Aytekin vor 150. Bundesligaspiel: "Immer noch Gänsehaut"

Dr. Felix Brych (252), Manuel Gräfe (242) und Markus Schmidt (161) – von den aktuell 26 aktiven Bundesliga-Schiedsrichtern haben es erst drei DFB-Unparteiische geschafft, 150 Begegnungen in Deutschlands höchster Spielkasse zu leiten. Auch FIFA-Referee Deniz Aytekin aus Oberasbach kann bald auf diese bemerkenswerte Marke blicken, denn er pfeift am Freitag (ab 20.30 Uhr, live im Eurosport Player) die Auftaktpartie des 8. Spieltags in der Bundesliga zwischen Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf und kommt dabei zu seinem 150. Einsatz.

Im DFB.de-Interview spricht der 40 Jahre alte Aytekin vor seinem Jubiläumsspiel mit Redakteur Arthur Ril über seine besondere Verbindung zum Olympiastadion, interessante Statistiken und eine kuriose Verletzungspanne.

DFB.de: Herr Aytekin, wissen Sie eigentlich, wie viele Bundesligaspiele Sie bisher geleitet haben?

Deniz Aytekin: Ich? Keine Ahnung. 150? 130? 120?

DFB.de: Nicht schlecht, 150 Spiele sind sehr gut geschätzt. Sie stehen vor dem 150. Bundesligaeinsatz Ihrer Schiedsrichterkarriere. Sie führen also keine persönliche Statistik oder eine penible Strichliste?

Aytekin: Nein, ich führe keine akribische Statistik, ich lag nur zufällig richtig. Für mich ist das eigentlich nur eine Zahl und nichts wirklich Relevantes oder Weltbewegendes.

DFB.de: Dennoch ist es eine Leistung, 150 Begegnungen in der Bundesliga geleitet zu haben. Wenn Ihnen schon die Zahl nicht so wichtig ist, was bedeutet Ihnen diese Leistung?

Aytekin: Wenn ich die Zahl so höre, dann denke ich mir schon, dass da über die Jahre einige Spiele zusammengekommen sind. Das spiegelt aber auch wider, dass ich ziemlich alt geworden bin. (lacht) Jedes Spiel in der Bundesliga ist besonders. Es ist eine tolle Liga und wenn man 150-mal dabei sein durfte, dann ist das schon außergewöhnlich.

DFB.de: Wenn wir schon bei schnell verflogenen Jahren sind. Welche Erinnerungen haben Sie an den 27. September 2008?

Aytekin: Das war mein erster Einsatz in der Bundesliga, mein Debüt im Olympiastadion. Hertha BSC hat gegen Energie Cottbus gespielt. Das war schon etwas ganz Besonderes, weil meine gesamte Familie anwesend war. Und es ist 0:1 ausgegangenen. Kann das sein?

DFB.de: Korrekt. 42.297 Zuschauer haben damals zugeschaut. Im Olympiastadion haben Sie 2017 auch das 74. DFB-Pokalendspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund geleitet. Haben Sie auch deshalb eine besondere Verbindung zu dieser Spielstätte? Und kommen besondere Erinnerungen vom 27. September 2008 auf, wenn sie dort heute Spiele leiten?

Aytekin: Immer. Das Pokalfinale in Deutschland stellt für mich mit dem ganzen Drumherum und der einzigartigen Stimmung etwas Herausragendes dar. Am Folgetag des Finals wurde unser Schiedsrichterteam quasi mit keiner Silbe in der Öffentlichkeit erwähnt und das ist ja eigentlich mit das größte Lob für uns Unparteiische. Verknüpft mit den positiven Erinnerungen an mein Bundesligadebüt ist es auch heute noch besonders für mich, dort Spiele zu leiten. Ich bin immer wieder gern im Olympiastadion.

DFB.de: Was haben Sie in 149 Bundesligaeinsätzen dazugelernt? Wie haben Sie sich als Schiedsrichter verändert?

Aytekin: In meiner Anfangszeit war ich relativ streng. Durch die Unerfahrenheit war ich nicht locker genug und habe alles extrem korrekt machen wollen. Ich denke, ich habe mich vom obersten Regelhüter zum Moderator auf dem Platz entwickelt, der trotzdem die Regeln einhalten muss, aber auch die Spielräume nutzt.

DFB.de: Sie sind seit 2008 Bundesliga-Schiedsrichter. Wie hat sich Deutschlands höchste Spielklasse aus Ihrer Sicht verändert?

Aytekin: Früher war man als Schiedsrichter in der öffentlichen Wahrnehmung nicht ganz so präsent. So richtig hat man den Schiedsrichter nicht auf dem Radar gehabt. Wenn ich durch die Stadt gegangen bin, hat es niemanden interessiert. Heutzutage interessiert sich auch die breite Masse für unseren Job und die Bundesliga hat eine enorme Entwicklung genommen - ist bunter, größer, prominenter geworden. Als Schiedsrichter sind wir ein Teil davon.



Dr. Felix Brych (252), Manuel Gräfe (242) und Markus Schmidt (161) – von den aktuell 26 aktiven Bundesliga-Schiedsrichtern haben es erst drei DFB-Unparteiische geschafft, 150 Begegnungen in Deutschlands höchster Spielkasse zu leiten. Auch FIFA-Referee Deniz Aytekin aus Oberasbach kann bald auf diese bemerkenswerte Marke blicken, denn er pfeift am Freitag (ab 20.30 Uhr, live im Eurosport Player) die Auftaktpartie des 8. Spieltags in der Bundesliga zwischen Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf und kommt dabei zu seinem 150. Einsatz.

Im DFB.de-Interview spricht der 40 Jahre alte Aytekin vor seinem Jubiläumsspiel mit Redakteur Arthur Ril über seine besondere Verbindung zum Olympiastadion, interessante Statistiken und eine kuriose Verletzungspanne.

DFB.de: Herr Aytekin, wissen Sie eigentlich, wie viele Bundesligaspiele Sie bisher geleitet haben?

Deniz Aytekin: Ich? Keine Ahnung. 150? 130? 120?

DFB.de: Nicht schlecht, 150 Spiele sind sehr gut geschätzt. Sie stehen vor dem 150. Bundesligaeinsatz Ihrer Schiedsrichterkarriere. Sie führen also keine persönliche Statistik oder eine penible Strichliste?

Aytekin: Nein, ich führe keine akribische Statistik, ich lag nur zufällig richtig. Für mich ist das eigentlich nur eine Zahl und nichts wirklich Relevantes oder Weltbewegendes.

DFB.de: Dennoch ist es eine Leistung, 150 Begegnungen in der Bundesliga geleitet zu haben. Wenn Ihnen schon die Zahl nicht so wichtig ist, was bedeutet Ihnen diese Leistung?

Aytekin: Wenn ich die Zahl so höre, dann denke ich mir schon, dass da über die Jahre einige Spiele zusammengekommen sind. Das spiegelt aber auch wider, dass ich ziemlich alt geworden bin. (lacht) Jedes Spiel in der Bundesliga ist besonders. Es ist eine tolle Liga und wenn man 150-mal dabei sein durfte, dann ist das schon außergewöhnlich.

DFB.de: Wenn wir schon bei schnell verflogenen Jahren sind. Welche Erinnerungen haben Sie an den 27. September 2008?

Aytekin: Das war mein erster Einsatz in der Bundesliga, mein Debüt im Olympiastadion. Hertha BSC hat gegen Energie Cottbus gespielt. Das war schon etwas ganz Besonderes, weil meine gesamte Familie anwesend war. Und es ist 0:1 ausgegangenen. Kann das sein?

DFB.de: Korrekt. 42.297 Zuschauer haben damals zugeschaut. Im Olympiastadion haben Sie 2017 auch das 74. DFB-Pokalendspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund geleitet. Haben Sie auch deshalb eine besondere Verbindung zu dieser Spielstätte? Und kommen besondere Erinnerungen vom 27. September 2008 auf, wenn sie dort heute Spiele leiten?

Aytekin: Immer. Das Pokalfinale in Deutschland stellt für mich mit dem ganzen Drumherum und der einzigartigen Stimmung etwas Herausragendes dar. Am Folgetag des Finals wurde unser Schiedsrichterteam quasi mit keiner Silbe in der Öffentlichkeit erwähnt und das ist ja eigentlich mit das größte Lob für uns Unparteiische. Verknüpft mit den positiven Erinnerungen an mein Bundesligadebüt ist es auch heute noch besonders für mich, dort Spiele zu leiten. Ich bin immer wieder gern im Olympiastadion.

DFB.de: Was haben Sie in 149 Bundesligaeinsätzen dazugelernt? Wie haben Sie sich als Schiedsrichter verändert?

Aytekin: In meiner Anfangszeit war ich relativ streng. Durch die Unerfahrenheit war ich nicht locker genug und habe alles extrem korrekt machen wollen. Ich denke, ich habe mich vom obersten Regelhüter zum Moderator auf dem Platz entwickelt, der trotzdem die Regeln einhalten muss, aber auch die Spielräume nutzt.

DFB.de: Sie sind seit 2008 Bundesliga-Schiedsrichter. Wie hat sich Deutschlands höchste Spielklasse aus Ihrer Sicht verändert?

Aytekin: Früher war man als Schiedsrichter in der öffentlichen Wahrnehmung nicht ganz so präsent. So richtig hat man den Schiedsrichter nicht auf dem Radar gehabt. Wenn ich durch die Stadt gegangen bin, hat es niemanden interessiert. Heutzutage interessiert sich auch die breite Masse für unseren Job und die Bundesliga hat eine enorme Entwicklung genommen - ist bunter, größer, prominenter geworden. Als Schiedsrichter sind wir ein Teil davon.

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DFB.de: Der "süße Bonbon-Vorfall" beim Pokalderby zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FSV Mainz 05 im Frühjahr 2018 bleibt für Sie sicher unvergessen. An welchen Einsatz in der Bundesliga werden Sie sich immer erinnern?

Aytekin: Das 4:4 zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 aus der Saison 2017/2018 werde ich sicher nicht so schnell vergessen. Nach der Dortmunder 4:0-Führung konnte Schalke noch vier Tore zum 4:4-Ausgleich erzielen. Das war schon sehr, sehr außergewöhnlich.

DFB.de: In 149 Einsätzen haben Sie nur 547-mal Gelb gezeigt. Ihr Schiedsrichter-Kollege Markus Schmidt hat in 161 Spielen 604 Gelbe Karten gezückt. Sind Sie ein Referee, der die Karten eher stecken lässt und die Spieler lieber mündlich verwarnt – nach dem Motto Sprache statt Strafe?

Aytekin: Wenn man diese Zahlen bei mir genauer analysiert, war meine Kartenanzahl in den ersten Jahren relativ hoch. An der Auslegung der persönlichen Strafen habe ich in den letzten Jahren nichts geändert, aber mit steigender Erfahrung und Akzeptanz treten die Spieler von sich aus anders auf. Vielleicht schüchtert mein strenger Blick auch den einen oder anderen ein, der dann lieber zurückhaltendend spielt als über die Strenge zu schlagen. So kann es unter Umständen zu dieser Statistik kommen.

DFB.de: Außerdem haben Sie in 149 Einsätzen 46-mal auf den Punkt gezeigt. Felix Zwayer leitete bislang 140 Bundesligaspiele und hat insgesamt 27-mal Strafstoß gegeben. Ist das nur ein Zufall oder sind Sie im Strafraum etwas strenger als Ihre Kollegen und schauen noch genauer hin?

Aytekin: Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Letztendlich kommt es auch auf die Begegnungen an, die man leiten musste. Ich wüsste nicht, dass ich besonders hinschaue. Ich glaube, es handelt sich um einen statistischen Zufall.

DFB.de: Welchen Moment genießen Sie bei Ihren Bundesligaeinsätzen am meisten?

Aytekin: Es ist nach wie vor das Einlaufen ins Stadion. Wenn ich gefragt werde, warum ich eigentlich Schiedsrichter bin, dann begründe ich es immer so: "Der Moment des Einlaufens sorgt bei mir immer noch für Gänsehaut. Egal in welchem Stadion. Es ist ein besonderer Moment, der bei mir tolle Gefühle auslöst. Dafür bin ich Schiedsrichter.

DFB.de: Welchen Wunsch haben Sie für Ihren 150. Einsatz in der Bundesliga?

Aytekin: Zum einen wusste ich bis zu unserem Gespräch gar nicht, dass es jetzt schon so weit ist und ich vor meinem 150. Einsatz stehe. Deshalb konnte ich mir dazu keine Gedanken machen. Und zum anderen: Wurde in dieser Statistik die Partie Bremen gegen Hannover am 26. Spieltag der Saison 2008/2009 berücksichtigt? Damals wurde ich angesetzt, bin aber verletzungsbedingt ausgefallen.

DFB.de: Sie stehen vor Ihrem 150. Bundesligaspiel, keine Sorge. Aber was ist da vor der Begegnung Bremen gegen Hannover passiert?

Aytekin: Ich hatte mir den Zeh gebrochen. Mir ist am Abend zuvor beim Grillen eine Gasflasche auf den Fuß gefallen und ich musste das Spiel zurückgeben. Guido Winkmann ist dann für mich eingesprungen. Als ich dann ein paar Wochen später wieder im Weserstadion angesetzt wurde, fragte mich Tim Wiese vor dem Spiel: "Na, gestern nicht gegrillt?" (lacht)

DFB.de: Also können wir festhallten, dass sie sich für Ihren 150. Einsatz wünschen, dass Ihnen vor der Partie keine Gasflasche auf den Fuß fällt. Um zur eigentlichen Fragestellung zurückzukehren: Hat man als Schiedsrichter Wünsche oder sind es eher Ziele, die man sich setzt?

Aytekin: Ich hätte nichts dagegen. (lacht) Wir Schiedsrichter sind wie die Fußballspieler Sportler und versuchen, immer das Maximum rauszuholen. Das ist in unserem Fall, dass wir zur Zufriedenheit aller Beteiligten unsere Aufgabe vernünftig erledigen. Unser Anspruch ist, dass man eine ordentliche Spielleitung hinlegt. Auch wenn ich jetzt schon ein paar Bundesligaspiele gepfiffen habe, ist jede neue Ansetzung eine neue Herausforderung für mich.

DFB.de: Ist es nicht schwierig, nach so vielen Begegnungen jede neue Ansetzung als neue Herausforderung anzusehen?

Aytekin: Es bewusst wahrzunehmen und zu genießen in dieser Spielklasse aktiv sein zu dürfen, sollte man sich auch nach über zehn Jahren in der Bundesliga immer wieder vor Augen führen. Diese bewusste Wahrnehmung geht in unserer schnelllebigen Gesellschaft leider immer mehr verloren. Wie ich jetzt selbst feststellen muss, vergeht die Zeit schneller als man denkt. Wenn ich dann bald 150 Spiele auf der Uhr habe, frage ich mich schon, wo die Jahre geblieben sind.

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