Baumgart: "Paderborn ist eine große Chance"

Seit Mitte April ist Steffen Baumgart - einst für Hansa Rostock und Energie Cottbus in der Bundesliga aktiv - Trainer des Drittligisten SC Paderborn 07. Die Zwischenbilanz des 45-Jährigen, der die Ostwestfalen vor dem historischen dritten Abstieg in Folge bewahren soll, kann sich sehen lassen: Alle drei Pflichtspiele unter seiner Regie wurden gewonnen, drei Spieltage vor Saisonende steht der SCP erstmals seit Anfang März auf einem Nichtabstiegsplatz. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Steffen Baumgart mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine große Chance in Paderborn, die Erfahrungen und Anforderungen im Abstiegskampf sowie seinen "Ausflug" in die Bezirksliga.

DFB.de: Vor Ihrem Amtsantritt hatte Paderborn nur eins von zwölf Ligaspielen gewonnen. Seitdem gelangen zwei Punktspielsiege sowie der Einzug in das Finale um den westfälischen Verbandspokal. Können Sie zaubern, Herr Baumgart?

Steffen Baumgart: Das sicher nicht. Ich glaube auch nicht, dass ich den Fußball in Paderborn neu erfunden habe. Auch vorher haben der Verein, der Trainer und die Mannschaft alles versucht, um Siege einzufahren. Dann ist das Team aber in eine Negativspirale geraten, die wir unbedingt mit ersten Erfolgen durchbrechen mussten. Dennoch ist bislang eigentlich wenig passiert. Es liegt nach wie vor alles eng zusammen, wir haben noch nichts erreicht. Ich weiß sehr genau, dass es schnell auch wieder in die andere Richtung laufen kann.

DFB.de: Welche Maßnahmen haben Sie zuerst ergriffen?

Baumgart: Wir verfügen insgesamt über eine erfahrene Mannschaft. Es sind viele Spieler dabei, die im Fußball schon einiges erlebt haben. Vor allem an diese Jungs habe ich appelliert, sich zunächst mal auf die Grundtugenden wie Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten zu konzentrieren. In unserer Situation geht es nicht darum, schönen Fußball zu bieten, sondern vor allem über Kampf und Einsatz positive Ergebnisse zu erzielen. Das hat bisher gut geklappt, wobei wir aber auch das nötige Glück hatten - wie etwa bei unserem späten Siegtreffer in Köln.

DFB.de: Der SCP ist zweimal in Folge abgestiegen. Nun droht sogar der Sturz in die vierte Liga. Mal Hand aufs Herz: Mussten Sie lange überlegen, als das Angebot kam?

Baumgart: Nein, gar nicht. Zum einen hatte ich gar nicht die Zeit dazu, weil die Anfrage sehr kurzfristig kam und alles sehr schnell gehen musste. Zum anderen ist der Job vor allem auch für mich eine große Chance. In Paderborn kann ich beweisen, dass ich nicht nur in der Regionalliga gute Arbeit leisten kann. Dafür werde ich alles geben.

DFB.de: Wie macht es sich für Sie bemerkbar, dass der Klub vor zwei Jahren noch in der Bundesliga gespielt hatte, es seitdem aber nur noch bergab ging?

Baumgart: Die Strukturen des Vereins sind von der erfolgreichen Zeit geprägt, denn der SCP hat einen Teil seiner Einnahmen immer auch in die Infrastruktur gesteckt. Die Trainingsbedingungen sind nach wie vor sehr gut. Positiv empfinde ich das Umfeld des Klubs, hier kann der Trainer auch in einer so angespannten Situation in Ruhe arbeiten. Das hat sich auch durch die sportlichen Misserfolge in den vergangenen Jahren nicht geändert.

DFB.de: Erstmals seit Anfang März rangiert Ihre Mannschaft auf einem Nichtabstiegsplatz. Wie bewerten Sie die Ausgangsposition vor den verbleibenden drei Partien?

Baumgart: Fest steht, dass wir keinen Zentimeter nachlassen dürfen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Wir wissen, wie schwer es in den drei verbleibenden Partien wird. Was sich seit meinem Amtsantritt geändert hat, ist allein die Tatsache, dass wir es jetzt wieder in der eigenen Hand haben, den Klassenverbleib zu sichern. Wenn wir unsere Spiele gewinnen, sind wir von niemandem abhängig.

DFB.de: Gegen den FSV Zwickau und den SC Preußen Münster stehen jetzt zwei Heimspiele in Folge auf dem Programm. Kann das ein entscheidender Vorteil sein?

Baumgart: Absolut. Schließlich haben uns die Fans schon beim Heimsieg gegen die Sportfreunde Lotte hervorragend unterstützt. Ich habe die Stimmung im Stadion als sehr positiv empfunden. Man spürt, dass alle mithelfen wollen, den Standort Paderborn im Profifußball zu halten. Grundsätzlich würde ich die Spiele aber auch nicht anders angehen, wenn wir jeweils auswärts antreten müssten. Fest steht: In dieser Liga geht es so eng zu, dass Sieg und Niederlage in jedem Spiel ganz dicht beieinanderliegen. Alle Teams sind nahezu auf Augenhöhe. Mit Zwickau kommt die beste Rückrundenmannschaft, auch bei Münster ist die Tendenz positiv. Es erwarten uns also äußerst schwierige Aufgaben.

DFB.de: Wie viele Punkte werden für den Klassenverbleib notwendig sein?

Baumgart: Ich bin kein Freund von Hochrechnungen, tippe auch nie. Meistens kommt es ohnehin anders, als man denkt. Sicher ist, dass wir noch einige Zähler benötigen, um in der 3. Liga zu bleiben.



Seit Mitte April ist Steffen Baumgart - einst für Hansa Rostock und Energie Cottbus in der Bundesliga aktiv - Trainer des Drittligisten SC Paderborn 07. Die Zwischenbilanz des 45-Jährigen, der die Ostwestfalen vor dem historischen dritten Abstieg in Folge bewahren soll, kann sich sehen lassen: Alle drei Pflichtspiele unter seiner Regie wurden gewonnen, drei Spieltage vor Saisonende steht der SCP erstmals seit Anfang März auf einem Nichtabstiegsplatz. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Steffen Baumgart mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine große Chance in Paderborn, die Erfahrungen und Anforderungen im Abstiegskampf sowie seinen "Ausflug" in die Bezirksliga.

DFB.de: Vor Ihrem Amtsantritt hatte Paderborn nur eins von zwölf Ligaspielen gewonnen. Seitdem gelangen zwei Punktspielsiege sowie der Einzug in das Finale um den westfälischen Verbandspokal. Können Sie zaubern, Herr Baumgart?

Steffen Baumgart: Das sicher nicht. Ich glaube auch nicht, dass ich den Fußball in Paderborn neu erfunden habe. Auch vorher haben der Verein, der Trainer und die Mannschaft alles versucht, um Siege einzufahren. Dann ist das Team aber in eine Negativspirale geraten, die wir unbedingt mit ersten Erfolgen durchbrechen mussten. Dennoch ist bislang eigentlich wenig passiert. Es liegt nach wie vor alles eng zusammen, wir haben noch nichts erreicht. Ich weiß sehr genau, dass es schnell auch wieder in die andere Richtung laufen kann.

DFB.de: Welche Maßnahmen haben Sie zuerst ergriffen?

Baumgart: Wir verfügen insgesamt über eine erfahrene Mannschaft. Es sind viele Spieler dabei, die im Fußball schon einiges erlebt haben. Vor allem an diese Jungs habe ich appelliert, sich zunächst mal auf die Grundtugenden wie Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten zu konzentrieren. In unserer Situation geht es nicht darum, schönen Fußball zu bieten, sondern vor allem über Kampf und Einsatz positive Ergebnisse zu erzielen. Das hat bisher gut geklappt, wobei wir aber auch das nötige Glück hatten - wie etwa bei unserem späten Siegtreffer in Köln.

DFB.de: Der SCP ist zweimal in Folge abgestiegen. Nun droht sogar der Sturz in die vierte Liga. Mal Hand aufs Herz: Mussten Sie lange überlegen, als das Angebot kam?

Baumgart: Nein, gar nicht. Zum einen hatte ich gar nicht die Zeit dazu, weil die Anfrage sehr kurzfristig kam und alles sehr schnell gehen musste. Zum anderen ist der Job vor allem auch für mich eine große Chance. In Paderborn kann ich beweisen, dass ich nicht nur in der Regionalliga gute Arbeit leisten kann. Dafür werde ich alles geben.

DFB.de: Wie macht es sich für Sie bemerkbar, dass der Klub vor zwei Jahren noch in der Bundesliga gespielt hatte, es seitdem aber nur noch bergab ging?

Baumgart: Die Strukturen des Vereins sind von der erfolgreichen Zeit geprägt, denn der SCP hat einen Teil seiner Einnahmen immer auch in die Infrastruktur gesteckt. Die Trainingsbedingungen sind nach wie vor sehr gut. Positiv empfinde ich das Umfeld des Klubs, hier kann der Trainer auch in einer so angespannten Situation in Ruhe arbeiten. Das hat sich auch durch die sportlichen Misserfolge in den vergangenen Jahren nicht geändert.

DFB.de: Erstmals seit Anfang März rangiert Ihre Mannschaft auf einem Nichtabstiegsplatz. Wie bewerten Sie die Ausgangsposition vor den verbleibenden drei Partien?

Baumgart: Fest steht, dass wir keinen Zentimeter nachlassen dürfen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Wir wissen, wie schwer es in den drei verbleibenden Partien wird. Was sich seit meinem Amtsantritt geändert hat, ist allein die Tatsache, dass wir es jetzt wieder in der eigenen Hand haben, den Klassenverbleib zu sichern. Wenn wir unsere Spiele gewinnen, sind wir von niemandem abhängig.

DFB.de: Gegen den FSV Zwickau und den SC Preußen Münster stehen jetzt zwei Heimspiele in Folge auf dem Programm. Kann das ein entscheidender Vorteil sein?

Baumgart: Absolut. Schließlich haben uns die Fans schon beim Heimsieg gegen die Sportfreunde Lotte hervorragend unterstützt. Ich habe die Stimmung im Stadion als sehr positiv empfunden. Man spürt, dass alle mithelfen wollen, den Standort Paderborn im Profifußball zu halten. Grundsätzlich würde ich die Spiele aber auch nicht anders angehen, wenn wir jeweils auswärts antreten müssten. Fest steht: In dieser Liga geht es so eng zu, dass Sieg und Niederlage in jedem Spiel ganz dicht beieinanderliegen. Alle Teams sind nahezu auf Augenhöhe. Mit Zwickau kommt die beste Rückrundenmannschaft, auch bei Münster ist die Tendenz positiv. Es erwarten uns also äußerst schwierige Aufgaben.

DFB.de: Wie viele Punkte werden für den Klassenverbleib notwendig sein?

Baumgart: Ich bin kein Freund von Hochrechnungen, tippe auch nie. Meistens kommt es ohnehin anders, als man denkt. Sicher ist, dass wir noch einige Zähler benötigen, um in der 3. Liga zu bleiben.

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DFB.de: Als Bundesligaprofi waren Sie selbst schon oft in den Abstiegskampf verwickelt. Helfen Ihnen diese Erfahrungen bei Ihrer Arbeit?

Baumgart: Sie helfen ganz bestimmt. Ich kenne diese Situationen genau und weiß, wie wir damals dringeblieben sind. Aus den Erfahrungen meines einzigen Abstiegs als Profi mit dem 1. FC Union Berlin weiß ich aber auch, was nicht passieren darf. Wir waren damals keine echte Einheit. Genau deshalb habe ich jetzt in Paderborn ein gutes Gefühl. Alle ziehen an einem Strang, wollen sich Schritt für Schritt dem Ziel nähern.

DFB.de: Wie werden Sie Ihre Mannschaft auf den Gegner aus Zwickau einstellen, der trotz des jüngsten 1:5 in Münster nach wie vor die erfolgreichste Mannschaft der zweiten Serie stellt?

Baumgart: Ich habe das Spiel vor Ort beobachtet. Lange Zeit sah es nicht nach einer Niederlage aus, erst recht nicht in dieser Höhe. Aber wie gesagt: In dieser Liga ist alles möglich. Da können ein, zwei Faktoren ein Spiel schon mal in eine solche Richtung lenken. Davon werde ich mich aber nicht blenden lassen. Wir treffen auf einen kompakten und sehr robusten Gegner, dessen Erfolge nicht von ungefähr kommen.

DFB.de: Mit Ihrem vorherigen Verein Berliner AK hatten Sie die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost 2016 nur um ein Tor verpasst, mussten Zwickau damals den Vortritt lassen. Ist deshalb noch eine Rechnung offen?

Baumgart: Überhaupt nicht. Beide Mannschaften haben sich damals einen offenen Schlagabtausch und einen spannenden Kampf um den Titel geliefert. Es war ein fairer Wettbewerb, in dem der FSV um das eine Tor besser war und verdient Meister wurde.

DFB.de: Im Rückblick: Was war Ihre schönste Station als Profi?

Baumgart: Hansa Rostock ist mein Heimatverein, mit dem ich in die Bundesliga aufgestiegen bin. Das gleiche habe ich auch mit Energie Cottbus erlebt. Am emotionalsten war für mich aber - trotz des Abstiegs - die Zeit bei Union Berlin. Dieser Verein mit seinen unglaublichen Fans ist einmalig.

DFB.de: Von welchem Trainer haben Sie am meisten gelernt oder mitgenommen?

Baumgart: Mich haben, ohne Namen nennen zu wollen, die Trainer beeindruckt, die mit mir immer gerade und ehrlich umgegangen sind. Das ist auch mir heute wichtig. Es waren während meiner Karriere aber auch einige Trainer dabei, bei denen ich gesehen habe, wie man es besser nicht macht.

DFB.de: Wie lautet Ihre eigene Philosophie?

Baumgart: Da bin ich als junger Trainer wohl noch auf der Suche. So etwas entwickelt sich meiner Meinung nach erst über einen langen Zeitraum. Jede Erfahrung hilft da weiter.

DFB.de: Nach Ihren ersten Trainerstationen beim 1. FC Magdeburg und beim FC Hansa Rostock waren Sie einige Monate für den Bezirksligisten SSV Köpenick-Oberspree in Berlin tätig. Wie kam es dazu?

Baumgart: Ich spiele dort für die Alten Herren. Weil ich den Fußball liebe und es zeitlich gerade passte, habe ich mit dem Engagement dem Verein, aber auch mir selbst geholfen.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie in den vermeintlichen Niederungen des Amateurfußballs gesammelt?

Baumgart: Fußball wird überall gespielt, unabhängig von der Liga. Obwohl es am Ende trotz einer deutlichen Steigerung des Teams nicht mehr gereicht hat, den Abstieg zu verhindern, hat mir die Arbeit sehr viel Freude bereitet.

DFB.de: Beim Berliner AK mussten Sie nur wenige Monate nach dem hauchdünn verpassten Meistertitel in der Regionalliga Nordost überraschend gehen. Wie haben Sie die Zeit bis zum Engagement in Paderborn genutzt?

Baumgart: Zunächst einmal kam die Trennung auch für mich überraschend. Der Verein hatte plötzlich aber andere Ideen und keine Geduld. Dass inzwischen auch mein Nachfolger schon wieder entlassen wurde, sagt wohl alles über die fehlende Kontinuität aus. Aber das ist abgehakt. In den vergangenen Monaten habe ich mir keinen Urlaub gegönnt, sondern war viel unterwegs, habe mir zahlreiche Spiele angesehen. Als Trainer hört der Job nicht auf, nur weil man gerade keine Mannschaft betreut.

DFB.de: Wie lautet Ihre persönliche Zielsetzung als Trainer?

Baumgart: Einen Karriereplan habe ich nicht im Kopf, wenn Sie das meinen. Ich freue mich über das Engagement in Paderborn und hoffe selbstverständlich, dass es möglichst lange andauert. Ganz bewusst haben wir uns jedoch nur auf einen Vertrag bis zum Saisonende verständigt, auch ohne jede Option. So haben beide Seiten die Chance zu bewerten, wie die Zusammenarbeit funktioniert und ob es Sinn macht, sie fortzusetzen.

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