Bartels: "Wir wollen mutigen Fußball spielen"

Sechs Jahre spielte Fin Bartels in der Bundesliga für den SV Werder Bremen, ehe er im Sommer 2020 zu seinem Ausbildungsverein Holstein Kiel zurückkehrte. Nun trifft er mit dem Zweitligisten am heutigen Samstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im DFB-Pokalhalbfinale auf Gastgeber Borussia Dortmund. Im DFB.de-Interview spricht der 34-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den BVB, Quarantänen und seine Zukunft.

DFB.de: Herr Bartels, Ihrer Mannschaft steht ein sehr eng getakteter Spielplan mit dem Endspurt in der 2. Bundesliga bevor. Welchen Stellenwert hat dabei das DFB-Pokalhalbfinale?

Fin Bartels: Auch wenn man immer sagt, dass die Liga das Wichtigste ist, ist das Pokalhalbfinale ein absolutes Highlight für uns. Genauso werden wir das Spiel auch angehen.

DFB.de: Holstein Kiel hat lediglich drei Ruhetage zwischen dem Ligaspiel beim 1. FC Nürnberg am gestrigen Dienstag und dem Pokalspiel. Borussia Dortmund hingegen kann sich eine komplette Woche auf das Spiel vorbereiten. Wie groß ist der daraus resultierende Nachteil?

Bartels: Mit den möglichen Nachteilen brauchen wir uns gar nicht zu befassen. Ansonsten müssten wir noch weiter ausholen. Wir waren innerhalb kürzester Zeit zweimal in Quarantäne und konnten in der Zeit nur sehr eingeschränkt individuell trainieren. Wichtig ist nur eines: Wir müssen in Dortmund über uns hinauswachsen. Wir müssen körperlich und fußballerisch an unsere Grenzen gehen. Nur so können wir Dortmund ärgern.   

DFB.de: Wie groß ist Ihre Hoffnung auf einen Sieg?

Bartels: Natürlich ist die Chance nicht groß. Die Chance war aber auch gegen den FC Bayern München nicht groß. Wir wollen einen mutigen Fußball spielen und immer wieder Nadelstiche setzen, damit die kleine Chance größer wird und wir die Überraschung vielleicht packen können.

DFB.de: Sie haben in der 2. Runde bereits den FC Bayern München bezwungen. Welche Erkenntnisse können Sie aus diesem Spiel mit in das Pokalhalbfinale nehmen?

Bartels: Das Ziel muss in solchen Spielen darin liegen, fußballerisch mitzuhalten und sich nicht nur 90 Minuten in die Abwehr zu stellen. Wenn man nur hinten drinsteht und hinterherläuft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Gegentor fällt. Man muss mutig spielen und den Ball auch mal selbst in den eigenen Reihen haben.

DFB.de: Sie haben bereits zehn Mal gegen Borussia Dortmund gespielt. Drei dieser Begegnungen haben Sie gewonnen, dabei insgesamt drei Tore geschossen. An welches Spiel gegen den BVB denken Sie besonders gerne zurück?

Bartels: Ich erinnere mich, dass wir mit Werder Bremen in der Saison 2014/2015 ein wichtiges Heimspiel hatten. Wir steckten damals beide im Abstiegskampf, haben mit 2:1 gewonnen und dadurch Dortmund in der Tabelle überholt, die daraufhin auf dem 17. Tabellenplatz standen. Es gab jedenfalls einige heiße und brisante Duelle. Gegen so ein Spitzenteam drei von zehn Spiele gewonnen zu haben, klingt ganz ordentlich. Es wäre aber schön, die Bilanz noch ein bisschen aufzupolieren.  

DFB.de: Sie haben bereits angesprochen, dass Holstein Kiel innerhalb kürzester Zeit zweimal in Quarantäne war. Wie sah in dieser Zeit Ihr Tagesablauf aus?

Bartels: Es ist wichtig, dass man auch in dieser Zeit den Tag durchstrukturiert. Man hat natürlich seine täglichen Einheiten auf dem Fahrrad oder auch Krafttraining. Das ist aber nicht so einfach, weil man das Training alleine abspult - auch wenn man gelegentlich einen Videocall mit dem Athletiktrainer hat. Man hat insgesamt viel Zeit und darf nicht nur rumlümmeln. Ansonsten wird man bequem. Ich habe auch die Zeit genutzt, um einige Dinge zu ordnen, die ansonsten über Monate liegengeblieben sind. Wir planen gerade zum Beispiel unser Haus. Da gab es viel zu bemustern.

DFB.de: Haben Sie im Garten auch mit dem Ball trainiert oder macht das wenig Sinn?

Bartels: Das Problem ist, dass unser Garten frisch gesät wurde und niemand darauf darf. (lacht) Ich hatte mich ohnehin von meiner Familie komplett isoliert, damit die weiterhin ihren gewohnten Tagesablauf haben. Für mich blieb also ohnehin nur der Balkon. Mehr als Fitness- und Krafttraining war nicht möglich. Leider ist die Belastung im Fußball eine völlig andere als beim Fitnesstraining zu Hause.  

DFB.de: Wie schwierig ist es, nach einer Quarantäne wieder das fußballerische Potenzial abrufen zu können?

Bartels: Nach einer Quarantäne ist man nicht in dem gleichen körperlichen Zustand wie andere Mannschaften. Auch das taktische Zusammenspiel leidet unter der Auszeit. Umso wichtiger ist es, dass wir als Einheit auftreten. Das einzige Positive ist, dass wir nichts zu verlieren haben, weil niemand groß mit uns rechnet.  

DFB.de: Themawechsel: Sie sind gebürtiger Kieler, durchliefen die Nachwuchsabteilung des Vereins und debütierten später für die erste Mannschaft in der Regionalliga. Im Jahre 2007 wechselten Sie dann in die Bundesliga zu Hansa Rostock. Wie haben Sie diesen rasanten Aufstieg damals erlebt?  

Bartels: Das war für mich ein großer Schritt - auch persönlich. Ich hatte mich in der Jugend immer bewusst dafür entschieden, zu Hause in Kiel bei der Familie und meinen Freunden zu bleiben. Mit dem Umzug nach Rostock hatte ich erstmals mein gewohntes Umfeld verlassen. Fußballerisch war das ebenfalls ein riesiger Schritt. Wir sind damals mit Holstein Kiel sogar aus der Regionalliga abgestiegen. In Rostock habe ich zunächst ein halbes Jahr bei den Profis mittrainiert und für die zweite Mannschaft gespielt, bis ich das Niveau für die Bundesliga erreicht hatte.

DFB.de: Sie haben mit Bremen, Rostock, St. Pauli und Kiel ausschließlich für Vereine aus Norddeutschland gespielt. Wollten Sie das heimatliche Umfeld nie verlassen?

Bartels: Ich bin sehr froh darüber, dass immer das passende Angebot zur richtigen Zeit kam, sodass ich im Norden bleiben konnte. Ich habe dann gar nicht erst groß auf andere Anfragen gewartet. 

DFB.de: Sie haben Holstein Kiel als Regionalliga-Absteiger verlassen und kehrten im vergangenen Sommer zurück, als der Verein bereits ein gestandener Zweitligist war. Haben Sie Ihren Ausbildungsverein überhaupt noch wiedererkannt?

Bartels: Das Stadion hat sich trotz der neuen Tribüne nicht allzu sehr verändert. Vor allem die Umkleidekabinen sind fast unverändert. (lacht) Aber natürlich ist die Entwicklung des gesamten Vereins beachtlich. Holstein Kiel ist auf dem besten Wege, sich im Profifußball richtig zu etablieren. 

DFB.de: Früher war Kiel als Handballstadt bekannt. Ist es mittlerweile eine Fußballstadt?

Bartels: Man kann auch beides sein. Wenn man mit dem den THW Kiel den Rekordmeister der Handball-Bundesliga in der Stadt hat, ist es schwierig, diesem Verein den Rang abzulaufen. Aber wir können in Kiel froh sein, zwei so tolle Sportmannschaften zu haben. Ich schaue selber gerne Handball und bin ein kleiner THW-Fan. 

DFB.de: Wenn Ihr Vertrag im Sommer 2022 endet, sind Sie 35 Jahre alt. Wissen Sie bereits, was Sie nach Ihrer Karriere machen möchten?

Bartels: Noch nicht genau. Ich möchte nach meinem Karriereende, wann das auch immer sein wird, zunächst ein bisschen Abstand vom Fußball haben. Man muss als Fußballprofi auf vieles verzichten und praktisch jede Geburtstags- oder Hochzeitseinladung absagen, weil man da nie Zeit hat. Es gibt verschiedene Dinge, die mich außerhalb des Fußballs interessieren, zum Beispiel Immobilien. Fußball wird trotzdem eine Leidenschaft von mir bleiben. Mal sehen, was kommt. 

[oj]

Sechs Jahre spielte Fin Bartels in der Bundesliga für den SV Werder Bremen, ehe er im Sommer 2020 zu seinem Ausbildungsverein Holstein Kiel zurückkehrte. Nun trifft er mit dem Zweitligisten am heutigen Samstag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im DFB-Pokalhalbfinale auf Gastgeber Borussia Dortmund. Im DFB.de-Interview spricht der 34-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den BVB, Quarantänen und seine Zukunft.

DFB.de: Herr Bartels, Ihrer Mannschaft steht ein sehr eng getakteter Spielplan mit dem Endspurt in der 2. Bundesliga bevor. Welchen Stellenwert hat dabei das DFB-Pokalhalbfinale?

Fin Bartels: Auch wenn man immer sagt, dass die Liga das Wichtigste ist, ist das Pokalhalbfinale ein absolutes Highlight für uns. Genauso werden wir das Spiel auch angehen.

DFB.de: Holstein Kiel hat lediglich drei Ruhetage zwischen dem Ligaspiel beim 1. FC Nürnberg am gestrigen Dienstag und dem Pokalspiel. Borussia Dortmund hingegen kann sich eine komplette Woche auf das Spiel vorbereiten. Wie groß ist der daraus resultierende Nachteil?

Bartels: Mit den möglichen Nachteilen brauchen wir uns gar nicht zu befassen. Ansonsten müssten wir noch weiter ausholen. Wir waren innerhalb kürzester Zeit zweimal in Quarantäne und konnten in der Zeit nur sehr eingeschränkt individuell trainieren. Wichtig ist nur eines: Wir müssen in Dortmund über uns hinauswachsen. Wir müssen körperlich und fußballerisch an unsere Grenzen gehen. Nur so können wir Dortmund ärgern.   

DFB.de: Wie groß ist Ihre Hoffnung auf einen Sieg?

Bartels: Natürlich ist die Chance nicht groß. Die Chance war aber auch gegen den FC Bayern München nicht groß. Wir wollen einen mutigen Fußball spielen und immer wieder Nadelstiche setzen, damit die kleine Chance größer wird und wir die Überraschung vielleicht packen können.

DFB.de: Sie haben in der 2. Runde bereits den FC Bayern München bezwungen. Welche Erkenntnisse können Sie aus diesem Spiel mit in das Pokalhalbfinale nehmen?

Bartels: Das Ziel muss in solchen Spielen darin liegen, fußballerisch mitzuhalten und sich nicht nur 90 Minuten in die Abwehr zu stellen. Wenn man nur hinten drinsteht und hinterherläuft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Gegentor fällt. Man muss mutig spielen und den Ball auch mal selbst in den eigenen Reihen haben.

DFB.de: Sie haben bereits zehn Mal gegen Borussia Dortmund gespielt. Drei dieser Begegnungen haben Sie gewonnen, dabei insgesamt drei Tore geschossen. An welches Spiel gegen den BVB denken Sie besonders gerne zurück?

Bartels: Ich erinnere mich, dass wir mit Werder Bremen in der Saison 2014/2015 ein wichtiges Heimspiel hatten. Wir steckten damals beide im Abstiegskampf, haben mit 2:1 gewonnen und dadurch Dortmund in der Tabelle überholt, die daraufhin auf dem 17. Tabellenplatz standen. Es gab jedenfalls einige heiße und brisante Duelle. Gegen so ein Spitzenteam drei von zehn Spiele gewonnen zu haben, klingt ganz ordentlich. Es wäre aber schön, die Bilanz noch ein bisschen aufzupolieren.  

DFB.de: Sie haben bereits angesprochen, dass Holstein Kiel innerhalb kürzester Zeit zweimal in Quarantäne war. Wie sah in dieser Zeit Ihr Tagesablauf aus?

Bartels: Es ist wichtig, dass man auch in dieser Zeit den Tag durchstrukturiert. Man hat natürlich seine täglichen Einheiten auf dem Fahrrad oder auch Krafttraining. Das ist aber nicht so einfach, weil man das Training alleine abspult - auch wenn man gelegentlich einen Videocall mit dem Athletiktrainer hat. Man hat insgesamt viel Zeit und darf nicht nur rumlümmeln. Ansonsten wird man bequem. Ich habe auch die Zeit genutzt, um einige Dinge zu ordnen, die ansonsten über Monate liegengeblieben sind. Wir planen gerade zum Beispiel unser Haus. Da gab es viel zu bemustern.

DFB.de: Haben Sie im Garten auch mit dem Ball trainiert oder macht das wenig Sinn?

Bartels: Das Problem ist, dass unser Garten frisch gesät wurde und niemand darauf darf. (lacht) Ich hatte mich ohnehin von meiner Familie komplett isoliert, damit die weiterhin ihren gewohnten Tagesablauf haben. Für mich blieb also ohnehin nur der Balkon. Mehr als Fitness- und Krafttraining war nicht möglich. Leider ist die Belastung im Fußball eine völlig andere als beim Fitnesstraining zu Hause.  

DFB.de: Wie schwierig ist es, nach einer Quarantäne wieder das fußballerische Potenzial abrufen zu können?

Bartels: Nach einer Quarantäne ist man nicht in dem gleichen körperlichen Zustand wie andere Mannschaften. Auch das taktische Zusammenspiel leidet unter der Auszeit. Umso wichtiger ist es, dass wir als Einheit auftreten. Das einzige Positive ist, dass wir nichts zu verlieren haben, weil niemand groß mit uns rechnet.  

DFB.de: Themawechsel: Sie sind gebürtiger Kieler, durchliefen die Nachwuchsabteilung des Vereins und debütierten später für die erste Mannschaft in der Regionalliga. Im Jahre 2007 wechselten Sie dann in die Bundesliga zu Hansa Rostock. Wie haben Sie diesen rasanten Aufstieg damals erlebt?  

Bartels: Das war für mich ein großer Schritt - auch persönlich. Ich hatte mich in der Jugend immer bewusst dafür entschieden, zu Hause in Kiel bei der Familie und meinen Freunden zu bleiben. Mit dem Umzug nach Rostock hatte ich erstmals mein gewohntes Umfeld verlassen. Fußballerisch war das ebenfalls ein riesiger Schritt. Wir sind damals mit Holstein Kiel sogar aus der Regionalliga abgestiegen. In Rostock habe ich zunächst ein halbes Jahr bei den Profis mittrainiert und für die zweite Mannschaft gespielt, bis ich das Niveau für die Bundesliga erreicht hatte.

DFB.de: Sie haben mit Bremen, Rostock, St. Pauli und Kiel ausschließlich für Vereine aus Norddeutschland gespielt. Wollten Sie das heimatliche Umfeld nie verlassen?

Bartels: Ich bin sehr froh darüber, dass immer das passende Angebot zur richtigen Zeit kam, sodass ich im Norden bleiben konnte. Ich habe dann gar nicht erst groß auf andere Anfragen gewartet. 

DFB.de: Sie haben Holstein Kiel als Regionalliga-Absteiger verlassen und kehrten im vergangenen Sommer zurück, als der Verein bereits ein gestandener Zweitligist war. Haben Sie Ihren Ausbildungsverein überhaupt noch wiedererkannt?

Bartels: Das Stadion hat sich trotz der neuen Tribüne nicht allzu sehr verändert. Vor allem die Umkleidekabinen sind fast unverändert. (lacht) Aber natürlich ist die Entwicklung des gesamten Vereins beachtlich. Holstein Kiel ist auf dem besten Wege, sich im Profifußball richtig zu etablieren. 

DFB.de: Früher war Kiel als Handballstadt bekannt. Ist es mittlerweile eine Fußballstadt?

Bartels: Man kann auch beides sein. Wenn man mit dem den THW Kiel den Rekordmeister der Handball-Bundesliga in der Stadt hat, ist es schwierig, diesem Verein den Rang abzulaufen. Aber wir können in Kiel froh sein, zwei so tolle Sportmannschaften zu haben. Ich schaue selber gerne Handball und bin ein kleiner THW-Fan. 

DFB.de: Wenn Ihr Vertrag im Sommer 2022 endet, sind Sie 35 Jahre alt. Wissen Sie bereits, was Sie nach Ihrer Karriere machen möchten?

Bartels: Noch nicht genau. Ich möchte nach meinem Karriereende, wann das auch immer sein wird, zunächst ein bisschen Abstand vom Fußball haben. Man muss als Fußballprofi auf vieles verzichten und praktisch jede Geburtstags- oder Hochzeitseinladung absagen, weil man da nie Zeit hat. Es gibt verschiedene Dinge, die mich außerhalb des Fußballs interessieren, zum Beispiel Immobilien. Fußball wird trotzdem eine Leidenschaft von mir bleiben. Mal sehen, was kommt. 

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