Bayern-Kapitän Feldhahn übers Derby: "Etwas anders als sonst"

Die U 23 des FC Bayern München kann in der 3. Liga Geschichte schreiben: Nicht nur, dass der FCB nur noch einen Zähler vom Punkterekord einer zweiten Mannschaft entfernt ist - das Team von Trainer Sebastian Hoeneß hat auch beste Chancen auf den Titel. Im DFB.de-Interview spricht der 33 Jahre alte Kapitän Nicolas Feldhahn mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Stadtderby heute (ab 20.30 Uhr, live bei MagentaSport) gegen 1860 München II.

DFB.de: Der FC Bayern II sorgt in der 3. Liga weiter für Furore. Am vergangenen Spieltag lag Ihre Mannschaft sogar bis kurz vor Schluss 0:2 beim 1. FC Magdeburg zurück. Wie war das Unentschieden noch möglich, Herr Feldhahn?

Nicolas Feldhahn: Der 1. FC Magdeburg hat es uns an diesem Tag mit seiner körperlichen Spielweise sehr schwer gemacht. Man hat gemerkt, dass die FCM-Spieler über viel Zweitligaerfahrung verfügen und dass es für den Verein um den Klassenverbleib geht. In der zweiten Halbzeit haben wir besser dagegengehalten und es auch geschafft, den Gegner über einen längeren Zeitraum laufen zu lassen. Wir haben jederzeit daran geglaubt, dass wir mindestens noch einen Zähler holen können. Dafür haben wir uns in der Schlussphase mit den beiden Toren belohnt.

DFB.de: 35 Punkte aus 14 Spielen bedeuten die mit Abstand beste Ausbeute aller Drittligisten im Jahr 2020. Was ist seit der Winterpause passiert?

Feldhahn: Wir haben an Kleinigkeiten gearbeitet und unser System leicht angepasst. Wir verteidigen nun etwas tiefer, halten dadurch aber auch die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen kleiner. Nach einer gewissen Anpassungszeit haben sich unsere jungen Spieler sehr gut entwickelt. Es kam eins zum anderen. Es macht einfach viel Spaß und Freude, die Jungs auf ihrem Weg zu begleiten. Durch die Erfolge ist das Selbstbewusstsein gestiegen. Ganz nach dem FC Bayern-Motto "Mia san mia" zeichnet uns eine Siegermentalität aus.

DFB.de: Mit Malik Tillman, Torben Rhein, Taylor Booth oder Jamal Musiala kamen zuletzt weitere Spieler aus der U 19 und sogar aus der U 17 zum Einsatz. Welchen Eindruck machen die Youngster auf Sie?

Feldhahn: Schon im Kleingruppentraining während der Corona-Pause hat man gemerkt, dass unsere Nachwuchsspieler technisch sehr gut ausgebildet sind. Den Eindruck haben die Jungs dann in den Ligaspielen eindrucksvoll bestätigt und sich auch in den Zweikämpfen körperlich schon gut behauptet. Jamal Musiala, der inzwischen ja schon seinen Einstand bei den Profis gegeben hat, und Malik Tillman hätten sich nicht viel besser einbringen können als mit ihren Doppelpacks. Auch ein Dennis Waidner agiert mit seinen 19 Jahren schon souverän. Vor allem bei so vielen Spielen in einem recht kurzen Zeitraum ist es viel Wert, dass unser Trainer Sebastian Hoeneß die jungen Spieler reinwerfen kann.

DFB.de: Über die U 23 haben es in dieser Saison schon fünf Spieler zu ihrem Bundesliga-Debüt geschafft. Sind Sie als Kapitän darauf stolz?

Feldhahn: Klar, wir freuen uns als Mannschaft über jeden Spieler, der seine ersten erfolgreichen Schritte in der Profimannschaft macht. Allein das zurückliegende Wochenende hat gezeigt, was mit harter Arbeit alles möglich ist. Beim 3:1 in der Bundesliga gegen den SC Freiburg gab Sarpreet Singh sein Startelfdebüt. Jamal Musiala wurde jüngster FC Bayern-Debütant und auch Chris Richards gab seinen Einstand. Das ist schon bemerkenswert.

DFB.de: Unter dem ehemaligen Cheftrainer Carlo Ancelotti gehörten Sie zwischenzeitlich ebenfalls zum Kader der Profis. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Feldhahn: Auch wenn ich nicht zum Einsatz kam, wird es für mich immer ein Highlight bleiben, dass ich im DFL-Supercup gegen Borussia Dortmund und in der ersten Runde des DFB-Pokals beim FC Carl Zeiss Jena bei den Profis dabei war. Damit hätte ich im Alter von damals 30 Jahren nicht mehr gerechnet. Als gebürtiger Münchner war ich schon immer Bayern-Fan. Wenn es irgendwie möglich war, habe ich mir immer die Champions League-Spiele angeschaut. Beim Finale 2013 in London gegen Borussia Dortmund war ich selbst als Fan im Wembleystadion. Mit der Rückkehr in meine Heimat vor fünf Jahren ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle als Führungs- und mit 33 Jahren als ältester Spieler im Kader des FC Bayern II?

Feldhahn: Gemeinsam mit unseren ebenfalls erfahreneren Spielern wie Maximilian Welzmüller, Timo Kern und Kwasi Okyere Wriedt will ich den jungen Spielern vorleben, worauf es in ihrer weiteren Karriere ankommen wird. Wir haben schon unsere Erfahrungen gesammelt und wollen diese weitergeben. Dazu gehört auch, der Mannschaft Ruhe in schwierigen Situationen zu vermitteln. Man kann fast sagen, dass ich versuche, für meine Mitspieler wie ein großer Bruder zu sein.

DFB.de: Müssen Sie sich von Ihren jungen Teamkollegen auch Sprüche wegen Ihres Alters anhören?

Feldhahn: Das gehört ein wenig dazu. Da fällt dann schon mal der eine oder andere Kommentar, dass etwa meine Geschwindigkeit nicht mehr die höchste ist. Ich denke, ich bin aber auch ganz schlagfertig. (lacht) Es macht einfach unfassbar Spaß, mit den Jungs Zeit zu verbringen.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft nach aktuellem Stand zum Saisonende aus. Gibt es schon Pläne, wie es weitergehen soll?

Feldhahn: Ich fühle mich gut und will auf jeden Fall noch weiterspielen. Mit dem FC Bayern befinde ich mich auch schon in guten Gesprächen. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Neben dem Fußball steht demnächst für mein Jura-Studium das Staatsexamen an.

DFB.de: Vier Spieltage vor dem Saisonende stand für die U 23 derzeit die Tabellenführung zu Buche. Soll nun auch der Titel her?

Feldhahn: Nachdem absehbar war, dass uns der Klassenverbleib gelingt, haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Vereinsbestmarke zu knacken. Unter Trainer Hermann Gerland wurde die Saison 2008/2009 mit 59 Punkten auf Tabellenplatz fünf beendet. Davon sind wir nun nur noch einen Zähler entfernt. Wenn wir den Rekord für eine zweite Mannschaft erreicht haben, werden wir uns neue Ziele setzen. Da spüren wir das Bayern-Gen, dass wir den maximalen Erfolg wollen. Bei einer U 23 liegt aber immer noch der Fokus darauf, das Sprungbrett für junge Spieler zu sein.

DFB.de:  Nun steht im Grünwalder Stadion das Stadtderby gegen den TSV 1860 München an. Wie sehr fiebern Sie diesem Duell entgegen?

Feldhahn: Auf solche intensiven Spiele habe ich richtig Lust. Obwohl es damals noch einige Zeit bis zum Spiel hin war, hatte das Derby schon vor der Corona-Unterbrechung mit dem begonnenen Kartenverkauf seine Schatten vorausgeworfen. Umso bedauerlicher ist es jetzt, dass diesmal keine Zuschauer dabei sein können. Es wird deshalb durch die aktuellen Umstände etwas anders sein als sonst.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Feldhahn: Ein Erfolg im Derby ist uns aber nach wie vor sehr wichtig. Es wäre etwas Besonderes, ausgerechnet im Spiel gegen die "Löwen" unsere Punktebestmarke zu knacken. Damit würden wir auch unseren Fans in diesen Zeiten eine Freude machen. Für den TSV 1860 ist es jedoch die vielleicht schon letzte Möglichkeit, auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen zu bleiben. Wir müssen uns auf einen unangenehmen Gegner einstellen.

DFB.de: Neben der U 23 des FC Bayern und den "Löwen" wird in der nächsten Saison mit Aufsteiger Türkgücü München voraussichtlich ein weiterer Verein aus der bayerischen Landeshauptstadt in der 3. Liga am Start sein. Das werden besondere Partien sein, oder?

Feldhahn: Klar, die Auswärtsfahrten sind extrem kurz, lokale Duelle machen viel Spaß. Da zähle ich auch die SpVgg Unterhaching dazu. An die Duelle mit dem TSV 1860 München kommt aber definitiv keine andere Partie heran. Das ist das Derby schlechthin.

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Die U 23 des FC Bayern München kann in der 3. Liga Geschichte schreiben: Nicht nur, dass der FCB nur noch einen Zähler vom Punkterekord einer zweiten Mannschaft entfernt ist - das Team von Trainer Sebastian Hoeneß hat auch beste Chancen auf den Titel. Im DFB.de-Interview spricht der 33 Jahre alte Kapitän Nicolas Feldhahn mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Stadtderby heute (ab 20.30 Uhr, live bei MagentaSport) gegen 1860 München II.

DFB.de: Der FC Bayern II sorgt in der 3. Liga weiter für Furore. Am vergangenen Spieltag lag Ihre Mannschaft sogar bis kurz vor Schluss 0:2 beim 1. FC Magdeburg zurück. Wie war das Unentschieden noch möglich, Herr Feldhahn?

Nicolas Feldhahn: Der 1. FC Magdeburg hat es uns an diesem Tag mit seiner körperlichen Spielweise sehr schwer gemacht. Man hat gemerkt, dass die FCM-Spieler über viel Zweitligaerfahrung verfügen und dass es für den Verein um den Klassenverbleib geht. In der zweiten Halbzeit haben wir besser dagegengehalten und es auch geschafft, den Gegner über einen längeren Zeitraum laufen zu lassen. Wir haben jederzeit daran geglaubt, dass wir mindestens noch einen Zähler holen können. Dafür haben wir uns in der Schlussphase mit den beiden Toren belohnt.

DFB.de: 35 Punkte aus 14 Spielen bedeuten die mit Abstand beste Ausbeute aller Drittligisten im Jahr 2020. Was ist seit der Winterpause passiert?

Feldhahn: Wir haben an Kleinigkeiten gearbeitet und unser System leicht angepasst. Wir verteidigen nun etwas tiefer, halten dadurch aber auch die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen kleiner. Nach einer gewissen Anpassungszeit haben sich unsere jungen Spieler sehr gut entwickelt. Es kam eins zum anderen. Es macht einfach viel Spaß und Freude, die Jungs auf ihrem Weg zu begleiten. Durch die Erfolge ist das Selbstbewusstsein gestiegen. Ganz nach dem FC Bayern-Motto "Mia san mia" zeichnet uns eine Siegermentalität aus.

DFB.de: Mit Malik Tillman, Torben Rhein, Taylor Booth oder Jamal Musiala kamen zuletzt weitere Spieler aus der U 19 und sogar aus der U 17 zum Einsatz. Welchen Eindruck machen die Youngster auf Sie?

Feldhahn: Schon im Kleingruppentraining während der Corona-Pause hat man gemerkt, dass unsere Nachwuchsspieler technisch sehr gut ausgebildet sind. Den Eindruck haben die Jungs dann in den Ligaspielen eindrucksvoll bestätigt und sich auch in den Zweikämpfen körperlich schon gut behauptet. Jamal Musiala, der inzwischen ja schon seinen Einstand bei den Profis gegeben hat, und Malik Tillman hätten sich nicht viel besser einbringen können als mit ihren Doppelpacks. Auch ein Dennis Waidner agiert mit seinen 19 Jahren schon souverän. Vor allem bei so vielen Spielen in einem recht kurzen Zeitraum ist es viel Wert, dass unser Trainer Sebastian Hoeneß die jungen Spieler reinwerfen kann.

DFB.de: Über die U 23 haben es in dieser Saison schon fünf Spieler zu ihrem Bundesliga-Debüt geschafft. Sind Sie als Kapitän darauf stolz?

Feldhahn: Klar, wir freuen uns als Mannschaft über jeden Spieler, der seine ersten erfolgreichen Schritte in der Profimannschaft macht. Allein das zurückliegende Wochenende hat gezeigt, was mit harter Arbeit alles möglich ist. Beim 3:1 in der Bundesliga gegen den SC Freiburg gab Sarpreet Singh sein Startelfdebüt. Jamal Musiala wurde jüngster FC Bayern-Debütant und auch Chris Richards gab seinen Einstand. Das ist schon bemerkenswert.

DFB.de: Unter dem ehemaligen Cheftrainer Carlo Ancelotti gehörten Sie zwischenzeitlich ebenfalls zum Kader der Profis. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Feldhahn: Auch wenn ich nicht zum Einsatz kam, wird es für mich immer ein Highlight bleiben, dass ich im DFL-Supercup gegen Borussia Dortmund und in der ersten Runde des DFB-Pokals beim FC Carl Zeiss Jena bei den Profis dabei war. Damit hätte ich im Alter von damals 30 Jahren nicht mehr gerechnet. Als gebürtiger Münchner war ich schon immer Bayern-Fan. Wenn es irgendwie möglich war, habe ich mir immer die Champions League-Spiele angeschaut. Beim Finale 2013 in London gegen Borussia Dortmund war ich selbst als Fan im Wembleystadion. Mit der Rückkehr in meine Heimat vor fünf Jahren ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle als Führungs- und mit 33 Jahren als ältester Spieler im Kader des FC Bayern II?

Feldhahn: Gemeinsam mit unseren ebenfalls erfahreneren Spielern wie Maximilian Welzmüller, Timo Kern und Kwasi Okyere Wriedt will ich den jungen Spielern vorleben, worauf es in ihrer weiteren Karriere ankommen wird. Wir haben schon unsere Erfahrungen gesammelt und wollen diese weitergeben. Dazu gehört auch, der Mannschaft Ruhe in schwierigen Situationen zu vermitteln. Man kann fast sagen, dass ich versuche, für meine Mitspieler wie ein großer Bruder zu sein.

DFB.de: Müssen Sie sich von Ihren jungen Teamkollegen auch Sprüche wegen Ihres Alters anhören?

Feldhahn: Das gehört ein wenig dazu. Da fällt dann schon mal der eine oder andere Kommentar, dass etwa meine Geschwindigkeit nicht mehr die höchste ist. Ich denke, ich bin aber auch ganz schlagfertig. (lacht) Es macht einfach unfassbar Spaß, mit den Jungs Zeit zu verbringen.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft nach aktuellem Stand zum Saisonende aus. Gibt es schon Pläne, wie es weitergehen soll?

Feldhahn: Ich fühle mich gut und will auf jeden Fall noch weiterspielen. Mit dem FC Bayern befinde ich mich auch schon in guten Gesprächen. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Neben dem Fußball steht demnächst für mein Jura-Studium das Staatsexamen an.

DFB.de: Vier Spieltage vor dem Saisonende stand für die U 23 derzeit die Tabellenführung zu Buche. Soll nun auch der Titel her?

Feldhahn: Nachdem absehbar war, dass uns der Klassenverbleib gelingt, haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Vereinsbestmarke zu knacken. Unter Trainer Hermann Gerland wurde die Saison 2008/2009 mit 59 Punkten auf Tabellenplatz fünf beendet. Davon sind wir nun nur noch einen Zähler entfernt. Wenn wir den Rekord für eine zweite Mannschaft erreicht haben, werden wir uns neue Ziele setzen. Da spüren wir das Bayern-Gen, dass wir den maximalen Erfolg wollen. Bei einer U 23 liegt aber immer noch der Fokus darauf, das Sprungbrett für junge Spieler zu sein.

DFB.de:  Nun steht im Grünwalder Stadion das Stadtderby gegen den TSV 1860 München an. Wie sehr fiebern Sie diesem Duell entgegen?

Feldhahn: Auf solche intensiven Spiele habe ich richtig Lust. Obwohl es damals noch einige Zeit bis zum Spiel hin war, hatte das Derby schon vor der Corona-Unterbrechung mit dem begonnenen Kartenverkauf seine Schatten vorausgeworfen. Umso bedauerlicher ist es jetzt, dass diesmal keine Zuschauer dabei sein können. Es wird deshalb durch die aktuellen Umstände etwas anders sein als sonst.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Feldhahn: Ein Erfolg im Derby ist uns aber nach wie vor sehr wichtig. Es wäre etwas Besonderes, ausgerechnet im Spiel gegen die "Löwen" unsere Punktebestmarke zu knacken. Damit würden wir auch unseren Fans in diesen Zeiten eine Freude machen. Für den TSV 1860 ist es jedoch die vielleicht schon letzte Möglichkeit, auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen zu bleiben. Wir müssen uns auf einen unangenehmen Gegner einstellen.

DFB.de: Neben der U 23 des FC Bayern und den "Löwen" wird in der nächsten Saison mit Aufsteiger Türkgücü München voraussichtlich ein weiterer Verein aus der bayerischen Landeshauptstadt in der 3. Liga am Start sein. Das werden besondere Partien sein, oder?

Feldhahn: Klar, die Auswärtsfahrten sind extrem kurz, lokale Duelle machen viel Spaß. Da zähle ich auch die SpVgg Unterhaching dazu. An die Duelle mit dem TSV 1860 München kommt aber definitiv keine andere Partie heran. Das ist das Derby schlechthin.

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