äußerst stabil.

Bell: Für uns macht es das nicht leichter. Aber für den Frauenfußball in Deutschland ist diese Entwicklung natürlich toll. Ich mache das ganz eindeutig daran fest, dass bei den Vereinen inzwischen Trainer mit einer sehr guten Qualifikation arbeiten. Man sieht einfach ein Konzept und eine Idee. So ist es spannend, klare Ergebnisse sind mittlerweile die absolute Ausnahme.