Aufholjagd im Final-Rückspiel: Bayer holt den UEFA-Pokal

In der Bundesliga hat es nie geklappt mit einem Titel, umso öfter wurde Bayer Leverkusen Zweiter. Weshalb sich sogar Bayer 04 selbst "Vizekusen" nennt. Doch ganz leer ist die Klubvitrine nicht, heute vor 32 Jahren holte Bayer noch vor einem nationalen Titel einen internationalen. Das seltene Kunststück glückte im UEFA-Pokal und war ein echtes Wunder. DFB.de blickt zurück.

Trainer Erich Ribbeck hatte seinen Abschied getreu der Maxime, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist, schon angekündigt. Doch danach sah es nicht aus, denn seine Mannschaft hatte zwar sogar beim großen FC Barcelona 1:0 gewonnen und im rein deutschen Halbfinale den kommenden Meister Werder Bremen eliminiert (1:0 und 0:0), doch im Hinspiel des zweigeteilten Finals bei Espanyol Barcelona versagte sie und verlor mit 0:3. Die Tore fielen binnen 13 Minuten.

Rudi Völler als "Ansporn"

Eigentlich hatten sie schon alles verspielt, zumal Nationalspieler Thomas Hörster in beiden Partien fehlte. Immerhin kehrte Christian Schreier zurück in die Werkself. Am Spieltag kam das Gerücht auf, Bayer wolle Rudi Völler holen, der aber nur dann aus Rom käme, wenn Leverkusen 1988/1989 international spiele. Ein weiterer Ansporn, das Finale zu gewinnen.

Doch das Ziel rückt in weite Ferne. Im Rückspiel am 18. Mai steht es zur Pause noch 0:0. Das viel beschworene Wunder von Leverkusen, auf das 22.500 Zuschauer im Ulrich-Haberland-Stadion hoffen, lässt auf sich warten. Tita, der erste von vielen Bayer-Kickern aus Brasilien, hat zwar vermeintlich ein Tor (19.) erzielt, doch der niederländische Schiedsrichter Keizer hat es für irregulär erklärt. Tita hat Espanyol-Keeper Thomas N' Kono, den die Fans noch von den WM-Spielen mit Kamerun (1982) kennen, wie von Ribbeck angeordnet, beim Abschlag gestört – oder behindert? Tita tobt in der Halbzeit am Mikrofon: "Ein völlig einwandfreies Tor!" Der kicker stellt fest: "So wütend hat man ihn noch nie gesehen."

Tita trifft, Vollborn gibt ein Versprechen

Die Wut hat ihr Gutes, denn es ist Tita, der den Bann bricht. Nach einem groben Abwehrfehler stochert er in der 57. Minute den Ball über die Linie. Ein Ruck geht durch die Elf, ein Fieber ergreift die Menge. Plötzlich wird das beschauliche Ulrich-Haberland-Stadion zum Hexenkessel. Falko Götz trifft per Hechtkopfball zum 2:0 (63.) unmittelbar nachdem es ZDF-Reporter Günter-Peter Ploog eingefordert hat: "So Jungs, nun legt noch einen drauf." Die Flanke schlägt der 30 Sekunden zuvor für Tita eingewechselte Klaus Täuber. Im kicker heißt es: "Bayer spielt jetzt alles oder nichts. Volle Pulle. Libero Rolff geht ins Mittelfeld. Und die Leverkusener geben alles." Dann bekommen sie einen Freistoß, den der Pole Andrzej Buncol vor das Tor schlägt und Bum-kun Cha, der erste Südkoreaner der Bundesliga, köpft in der 81. Minute das 3:0.

In der Verlängerung fallen keine Tore, es kommt also zum Elfmeterschießen. Wieder geht Barcelona in Führung, weil Ralf Falkenmayer an N’Kono scheitert. Aber auch die Gäste zeigen Nerven: Beim Stand von 1:2 trifft Urquiaga die Latte und nach dem Ausgleich von Herbert Waas hält Rüdiger Vollborn, dessen Gezappel die Schützen entnervt, den schwach in die Mitte getretenen Schuss von Zuniga. Vollborn hat es zuvor versprochen: "Einen halte ich." Joker Täuber bringt Bayer erstmals in Führung, der nächste Spanier muss treffen. Aber Hinspiel-Held Losada (zwei Tore) kopiert Uli Hoeneß 1976 in Belgrad und schießt hoch und fest über das Tor. Spontanfeiern brechen aus, Trainer Erich Ribbeck umarmt den weinenden Cha, damals 35, und wird zum zweiten Mal nach 1980 mit Frankfurt UEFA-Cup-Sieger.

"Das Wunder von Leverkusen"

ZDF-Reporter Ploog stellt sachlich fest: "Das Wunder von Leverkusen ist perfekt geworden." Ribbeck bekommt seinen perfekten Abschied, die Fans singen "Erich, Du darfst nicht gehen!" Er sagt stolz: "Dieser Erfolg ist die Krönung unserer dreijährigen Arbeit." Und Tita, nach seiner Auswechslung gekränkt, ist in der Feiernacht längst wieder bester Laune. Er gesellt sich zur Sambatruppe, die die Siegesfeier in der Eissporthalle rockt, und gibt auf der Bühne eine Sondereinlage zum Thema brasilianischer Lebensfreude.

Der kicker schreibt: "Leverkusens Einzug in den europäischen Fußball-Walhall ist in der Tat eine der großen Sensationen des Fußballjahres 1988." Und das bei der erst zweiten Europapokalteilnahme der Werkself, die 2002 noch ein Finale erreichte: In Glasgow unterlag sie Real Madrid in der Champions League tragisch mit 1:2 und unterstrich in jenem Jahr mit drei zweiten Plätzen in allen Wettbewerben seinen Zusatznamen. Dabei fing es doch am 18. Mai 1988 im ersten großen Finale, in dem Bayer stand, so gut an.

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In der Bundesliga hat es nie geklappt mit einem Titel, umso öfter wurde Bayer Leverkusen Zweiter. Weshalb sich sogar Bayer 04 selbst "Vizekusen" nennt. Doch ganz leer ist die Klubvitrine nicht, heute vor 32 Jahren holte Bayer noch vor einem nationalen Titel einen internationalen. Das seltene Kunststück glückte im UEFA-Pokal und war ein echtes Wunder. DFB.de blickt zurück.

Trainer Erich Ribbeck hatte seinen Abschied getreu der Maxime, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist, schon angekündigt. Doch danach sah es nicht aus, denn seine Mannschaft hatte zwar sogar beim großen FC Barcelona 1:0 gewonnen und im rein deutschen Halbfinale den kommenden Meister Werder Bremen eliminiert (1:0 und 0:0), doch im Hinspiel des zweigeteilten Finals bei Espanyol Barcelona versagte sie und verlor mit 0:3. Die Tore fielen binnen 13 Minuten.

Rudi Völler als "Ansporn"

Eigentlich hatten sie schon alles verspielt, zumal Nationalspieler Thomas Hörster in beiden Partien fehlte. Immerhin kehrte Christian Schreier zurück in die Werkself. Am Spieltag kam das Gerücht auf, Bayer wolle Rudi Völler holen, der aber nur dann aus Rom käme, wenn Leverkusen 1988/1989 international spiele. Ein weiterer Ansporn, das Finale zu gewinnen.

Doch das Ziel rückt in weite Ferne. Im Rückspiel am 18. Mai steht es zur Pause noch 0:0. Das viel beschworene Wunder von Leverkusen, auf das 22.500 Zuschauer im Ulrich-Haberland-Stadion hoffen, lässt auf sich warten. Tita, der erste von vielen Bayer-Kickern aus Brasilien, hat zwar vermeintlich ein Tor (19.) erzielt, doch der niederländische Schiedsrichter Keizer hat es für irregulär erklärt. Tita hat Espanyol-Keeper Thomas N' Kono, den die Fans noch von den WM-Spielen mit Kamerun (1982) kennen, wie von Ribbeck angeordnet, beim Abschlag gestört – oder behindert? Tita tobt in der Halbzeit am Mikrofon: "Ein völlig einwandfreies Tor!" Der kicker stellt fest: "So wütend hat man ihn noch nie gesehen."

Tita trifft, Vollborn gibt ein Versprechen

Die Wut hat ihr Gutes, denn es ist Tita, der den Bann bricht. Nach einem groben Abwehrfehler stochert er in der 57. Minute den Ball über die Linie. Ein Ruck geht durch die Elf, ein Fieber ergreift die Menge. Plötzlich wird das beschauliche Ulrich-Haberland-Stadion zum Hexenkessel. Falko Götz trifft per Hechtkopfball zum 2:0 (63.) unmittelbar nachdem es ZDF-Reporter Günter-Peter Ploog eingefordert hat: "So Jungs, nun legt noch einen drauf." Die Flanke schlägt der 30 Sekunden zuvor für Tita eingewechselte Klaus Täuber. Im kicker heißt es: "Bayer spielt jetzt alles oder nichts. Volle Pulle. Libero Rolff geht ins Mittelfeld. Und die Leverkusener geben alles." Dann bekommen sie einen Freistoß, den der Pole Andrzej Buncol vor das Tor schlägt und Bum-kun Cha, der erste Südkoreaner der Bundesliga, köpft in der 81. Minute das 3:0.

In der Verlängerung fallen keine Tore, es kommt also zum Elfmeterschießen. Wieder geht Barcelona in Führung, weil Ralf Falkenmayer an N’Kono scheitert. Aber auch die Gäste zeigen Nerven: Beim Stand von 1:2 trifft Urquiaga die Latte und nach dem Ausgleich von Herbert Waas hält Rüdiger Vollborn, dessen Gezappel die Schützen entnervt, den schwach in die Mitte getretenen Schuss von Zuniga. Vollborn hat es zuvor versprochen: "Einen halte ich." Joker Täuber bringt Bayer erstmals in Führung, der nächste Spanier muss treffen. Aber Hinspiel-Held Losada (zwei Tore) kopiert Uli Hoeneß 1976 in Belgrad und schießt hoch und fest über das Tor. Spontanfeiern brechen aus, Trainer Erich Ribbeck umarmt den weinenden Cha, damals 35, und wird zum zweiten Mal nach 1980 mit Frankfurt UEFA-Cup-Sieger.

"Das Wunder von Leverkusen"

ZDF-Reporter Ploog stellt sachlich fest: "Das Wunder von Leverkusen ist perfekt geworden." Ribbeck bekommt seinen perfekten Abschied, die Fans singen "Erich, Du darfst nicht gehen!" Er sagt stolz: "Dieser Erfolg ist die Krönung unserer dreijährigen Arbeit." Und Tita, nach seiner Auswechslung gekränkt, ist in der Feiernacht längst wieder bester Laune. Er gesellt sich zur Sambatruppe, die die Siegesfeier in der Eissporthalle rockt, und gibt auf der Bühne eine Sondereinlage zum Thema brasilianischer Lebensfreude.

Der kicker schreibt: "Leverkusens Einzug in den europäischen Fußball-Walhall ist in der Tat eine der großen Sensationen des Fußballjahres 1988." Und das bei der erst zweiten Europapokalteilnahme der Werkself, die 2002 noch ein Finale erreichte: In Glasgow unterlag sie Real Madrid in der Champions League tragisch mit 1:2 und unterstrich in jenem Jahr mit drei zweiten Plätzen in allen Wettbewerben seinen Zusatznamen. Dabei fing es doch am 18. Mai 1988 im ersten großen Finale, in dem Bayer stand, so gut an.

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