Bayern-Routinier Wenninger: "Wir wollen Meister werden"

Zwölf Vereine, ein Ziel: der Saisonstart in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Am 4. September (ab 19.15 Uhr, live auf Eurosport) geht es mit dem Topspiel von Titelverteidiger VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen wieder los. In einer Serie stellt DFB.de bis dahin Protagonistinnen jeder Mannschaft vor. Heute: Carina Wenninger (29), die seit 2007 ohne Unterbrechung für den FC Bayern München spielt.

DFB.de: Frau Wenninger, Sie gehen in Ihre 14. Saison beim FC Bayern München. Woher kommt diese Vereinstreue?

Carina Wenninger: Es ist tatsächlich gegen den Trend im modernen Fußball. Heutzutage ist es wirklich relativ selten, dass ein Spieler oder eine Spielerin über einen so langen Zeitraum beim selben Verein spielt. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht auch das eine oder andere Mal über eine Veränderung nachgedacht hätte. Ich denke, dass das nach so vielen Jahren ein absolut legitimes Verhalten ist. Aber letztlich hatte ich immer das Gefühl, in München an der richtigen Stelle zu sein und mich hier weiterentwickeln zu können. Das gilt ja nicht nur für mich persönlich, sondern vor allem auch für das Team. Als ich hier anfing, waren wir eine Mittelfeldmannschaft. Dann kam die Zeit, als wir ziemlich überraschend den DFB-Pokal und zweimal die deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Zuletzt haben wir uns in der Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga etabliert.

DFB.de: Die Mannschaft hat sich in den Jahren verändert. Sie waren so gut wie immer Stammspielerin. Ist das ein Aspekt, auf den Sie stolz sind?

Wenninger: Ja, durchaus. Das ist ja keine Selbstverständlich. Ich war nie das Übertalent, das automatisch immer gespielt hat. Ich bin eher ein Kämpfertyp. Ich wusste immer ganz genau, dass ich permanent an mir arbeiten muss, um meinen Status zu verteidigen. Das ist bis heute so. Der Frauenfußball an sich hat sich rasant entwickelt. Da nicht den Anschluss verloren zu haben, macht mich stolz.

DFB.de: Und wie geht es jetzt weiter?

Wenninger: Zuletzt haben wir auch international gezeigt, dass wir mithalten können. Wir waren vor einem Jahr im Halbfinale der Champions League und sind jetzt vor einigen Tagen leider knapp im Viertelfinale an Olympique Lyon gescheitert. Sportlich haben wir uns immer in die richtige Richtung verändert. Das war ganz wichtig für meinen Entschluss, in München zu bleiben.

DFB.de: Muss das nächste logische Ziel nun nicht sein, den VfL Wolfsburg vom Thron zu stoßen und die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen?

Wenninger: Doch, das ist ganz klar unser Anspruch für die nun beginnende Saison. Bei Bayern München geht es immer um den größtmöglichen Erfolg. Wir wollen Deutscher Meister werden.

DFB.de: Was hat zuletzt gefehlt?

Wenninger: Gar nicht so viel. In den beiden Duellen gegen Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga haben wir jeweils Unentschieden gespielt. Das waren nicht die Begegnungen, die die Meisterschaft gegen uns entschieden. Wir haben den Titel nicht geholt, weil wir zu viele Punkte gegen die vermeintlich schwächeren Gegner liegen gelassen haben. Das ist Wolfsburg nicht passiert.

DFB.de: Lag der entscheidende Unterschied also in der Konstanz?

Wenninger: Aus meiner Sicht schon, ja. Wir haben in einigen Partien leider Punkte liegen gelassen. Dafür sind wir am Ende böse bestraft worden. Wenn wir daraus unsere Lehren ziehen, können wir um den Titel mitspielen. Die Qualität dazu ist auf jeden Fall vorhanden.

DFB.de: Im Sommer haben die Bayern-Verantwortlichen Kader noch mal mit deutschen Nationalspielerinnen verstärkt.

Wenninger: Wir sind inzwischen auf allen Positionen doppelt besetzt. Wenn wir im Training elf gegen elf spielen, ist dabei oft kein Leistungsabfall zu erkennen. Entsprechend hoch ist auch die Konkurrenz im Kader. Das Trainerteam hat vielfältige Optionen - auch in taktischer Hinsicht. Ich glaube nicht, dass viele Mannschaften diese Möglichkeiten haben. Selbst auf europäischem Niveau nicht.

DFB.de: Vor einigen Tagen sind Sie, wie gesagt, in der Champions League mit 1:2 am späteren Titelträger Olympique Lyon gescheitert. Was nehmen Sie aus diesem Duell mit?

Wenninger: Dass wir auf Augenhöhe mit dem Sieger der Champions League der vergangenen Jahre agiert haben. Auch hier haben am Ende Kleinigkeiten den Ausschlag gegen uns gegeben. Lyon hat drei oder vier Möglichkeiten gehabt und daraus zwei Treffer gemacht. Wir haben unsere Chancen nicht so konsequent genutzt. Das sind Details, die ein Spitzenspiel entscheiden. Das ist eine bittere Erkenntnis. Aber wenn wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen, können wir aus solchen Spielen sehr viel für unsere Entwicklung als Mannschaft mitnehmen.

DFB.de: Mit welchen persönlichen Zielen gehen Sie in die nun startende neue Saison?

Wenninger: Wichtig ist, dass ich gesund bleibe. Bis auf eine schwere Verletzung vor einigen Jahren war ich eigentlich immer fit. Das ist wichtig für mein Spiel. Und dann möchte ich selbstverständlich Titel holen. Zweimal konnten wir die Meisterschaft schon gewinnen. Ich hätte nichts dagegen, wenn ein weiterer Titel dazukommen würde. Mit anderen Zielsetzungen kann man beim FC Bayern nicht antreten. Auch der DFB-Pokal ist für mich ein ganz wichtiger Wettbewerb, die Champions League sowieso. Es warten große Ziele auf uns als Team. Letztlich geht es darum, so viele Titel wie möglich zu gewinnen. Vor allem in der Frauen-Bundesliga dürfen wir uns vom ersten Spieltag an keine Schwäche erlauben.

DFB.de: Sie starten gegen Sand, Bremen und Freiburg. Auf den ersten Blick ein machbares Auftaktprogramm.

Wenninger: Ja, auf jeden Fall. Es hätte schlimmer kommen können. Aber genau da liegt ja auch die Gefahr: Wir dürfen in diesen Begegnungen keine Punkte liegen lassen, um nicht der Konkurrenz wieder direkt hinterherrennen zu müssen. Wir fahren am besten damit, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren und nicht zu viel darüber nachdenken, wer unser Gegner ist. Uns muss es egal sein, wer da gerade kommt. Wir werden in fast allen Spielen der Favorit sein. Diese Rolle haben wir uns erarbeitet und nehmen sie gerne an.

DFB.de: Hatte die Zugänge genug Zeit, um sich zu integrieren?

Wenninger: Ja, da würde ich schon sagen. Das ist wichtig für uns. Vor der ersten Unterbrechung wegen Spielen mit der Nationalmannschaft stehen zwei Begegnungen auf dem Programm. Da wollen wir die sechs Punkte selbstverständlich mitnehmen. Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, dass ein guter Start ganz wichtig ist.

DFB.de: Wie lange wollen Sie noch auf diesem Niveau spielen?

Wenninger: Darüber mache ich mir aktuell keine Gedanken. Ich fühle mich topfit, und es macht mir riesigen Spaß. Das ist für mich entscheidend. So lange ich auf diesem Niveau mithalten kann, tue ich mich schwer damit, einen oder zwei Gänge runterzuschalten. Fußball ist meine Leidenschaft, ich liebe diesen Sport. Trotzdem bin ich mit Ende 20 in einem Alter, in dem automatisch auch andere Aspekte wichtiger werden. Ich mache gerade parallel meinen Masterstudiengang fertig. Ich glaube nicht, dass ich noch zehn Jahre Fußball spielen werde. Deshalb bereite ich mich langsam auf eine Zeit danach vor. Aber noch bin ich Fußballerin durch und durch. Ich bin noch nicht satt und habe noch einiges vor - sowohl mit Bayern München als auch mit der österreichischen Nationalmannschaft.

[sw]

Zwölf Vereine, ein Ziel: der Saisonstart in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Am 4. September (ab 19.15 Uhr, live auf Eurosport) geht es mit dem Topspiel von Titelverteidiger VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen wieder los. In einer Serie stellt DFB.de bis dahin Protagonistinnen jeder Mannschaft vor. Heute: Carina Wenninger (29), die seit 2007 ohne Unterbrechung für den FC Bayern München spielt.

DFB.de: Frau Wenninger, Sie gehen in Ihre 14. Saison beim FC Bayern München. Woher kommt diese Vereinstreue?

Carina Wenninger: Es ist tatsächlich gegen den Trend im modernen Fußball. Heutzutage ist es wirklich relativ selten, dass ein Spieler oder eine Spielerin über einen so langen Zeitraum beim selben Verein spielt. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht auch das eine oder andere Mal über eine Veränderung nachgedacht hätte. Ich denke, dass das nach so vielen Jahren ein absolut legitimes Verhalten ist. Aber letztlich hatte ich immer das Gefühl, in München an der richtigen Stelle zu sein und mich hier weiterentwickeln zu können. Das gilt ja nicht nur für mich persönlich, sondern vor allem auch für das Team. Als ich hier anfing, waren wir eine Mittelfeldmannschaft. Dann kam die Zeit, als wir ziemlich überraschend den DFB-Pokal und zweimal die deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Zuletzt haben wir uns in der Spitzengruppe der FLYERALARM Frauen-Bundesliga etabliert.

DFB.de: Die Mannschaft hat sich in den Jahren verändert. Sie waren so gut wie immer Stammspielerin. Ist das ein Aspekt, auf den Sie stolz sind?

Wenninger: Ja, durchaus. Das ist ja keine Selbstverständlich. Ich war nie das Übertalent, das automatisch immer gespielt hat. Ich bin eher ein Kämpfertyp. Ich wusste immer ganz genau, dass ich permanent an mir arbeiten muss, um meinen Status zu verteidigen. Das ist bis heute so. Der Frauenfußball an sich hat sich rasant entwickelt. Da nicht den Anschluss verloren zu haben, macht mich stolz.

DFB.de: Und wie geht es jetzt weiter?

Wenninger: Zuletzt haben wir auch international gezeigt, dass wir mithalten können. Wir waren vor einem Jahr im Halbfinale der Champions League und sind jetzt vor einigen Tagen leider knapp im Viertelfinale an Olympique Lyon gescheitert. Sportlich haben wir uns immer in die richtige Richtung verändert. Das war ganz wichtig für meinen Entschluss, in München zu bleiben.

DFB.de: Muss das nächste logische Ziel nun nicht sein, den VfL Wolfsburg vom Thron zu stoßen und die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen?

Wenninger: Doch, das ist ganz klar unser Anspruch für die nun beginnende Saison. Bei Bayern München geht es immer um den größtmöglichen Erfolg. Wir wollen Deutscher Meister werden.

DFB.de: Was hat zuletzt gefehlt?

Wenninger: Gar nicht so viel. In den beiden Duellen gegen Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga haben wir jeweils Unentschieden gespielt. Das waren nicht die Begegnungen, die die Meisterschaft gegen uns entschieden. Wir haben den Titel nicht geholt, weil wir zu viele Punkte gegen die vermeintlich schwächeren Gegner liegen gelassen haben. Das ist Wolfsburg nicht passiert.

DFB.de: Lag der entscheidende Unterschied also in der Konstanz?

Wenninger: Aus meiner Sicht schon, ja. Wir haben in einigen Partien leider Punkte liegen gelassen. Dafür sind wir am Ende böse bestraft worden. Wenn wir daraus unsere Lehren ziehen, können wir um den Titel mitspielen. Die Qualität dazu ist auf jeden Fall vorhanden.

DFB.de: Im Sommer haben die Bayern-Verantwortlichen Kader noch mal mit deutschen Nationalspielerinnen verstärkt.

Wenninger: Wir sind inzwischen auf allen Positionen doppelt besetzt. Wenn wir im Training elf gegen elf spielen, ist dabei oft kein Leistungsabfall zu erkennen. Entsprechend hoch ist auch die Konkurrenz im Kader. Das Trainerteam hat vielfältige Optionen - auch in taktischer Hinsicht. Ich glaube nicht, dass viele Mannschaften diese Möglichkeiten haben. Selbst auf europäischem Niveau nicht.

DFB.de: Vor einigen Tagen sind Sie, wie gesagt, in der Champions League mit 1:2 am späteren Titelträger Olympique Lyon gescheitert. Was nehmen Sie aus diesem Duell mit?

Wenninger: Dass wir auf Augenhöhe mit dem Sieger der Champions League der vergangenen Jahre agiert haben. Auch hier haben am Ende Kleinigkeiten den Ausschlag gegen uns gegeben. Lyon hat drei oder vier Möglichkeiten gehabt und daraus zwei Treffer gemacht. Wir haben unsere Chancen nicht so konsequent genutzt. Das sind Details, die ein Spitzenspiel entscheiden. Das ist eine bittere Erkenntnis. Aber wenn wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen, können wir aus solchen Spielen sehr viel für unsere Entwicklung als Mannschaft mitnehmen.

DFB.de: Mit welchen persönlichen Zielen gehen Sie in die nun startende neue Saison?

Wenninger: Wichtig ist, dass ich gesund bleibe. Bis auf eine schwere Verletzung vor einigen Jahren war ich eigentlich immer fit. Das ist wichtig für mein Spiel. Und dann möchte ich selbstverständlich Titel holen. Zweimal konnten wir die Meisterschaft schon gewinnen. Ich hätte nichts dagegen, wenn ein weiterer Titel dazukommen würde. Mit anderen Zielsetzungen kann man beim FC Bayern nicht antreten. Auch der DFB-Pokal ist für mich ein ganz wichtiger Wettbewerb, die Champions League sowieso. Es warten große Ziele auf uns als Team. Letztlich geht es darum, so viele Titel wie möglich zu gewinnen. Vor allem in der Frauen-Bundesliga dürfen wir uns vom ersten Spieltag an keine Schwäche erlauben.

DFB.de: Sie starten gegen Sand, Bremen und Freiburg. Auf den ersten Blick ein machbares Auftaktprogramm.

Wenninger: Ja, auf jeden Fall. Es hätte schlimmer kommen können. Aber genau da liegt ja auch die Gefahr: Wir dürfen in diesen Begegnungen keine Punkte liegen lassen, um nicht der Konkurrenz wieder direkt hinterherrennen zu müssen. Wir fahren am besten damit, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren und nicht zu viel darüber nachdenken, wer unser Gegner ist. Uns muss es egal sein, wer da gerade kommt. Wir werden in fast allen Spielen der Favorit sein. Diese Rolle haben wir uns erarbeitet und nehmen sie gerne an.

DFB.de: Hatte die Zugänge genug Zeit, um sich zu integrieren?

Wenninger: Ja, da würde ich schon sagen. Das ist wichtig für uns. Vor der ersten Unterbrechung wegen Spielen mit der Nationalmannschaft stehen zwei Begegnungen auf dem Programm. Da wollen wir die sechs Punkte selbstverständlich mitnehmen. Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, dass ein guter Start ganz wichtig ist.

DFB.de: Wie lange wollen Sie noch auf diesem Niveau spielen?

Wenninger: Darüber mache ich mir aktuell keine Gedanken. Ich fühle mich topfit, und es macht mir riesigen Spaß. Das ist für mich entscheidend. So lange ich auf diesem Niveau mithalten kann, tue ich mich schwer damit, einen oder zwei Gänge runterzuschalten. Fußball ist meine Leidenschaft, ich liebe diesen Sport. Trotzdem bin ich mit Ende 20 in einem Alter, in dem automatisch auch andere Aspekte wichtiger werden. Ich mache gerade parallel meinen Masterstudiengang fertig. Ich glaube nicht, dass ich noch zehn Jahre Fußball spielen werde. Deshalb bereite ich mich langsam auf eine Zeit danach vor. Aber noch bin ich Fußballerin durch und durch. Ich bin noch nicht satt und habe noch einiges vor - sowohl mit Bayern München als auch mit der österreichischen Nationalmannschaft.

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