Aues Männel: "Widerstände überwinden"

Der FC Erzgebirge Aue überwintert in der 3. Liga auf einem Abstiegsplatz. Torhüter Martin Männel, der bei den "Veilchen" Rekordspieler ist und Kultstatus genießt, konnte zuletzt verletzungsbedingt nicht helfen. Der Kapitän arbeitet nach Rückenproblemen an seinem erneuten Comeback. Im DFB.de-Interview spricht der 36 Jahre alte Schlussmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die turbulente Saison.

DFB.de: Die 3. Liga hat sich wegen der WM in Katar erstmals schon im November in die Winterpause verabschiedet. Wie werden Sie die fußballfreie Zeit nutzen, Herr Männel?

Martin Männel: Wir haben als "Hausaufgaben" einige Trainingspläne mit auf den Weg bekommen. Die Freizeit werde ich mit meiner Frau Doreen und unseren beiden Söhnen Anton und Max verbringen. In der Weihnachtszeit werden wir wahrscheinlich verreisen. In erster Linie geht es aber darum, die Köpfe von der aktuellen Situation freizubekommen.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga kämpft Ihr Team jetzt auch in der 3. Liga um den Klassenverbleib. Hatten Sie damit gerechnet, dass sich die Saison für die "Veilchen" so schwierig entwickeln könnte?

Männel: Um ehrlich zu sein, hatten damit wohl die wenigsten von uns gerechnet. Jeder war zwar gewarnt, weil man schon in den vergangenen Jahren häufiger gesehen hat, wie schwer es für einen Absteiger sein kann. Die 3. Liga ist eben sehr ausgeglichen besetzt. Bis auf Tabellenführer SV 07 Elversberg, das sich bereits etwas abgesetzt hat, sind alle anderen Teams bereits mehr oder weniger gestrauchelt. Wir sind nach dem Abstieg mit einer komplett neuen Mannschaft gestartet, mussten erst einmal eine Idee entwickeln, wie wir erfolgreich Fußball spielen können. Dieser Prozess hat logischerweise Zeit gekostet. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir den Klassenverbleib schaffen werden, weil die nötige Qualität im Kader vorhanden ist.

DFB.de: Aues Sportlicher Leiter Matthias Heidrich sagte auf der Mitgliederversammlung, dass der Verein sämtliche Symptome eines Absteigers habe. Würden Sie seine Meinung teilen?

Männel: Er hat seine Aussage mit Fakten untermauert. Wir haben viele Fehler gemacht, Eigentore erzielt und Rote Karten an der Mittellinie kassiert. Alles Dinge, die man für ein erfolgreiches Spiel nicht benötigt und die sich bis zur Winterpause bei uns angehäuft haben. Damit hat Matthias Heidrich recht. Es gilt, diese Widerstände zu überwinden und eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität zu entwickeln.

DFB.de: Wie lautet grundsätzlich Ihr Fazit zur Winterpause?

Männel: Wir haben Niederlagen kassiert, die rückblickend sehr unglücklich zustande gekommen waren. Aufgrund der neu zusammengestellten Mannschaft befanden wir uns nicht zuletzt in einem Findungsprozess, haben einige enge, knifflige Partien verloren oder nur Unentschieden gespielt. Die Leistungen waren nicht immer schlecht, aber unter dem Strich hatten wir zu viele negative Erlebnisse und Ergebnisse.

DFB.de: Könnte Ihnen und dem Team die ungewohnt lange Winterpause möglicherweise gelegen kommen?

Männel: Wir sind nicht glücklich über die Pause. Die Niederlagen beim FC Viktoria Köln und zu Hause gegen den MSV Duisburg hatten uns nämlich nicht aus der Bahn geworfen, sondern uns noch enger zusammenrücken lassen, was der 1:0-Auswärtserfolg bei Borussia Dortmund II in der abschließenden Partie unterstreicht. Nach dem Sieg wären wir gerne in diesem Flow geblieben.

DFB.de: Auch hinter Ihnen persönlich liegt ein schwieriges Jahr. Erst hatten Sie den Endspurt der Zweitligasaison und dann auch noch die ersten neun Begegnungen der laufenden Spielzeit wegen einer Meniskus-Operation verpasst. Beim Jahresabschluss mussten Sie wegen einer Rückenverletzung zusehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie im neuen Jahr im Auftaktspiel beim FC Ingolstadt 04 wieder zwischen den Pfosten stehen?

Männel: Das zurückliegende Dreivierteljahr war nach meiner Knie-OP eine körperliche Aufholjagd. Wenn ich im Tor stehe, dann möchte ich nicht der sein, der das Mannschaftsniveau herunterdrückt. Ich gehe aber davon aus, dass ich im neuen Jahr wieder im Kasten stehen werde.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, dass Sie so lange nicht selbst eingreifen konnten?

Männel: Das war eine Katastrophe und sehr unbefriedigend. Jeder ist Fußballer geworden, um auf dem Platz zu stehen und nicht auf der Tribüne oder der Bank zu sitzen. Bei einem Torhüter ist es noch spezieller, weil auf dieser Position seltener gewechselt wird.

DFB.de: Wie konnten Sie sich in dieser Situation als Kapitän einbringen?

Männel: Wegen meiner Verletzung hatte ich auch viele Trainingseinheiten verpasst. Obwohl ich nicht auf dem Platz stand, war ich aber fast täglich bei der Mannschaft. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Gespräche geführt, meine Erfahrungen eingebracht und wollte den Jungs eine Hilfe sein.

DFB.de: Sie gelten bei den "Veilchen" als Galions- und Identifikationsfigur, haben zuvor nur für FC Energie Cottbus gespielt. Warum fühlen Sie sich im Erzgebirge so wohl?

Männel: Bei Energie Cottbus hatte ich als damaliger Junioren-Nationalspieler den Sprung in den Bundesligakader geschafft. Ich benötigte aber Spielpraxis, um mich weiterzuentwickeln. Aue hatte mir diese Chance geboten und die Tür zum Profifußball aufgestoßen. Zwei Jahre später sind wir in die 2. Bundesliga aufgestiegen und im Jahr darauf waren wir sogar Herbstmeister und bis zum Schluss in der Tabelle oben dabei. Im Erzgebirge habe ich meine Frau kennengelernt und ein Haus gebaut. Die Leute sind sehr freundlich und ich habe immer den Zuspruch aus dem Umfeld gespürt, den man als Fußballer benötigt. Diese Art der Bestätigung habe ich immer versucht, mit Leistung zurückzugeben.

DFB.de: Kam für Sie nie ein Wechsel zu einem anderen Verein in Frage?

Männel: Es gab Anfragen und Gespräche, die von meiner Seite aber nicht weiterverfolgt wurden. Ich bin ein Typ, der immer spielen will. Mit der Ersatzbank tue ich mich schwer. Ich hatte in meiner Laufbahn das Privileg, immer in erster Reihe dabei zu sein.

DFB.de: Mit 466 Partien sind Sie Rekordspieler des Klubs. Was bedeutet Ihnen diese Marke?

Männel: Ich bin keiner, der eine Strichliste führt. Deshalb bedeutet mir diese Zahl momentan nicht allzu viel. Wenn ich irgendwann aufgehört habe und auf meine Karriere zurückblicke, dann wird es aber sicherlich etwas sein, auf das ich durchaus stolz sein kann.

DFB.de: Was trauen Sie Ihrem Team im nächsten Jahr noch zu?

Männel: Wichtig ist, dass wir den Klassenverbleib schaffen. Alles andere darf kein Thema sein. Die Situation gibt auch nichts anderes her. Wenn wir am Saisonende über dem Strich stehen, dann wäre das super.

[mspw]

Der FC Erzgebirge Aue überwintert in der 3. Liga auf einem Abstiegsplatz. Torhüter Martin Männel, der bei den "Veilchen" Rekordspieler ist und Kultstatus genießt, konnte zuletzt verletzungsbedingt nicht helfen. Der Kapitän arbeitet nach Rückenproblemen an seinem erneuten Comeback. Im DFB.de-Interview spricht der 36 Jahre alte Schlussmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die turbulente Saison.

DFB.de: Die 3. Liga hat sich wegen der WM in Katar erstmals schon im November in die Winterpause verabschiedet. Wie werden Sie die fußballfreie Zeit nutzen, Herr Männel?

Martin Männel: Wir haben als "Hausaufgaben" einige Trainingspläne mit auf den Weg bekommen. Die Freizeit werde ich mit meiner Frau Doreen und unseren beiden Söhnen Anton und Max verbringen. In der Weihnachtszeit werden wir wahrscheinlich verreisen. In erster Linie geht es aber darum, die Köpfe von der aktuellen Situation freizubekommen.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga kämpft Ihr Team jetzt auch in der 3. Liga um den Klassenverbleib. Hatten Sie damit gerechnet, dass sich die Saison für die "Veilchen" so schwierig entwickeln könnte?

Männel: Um ehrlich zu sein, hatten damit wohl die wenigsten von uns gerechnet. Jeder war zwar gewarnt, weil man schon in den vergangenen Jahren häufiger gesehen hat, wie schwer es für einen Absteiger sein kann. Die 3. Liga ist eben sehr ausgeglichen besetzt. Bis auf Tabellenführer SV 07 Elversberg, das sich bereits etwas abgesetzt hat, sind alle anderen Teams bereits mehr oder weniger gestrauchelt. Wir sind nach dem Abstieg mit einer komplett neuen Mannschaft gestartet, mussten erst einmal eine Idee entwickeln, wie wir erfolgreich Fußball spielen können. Dieser Prozess hat logischerweise Zeit gekostet. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir den Klassenverbleib schaffen werden, weil die nötige Qualität im Kader vorhanden ist.

DFB.de: Aues Sportlicher Leiter Matthias Heidrich sagte auf der Mitgliederversammlung, dass der Verein sämtliche Symptome eines Absteigers habe. Würden Sie seine Meinung teilen?

Männel: Er hat seine Aussage mit Fakten untermauert. Wir haben viele Fehler gemacht, Eigentore erzielt und Rote Karten an der Mittellinie kassiert. Alles Dinge, die man für ein erfolgreiches Spiel nicht benötigt und die sich bis zur Winterpause bei uns angehäuft haben. Damit hat Matthias Heidrich recht. Es gilt, diese Widerstände zu überwinden und eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität zu entwickeln.

DFB.de: Wie lautet grundsätzlich Ihr Fazit zur Winterpause?

Männel: Wir haben Niederlagen kassiert, die rückblickend sehr unglücklich zustande gekommen waren. Aufgrund der neu zusammengestellten Mannschaft befanden wir uns nicht zuletzt in einem Findungsprozess, haben einige enge, knifflige Partien verloren oder nur Unentschieden gespielt. Die Leistungen waren nicht immer schlecht, aber unter dem Strich hatten wir zu viele negative Erlebnisse und Ergebnisse.

DFB.de: Könnte Ihnen und dem Team die ungewohnt lange Winterpause möglicherweise gelegen kommen?

Männel: Wir sind nicht glücklich über die Pause. Die Niederlagen beim FC Viktoria Köln und zu Hause gegen den MSV Duisburg hatten uns nämlich nicht aus der Bahn geworfen, sondern uns noch enger zusammenrücken lassen, was der 1:0-Auswärtserfolg bei Borussia Dortmund II in der abschließenden Partie unterstreicht. Nach dem Sieg wären wir gerne in diesem Flow geblieben.

DFB.de: Auch hinter Ihnen persönlich liegt ein schwieriges Jahr. Erst hatten Sie den Endspurt der Zweitligasaison und dann auch noch die ersten neun Begegnungen der laufenden Spielzeit wegen einer Meniskus-Operation verpasst. Beim Jahresabschluss mussten Sie wegen einer Rückenverletzung zusehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie im neuen Jahr im Auftaktspiel beim FC Ingolstadt 04 wieder zwischen den Pfosten stehen?

Männel: Das zurückliegende Dreivierteljahr war nach meiner Knie-OP eine körperliche Aufholjagd. Wenn ich im Tor stehe, dann möchte ich nicht der sein, der das Mannschaftsniveau herunterdrückt. Ich gehe aber davon aus, dass ich im neuen Jahr wieder im Kasten stehen werde.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, dass Sie so lange nicht selbst eingreifen konnten?

Männel: Das war eine Katastrophe und sehr unbefriedigend. Jeder ist Fußballer geworden, um auf dem Platz zu stehen und nicht auf der Tribüne oder der Bank zu sitzen. Bei einem Torhüter ist es noch spezieller, weil auf dieser Position seltener gewechselt wird.

DFB.de: Wie konnten Sie sich in dieser Situation als Kapitän einbringen?

Männel: Wegen meiner Verletzung hatte ich auch viele Trainingseinheiten verpasst. Obwohl ich nicht auf dem Platz stand, war ich aber fast täglich bei der Mannschaft. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Gespräche geführt, meine Erfahrungen eingebracht und wollte den Jungs eine Hilfe sein.

DFB.de: Sie gelten bei den "Veilchen" als Galions- und Identifikationsfigur, haben zuvor nur für FC Energie Cottbus gespielt. Warum fühlen Sie sich im Erzgebirge so wohl?

Männel: Bei Energie Cottbus hatte ich als damaliger Junioren-Nationalspieler den Sprung in den Bundesligakader geschafft. Ich benötigte aber Spielpraxis, um mich weiterzuentwickeln. Aue hatte mir diese Chance geboten und die Tür zum Profifußball aufgestoßen. Zwei Jahre später sind wir in die 2. Bundesliga aufgestiegen und im Jahr darauf waren wir sogar Herbstmeister und bis zum Schluss in der Tabelle oben dabei. Im Erzgebirge habe ich meine Frau kennengelernt und ein Haus gebaut. Die Leute sind sehr freundlich und ich habe immer den Zuspruch aus dem Umfeld gespürt, den man als Fußballer benötigt. Diese Art der Bestätigung habe ich immer versucht, mit Leistung zurückzugeben.

DFB.de: Kam für Sie nie ein Wechsel zu einem anderen Verein in Frage?

Männel: Es gab Anfragen und Gespräche, die von meiner Seite aber nicht weiterverfolgt wurden. Ich bin ein Typ, der immer spielen will. Mit der Ersatzbank tue ich mich schwer. Ich hatte in meiner Laufbahn das Privileg, immer in erster Reihe dabei zu sein.

DFB.de: Mit 466 Partien sind Sie Rekordspieler des Klubs. Was bedeutet Ihnen diese Marke?

Männel: Ich bin keiner, der eine Strichliste führt. Deshalb bedeutet mir diese Zahl momentan nicht allzu viel. Wenn ich irgendwann aufgehört habe und auf meine Karriere zurückblicke, dann wird es aber sicherlich etwas sein, auf das ich durchaus stolz sein kann.

DFB.de: Was trauen Sie Ihrem Team im nächsten Jahr noch zu?

Männel: Wichtig ist, dass wir den Klassenverbleib schaffen. Alles andere darf kein Thema sein. Die Situation gibt auch nichts anderes her. Wenn wir am Saisonende über dem Strich stehen, dann wäre das super.

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