Beckenbauer: "Respekt vor Klinsmann und seinem Team"

Nur noch gut 500 Tage sind es bis zum Start der FIFA WM 2006 in Deutschland. Viel ist vom Organisationskomitee (OK) bereits erledigt und auf den Weg gebracht worden. Eine Menge Kleinarbeit bleibt aber noch zu tun – vor allem ist das schwierige Ticketing-Thema zu bewältigen. In der neuen Ausgabe des DFB Journals, die in diesen Tagen erscheint, zieht OK-Präsident Franz Beckenbauer im Interview Zwischenbilanz, wagt einen Ausblick und zeigt sich erleichtert, wie Jürgen Klinsmann als neuer Bundestrainer mit seinem Team die WM-Aufgabe angeht.

Frage: Herr Beckenbauer, in gut 500 Tagen ertönt der Anpfiff zur WM 2006 in Deutschland. Wo steht das OK mit seinen Vorbereitungen am Jahresende 2004?

Franz Beckenbauer: Das größte Kompliment hat uns FIFA-Präsident Sepp Blatter schon im Dezember 2003 gemacht, als er meinte, wir würden Antworten auf Fragen liefern, die die FIFA noch gar nicht gestellt hätte. Ich denke, dass wir insgesamt sehr zufrieden sein können, vor allem im Stadionbau geht es planmäßig voran. Doch wir merken, dass jetzt die Kleinarbeit beginnt mit Hunderten von Details. Auf keinen Fall dürfen wir uns selbstzufrieden zurücklehnen, sondern müssen uns eher noch stärker ins Zeug legen.

Frage: Was war die wichtigste Entscheidung während der vergangenen Wochen?

Franz Beckenbauer: Dass wir im letzten Halbjahr mit ODDSET und der Deutschen Bahn die beiden letzten Nationalen Förderer gewonnen haben. Ich kann mich erinnern, dass die letzten Sponsorenverträge für die WM 2002 erst zwei oder drei Monate vor WM-Beginn unterschrieben wurden. Wir haben dies schon 19 Monate vorher geschafft und damit auch die im Budget vorgesehenen wirtschaftlichen Ziele mehr als erfüllt. Die Akquise war ein schwieriger Prozess, weil wir freie Produktkategorien finden mussten, aber unter dem Strich zählt das positive Ergebnis.

Frage: Nach Logo und Poster wurde nun auch das Maskottchen präsentiert. Wie gefällt Ihnen das optische Erscheinungsbild der WM generell?

Franz Beckenbauer: Goleo ist ein lustiger Kerl, dem ich zutraue, dass er ein wirklicher Sympathieträger für die WM wird, gerade für Kinder. Erstmals wurde, glaube ich, 1966 ein Maskottchen eingesetzt. Damals war es der World Cup Willie, 1974 kamen dann Tip & Tap. Jetzt wird eine neue Dimension erreicht, weil mit Goleo viele interaktive Aktionen möglich sind. Er kann an jeder Talkshow teilnehmen, hat dies ja schon bei "Wetten, dass..?" bewiesen.

Frage: Was sagen Sie zu der auch zu hörenden Kritik, das offizielle Gesicht der WM sei nicht deutsch genug?

Franz Beckenbauer: Die WM findet in Deutschland statt, auch für Deutschland, vor allem aber für die ganze Welt, weil sie eben auch ein Weltereignis ist. Wenn Olympia in Athen stattfindet, kommen ja nicht plötzlich alle Sponsoren aus Griechenland und die Produkte obendrein auch noch. Wenn wir den Slogan "Die Welt zu Gast bei Freunden" ernst nehmen wollen, und wir im DFB mit seinem OK tun dies, akzeptieren und respektieren wir die internationalen Partner der FIFA. Dies in dem Wissen, dass die deutschen Elemente deutlich wahrnehmbar sein werden, am ehesten, so hoffen wir, eine herzliche deutsche Gastfreundschaft.

Frage: Welches der 2005 zu lösenden Probleme bereitet Ihnen als OK-Präsident die größten Bauchschmerzen?

Franz Beckenbauer: Zweifellos der Kartenverkauf, den wir am 1. Februar 2005 per Internet beginnen werden. Denn wir wissen, dass die Nachfrage bei weitem die Kapazität von 3,2 Millionen Tickets übersteigen wird. Der DFB hat über 6,2 Millionen Mitglieder. Theoretisch hat also nicht einmal jedes zweite Mitglied in einem Fußball-Verein die Chance, ein WM-Spiel live zu sehen. Und auch die Tickets müssen auf der ganzen Welt angeboten werden.

Frage: Die zu geringe Anzahl der Tickets macht Public Viewing als bundesweiten WM-Stimmungsmacher noch wichtiger. Werden diese Open-Air-Feiern vor Großleinwänden überall stattfinden können?

Franz Beckenbauer: Da bin ich mir ganz sicher. Auch wenn noch ein paar Unklarheiten zu beseitigen sind, so wird es diese großen öffentlichen Parties schon allein deshalb geben, weil alle Beteiligten sie für eine tolle Einrichtung halten. Zuhause auf dem Sofa ist´s zwar auch schön, viel schöner aber auf öffentlichen Plätzen mit Freunden und Fans aus aller Welt!

Frage: Der FIFA Confederations Cup ist im Juni 2005 auch für das OK der WM-Härtetest. Wird er ein Selbstläufer oder drückt der Schuh irgendwo?

Franz Beckenbauer: Hier werden wir um volle Stadien mehr kämpfen müssen. Begegnungen wie Australien – Tunesien oder Japan – Mexiko sind nicht gerade ein Selbstläufer. Aber es ist unser Ehrgeiz, auch hier eine tolle Atmosphäre mit vollen Rängen zu schaffen. Viele Bauarbeiten werden erst kurz vor Turnierbeginn abgeschlossen sein. Also müssen wir einen sehr präzisen Zeitplan bis zum Anpfiff entwickeln und dann auch konsequent umsetzen.

Frage: Das generelle Urteil über die FIFA WM 2006 steht und fällt mit dem Auftreten des Gastgeber-Teams. Was sagen Sie zur Situation der deutschen Nationalmannschaft?

Franz Beckenbauer: Nach der sehr enttäuschenden EURO 2004 ist mächtig viel passiert. Respekt, Respekt – wie Jürgen Klinsmann mit seinem Team die Aufgabe angegangen ist, verdient wirklich Anerkennung. Natürlich ist eine starke deutsche Nationalmannschaft auch für das Organisationskomitee von enormer Bedeutung, weil das Abschneiden der gastgebenden Mannschaft immer auch das Gesamtklima einer WM prägt.

Frage: Beunruhigt Sie die Tatsache, dass etablierte Fußball-Nationen wie Spanien, Tschechien, Dänemark oder sogar Frankreich sowie Publikumsmagneten in Deutschland wie die Türkei, Griechenland oder Kroatien zur Zeit Gefahr laufen, die WM-Qualifikation zu verpassen?

Franz Beckenbauer: Alle Favoriten werden nicht durchkommen. Das war immer so und wird auch diesmal wieder der Fall sein. Aber wen es auch immer erwischt: Die Erfahrung lehrt, dass die Attraktivität der WM unter dem Fehlen einer bestimmten Fußball-Nation noch nie gelitten hat.

Frage: Entspricht die allgemeine WM-Stimmung in Deutschland gut 500 Tage vor dem Anpfiff Ihren persönlichen Erwartungen?

Franz Beckenbauer: Absolut, weil sie rundum positiv ist. Gerade erst ist ja auch in einer Umfrage aufgezeigt worden, dass sich 72 Prozent der Bevölkerung auf diese Weltmeisterschaft freuen. Das ist ein sensationell gutes Ergebnis, das wir sogar noch steigern wollen.

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Nur noch gut 500 Tage sind es bis zum Start der FIFA WM 2006 in Deutschland. Viel ist vom Organisationskomitee (OK) bereits erledigt und auf den Weg gebracht worden. Eine Menge Kleinarbeit bleibt aber noch zu tun – vor allem ist das schwierige Ticketing-Thema zu bewältigen. In der neuen Ausgabe des DFB Journals, die in diesen Tagen erscheint, zieht OK-Präsident Franz Beckenbauer im Interview Zwischenbilanz, wagt einen Ausblick und zeigt sich erleichtert, wie Jürgen Klinsmann als neuer Bundestrainer mit seinem Team die WM-Aufgabe angeht.



Frage: Herr Beckenbauer, in gut 500 Tagen ertönt der Anpfiff zur WM 2006 in Deutschland. Wo steht das OK mit seinen Vorbereitungen am Jahresende 2004?



Franz Beckenbauer: Das größte Kompliment hat uns FIFA-Präsident Sepp Blatter schon im Dezember 2003 gemacht, als er meinte, wir würden Antworten auf Fragen liefern, die die FIFA noch gar nicht gestellt hätte. Ich denke, dass wir insgesamt sehr zufrieden sein können, vor allem im Stadionbau geht es planmäßig voran. Doch wir merken, dass jetzt die Kleinarbeit beginnt mit Hunderten von Details. Auf keinen Fall dürfen wir uns selbstzufrieden zurücklehnen, sondern müssen uns eher noch stärker ins Zeug legen.



Frage: Was war die wichtigste Entscheidung während der vergangenen Wochen?



Franz Beckenbauer: Dass wir im letzten Halbjahr mit ODDSET und der Deutschen Bahn die beiden letzten Nationalen Förderer gewonnen haben. Ich kann mich erinnern, dass die letzten Sponsorenverträge für die WM 2002 erst zwei oder drei Monate vor WM-Beginn unterschrieben wurden. Wir haben dies schon 19 Monate vorher geschafft und damit auch die im Budget vorgesehenen wirtschaftlichen Ziele mehr als erfüllt. Die Akquise war ein schwieriger Prozess, weil wir freie Produktkategorien finden mussten, aber unter dem Strich zählt das positive Ergebnis.



Frage: Nach Logo und Poster wurde nun auch das Maskottchen präsentiert. Wie gefällt Ihnen das optische Erscheinungsbild der WM generell?



Franz Beckenbauer: Goleo ist ein lustiger Kerl, dem ich zutraue, dass er ein wirklicher Sympathieträger für die WM wird, gerade für Kinder. Erstmals wurde, glaube ich, 1966 ein Maskottchen eingesetzt. Damals war es der World Cup Willie, 1974 kamen dann Tip & Tap. Jetzt wird eine neue Dimension erreicht, weil mit Goleo viele interaktive Aktionen möglich sind. Er kann an jeder Talkshow teilnehmen, hat dies ja schon bei "Wetten, dass..?" bewiesen.



Frage: Was sagen Sie zu der auch zu hörenden Kritik, das offizielle Gesicht der WM sei nicht deutsch genug?



Franz Beckenbauer: Die WM findet in Deutschland statt, auch für Deutschland, vor allem aber für die ganze Welt, weil sie eben auch ein Weltereignis ist. Wenn Olympia in Athen stattfindet, kommen ja nicht plötzlich alle Sponsoren aus Griechenland und die Produkte obendrein auch noch. Wenn wir den Slogan "Die Welt zu Gast bei Freunden" ernst nehmen wollen, und wir im DFB mit seinem OK tun dies, akzeptieren und respektieren wir die internationalen Partner der FIFA. Dies in dem Wissen, dass die deutschen Elemente deutlich wahrnehmbar sein werden, am ehesten, so hoffen wir, eine herzliche deutsche Gastfreundschaft.



Frage: Welches der 2005 zu lösenden Probleme bereitet Ihnen als OK-Präsident die größten Bauchschmerzen?



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Franz Beckenbauer: Zweifellos der Kartenverkauf, den wir am 1. Februar 2005 per Internet beginnen werden. Denn wir wissen, dass die Nachfrage bei weitem die Kapazität von 3,2 Millionen Tickets übersteigen wird. Der DFB hat über 6,2 Millionen Mitglieder. Theoretisch hat also nicht einmal jedes zweite Mitglied in einem Fußball-Verein die Chance, ein WM-Spiel live zu sehen. Und auch die Tickets müssen auf der ganzen Welt angeboten werden.



Frage: Die zu geringe Anzahl der Tickets macht Public Viewing als bundesweiten WM-Stimmungsmacher noch wichtiger. Werden diese Open-Air-Feiern vor Großleinwänden überall stattfinden können?



Franz Beckenbauer: Da bin ich mir ganz sicher. Auch wenn noch ein paar Unklarheiten zu beseitigen sind, so wird es diese großen öffentlichen Parties schon allein deshalb geben, weil alle Beteiligten sie für eine tolle Einrichtung halten. Zuhause auf dem Sofa ist´s zwar auch schön, viel schöner aber auf öffentlichen Plätzen mit Freunden und Fans aus aller Welt!



Frage: Der FIFA Confederations Cup ist im Juni 2005 auch für das OK der WM-Härtetest. Wird er ein Selbstläufer oder drückt der Schuh irgendwo?



Franz Beckenbauer: Hier werden wir um volle Stadien mehr kämpfen müssen. Begegnungen wie Australien – Tunesien oder Japan – Mexiko sind nicht gerade ein Selbstläufer. Aber es ist unser Ehrgeiz, auch hier eine tolle Atmosphäre mit vollen Rängen zu schaffen. Viele Bauarbeiten werden erst kurz vor Turnierbeginn abgeschlossen sein. Also müssen wir einen sehr präzisen Zeitplan bis zum Anpfiff entwickeln und dann auch konsequent umsetzen.



Frage: Das generelle Urteil über die FIFA WM 2006 steht und fällt mit dem Auftreten des Gastgeber-Teams. Was sagen Sie zur Situation der deutschen Nationalmannschaft?



Franz Beckenbauer: Nach der sehr enttäuschenden EURO 2004 ist mächtig viel passiert. Respekt, Respekt – wie Jürgen Klinsmann mit seinem Team die Aufgabe angegangen ist, verdient wirklich Anerkennung. Natürlich ist eine starke deutsche Nationalmannschaft auch für das Organisationskomitee von enormer Bedeutung, weil das Abschneiden der gastgebenden Mannschaft immer auch das Gesamtklima einer WM prägt.



Frage: Beunruhigt Sie die Tatsache, dass etablierte Fußball-Nationen wie Spanien, Tschechien, Dänemark oder sogar Frankreich sowie Publikumsmagneten in Deutschland wie die Türkei, Griechenland oder Kroatien zur Zeit Gefahr laufen, die WM-Qualifikation zu verpassen?



Franz Beckenbauer: Alle Favoriten werden nicht durchkommen. Das war immer so und wird auch diesmal wieder der Fall sein. Aber wen es auch immer erwischt: Die Erfahrung lehrt, dass die Attraktivität der WM unter dem Fehlen einer bestimmten Fußball-Nation noch nie gelitten hat.



Frage: Entspricht die allgemeine WM-Stimmung in Deutschland gut 500 Tage vor dem Anpfiff Ihren persönlichen Erwartungen?



Franz Beckenbauer: Absolut, weil sie rundum positiv ist. Gerade erst ist ja auch in einer Umfrage aufgezeigt worden, dass sich 72 Prozent der Bevölkerung auf diese Weltmeisterschaft freuen. Das ist ein sensationell gutes Ergebnis, das wir sogar noch steigern wollen.