Bastian Reinhardt: "HSV-Talente saugen Ratschläge auf"

299 Erst- und Zweitligaspiele hat Bastian Reinhardt (44) absolviert. Nach seiner Profikarriere war der ehemalige Abwehrspieler beim Hamburger SV in verschiedenen Funktionen tätig. Seit dieser Saison ist er Cheftrainer der U 17. Im DFB.de-Interview spricht Reinhardt mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Derby beim FC St. Pauli und die Zusammenarbeit mit Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch.

DFB.de: Wie sehr fiebern Sie und Ihre Mannschaft dem Saisonstart in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga an diesem Wochenende entgegen, Herr Reinhardt?

Bastian Reinhardt: Unser letztes Punktspiel liegt mehr als ein halbes Jahr zurück. Am Sonntag geht es beim FC St. Pauli gleich um die Wurst. (lacht) Die Jungs freuen sich auf das Derby, weil es für sie ein besonderes Spiel ist. Wenn ich mir es hätte aussuchen dürfen, dann hätte ich die Partie beim St. Pauli lieber etwas später gehabt.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Vorbereitung?

Reinhardt: Wir haben viel ausprobiert und wollten allen Spielern Wettkampfpraxis geben. Unser Kader ist sehr groß. Deshalb haben wir in den Testspielen auch oft mit Mannschaften gespielt, die in der Liga in diesen Formationen vermutlich nicht auflaufen werden. Unsere Gegner befanden sich zum Zeitpunkt der Testspiele bereits im Mannschaftstraining, während wir nur in Kleingruppen trainieren durften. Bei den Ergebnissen gab es Licht und Schatten. Aber die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, war gut und ich hoffe, dass wir das mit in die Liga transportieren können.

DFB.de: Wie groß sind die Veränderungen im U 17-Kader ausgefallen?

Reinhardt: Mir stehen alle U 16-Spieler aus der vergangenen Saison zur Verfügung. Die U-Nationalspieler Joel Agyekum und Leonardo Garcia Posadas, die beide auch jetzt noch für unsere U 16 spielen dürfen, haben wir hochgezogen. Mit Torhüter Enes Özmen und Angreifer Maurice Osei Boakye wurden zwei externe Zugänge geholt.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung starten Sie in die Saison?

Reinhardt: Primäres Ziel ist immer die Weiterentwicklung unserer Talente. Gleichzeitig wollen wir guten Fußball zeigen und in der Spitzengruppe dabei sein.

DFB.de: Beim HSV haben Sie schon verschiedene Funktionen ausgeübt, waren unter anderem als Vorstand Sport und als Leiter der Nachwuchsabteilung tätig. Warum haben Sie den Büro- wieder gegen den Trainingsanzug gewechselt?

Reinhardt: Nach meiner Profilaufbahn hatte ich den Wunsch, Trainer zu werden. Es hat sich jedoch zunächst anders ergeben. Die Funktion als HSV-Sportvorstand sowie die zwei Jahre als NLZ-Leiter waren interessante Berufsfelder, in denen ich viele Erfahrungen gesammelt habe. Aber irgendwann habe ich festgestellt, dass es langfristig nicht das ist, was mich ausfüllt und was mir Freude bereitet. Ich wollte unbedingt in den Trainerberuf und mit jungen Leuten zusammenarbeiten.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie als HSV-Profi auch abseits des Rasens in der Presseabteilung gearbeitet hatten?

Reinhardt: Ja, das stimmt. In meinem letzten Profijahr hatte ich mir zwei Mittelfußbrüche zugezogen und mir überlegt, wie ich die freie Zeit neben dem Rehatraining am besten nutze. Ich wollte mir in den verschiedenen Abteilungen einen Einblick verschaffen und sehen, wie ein Fußballverein hinter den Kulissen funktioniert. Zuerst bin in der Presse-Abteilung gelandet. Dort habe ich für kurze Zeit einmal in der Woche eine Kolumne geschrieben und Zuschauerfragen auf der HSV-Homepage beantwortet. Aber wie gesagt. Meine Berufung sehe ich im Trainerjob.

DFB.de: Wo liegt für Sie der ganz große Reiz, mit jungen, hungrigen Spielern zu arbeiten?

Reinhardt: Alles, was ich selbst als Profi gelernt habe, kann ich nun an junge Talente weitergeben. Ihnen kann man viel mitgeben, sie saugen Ratschläge auf wie ein Schwamm. Das ist der große Unterschied, wenn man mit gestandenen Profis arbeitet.

DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch, der beim HSV als Mittelstürmer ein Idol war und viele Jahre als DFB-Trainer und Sportdirektor gearbeitet hatte?

Reinhardt: Horst Hrubesch hat seine Vorstellungen und Ziele. Wir wollen junge Spieler nach oben bringen. Dafür ist er mit seiner riesigen Erfahrung extrem wertvoll für uns. Er schlägt perfekt die Brücke nach oben. Sein Fokus liegt vor allem auf der U 19 und U 21, weil das die nächsten Mannschaften sind, die für diese Brücke nach oben besonders relevant sind. Aber er lässt es sich nicht nehmen, auch die Trainingseinheiten der U 17 und noch jüngerer Teams zu beobachten. Es ist ein sehr spannender, lehrreicher und gesunder Austausch.

DFB.de: Die neue Saison in der B-Junioren-Bundesliga wird wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie und der folgenden Aufstockung der Spielklasse in einer einfachen Runde ohne Rückspiele ausgetragen. Wie finden Sie das?

Reinhardt: Grundsätzlich hatte ich mir mehr Spiele gewünscht, weil ich über einen sehr ausgeglichenen Kader verfüge und die Konkurrenzsituation gestiegen ist. Da ist es schwer, jedem Spieler gerecht zu werden und ihm ein Mindestmaß an Spielzeit zu gewähren. Da wird es öfter lange Gesichter geben. Bei dem Gedanken blutet mir das Herz. Als Trainer habe ich den Anspruch, nicht nur die momentan vermeintlich perspektivisch besten Spieler nach vorne zu bringen, sondern ich will allen Spielern etwas mitgeben. Am Ende des Tages weiß man eben nicht, wer den Sprung in den Profibereich schafft.

DFB.de: Welche Fähigkeiten muss ein junger Spieler grundsätzlich dafür mitbringen?

Reinhardt: Die von ihm geforderten Dinge muss er neben seinem Talent bereit sein, zu lernen. Ehrgeiz und Fleiß spielen dabei eine große Rolle. Jungs, die nur an den Sachen arbeiten, die sie ohnehin können, werden es nicht schaffen. Wenn man im Profibereich ankommen will, darf man sich keine Schwachstellen erlauben. Außerdem muss ein junger Spieler auch klar im Kopf sein.

DFB.de: Wird man Sie in ferner Zukunft als Cheftrainer im Herrenbereich sehen?

Reinhardt: Zuerst will ich mich als U 17-Trainer etablieren. Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich mich für die Ausbildung zum Fußball-Lehrer bewerben. Alles kann, nichts muss.

[mspw]

299 Erst- und Zweitligaspiele hat Bastian Reinhardt (44) absolviert. Nach seiner Profikarriere war der ehemalige Abwehrspieler beim Hamburger SV in verschiedenen Funktionen tätig. Seit dieser Saison ist er Cheftrainer der U 17. Im DFB.de-Interview spricht Reinhardt mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Derby beim FC St. Pauli und die Zusammenarbeit mit Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch.

DFB.de: Wie sehr fiebern Sie und Ihre Mannschaft dem Saisonstart in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga an diesem Wochenende entgegen, Herr Reinhardt?

Bastian Reinhardt: Unser letztes Punktspiel liegt mehr als ein halbes Jahr zurück. Am Sonntag geht es beim FC St. Pauli gleich um die Wurst. (lacht) Die Jungs freuen sich auf das Derby, weil es für sie ein besonderes Spiel ist. Wenn ich mir es hätte aussuchen dürfen, dann hätte ich die Partie beim St. Pauli lieber etwas später gehabt.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Vorbereitung?

Reinhardt: Wir haben viel ausprobiert und wollten allen Spielern Wettkampfpraxis geben. Unser Kader ist sehr groß. Deshalb haben wir in den Testspielen auch oft mit Mannschaften gespielt, die in der Liga in diesen Formationen vermutlich nicht auflaufen werden. Unsere Gegner befanden sich zum Zeitpunkt der Testspiele bereits im Mannschaftstraining, während wir nur in Kleingruppen trainieren durften. Bei den Ergebnissen gab es Licht und Schatten. Aber die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, war gut und ich hoffe, dass wir das mit in die Liga transportieren können.

DFB.de: Wie groß sind die Veränderungen im U 17-Kader ausgefallen?

Reinhardt: Mir stehen alle U 16-Spieler aus der vergangenen Saison zur Verfügung. Die U-Nationalspieler Joel Agyekum und Leonardo Garcia Posadas, die beide auch jetzt noch für unsere U 16 spielen dürfen, haben wir hochgezogen. Mit Torhüter Enes Özmen und Angreifer Maurice Osei Boakye wurden zwei externe Zugänge geholt.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung starten Sie in die Saison?

Reinhardt: Primäres Ziel ist immer die Weiterentwicklung unserer Talente. Gleichzeitig wollen wir guten Fußball zeigen und in der Spitzengruppe dabei sein.

DFB.de: Beim HSV haben Sie schon verschiedene Funktionen ausgeübt, waren unter anderem als Vorstand Sport und als Leiter der Nachwuchsabteilung tätig. Warum haben Sie den Büro- wieder gegen den Trainingsanzug gewechselt?

Reinhardt: Nach meiner Profilaufbahn hatte ich den Wunsch, Trainer zu werden. Es hat sich jedoch zunächst anders ergeben. Die Funktion als HSV-Sportvorstand sowie die zwei Jahre als NLZ-Leiter waren interessante Berufsfelder, in denen ich viele Erfahrungen gesammelt habe. Aber irgendwann habe ich festgestellt, dass es langfristig nicht das ist, was mich ausfüllt und was mir Freude bereitet. Ich wollte unbedingt in den Trainerberuf und mit jungen Leuten zusammenarbeiten.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie als HSV-Profi auch abseits des Rasens in der Presseabteilung gearbeitet hatten?

Reinhardt: Ja, das stimmt. In meinem letzten Profijahr hatte ich mir zwei Mittelfußbrüche zugezogen und mir überlegt, wie ich die freie Zeit neben dem Rehatraining am besten nutze. Ich wollte mir in den verschiedenen Abteilungen einen Einblick verschaffen und sehen, wie ein Fußballverein hinter den Kulissen funktioniert. Zuerst bin in der Presse-Abteilung gelandet. Dort habe ich für kurze Zeit einmal in der Woche eine Kolumne geschrieben und Zuschauerfragen auf der HSV-Homepage beantwortet. Aber wie gesagt. Meine Berufung sehe ich im Trainerjob.

DFB.de: Wo liegt für Sie der ganz große Reiz, mit jungen, hungrigen Spielern zu arbeiten?

Reinhardt: Alles, was ich selbst als Profi gelernt habe, kann ich nun an junge Talente weitergeben. Ihnen kann man viel mitgeben, sie saugen Ratschläge auf wie ein Schwamm. Das ist der große Unterschied, wenn man mit gestandenen Profis arbeitet.

DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch, der beim HSV als Mittelstürmer ein Idol war und viele Jahre als DFB-Trainer und Sportdirektor gearbeitet hatte?

Reinhardt: Horst Hrubesch hat seine Vorstellungen und Ziele. Wir wollen junge Spieler nach oben bringen. Dafür ist er mit seiner riesigen Erfahrung extrem wertvoll für uns. Er schlägt perfekt die Brücke nach oben. Sein Fokus liegt vor allem auf der U 19 und U 21, weil das die nächsten Mannschaften sind, die für diese Brücke nach oben besonders relevant sind. Aber er lässt es sich nicht nehmen, auch die Trainingseinheiten der U 17 und noch jüngerer Teams zu beobachten. Es ist ein sehr spannender, lehrreicher und gesunder Austausch.

DFB.de: Die neue Saison in der B-Junioren-Bundesliga wird wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie und der folgenden Aufstockung der Spielklasse in einer einfachen Runde ohne Rückspiele ausgetragen. Wie finden Sie das?

Reinhardt: Grundsätzlich hatte ich mir mehr Spiele gewünscht, weil ich über einen sehr ausgeglichenen Kader verfüge und die Konkurrenzsituation gestiegen ist. Da ist es schwer, jedem Spieler gerecht zu werden und ihm ein Mindestmaß an Spielzeit zu gewähren. Da wird es öfter lange Gesichter geben. Bei dem Gedanken blutet mir das Herz. Als Trainer habe ich den Anspruch, nicht nur die momentan vermeintlich perspektivisch besten Spieler nach vorne zu bringen, sondern ich will allen Spielern etwas mitgeben. Am Ende des Tages weiß man eben nicht, wer den Sprung in den Profibereich schafft.

DFB.de: Welche Fähigkeiten muss ein junger Spieler grundsätzlich dafür mitbringen?

Reinhardt: Die von ihm geforderten Dinge muss er neben seinem Talent bereit sein, zu lernen. Ehrgeiz und Fleiß spielen dabei eine große Rolle. Jungs, die nur an den Sachen arbeiten, die sie ohnehin können, werden es nicht schaffen. Wenn man im Profibereich ankommen will, darf man sich keine Schwachstellen erlauben. Außerdem muss ein junger Spieler auch klar im Kopf sein.

DFB.de: Wird man Sie in ferner Zukunft als Cheftrainer im Herrenbereich sehen?

Reinhardt: Zuerst will ich mich als U 17-Trainer etablieren. Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich mich für die Ausbildung zum Fußball-Lehrer bewerben. Alles kann, nichts muss.

###more###