Ballweg: "Entwicklung talentierter Spielerinnen noch mehr unterstützen"

Ab der Saison 2024/2025 werden anstelle der B-Juniorinnen-Bundesliga (BJBL) alternative Wettbewerbe eingeführt: Dazu zählen Förder-Leistungszentren weiblich (FLZW), ein neu aufgelegter zusätzlicher DFB-Pokalwettbewerb auf Bundesebene und die Teilnahme an einem gemischtgeschlechtlichen regionalen Spielbetrieb. Ulrike Ballweg, Sportliche Leiterin Talentförderung Frauen & Mädchen und ehemalige Assistenztrainerin der Frauen-Nationalmannschaft, erklärt im DFB.de-Interview die Beweggründe der Reform und gibt einen Überblick über die zukünftige Ausrichtung.

DFB.de: Ab der Saison 2024/2025 wird es anstelle der B-Juniorinnen Bundesliga alternative Wettbewerbsformen für diese Altersklasse geben. Wie ordnen Sie das ein?

Ulrike Ballweg: Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Ergebnisse der Evaluation, die wir 2019 durchgeführt haben, decken sich auch mit unserer Einschätzung. Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Spielerinnen der BJBL als 14- oder 15-Jährige ein Jahr dort gespielt haben und dann in den Frauenbereich gewechselt sind. Dafür ist diese Liga aber nicht gedacht. Sie war für den Altersbereich der 16- bis 17-Jährigen vorgesehen. Derzeit haben wir allerdings in dieser Liga einen Schnitt von 15,3 Jahren. Die B-Juniorinnen-Bundesliga in der Form der letzten Jahre konnte ihre eigentlich vorgesehen Funktion nicht leisten: Nämlich Spielerinnen für die Frauen-Bundesliga und eben auch die Nationalmannschaft auszubilden und damit ein Wettbewerb zu sein, in dem sich die besten Spielerinnen entsprechend entwickeln können. Aus diesem Grund glauben wir, dass gewisse Reformen notwendig waren.

DFB.de: Was erhoffen Sie sich von der Umstrukturierung?

Ballweg: Wir erhoffen uns, dass die derzeitigen BJBL-Spielerinnen die Möglichkeit nutzen, bei ambitionierten Vereinen in den Juniorenspielbetrieb eingegliedert zu werden, um gegen leistungsgleiche Mannschaften zu spielen. Die Spielerinnen werden sich dadurch besser und schneller entwickeln, auch wenn der Wettbewerbsgedanke dann in gewisser Art weg ist. Nur über Ergebnisse zu reden, ist in Juniorinnen-Ligen nicht die oberste Priorität. Es sollte um die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen gehen. Und unser Ziel ist es, zukünftig die Ausbildung und Entwicklung der talentierten Spielerinnen noch mehr zu unterstützen und zu fördern.

DFB.de: Geplant ist die Einführung von Förder-Leistungszentren weiblich, ein neu aufgelegter zusätzlicher DFB-Pokalwettbewerb auf Bundesebene und die Teilnahme an einem gemischtgeschlechtlichen regionalen Spielbetrieb. Kann diese alternative Wettbewerbsform die Bundesliga "ersetzen"?

Ballweg: Zum einen haben wir zukünftig einen bundesweiten Wettbewerb, der allen ambitionierten Juniorinnen-Teams in allen Bereichen ermöglicht, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Darüber hinaus besteht für talentierte Spielerinnen weiterhin die Möglichkeit, bei starken Vereinen unterzukommen und dort gefördert zu werden. Gerade das Thema der FLZW ist ein ganz Wichtiges, denn diese werden sowohl die Strukturen der Vereine als auch der Spielerinnen verbessern. Vor Ort wird es dann qualifizierte Trainer*innen geben, welche sich gezielt um die Entwicklung der Spielerinnen kümmern.

DFB.de: Wie stellt sich der DFB diese Wettbewerbsreform vor?

Ballweg: In der kommenden Saison wird die B-Juniorinnen-Bundesliga letztmalig in dieser Form gespielt. Ab der Saison 2024/2025 können sich die Vereine aussuchen, ob sie in den Juniorenspielbetrieb oder in den Senioren-Spielbetrieb wechseln. In der kommenden Übergangssaison können sie testen, welcher Altersbereich für ihre Teams Sinn machen würde. Für die FLZW starten wir diese Saison in die Pilotphase, um dann alle Szenarien abzudecken und um einen Eindruck zu haben, wie die Kriterien für die verschiedenen Vereine erfüllbar sind.

DFB.de: Welche Reaktionen von Vereinen haben Sie bisher mitbekommen?

Ballweg: Wir sind im ständigen Austausch und natürlich machen sich die Vereine Gedanken, wie sie nun umstrukturieren sollen. Es gibt auch Vereine, die weniger Verständnis dafür haben und es schade finden, dass diese Liga nicht weiterhin bestehen bleibt. Diese haben nun aber die Möglichkeit, in den höchstmöglichen Juniorinnen-Spielbetrieb zu wechseln oder in den Juniorenspielbetrieb integriert zu werden. Auf der anderen Seite gibt es bereits Vereine, die das jetzt schon praktizieren, wie Potsdam, Jena oder Leipzig. Diese Klubs berichten uns positiv und auch die Spielerinnen sind zufrieden. Die Vorteile sehen wir ganz klar in der Entwicklung der Spielerinnen und eben auch im Aufwand, der dafür betrieben werden muss, um solch einen Wettspielbetrieb zu organisieren.

DFB.de: Können Sie die negativen Reaktionen der Vereine und enttäuschte Spielerinnen verstehen, die das Ziel haben, Bundesliga zu spielen?

Ballweg: Auf jeden Fall, das kann ich natürlich verstehen. Die BJBL war für viele Spielerinnen in den letzten Jahren eine Auszeichnung. Sie haben sehr viel auf sich genommen, um in der Liga spielen zu können und dieses Etikett tragen zu dürfen. Aus unserer Sicht ist der Aufwand aber nicht zu rechtfertigen, um den Spielbetrieb weiter aufrechtzuerhalten. Und man muss auch sagen: Der Weg in eine Bundesliga ist ja nicht vorbei. Es gibt neben der B-Juniorinnen-Bundesliga die Frauen-Bundesliga und 2. Frauen-Bundesliga. Es sollte das Ziel von jeder talentierten Spielerin sein, als Bundesligaspielerin ganz oben anzukommen und auch in die Nationalmannschaften zu gelangen. Es wird weiterhin die Talentförderung der Landesverbände in diesem Altersbereich geben und es werden weiterhin Sichtungen stattfinden, um talentierte Spielerinnen den Weg in Richtung Leistungsspitze zu ermöglichen.

DFB.de: Würden Sie sagen, dass die Umstrukturierung alternativlos war?

Ballweg: Wenn wir das Ziel haben, Spielerinnen für unsere Bundesligen zu entwickeln und im Nachwuchsbereich die Ausbildung der Spielerinnen zu verbessern, ist das ein Schritt, der absolut notwendig war. Gleichzeitig wollen wir den Schwerpunkt auf die Entwicklung dieser Spielerinnen legen und hoffen, über die Verbesserung und Professionalisierung der gesamten Umfeldbedingungen die Spielerinnen besser machen zu können. Natürlich werden wir die Wirksamkeit dieser Maßnahmen auch in den nächsten Jahren fortlaufend evaluieren und kontinuierlich Anpassungen vornehmen.

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Ab der Saison 2024/2025 werden anstelle der B-Juniorinnen-Bundesliga (BJBL) alternative Wettbewerbe eingeführt: Dazu zählen Förder-Leistungszentren weiblich (FLZW), ein neu aufgelegter zusätzlicher DFB-Pokalwettbewerb auf Bundesebene und die Teilnahme an einem gemischtgeschlechtlichen regionalen Spielbetrieb. Ulrike Ballweg, Sportliche Leiterin Talentförderung Frauen & Mädchen und ehemalige Assistenztrainerin der Frauen-Nationalmannschaft, erklärt im DFB.de-Interview die Beweggründe der Reform und gibt einen Überblick über die zukünftige Ausrichtung.

DFB.de: Ab der Saison 2024/2025 wird es anstelle der B-Juniorinnen Bundesliga alternative Wettbewerbsformen für diese Altersklasse geben. Wie ordnen Sie das ein?

Ulrike Ballweg: Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Ergebnisse der Evaluation, die wir 2019 durchgeführt haben, decken sich auch mit unserer Einschätzung. Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Spielerinnen der BJBL als 14- oder 15-Jährige ein Jahr dort gespielt haben und dann in den Frauenbereich gewechselt sind. Dafür ist diese Liga aber nicht gedacht. Sie war für den Altersbereich der 16- bis 17-Jährigen vorgesehen. Derzeit haben wir allerdings in dieser Liga einen Schnitt von 15,3 Jahren. Die B-Juniorinnen-Bundesliga in der Form der letzten Jahre konnte ihre eigentlich vorgesehen Funktion nicht leisten: Nämlich Spielerinnen für die Frauen-Bundesliga und eben auch die Nationalmannschaft auszubilden und damit ein Wettbewerb zu sein, in dem sich die besten Spielerinnen entsprechend entwickeln können. Aus diesem Grund glauben wir, dass gewisse Reformen notwendig waren.

DFB.de: Was erhoffen Sie sich von der Umstrukturierung?

Ballweg: Wir erhoffen uns, dass die derzeitigen BJBL-Spielerinnen die Möglichkeit nutzen, bei ambitionierten Vereinen in den Juniorenspielbetrieb eingegliedert zu werden, um gegen leistungsgleiche Mannschaften zu spielen. Die Spielerinnen werden sich dadurch besser und schneller entwickeln, auch wenn der Wettbewerbsgedanke dann in gewisser Art weg ist. Nur über Ergebnisse zu reden, ist in Juniorinnen-Ligen nicht die oberste Priorität. Es sollte um die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen gehen. Und unser Ziel ist es, zukünftig die Ausbildung und Entwicklung der talentierten Spielerinnen noch mehr zu unterstützen und zu fördern.

DFB.de: Geplant ist die Einführung von Förder-Leistungszentren weiblich, ein neu aufgelegter zusätzlicher DFB-Pokalwettbewerb auf Bundesebene und die Teilnahme an einem gemischtgeschlechtlichen regionalen Spielbetrieb. Kann diese alternative Wettbewerbsform die Bundesliga "ersetzen"?

Ballweg: Zum einen haben wir zukünftig einen bundesweiten Wettbewerb, der allen ambitionierten Juniorinnen-Teams in allen Bereichen ermöglicht, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Darüber hinaus besteht für talentierte Spielerinnen weiterhin die Möglichkeit, bei starken Vereinen unterzukommen und dort gefördert zu werden. Gerade das Thema der FLZW ist ein ganz Wichtiges, denn diese werden sowohl die Strukturen der Vereine als auch der Spielerinnen verbessern. Vor Ort wird es dann qualifizierte Trainer*innen geben, welche sich gezielt um die Entwicklung der Spielerinnen kümmern.

DFB.de: Wie stellt sich der DFB diese Wettbewerbsreform vor?

Ballweg: In der kommenden Saison wird die B-Juniorinnen-Bundesliga letztmalig in dieser Form gespielt. Ab der Saison 2024/2025 können sich die Vereine aussuchen, ob sie in den Juniorenspielbetrieb oder in den Senioren-Spielbetrieb wechseln. In der kommenden Übergangssaison können sie testen, welcher Altersbereich für ihre Teams Sinn machen würde. Für die FLZW starten wir diese Saison in die Pilotphase, um dann alle Szenarien abzudecken und um einen Eindruck zu haben, wie die Kriterien für die verschiedenen Vereine erfüllbar sind.

DFB.de: Welche Reaktionen von Vereinen haben Sie bisher mitbekommen?

Ballweg: Wir sind im ständigen Austausch und natürlich machen sich die Vereine Gedanken, wie sie nun umstrukturieren sollen. Es gibt auch Vereine, die weniger Verständnis dafür haben und es schade finden, dass diese Liga nicht weiterhin bestehen bleibt. Diese haben nun aber die Möglichkeit, in den höchstmöglichen Juniorinnen-Spielbetrieb zu wechseln oder in den Juniorenspielbetrieb integriert zu werden. Auf der anderen Seite gibt es bereits Vereine, die das jetzt schon praktizieren, wie Potsdam, Jena oder Leipzig. Diese Klubs berichten uns positiv und auch die Spielerinnen sind zufrieden. Die Vorteile sehen wir ganz klar in der Entwicklung der Spielerinnen und eben auch im Aufwand, der dafür betrieben werden muss, um solch einen Wettspielbetrieb zu organisieren.

DFB.de: Können Sie die negativen Reaktionen der Vereine und enttäuschte Spielerinnen verstehen, die das Ziel haben, Bundesliga zu spielen?

Ballweg: Auf jeden Fall, das kann ich natürlich verstehen. Die BJBL war für viele Spielerinnen in den letzten Jahren eine Auszeichnung. Sie haben sehr viel auf sich genommen, um in der Liga spielen zu können und dieses Etikett tragen zu dürfen. Aus unserer Sicht ist der Aufwand aber nicht zu rechtfertigen, um den Spielbetrieb weiter aufrechtzuerhalten. Und man muss auch sagen: Der Weg in eine Bundesliga ist ja nicht vorbei. Es gibt neben der B-Juniorinnen-Bundesliga die Frauen-Bundesliga und 2. Frauen-Bundesliga. Es sollte das Ziel von jeder talentierten Spielerin sein, als Bundesligaspielerin ganz oben anzukommen und auch in die Nationalmannschaften zu gelangen. Es wird weiterhin die Talentförderung der Landesverbände in diesem Altersbereich geben und es werden weiterhin Sichtungen stattfinden, um talentierte Spielerinnen den Weg in Richtung Leistungsspitze zu ermöglichen.

DFB.de: Würden Sie sagen, dass die Umstrukturierung alternativlos war?

Ballweg: Wenn wir das Ziel haben, Spielerinnen für unsere Bundesligen zu entwickeln und im Nachwuchsbereich die Ausbildung der Spielerinnen zu verbessern, ist das ein Schritt, der absolut notwendig war. Gleichzeitig wollen wir den Schwerpunkt auf die Entwicklung dieser Spielerinnen legen und hoffen, über die Verbesserung und Professionalisierung der gesamten Umfeldbedingungen die Spielerinnen besser machen zu können. Natürlich werden wir die Wirksamkeit dieser Maßnahmen auch in den nächsten Jahren fortlaufend evaluieren und kontinuierlich Anpassungen vornehmen.

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