Bayern-Trainer Schwarz: "Spannenderes Drehbuch geht nicht"

Derby mit viel Brisanz: Aufstiegsanwärter TSV 1860 München empfängt in der 3. Liga am heutigen Sonntag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) die abstiegsbedrohte U 23 des FC Bayern. Danny Schwarz, Trainer beim FCB, kennt das Stadtduell aus eigener Erfahrung. Der 46-Jährige absolvierte 104 Spiele für die "Löwen". Im DFB.de-Interview spricht der Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Duell.

DFB.de: Die 1:2-Heimniederlage gegen den bereits abgestiegenen Nachbarn SpVgg Unterhaching war für Ihre Mannschaft ein herber Rückschlag im Kampf um den Klassenverbleib. Wie sehr mussten Sie Ihre Spieler wieder aufrichten, Herr Schwarz?

Danny Schwarz: Um ganz ehrlich zu sein: Die Enttäuschung bei uns war schon so groß wie nie zuvor. Durch die Ergebnisse der Konkurrenz hatten wir die Möglichkeit, mit einem Sieg den Klassenverbleib wieder selbst in der Hand zu haben. Mit dieser Prämisse sind wir auch in das Spiel gegangen. Allerdings haben wir es zu keiner Zeit geschafft, an unsere volle Leistungsfähigkeit heranzukommen. Obwohl es kein gutes Spiel von uns war, hatten wir dennoch in der Schlussphase jede Menge Chancen, um das Spiel zu drehen. Nur verwerten konnten wir unsere Möglichkeiten leider nicht.

DFB.de: Die U 23 des FC Bayern wartet inzwischen seit zehn Begegnungen auf einen Sieg. Ist die mentale Stabilität in der aktuellen Situation wichtiger als die fußballerische Qualität?

Schwarz: Das eine bedingt auch das andere. Wenn ich im Kopf nicht frei bin, kann das zu bleiernen Füßen führen. Bei uns hat sich im Spiel gegen Unterhaching viel mental abgespielt. Das war vermutlich gut mit einem Blackout bei einer Prüfung vergleichbar. Die nahezu unveränderte Mannschaft hatte zuvor beim 2:2 in der Partie beim MSV Duisburg noch einen frechen, mutigen und kreativen Auftritt hingelegt. Wir können den Jungs die Drucksituation nicht nehmen und dürfen davor auch nicht die Augen verschließen. Für uns geht es jetzt darum, durch eine gute Trainingswoche und gelungene Aktionen wieder mehr Selbstvertrauen zu sammeln.

DFB.de: Sie betreuen die Mannschaft seit sechs Begegnungen. Waren Sie überrascht, als die Verantwortlichen auf Sie zukamen?

Schwarz: Auch wenn der Spielbetrieb in der B-Junioren-Bundesliga zum damaligen Zeitpunkt schon unterbrochen war und sich der folgende Abbruch bereits abgezeichnet hatte, lag mein Fokus auf der Arbeit mit der U 17. Insofern war ich schon überrascht. Mein Wechsel zur U 23 war mit den Verantwortlichen eigentlich erst für den Beginn der nächsten Spielzeit besprochen. Als ich dann gefragt wurde, ob ich schon vorher die Position zusammen mit Martin Demichelis übernehme, habe ich nicht lang darüber nachgedacht.

DFB.de: Wie schon früher bei der U 19 bilden Sie erneut mit dem früheren argentinischen Nationalspieler ein Trainergespann. Hat sich da ein Duo gesucht und gefunden?

Schwarz: Uns zeichnet definitiv eine sehr offene Kommunikation untereinander aus. Daher kommen wir gut zu gemeinsamen Lösungen. Martin kann seine größere Erfahrung als Spieler einbringen, ich bin dagegen als Trainer erfahrener. So profitiert jeder von dem jeweils anderen. Unsere Zeit bei den A-Junioren war auch durchaus erfolgreich. Klar ist aber auch: Wie bei jedem Trainerteam wird auch unsere Arbeit bei der U 23 an Ergebnissen gemessen.

DFB.de: Seit wenigen Tagen sind Sie ausgebildeter Fußball-Lehrer. Hat die Urkunde einen besonderen Platz bekommen?

Schwarz: Meine Auszeichnung liegt tatsächlich noch bei unserem Profi-Co-Trainer Miroslav Klose, der ebenfalls mit Erfolg an dem Lehrgang teilgenommen hat. (lacht) Am Tag der Verleihung durch den DFB hatten wir mit der U 23 unser Auswärtsspiel beim MSV Duisburg. Die Übergabe konnte ich daher nur über eine Videoschalte verfolgen. Miro war deshalb so nett, meine Urkunde mitzunehmen. Bislang hatte ich noch keine Zeit, sie abzuholen.

DFB.de: Was ist Ihnen aus dem Fußballlehrer-Lehrgang besonders in Erinnerung geblieben?

Schwarz: Mir hat vor allem die Vielseitigkeit gefallen. Jeder Bereich wurde abgedeckt, den Teilnehmern wurde kein bestimmter Stil übergestülpt. Ich fand unter anderem die Themen Psychologie und Menschenführung sehr spannend. Rein inhaltlich hatte ich nicht den Eindruck, dass die Corona-Pandemie große Auswirkungen auf den Lehrgang hatte. Es wurden immer gute Lösungen gefunden. Persönlichkeiten wie Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg, Ralf Rangnick, Roger Schmidt, Florian Kohfeldt, Urs Fischer oder Ole Werner haben von ihrer Arbeit aus dem Nähkästchen geplaudert. Es gab viele interessante Einblicke, von denen wir alle noch profitieren werden.

DFB.de: Zurück zur aktuellen sportlichen Situation: Je nach Ausgang der anderen Spiele könnte eine Niederlage oder eventuell sogar schon ein Unentschieden im Derby gegen die "Löwen" den Abstieg für die Bayern bedeuten. Was stimmt Sie positiv, dass im Endspurt der Klassenverbleib noch gesichert werden kann?

Schwarz: Bei uns hat bislang oft nicht viel gefehlt, um mehr Punkte einzufahren. Beim Unentschieden in Ingolstadt beispielsweise hatten wir in der Schlussphase sehr gute Chancen, um den Siegtreffer zu erzielen. In Zwickau haben wir das Gegentor zum 1:1-Endstand erst in der 96. Minute kassiert. Diesen fehlenden Zählern laufen wir aktuell hinterher. Umso wichtiger ist es, uns wieder für den Aufwand zu belohnen. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass wir jetzt eine Alles-oder-Nichts-Mentalität zeigen müssen und nicht im Hinterkopf haben, dass wir das noch in anderen Partien ausgleichen können.

DFB.de: Kommt da das Stadtduell gegen den TSV 1860 München, der noch gute Chancen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga besitzt, deshalb eher ungelegen oder vielleicht sogar ganz recht?

Schwarz: Es ist schon ein wenig skurril, dass das Derby für beide Mannschaften einen so entscheidenden Charakter haben kann. Auch für 1860 geht es um sehr viel. Noch spannender hätte man das Drehbuch also nicht schreiben können. Bei aller sportlichen Bedeutung des Duells ist es aber auch sehr wichtig, mit Freude in das Derby zu gehen. Nur dann ist auch die beste Leistung möglich.

DFB.de: Sie selbst waren einst als Spieler für die "Löwen" bei den bislang letzten Derbys zwischen den beiden Profiteams der Bayern und der Sechziger in der Bundesliga und im DFB-Pokal dabei. Was war das für ein Gefühl?

Schwarz: Schon einige Tage vorher hat es in der Stadt geknistert. Die erhöhte Aufmerksamkeit war immer zu spüren. Vor dem Duell waren noch mehr Fans und Journalisten auf dem Trainingsgelände, als es sonst ohnehin schon der Fall war. Auch die Atmosphäre im Olympiastadion war ganz besonders. Das sind Spiele, die den Fußball ausmachen. Auch mit der U 23 des FC Bayern waren es immer rassige Duelle vor großer Kulisse. Deswegen vermisst man bei Duellen mit den "Löwen" die Fans im Grünwalder Stadion noch ein wenig mehr.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft des TSV 1860 München ein?

Schwarz: Die "Löwen" verfügen über ein unglaublich gefestigtes Team. Routinier und Kapitän Sascha Mölders geht nicht nur wegen seiner 21 Saisontreffer, sondern auch mit seiner herausragenden Mentalität voran. Die Spieler funktionieren als Einheit. Für uns wird es wichtig sein, schon von Beginn an körperlich robust dagegen zu halten. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft dann auch in der Lage ist, gegen diesen starken Gegner bestehen zu können.

[mspw]

Derby mit viel Brisanz: Aufstiegsanwärter TSV 1860 München empfängt in der 3. Liga am heutigen Sonntag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) die abstiegsbedrohte U 23 des FC Bayern. Danny Schwarz, Trainer beim FCB, kennt das Stadtduell aus eigener Erfahrung. Der 46-Jährige absolvierte 104 Spiele für die "Löwen". Im DFB.de-Interview spricht der Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Duell.

DFB.de: Die 1:2-Heimniederlage gegen den bereits abgestiegenen Nachbarn SpVgg Unterhaching war für Ihre Mannschaft ein herber Rückschlag im Kampf um den Klassenverbleib. Wie sehr mussten Sie Ihre Spieler wieder aufrichten, Herr Schwarz?

Danny Schwarz: Um ganz ehrlich zu sein: Die Enttäuschung bei uns war schon so groß wie nie zuvor. Durch die Ergebnisse der Konkurrenz hatten wir die Möglichkeit, mit einem Sieg den Klassenverbleib wieder selbst in der Hand zu haben. Mit dieser Prämisse sind wir auch in das Spiel gegangen. Allerdings haben wir es zu keiner Zeit geschafft, an unsere volle Leistungsfähigkeit heranzukommen. Obwohl es kein gutes Spiel von uns war, hatten wir dennoch in der Schlussphase jede Menge Chancen, um das Spiel zu drehen. Nur verwerten konnten wir unsere Möglichkeiten leider nicht.

DFB.de: Die U 23 des FC Bayern wartet inzwischen seit zehn Begegnungen auf einen Sieg. Ist die mentale Stabilität in der aktuellen Situation wichtiger als die fußballerische Qualität?

Schwarz: Das eine bedingt auch das andere. Wenn ich im Kopf nicht frei bin, kann das zu bleiernen Füßen führen. Bei uns hat sich im Spiel gegen Unterhaching viel mental abgespielt. Das war vermutlich gut mit einem Blackout bei einer Prüfung vergleichbar. Die nahezu unveränderte Mannschaft hatte zuvor beim 2:2 in der Partie beim MSV Duisburg noch einen frechen, mutigen und kreativen Auftritt hingelegt. Wir können den Jungs die Drucksituation nicht nehmen und dürfen davor auch nicht die Augen verschließen. Für uns geht es jetzt darum, durch eine gute Trainingswoche und gelungene Aktionen wieder mehr Selbstvertrauen zu sammeln.

DFB.de: Sie betreuen die Mannschaft seit sechs Begegnungen. Waren Sie überrascht, als die Verantwortlichen auf Sie zukamen?

Schwarz: Auch wenn der Spielbetrieb in der B-Junioren-Bundesliga zum damaligen Zeitpunkt schon unterbrochen war und sich der folgende Abbruch bereits abgezeichnet hatte, lag mein Fokus auf der Arbeit mit der U 17. Insofern war ich schon überrascht. Mein Wechsel zur U 23 war mit den Verantwortlichen eigentlich erst für den Beginn der nächsten Spielzeit besprochen. Als ich dann gefragt wurde, ob ich schon vorher die Position zusammen mit Martin Demichelis übernehme, habe ich nicht lang darüber nachgedacht.

DFB.de: Wie schon früher bei der U 19 bilden Sie erneut mit dem früheren argentinischen Nationalspieler ein Trainergespann. Hat sich da ein Duo gesucht und gefunden?

Schwarz: Uns zeichnet definitiv eine sehr offene Kommunikation untereinander aus. Daher kommen wir gut zu gemeinsamen Lösungen. Martin kann seine größere Erfahrung als Spieler einbringen, ich bin dagegen als Trainer erfahrener. So profitiert jeder von dem jeweils anderen. Unsere Zeit bei den A-Junioren war auch durchaus erfolgreich. Klar ist aber auch: Wie bei jedem Trainerteam wird auch unsere Arbeit bei der U 23 an Ergebnissen gemessen.

DFB.de: Seit wenigen Tagen sind Sie ausgebildeter Fußball-Lehrer. Hat die Urkunde einen besonderen Platz bekommen?

Schwarz: Meine Auszeichnung liegt tatsächlich noch bei unserem Profi-Co-Trainer Miroslav Klose, der ebenfalls mit Erfolg an dem Lehrgang teilgenommen hat. (lacht) Am Tag der Verleihung durch den DFB hatten wir mit der U 23 unser Auswärtsspiel beim MSV Duisburg. Die Übergabe konnte ich daher nur über eine Videoschalte verfolgen. Miro war deshalb so nett, meine Urkunde mitzunehmen. Bislang hatte ich noch keine Zeit, sie abzuholen.

DFB.de: Was ist Ihnen aus dem Fußballlehrer-Lehrgang besonders in Erinnerung geblieben?

Schwarz: Mir hat vor allem die Vielseitigkeit gefallen. Jeder Bereich wurde abgedeckt, den Teilnehmern wurde kein bestimmter Stil übergestülpt. Ich fand unter anderem die Themen Psychologie und Menschenführung sehr spannend. Rein inhaltlich hatte ich nicht den Eindruck, dass die Corona-Pandemie große Auswirkungen auf den Lehrgang hatte. Es wurden immer gute Lösungen gefunden. Persönlichkeiten wie Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg, Ralf Rangnick, Roger Schmidt, Florian Kohfeldt, Urs Fischer oder Ole Werner haben von ihrer Arbeit aus dem Nähkästchen geplaudert. Es gab viele interessante Einblicke, von denen wir alle noch profitieren werden.

DFB.de: Zurück zur aktuellen sportlichen Situation: Je nach Ausgang der anderen Spiele könnte eine Niederlage oder eventuell sogar schon ein Unentschieden im Derby gegen die "Löwen" den Abstieg für die Bayern bedeuten. Was stimmt Sie positiv, dass im Endspurt der Klassenverbleib noch gesichert werden kann?

Schwarz: Bei uns hat bislang oft nicht viel gefehlt, um mehr Punkte einzufahren. Beim Unentschieden in Ingolstadt beispielsweise hatten wir in der Schlussphase sehr gute Chancen, um den Siegtreffer zu erzielen. In Zwickau haben wir das Gegentor zum 1:1-Endstand erst in der 96. Minute kassiert. Diesen fehlenden Zählern laufen wir aktuell hinterher. Umso wichtiger ist es, uns wieder für den Aufwand zu belohnen. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass wir jetzt eine Alles-oder-Nichts-Mentalität zeigen müssen und nicht im Hinterkopf haben, dass wir das noch in anderen Partien ausgleichen können.

DFB.de: Kommt da das Stadtduell gegen den TSV 1860 München, der noch gute Chancen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga besitzt, deshalb eher ungelegen oder vielleicht sogar ganz recht?

Schwarz: Es ist schon ein wenig skurril, dass das Derby für beide Mannschaften einen so entscheidenden Charakter haben kann. Auch für 1860 geht es um sehr viel. Noch spannender hätte man das Drehbuch also nicht schreiben können. Bei aller sportlichen Bedeutung des Duells ist es aber auch sehr wichtig, mit Freude in das Derby zu gehen. Nur dann ist auch die beste Leistung möglich.

DFB.de: Sie selbst waren einst als Spieler für die "Löwen" bei den bislang letzten Derbys zwischen den beiden Profiteams der Bayern und der Sechziger in der Bundesliga und im DFB-Pokal dabei. Was war das für ein Gefühl?

Schwarz: Schon einige Tage vorher hat es in der Stadt geknistert. Die erhöhte Aufmerksamkeit war immer zu spüren. Vor dem Duell waren noch mehr Fans und Journalisten auf dem Trainingsgelände, als es sonst ohnehin schon der Fall war. Auch die Atmosphäre im Olympiastadion war ganz besonders. Das sind Spiele, die den Fußball ausmachen. Auch mit der U 23 des FC Bayern waren es immer rassige Duelle vor großer Kulisse. Deswegen vermisst man bei Duellen mit den "Löwen" die Fans im Grünwalder Stadion noch ein wenig mehr.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft des TSV 1860 München ein?

Schwarz: Die "Löwen" verfügen über ein unglaublich gefestigtes Team. Routinier und Kapitän Sascha Mölders geht nicht nur wegen seiner 21 Saisontreffer, sondern auch mit seiner herausragenden Mentalität voran. Die Spieler funktionieren als Einheit. Für uns wird es wichtig sein, schon von Beginn an körperlich robust dagegen zu halten. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft dann auch in der Lage ist, gegen diesen starken Gegner bestehen zu können.

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