Balitsch: "Entscheidende Impulse geben"

Die U 20-Nationalmannschaft hat ihren Lehrgang mit einem 1:1 (0:0)-Unentschieden gegen Italien beendet. Zuvor verlor das von Hannes Wolf trainierte Team am Mittwoch, ebenfalls auswärts, 0:2 gegen England. Hanno Balitsch ist Co-Trainer der Mannschaft und spricht im Interview mit DFB.de über die beiden Duelle, die fehlenden Drittliga-Spieler und die Zukunft der Auswahl.

DFB.de: Hallo Hanno, Sie haben 1:1 gegen Italien gespielt. Da war doch ein Sieg drin, oder?

Hanno Balitsch: Eigentlich hätten wir die Italiener schlagen können, denn neben dem Führungstor außer der 1:0-Führung hatten wir weitere gute Chancen. Die Italiener waren dagegen nur nach zwei Standardsituationen gefährlich. Das Gegentor war dazu noch ein Geschenk von uns. Ein Sieg wäre deshalb möglich und durchaus auch verdient gewesen.

DFB.de: Wie war die Atmosphäre?

Balitsch: Als deutsche Nationalmannschaft in Italien zu spielen, ist immer ein Prestigeduell, immer kampfbetont. Von daher war es ein wichtiger Test für die Jungs.

DFB.de: Gerade vor der Pause gab es kaum Abschlüsse. Wie hoch war das Niveau?

Balitsch: Wenn man das vorherige Spiel als Vergleich nimmt, war England stärker. Wir haben es aber leider nicht geschafft, unsere Leistung aus dem England-Spiel gegen Italien zu wiederholen. Die Fehlerquote war zu hoch. Wir waren im Passspiel nicht schnell, offensiv und zielstrebig genug. Das hat Hannes Wolf in der Halbzeit angesprochen und wir sind dann verdient in Führung gegangen.

DFB.de: Also war die Leistung gegen England besser?

Balitsch: Es ist immer schwierig, diese Spiele zu vergleichen, weil das Spiel in England einen ganz anderen Charakter hatte. Ich fand unsere Leistung, obwohl wir 0:2 verloren haben, gegen England besser. Die Engländer haben eine Wahnsinns-Mannschaft mit einer hohen individuellen Qualität. Wir haben da aber gut dagegengehalten und aus dem Spiel heraus nur drei Chancen zugelassen. Die Engländer machten daraus aber eiskalt zwei Tore. Das ist uns abgegangen, die Chancen zu nutzen. Die Quintessenz aus beiden Spielen: Auf diesem Niveau entscheiden Kleinigkeiten und Effektivität.

DFB.de: Wie geht es jetzt weiter?

Balitsch: Das war der Abschluss der U 20 für die Jungs. Der ältere Jahrgang 2002 rückt in die U 21 auf, der jüngere Jahrgang 2003 wird von Guido Streichsbier übernommen und kann noch ein Jahr U 20 spielen. Es geht für alle darum, in den Vereinen ihre Positionen zu verbessern und mehr Spielzeit zu bekommen.

DFB.de: Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Balitsch: Für alle Jungs geht es um Robustheit, Zweikampfverhalten und Durchsetzungsvermögen. Dazu kommen bei jedem Einzelnen individuelle Themen, um das Vertrauen des Vereinstrainers zu bekommen und mehr zu spielen. Dazu muss man sagen: Wir hatten viele Spieler dabei, die wenig Spielrhythmus haben. Dann ist es auf internationalem Niveau natürlich schwierig, eine Top-Leistung zu bringen. Dafür waren alle sehr bemüht und willig. Die Jungs müssen die nächsten Schritte machen, indem sie sich athletisch und individuell weiterentwickeln, um ganz oben im Profifußball anzukommen.

DFB.de: Es haben auch mehrere Drittligaspieler gefehlt, da diese Liga nicht pausiert. Hat man das dem Kader angemerkt, oder ist der breit genug aufgestellt?

Balitsch: Nein, das kann keiner ersetzen. Man muss bedenken, dass wir in den Jahrgängen 2002/03 sowieso schon Spieler nach oben abgegeben haben, was ja in erster Linie die Aufgabe einer U 20 ist. Florian Wirtz und Jamal Musiala spielen in der A-Nationalmannschaft, Youssoufa Moukoko, Luca Netz, Ansgar Knauff, Eric Martel, Noah Atubolu oder Marton Dardai aus der U 21 könnten theoretisch auch bei uns spielen. Wir haben dazu mit Kenneth Schmidt und dann während des Lehrgangs auch Jonas Urbig zwei weitere Spieler an die U 21 abgegeben. Das ist auch genau unsere Aufgabe, nach oben zuzuarbeiten. Von daher muss man die Leistungen gegen die beiden Nationen differenziert betrachten. Drittliga-Spieler, die im Rhythmus sind, hätten wir gut gebrauchen können. Zum Beispiel Nick Woltemade, der im Aufstiegsrennen mit Elversberg sehr gut dasteht, um nur einen Spieler exemplarisch zu nennen. Diese Problematik muss aber über den Rahmenterminkalender geklärt werden, weil es auch für die Jungs schade ist. Wir können nämlich durch Nominierungen nicht in den Auf- und Abstiegskampf der 3. Liga eingreifen.

DFB.de: Also leidet auch die Qualität darunter?

Balitsch: Ganz ehrlich: Die individuelle Qualität ist vereinzelt da, aber zu den Topnationen ist Luft nach oben. Wir haben diese Qualität nicht mehr in der Breite, wie es früher der Fall war.

DFB.de: Die Jungs kommen jetzt in eine andere Mannschaft. Was wünschen Sie sich für sie?

Balitsch: Wir haben am Montag eine kleine Abschlussbesprechung gemacht: Unser Wunsch ist, dass die Jungs die nächsten Schritte machen, dass wir in fünf Jahren als Staff und Trainerteam dasitzen und sagen können: "Schau mal, Spieler X ist in der Bundesliga." Wir hoffen, über Training, Erfahrung und unsere Ideen auf einem kurzen Lehrgang entscheidende Impulse zu geben, damit sie sich fest in einer Profimannschaft etablieren und zu mehr Spielzeit auf höchstem Niveau kommen. Wir sind keine Freunde davon, irgendetwas zu beschönigen. Die Jungs wissen, dass sie an sich arbeiten müssen. Wir unterstützen so gut es geht. Dann sind die Spieler im Verein aber auf sich gestellt und selbst gefordert.

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Die U 20-Nationalmannschaft hat ihren Lehrgang mit einem 1:1 (0:0)-Unentschieden gegen Italien beendet. Zuvor verlor das von Hannes Wolf trainierte Team am Mittwoch, ebenfalls auswärts, 0:2 gegen England. Hanno Balitsch ist Co-Trainer der Mannschaft und spricht im Interview mit DFB.de über die beiden Duelle, die fehlenden Drittliga-Spieler und die Zukunft der Auswahl.

DFB.de: Hallo Hanno, Sie haben 1:1 gegen Italien gespielt. Da war doch ein Sieg drin, oder?

Hanno Balitsch: Eigentlich hätten wir die Italiener schlagen können, denn neben dem Führungstor außer der 1:0-Führung hatten wir weitere gute Chancen. Die Italiener waren dagegen nur nach zwei Standardsituationen gefährlich. Das Gegentor war dazu noch ein Geschenk von uns. Ein Sieg wäre deshalb möglich und durchaus auch verdient gewesen.

DFB.de: Wie war die Atmosphäre?

Balitsch: Als deutsche Nationalmannschaft in Italien zu spielen, ist immer ein Prestigeduell, immer kampfbetont. Von daher war es ein wichtiger Test für die Jungs.

DFB.de: Gerade vor der Pause gab es kaum Abschlüsse. Wie hoch war das Niveau?

Balitsch: Wenn man das vorherige Spiel als Vergleich nimmt, war England stärker. Wir haben es aber leider nicht geschafft, unsere Leistung aus dem England-Spiel gegen Italien zu wiederholen. Die Fehlerquote war zu hoch. Wir waren im Passspiel nicht schnell, offensiv und zielstrebig genug. Das hat Hannes Wolf in der Halbzeit angesprochen und wir sind dann verdient in Führung gegangen.

DFB.de: Also war die Leistung gegen England besser?

Balitsch: Es ist immer schwierig, diese Spiele zu vergleichen, weil das Spiel in England einen ganz anderen Charakter hatte. Ich fand unsere Leistung, obwohl wir 0:2 verloren haben, gegen England besser. Die Engländer haben eine Wahnsinns-Mannschaft mit einer hohen individuellen Qualität. Wir haben da aber gut dagegengehalten und aus dem Spiel heraus nur drei Chancen zugelassen. Die Engländer machten daraus aber eiskalt zwei Tore. Das ist uns abgegangen, die Chancen zu nutzen. Die Quintessenz aus beiden Spielen: Auf diesem Niveau entscheiden Kleinigkeiten und Effektivität.

DFB.de: Wie geht es jetzt weiter?

Balitsch: Das war der Abschluss der U 20 für die Jungs. Der ältere Jahrgang 2002 rückt in die U 21 auf, der jüngere Jahrgang 2003 wird von Guido Streichsbier übernommen und kann noch ein Jahr U 20 spielen. Es geht für alle darum, in den Vereinen ihre Positionen zu verbessern und mehr Spielzeit zu bekommen.

DFB.de: Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Balitsch: Für alle Jungs geht es um Robustheit, Zweikampfverhalten und Durchsetzungsvermögen. Dazu kommen bei jedem Einzelnen individuelle Themen, um das Vertrauen des Vereinstrainers zu bekommen und mehr zu spielen. Dazu muss man sagen: Wir hatten viele Spieler dabei, die wenig Spielrhythmus haben. Dann ist es auf internationalem Niveau natürlich schwierig, eine Top-Leistung zu bringen. Dafür waren alle sehr bemüht und willig. Die Jungs müssen die nächsten Schritte machen, indem sie sich athletisch und individuell weiterentwickeln, um ganz oben im Profifußball anzukommen.

DFB.de: Es haben auch mehrere Drittligaspieler gefehlt, da diese Liga nicht pausiert. Hat man das dem Kader angemerkt, oder ist der breit genug aufgestellt?

Balitsch: Nein, das kann keiner ersetzen. Man muss bedenken, dass wir in den Jahrgängen 2002/03 sowieso schon Spieler nach oben abgegeben haben, was ja in erster Linie die Aufgabe einer U 20 ist. Florian Wirtz und Jamal Musiala spielen in der A-Nationalmannschaft, Youssoufa Moukoko, Luca Netz, Ansgar Knauff, Eric Martel, Noah Atubolu oder Marton Dardai aus der U 21 könnten theoretisch auch bei uns spielen. Wir haben dazu mit Kenneth Schmidt und dann während des Lehrgangs auch Jonas Urbig zwei weitere Spieler an die U 21 abgegeben. Das ist auch genau unsere Aufgabe, nach oben zuzuarbeiten. Von daher muss man die Leistungen gegen die beiden Nationen differenziert betrachten. Drittliga-Spieler, die im Rhythmus sind, hätten wir gut gebrauchen können. Zum Beispiel Nick Woltemade, der im Aufstiegsrennen mit Elversberg sehr gut dasteht, um nur einen Spieler exemplarisch zu nennen. Diese Problematik muss aber über den Rahmenterminkalender geklärt werden, weil es auch für die Jungs schade ist. Wir können nämlich durch Nominierungen nicht in den Auf- und Abstiegskampf der 3. Liga eingreifen.

DFB.de: Also leidet auch die Qualität darunter?

Balitsch: Ganz ehrlich: Die individuelle Qualität ist vereinzelt da, aber zu den Topnationen ist Luft nach oben. Wir haben diese Qualität nicht mehr in der Breite, wie es früher der Fall war.

DFB.de: Die Jungs kommen jetzt in eine andere Mannschaft. Was wünschen Sie sich für sie?

Balitsch: Wir haben am Montag eine kleine Abschlussbesprechung gemacht: Unser Wunsch ist, dass die Jungs die nächsten Schritte machen, dass wir in fünf Jahren als Staff und Trainerteam dasitzen und sagen können: "Schau mal, Spieler X ist in der Bundesliga." Wir hoffen, über Training, Erfahrung und unsere Ideen auf einem kurzen Lehrgang entscheidende Impulse zu geben, damit sie sich fest in einer Profimannschaft etablieren und zu mehr Spielzeit auf höchstem Niveau kommen. Wir sind keine Freunde davon, irgendetwas zu beschönigen. Die Jungs wissen, dass sie an sich arbeiten müssen. Wir unterstützen so gut es geht. Dann sind die Spieler im Verein aber auf sich gestellt und selbst gefordert.

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