Bayers Wich: "Wir rechnen uns etwas aus"

Wenn Bayer 04 Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals auf Turbine Potsdam trifft (ab 18.30 Uhr, live auf Sky), wird es für Jessica Wich ein Treffen mit ihrer Vergangenheit. Die 31 Jahre alte Mittelfeldspielerin von Bayer 04 hat mit Turbine alles gewonnen, was man gewinnen kann. Nach der Saison wird Wich aufgrund zahlreicher Verletzungen ihre Karriere beenden. Im DFB.de-Interview spricht sie über ihren Traum vom Finaleinzug und ihre Entscheidung, in Kürze Schluss zu machen.

DFB.de: Jessica Wich, wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem Duell mit Turbine Potsdam?

Jessica Wich: Es ist eine super Chance für uns, ins Endspiel einzuziehen. Aber wir brauchen gegen diesen starken Gegner einen perfekten Tag.

DFB.de: Turbine hat seit Wochen einen super Lauf, bei Ihnen funktioniert es in der Rückrunde nach einer starken Hinserie nicht mehr so gut. Warum nicht?

Wich: Wir haben es seit der Winterpause nicht geschafft, so in Schwung zu kommen, wie wir es von uns selbst erwarten. Hinzu kommt, dass in manchen Momenten das Spielglück fehlt. Wir rechnen uns natürlich trotzdem gegen Turbine etwas aus – aber es wird eine sehr schwere Aufgabe. Potsdam ist richtig gut drauf.

DFB.de: Zählt in diesem einen Spiel dennoch nur die Tagesform?

Wich: Ja, auf jeden Fall. Wir haben es im Achtelfinale gegen Hoffenheim und zuletzt im Viertelfinale gegen Essen gezeigt, dass im DFB-Pokal in dieser Saison mit uns zu rechnen ist. In beiden Begegnungen waren wir voll da und haben abgeliefert. Das muss uns nun erneut gelingen. Unser Weg ins Halbfinale war schwer, aber wir haben uns durchgekämpft.

DFB.de: In dieser Saison ist Leverkusen eine echte Pokalmannschaft.

Wich: Wir haben ja auch einiges gut zu machen. In der vergangenen Saison sind wir direkt im ersten Spiel gescheitert. Jetzt haben wir die Möglichkeit, ins Finale einzuziehen.

DFB.de: Sie haben bei Turbine mit dem Gewinn der Champions League, des DFB-Pokals und der deutschen Meisterschaft große Erfolge gefeiert. Ist dieses Spiel gegen Potsdam vor diesem Hintergrund ein besonderes Duell für Sie?

Wich: Begegnungen gegen Turbine sind für mich immer besonders. Ich bin froh, dass wir ein Heimspiel haben, weil es dort noch schwerer ist, zu gewinnen. Mittlerweile sind nicht mehr viele aus meiner Zeit dort. Aber Turbine ist ein Traditionsverein in Deutschland und Spiele gegen solche Teams sind immer besonders spannend.

DFB.de: Wie blicken Sie auf Ihre Zeit bei Turbine zurück?

Wich: Es war eine perfekte Zeit. Ich war sehr jung, als ich zu Turbine gegangen bin. Ich war gerade frisch in der Bundesliga dabei und wir haben direkt riesige Erfolge gefeiert. Das war unbeschreiblich. Wir hatten gemeinsam tolle Erlebnisse, der Teamspirit war super. Letztlich bin ich in Potsdam auch erwachsen geworden. Ich erinnere mich gerne an die vier Jahre zurück.

DFB.de: Ihre Karriere ist geprägt von zahlreichen schweren Verletzungen. Was wäre möglich gewesen, wenn das nicht passiert wäre?

Wich: Diese Frage ist hypothetisch. Ich weiß es nicht. Die Verletzungen gehören zu meiner Vita dazu. Aber es stimmt natürlich, dass der Körper mir oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Vor allem die vergangenen drei Jahre waren wirklich schwierig für mich. Zuletzt hatte ich einen Knöchelbruch und ein angerissenes Kreuzband. Aber es ist, wie es ist. Und ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte.

DFB.de: Waren die Verletzungen einfach Pech oder wie denken Sie im Rückblick darüber nach?

Wich: Es war bestimmt Pech dabei, aber auch die körperlichen Voraussetzungen waren sicherlich ein Grund. Die vergangenen Jahre war das Pensum für mich persönlich enorm – mit Fußball und Arbeit. Ich habe einige Jahre Bundesliga in den Knochen. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

DFB.de: Wie schwer ist es, nach jeder Verletzung aufs Neue wieder zurückzukommen?

Wich: Die letzte Reha war besonders schwer für mich. Jedes Mal aufs Neue wieder anzufangen und die Motivation aufzubringen, ist tatsächlich nicht einfach. In dieser Zeit lernt man super viel über sich selbst, weil man immer wieder an seine persönlichen Grenzen gehen muss. Ich bin geduldiger geworden und kann meinen Körper jetzt besser einschätzen als früher. Mich hat die Motivation trotz der vielen Verletzungen nie verlassen. Ich wollte selbst über mein Karriereende entscheiden und dies nicht einer Verletzung überlassen.

DFB.de: In dieser Saison haben Sie nur drei Begegnungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga bestritten.

Wich: Ja, es war schon schwierig für mich. Ich habe gegen Jena mein Comeback gefeiert. Dann hat mich Corona wieder etwas zurückgeworfen. Zuletzt hatte ich gegen Köln und Hoffenheim nochmal zwei Einsätze. Ich merke, dass es immer schwieriger wird, das Leistungsniveau zu halten. Das muss ich mir selbst auch eingestehen.

DFB.de: Deshalb machen Sie nach der Saison Schluss?

Wich: Ja, es ist der richtige Zeitpunkt, nun einen Schlussstrich zu ziehen.

DFB.de: Das bedeutet auch, dass für Sie noch vier, maximal fünf Begegnungen auf dem Programm stehen. Was überwiegt nun – Vorfreude auf das Leben nach dem Fußball oder Wehmut beim Blick zurück?

Wich: Irgendwie beides. Der Gedanke, dass es bald vorbei ist, ist noch nicht so präsent. Im Moment geht es eher darum, alles mitzunehmen, was noch kommt. Darauf fokussiere ich mich. Der Wehmut kommt vermutlich erst dann, wenn es wirklich vorbei ist.

DFB.de: Der krönende Abschluss wäre das DFB-Pokalfinale in Köln am 28. Mai.

Wich: Das wäre dann mein letztes Spiel im Trikot von Bayer 04. Ein besseres Ende könnte ich mir persönlich gar nicht vorstellen.

[sw]

Wenn Bayer 04 Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals auf Turbine Potsdam trifft (ab 18.30 Uhr, live auf Sky), wird es für Jessica Wich ein Treffen mit ihrer Vergangenheit. Die 31 Jahre alte Mittelfeldspielerin von Bayer 04 hat mit Turbine alles gewonnen, was man gewinnen kann. Nach der Saison wird Wich aufgrund zahlreicher Verletzungen ihre Karriere beenden. Im DFB.de-Interview spricht sie über ihren Traum vom Finaleinzug und ihre Entscheidung, in Kürze Schluss zu machen.

DFB.de: Jessica Wich, wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem Duell mit Turbine Potsdam?

Jessica Wich: Es ist eine super Chance für uns, ins Endspiel einzuziehen. Aber wir brauchen gegen diesen starken Gegner einen perfekten Tag.

DFB.de: Turbine hat seit Wochen einen super Lauf, bei Ihnen funktioniert es in der Rückrunde nach einer starken Hinserie nicht mehr so gut. Warum nicht?

Wich: Wir haben es seit der Winterpause nicht geschafft, so in Schwung zu kommen, wie wir es von uns selbst erwarten. Hinzu kommt, dass in manchen Momenten das Spielglück fehlt. Wir rechnen uns natürlich trotzdem gegen Turbine etwas aus – aber es wird eine sehr schwere Aufgabe. Potsdam ist richtig gut drauf.

DFB.de: Zählt in diesem einen Spiel dennoch nur die Tagesform?

Wich: Ja, auf jeden Fall. Wir haben es im Achtelfinale gegen Hoffenheim und zuletzt im Viertelfinale gegen Essen gezeigt, dass im DFB-Pokal in dieser Saison mit uns zu rechnen ist. In beiden Begegnungen waren wir voll da und haben abgeliefert. Das muss uns nun erneut gelingen. Unser Weg ins Halbfinale war schwer, aber wir haben uns durchgekämpft.

DFB.de: In dieser Saison ist Leverkusen eine echte Pokalmannschaft.

Wich: Wir haben ja auch einiges gut zu machen. In der vergangenen Saison sind wir direkt im ersten Spiel gescheitert. Jetzt haben wir die Möglichkeit, ins Finale einzuziehen.

DFB.de: Sie haben bei Turbine mit dem Gewinn der Champions League, des DFB-Pokals und der deutschen Meisterschaft große Erfolge gefeiert. Ist dieses Spiel gegen Potsdam vor diesem Hintergrund ein besonderes Duell für Sie?

Wich: Begegnungen gegen Turbine sind für mich immer besonders. Ich bin froh, dass wir ein Heimspiel haben, weil es dort noch schwerer ist, zu gewinnen. Mittlerweile sind nicht mehr viele aus meiner Zeit dort. Aber Turbine ist ein Traditionsverein in Deutschland und Spiele gegen solche Teams sind immer besonders spannend.

DFB.de: Wie blicken Sie auf Ihre Zeit bei Turbine zurück?

Wich: Es war eine perfekte Zeit. Ich war sehr jung, als ich zu Turbine gegangen bin. Ich war gerade frisch in der Bundesliga dabei und wir haben direkt riesige Erfolge gefeiert. Das war unbeschreiblich. Wir hatten gemeinsam tolle Erlebnisse, der Teamspirit war super. Letztlich bin ich in Potsdam auch erwachsen geworden. Ich erinnere mich gerne an die vier Jahre zurück.

DFB.de: Ihre Karriere ist geprägt von zahlreichen schweren Verletzungen. Was wäre möglich gewesen, wenn das nicht passiert wäre?

Wich: Diese Frage ist hypothetisch. Ich weiß es nicht. Die Verletzungen gehören zu meiner Vita dazu. Aber es stimmt natürlich, dass der Körper mir oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Vor allem die vergangenen drei Jahre waren wirklich schwierig für mich. Zuletzt hatte ich einen Knöchelbruch und ein angerissenes Kreuzband. Aber es ist, wie es ist. Und ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte.

DFB.de: Waren die Verletzungen einfach Pech oder wie denken Sie im Rückblick darüber nach?

Wich: Es war bestimmt Pech dabei, aber auch die körperlichen Voraussetzungen waren sicherlich ein Grund. Die vergangenen Jahre war das Pensum für mich persönlich enorm – mit Fußball und Arbeit. Ich habe einige Jahre Bundesliga in den Knochen. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

DFB.de: Wie schwer ist es, nach jeder Verletzung aufs Neue wieder zurückzukommen?

Wich: Die letzte Reha war besonders schwer für mich. Jedes Mal aufs Neue wieder anzufangen und die Motivation aufzubringen, ist tatsächlich nicht einfach. In dieser Zeit lernt man super viel über sich selbst, weil man immer wieder an seine persönlichen Grenzen gehen muss. Ich bin geduldiger geworden und kann meinen Körper jetzt besser einschätzen als früher. Mich hat die Motivation trotz der vielen Verletzungen nie verlassen. Ich wollte selbst über mein Karriereende entscheiden und dies nicht einer Verletzung überlassen.

DFB.de: In dieser Saison haben Sie nur drei Begegnungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga bestritten.

Wich: Ja, es war schon schwierig für mich. Ich habe gegen Jena mein Comeback gefeiert. Dann hat mich Corona wieder etwas zurückgeworfen. Zuletzt hatte ich gegen Köln und Hoffenheim nochmal zwei Einsätze. Ich merke, dass es immer schwieriger wird, das Leistungsniveau zu halten. Das muss ich mir selbst auch eingestehen.

DFB.de: Deshalb machen Sie nach der Saison Schluss?

Wich: Ja, es ist der richtige Zeitpunkt, nun einen Schlussstrich zu ziehen.

DFB.de: Das bedeutet auch, dass für Sie noch vier, maximal fünf Begegnungen auf dem Programm stehen. Was überwiegt nun – Vorfreude auf das Leben nach dem Fußball oder Wehmut beim Blick zurück?

Wich: Irgendwie beides. Der Gedanke, dass es bald vorbei ist, ist noch nicht so präsent. Im Moment geht es eher darum, alles mitzunehmen, was noch kommt. Darauf fokussiere ich mich. Der Wehmut kommt vermutlich erst dann, wenn es wirklich vorbei ist.

DFB.de: Der krönende Abschluss wäre das DFB-Pokalfinale in Köln am 28. Mai.

Wich: Das wäre dann mein letztes Spiel im Trikot von Bayer 04. Ein besseres Ende könnte ich mir persönlich gar nicht vorstellen.

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