Bastian Schweinsteiger: Jetzt noch der Pokalrekord

Erst Meister, dann - endlich, im dritten Finalanlauf - der Champions-League-Pokal: Mit 28 hat Bastian Schweinsteiger die vielleicht beste, auf jeden Fall aber die erfolgreichste Saison seiner Karriere hinter sich. Wobei: Dieses eine Spiel am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) fehlt ja noch. Auch eines, mit dem der Nationalspieler einen weiteren Meilenstein setzen könnte. Bei einem Sieg wäre er Rekordsieger im DFB-Pokal. Das DFB.de-Porträt des Vizekapitäns von Bayern und der Nationalmannschaft.

Das Gute für Bastian Schweinsteiger ist: Bixente Lizarazu wird den DFB-Pokal nicht mehr gewinnen, auch Mehmet Scholl hat keine Chance mehr, jedenfalls nicht als Spieler. Für Schweinsteiger heißt das: Die Konkurrenz hat resigniert, der Weg ist frei für ihn.

Scholl, Lizarazu und Schweinsteiger haben den DFB-Pokal bisher fünfmal gewonnen, und wenn Schweinsteiger sie jetzt im Finale gegen den VfB Stuttgart überholen sollte, dann können sie nichts dagegen tun. Okay, es gibt da noch diesen Oliver Kahn, der hat den Cup ebenfalls sechsmal gewonnen. Aber dass er extra wegen Schweinsteiger nochmal seine Karriere beginnt, das ist doch eher unwahrscheinlich.

Der ewige Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger muss seine Profikarriere irgendwann kurz nach dem Wunder von Bern begonnen haben, so genau kann man sich da nicht mehr erinnern, jedenfalls hat man das Gefühl, Bastian Schweinsteiger war schon immer da. Und trotzdem ist dieser Ewigkeitsfußballer noch jung genug, um den DFB-Pokal auch noch ein siebtes oder achtes Mal zu gewinnen.

Schweinsteiger hat inzwischen einen Stellenwert, dass man ihm fast alles zutraut. Er ist ein Mann für die nationalen und die internationalen Welten, in dieser Saison hat er eindrucksvoll wie nie zuvor bewiesen, dass das Spiel inzwischen auf allen Ebenen auf sein Kommando hört – in der nationalen Meisterschaft, im DFB-Pokal und in der Champions League. Er hat jetzt gegen Dortmund sogar diesen großen, internationalen Titel gewonnen, er hat ihn endlich auf seine Seite gezwungen, nachdem er sich – ebenso wie der Kollege Philipp Lahm – zuletzt schon kompromittierende Fragen nach seiner Karrierebilanz anhören musste. Er hat sie jetzt endlich, diese Champions League, auch da steht er jetzt in einer Reihe mit Lizarazu, mit Scholl, mit Kahn.

Der Gewinn der Champions League ist die verdiente Krönung für einen Spieler, dem es in der abgelaufenen Saison tatsächlich noch einmal gelungen ist, sein Niveau zu steigern. Wer Schweinsteiger wirklich beurteilen will, der muss Deutschland hinter sich lassen, der muss hinaushorchen in die große, weite Welt, wo dieser Name voller Ehrfurcht ausgesprochen wird – oder jedenfalls das, was von diesem unaussprechlichen Namen übrig bleibt. Schweinzigger, raunen die Engländer ehrfurchtsvoll. E-swajne-staiger, raunen die Spanier. Bei der Nennung dieses Namens schwingt inzwischen fast so viel Hochachtung mit wie in Deutschland – wenn dort von Xavi oder Iniesta die Rede ist. Oder muss man sagen: die Rede war?

Historischer Moment

Der 1. Mai 2013 war ein warmer Frühlingsabend, das heilige Camp Nou in Barcelona war bis auf den letzten Platz gefüllt, im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gab es drei Tore zu sehen und zwei historische Momente. Der eine historische Moment ereignete sich in der 55. Spielminute, der andere zehn Minuten später. Erst trabte Xavi Hernandez hinaus zur Außenlinie, ausgewechselt von Trainer Tito Vilanova, zehn Minuten später folgte Andrés Iniesta.

Die beiden besten Mittelfeldspieler der Welt: abberufen ohne Not. Müde wirkten sie an diesem Abend, überspielt, leer. Verglichen zumindest mit den anderen beiden besten Mittelfeldspielern der Welt, die auf demselben Rasen standen: Javi Martínez und Bastian Schweinsteiger. Die beiden Münchner wurden später auch ausgewechselt, aber nur, um unnötige Gelbe Karten zu vermeiden. Und als sie den Rasen verließen, gab es Applaus vom katalanischen Publikum.

Glänzen als offensiver Sechser - dank Absicherung Martinez

Es ist ab einem gewissen Niveau nur noch Geschmackssache, ob man jetzt den einen, den anderen oder wieder einen anderen Mittelfeldspieler besser findet, und gewiss ist auch, dass Xavi und Iniesta immer noch zu den Besten gehören. Sie werden ihre Müdigkeit überwinden, sie werden ihre Seele wiederfinden. Unabhängig davon aber steht fest: Beim FC Bayern wird die Zentrale seit dieser Saison von einem Duo verantwortet, das so viel Autorität ausstrahlt wie schon lange kein Duo mehr in der Bundesliga.

Die 40 Millionen, die der FC Bayern für Javi Martínez auf den Tisch legte, sie waren auch ein luxuriöses Geschenk für Bastian Schweinsteiger. Seit er den robusten und hoch sozialen Spanier neben sich weiß, kann er wieder jene Rolle spielen, die ihm am besten liegt: jene des offensiven Sechsers, den man auch einen Achter nennen könnte.

Heynckes schwärmt: "Bastian ist ein Leader"

"Bastian hat alle Tugenden, die ein Mittelfeldspieler braucht, offensiv wie defensiv", sagt Trainer Jupp Heynckes, "er ist ein Leader, stark im Kopfballspiel, auch taktisch hat er es drauf." Heynckes ist im Übrigen noch länger dabei als Bastian Schweinsteiger, er hat wirklich nicht allzu lange nach dem Wunder von Bern mit dem Kicken angefangen, und er hat in seiner Karriere schon mehr Mittelfeldspieler gesehen, als man sich vorstellen kann. Über Schweinsteiger schwärmt er, wie er noch nicht über viele geschwärmt hat bisher. Vor allem die Kommunikation zwischen Trainer und Spieler sei perfekt, sagt Heynckes, "das ist eine Harmonie, eine Symphonie."

Hätte man sich solche Sätze vorstellen können, vor einem Jahr, nach der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine? Dieses Turnier verließ Schweinsteiger als geschlagener Mann, er wirkte wie eine Art Solo-Verlierer dieses Turniers, obwohl doch die ganze Mannschaft gegen Italien ausgeschieden war. Schweinsteiger hatte sich tapfer durchs Turnier gequält, aber er war nie richtig fit, nie wollte sein Körper so, wie der Kopf es ihm befahl.

Und dieser Kopf hatte ohnehin noch genug zu tun, dieser Kopf musste noch den Pfostenschuss verarbeiten, der Schweinsteiger im Elfmeterschießen des Champions-League-Finales rausgerutscht war. Es war ein Leichtes für die Öffentlichkeit, diesen Schweinsteiger in Frage zu stellen – er schien ja ein dankbares Opfer zu sein, so angeschlagen wie er war.

"Ich habe gewusst, dass ich stark zurückkehren kann"

Wahrscheinlich ist dies ein wahrer Beleg für Größe, viel mehr als das eine oder andere herausragende Spiel: dass man in der Lage ist, sich dank eigener Qualitäten aus einem Tief zu befreien, dass man zurückkommen kann, und zwar auf höherem Niveau als zuvor. "Ich habe gewusst, dass ich stark zurückkehren kann. Wenn ich körperlich völlig gesund bin, dann bin ich gut, diese Erkenntnis gab mir die nötige Ruhe", sagt er.

Es ist ja nicht so, dass Schweinsteiger keine Konkurrenz hätte: Der junge Dortmunder Ilkay Gündogan hat ebenfalls ein fabelhaftes Jahr hinter sich, in den meisten Nationalteams der Welt hätte er inzwischen wahrscheinlich einen Stammplatz. Aber es nimmt Gündogan nichts von seinen Fähigkeiten und seiner Perspektive, wenn man behauptet: Der alte, der junge Bastian Schweinsteiger ist immer noch unersetzbar.

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Erst Meister, dann - endlich, im dritten Finalanlauf - der Champions-League-Pokal: Mit 28 hat Bastian Schweinsteiger die vielleicht beste, auf jeden Fall aber die erfolgreichste Saison seiner Karriere hinter sich. Wobei: Dieses eine Spiel am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) fehlt ja noch. Auch eines, mit dem der Nationalspieler einen weiteren Meilenstein setzen könnte. Bei einem Sieg wäre er Rekordsieger im DFB-Pokal. Das DFB.de-Porträt des Vizekapitäns von Bayern und der Nationalmannschaft.

Das Gute für Bastian Schweinsteiger ist: Bixente Lizarazu wird den DFB-Pokal nicht mehr gewinnen, auch Mehmet Scholl hat keine Chance mehr, jedenfalls nicht als Spieler. Für Schweinsteiger heißt das: Die Konkurrenz hat resigniert, der Weg ist frei für ihn.

Scholl, Lizarazu und Schweinsteiger haben den DFB-Pokal bisher fünfmal gewonnen, und wenn Schweinsteiger sie jetzt im Finale gegen den VfB Stuttgart überholen sollte, dann können sie nichts dagegen tun. Okay, es gibt da noch diesen Oliver Kahn, der hat den Cup ebenfalls sechsmal gewonnen. Aber dass er extra wegen Schweinsteiger nochmal seine Karriere beginnt, das ist doch eher unwahrscheinlich.

Der ewige Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger muss seine Profikarriere irgendwann kurz nach dem Wunder von Bern begonnen haben, so genau kann man sich da nicht mehr erinnern, jedenfalls hat man das Gefühl, Bastian Schweinsteiger war schon immer da. Und trotzdem ist dieser Ewigkeitsfußballer noch jung genug, um den DFB-Pokal auch noch ein siebtes oder achtes Mal zu gewinnen.

Schweinsteiger hat inzwischen einen Stellenwert, dass man ihm fast alles zutraut. Er ist ein Mann für die nationalen und die internationalen Welten, in dieser Saison hat er eindrucksvoll wie nie zuvor bewiesen, dass das Spiel inzwischen auf allen Ebenen auf sein Kommando hört – in der nationalen Meisterschaft, im DFB-Pokal und in der Champions League. Er hat jetzt gegen Dortmund sogar diesen großen, internationalen Titel gewonnen, er hat ihn endlich auf seine Seite gezwungen, nachdem er sich – ebenso wie der Kollege Philipp Lahm – zuletzt schon kompromittierende Fragen nach seiner Karrierebilanz anhören musste. Er hat sie jetzt endlich, diese Champions League, auch da steht er jetzt in einer Reihe mit Lizarazu, mit Scholl, mit Kahn.

Der Gewinn der Champions League ist die verdiente Krönung für einen Spieler, dem es in der abgelaufenen Saison tatsächlich noch einmal gelungen ist, sein Niveau zu steigern. Wer Schweinsteiger wirklich beurteilen will, der muss Deutschland hinter sich lassen, der muss hinaushorchen in die große, weite Welt, wo dieser Name voller Ehrfurcht ausgesprochen wird – oder jedenfalls das, was von diesem unaussprechlichen Namen übrig bleibt. Schweinzigger, raunen die Engländer ehrfurchtsvoll. E-swajne-staiger, raunen die Spanier. Bei der Nennung dieses Namens schwingt inzwischen fast so viel Hochachtung mit wie in Deutschland – wenn dort von Xavi oder Iniesta die Rede ist. Oder muss man sagen: die Rede war?

Historischer Moment

Der 1. Mai 2013 war ein warmer Frühlingsabend, das heilige Camp Nou in Barcelona war bis auf den letzten Platz gefüllt, im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gab es drei Tore zu sehen und zwei historische Momente. Der eine historische Moment ereignete sich in der 55. Spielminute, der andere zehn Minuten später. Erst trabte Xavi Hernandez hinaus zur Außenlinie, ausgewechselt von Trainer Tito Vilanova, zehn Minuten später folgte Andrés Iniesta.

Die beiden besten Mittelfeldspieler der Welt: abberufen ohne Not. Müde wirkten sie an diesem Abend, überspielt, leer. Verglichen zumindest mit den anderen beiden besten Mittelfeldspielern der Welt, die auf demselben Rasen standen: Javi Martínez und Bastian Schweinsteiger. Die beiden Münchner wurden später auch ausgewechselt, aber nur, um unnötige Gelbe Karten zu vermeiden. Und als sie den Rasen verließen, gab es Applaus vom katalanischen Publikum.

Glänzen als offensiver Sechser - dank Absicherung Martinez

Es ist ab einem gewissen Niveau nur noch Geschmackssache, ob man jetzt den einen, den anderen oder wieder einen anderen Mittelfeldspieler besser findet, und gewiss ist auch, dass Xavi und Iniesta immer noch zu den Besten gehören. Sie werden ihre Müdigkeit überwinden, sie werden ihre Seele wiederfinden. Unabhängig davon aber steht fest: Beim FC Bayern wird die Zentrale seit dieser Saison von einem Duo verantwortet, das so viel Autorität ausstrahlt wie schon lange kein Duo mehr in der Bundesliga.

Die 40 Millionen, die der FC Bayern für Javi Martínez auf den Tisch legte, sie waren auch ein luxuriöses Geschenk für Bastian Schweinsteiger. Seit er den robusten und hoch sozialen Spanier neben sich weiß, kann er wieder jene Rolle spielen, die ihm am besten liegt: jene des offensiven Sechsers, den man auch einen Achter nennen könnte.

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Heynckes schwärmt: "Bastian ist ein Leader"

"Bastian hat alle Tugenden, die ein Mittelfeldspieler braucht, offensiv wie defensiv", sagt Trainer Jupp Heynckes, "er ist ein Leader, stark im Kopfballspiel, auch taktisch hat er es drauf." Heynckes ist im Übrigen noch länger dabei als Bastian Schweinsteiger, er hat wirklich nicht allzu lange nach dem Wunder von Bern mit dem Kicken angefangen, und er hat in seiner Karriere schon mehr Mittelfeldspieler gesehen, als man sich vorstellen kann. Über Schweinsteiger schwärmt er, wie er noch nicht über viele geschwärmt hat bisher. Vor allem die Kommunikation zwischen Trainer und Spieler sei perfekt, sagt Heynckes, "das ist eine Harmonie, eine Symphonie."

Hätte man sich solche Sätze vorstellen können, vor einem Jahr, nach der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine? Dieses Turnier verließ Schweinsteiger als geschlagener Mann, er wirkte wie eine Art Solo-Verlierer dieses Turniers, obwohl doch die ganze Mannschaft gegen Italien ausgeschieden war. Schweinsteiger hatte sich tapfer durchs Turnier gequält, aber er war nie richtig fit, nie wollte sein Körper so, wie der Kopf es ihm befahl.

Und dieser Kopf hatte ohnehin noch genug zu tun, dieser Kopf musste noch den Pfostenschuss verarbeiten, der Schweinsteiger im Elfmeterschießen des Champions-League-Finales rausgerutscht war. Es war ein Leichtes für die Öffentlichkeit, diesen Schweinsteiger in Frage zu stellen – er schien ja ein dankbares Opfer zu sein, so angeschlagen wie er war.

"Ich habe gewusst, dass ich stark zurückkehren kann"

Wahrscheinlich ist dies ein wahrer Beleg für Größe, viel mehr als das eine oder andere herausragende Spiel: dass man in der Lage ist, sich dank eigener Qualitäten aus einem Tief zu befreien, dass man zurückkommen kann, und zwar auf höherem Niveau als zuvor. "Ich habe gewusst, dass ich stark zurückkehren kann. Wenn ich körperlich völlig gesund bin, dann bin ich gut, diese Erkenntnis gab mir die nötige Ruhe", sagt er.

Es ist ja nicht so, dass Schweinsteiger keine Konkurrenz hätte: Der junge Dortmunder Ilkay Gündogan hat ebenfalls ein fabelhaftes Jahr hinter sich, in den meisten Nationalteams der Welt hätte er inzwischen wahrscheinlich einen Stammplatz. Aber es nimmt Gündogan nichts von seinen Fähigkeiten und seiner Perspektive, wenn man behauptet: Der alte, der junge Bastian Schweinsteiger ist immer noch unersetzbar.