Atlas-Vorstand Fuhrken: Im Pokal gegen Kollege Kohfeldt

Der SV Atlas Delmenhorst aus der Oberliga Niedersachsen hat mit dem benachbarten Bundesligisten SV Werder Bremen ein Traumlos für die erste Runde im DFB-Pokal gezogen. Beide Stadien trennen nur 16,6 Kilometer. Im DFB.de-Interview spricht Bastian Fuhrken, Vorstands- und Gründungsmitglied beim SV Atlas, mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über den Anruf eines alten Bekannten.

DFB.de: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie das Los SV Werder Bremen gesehen haben, Herr Fuhrken?

Bastian Fuhrken: Das war Freude pur. Vor der Auslosung hatten wir selbstverständlich auf einen großen Traditionsverein gehofft: Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Dass es nun Werder Bremen geworden ist, ist für die Region aber das bestmögliche Los. Kaum fährt man aus Delmenhorst raus, sieht man schon das Stadtschild Bremen. Bestimmt 80 Prozent der Personen, die eine Verbindung zum SV Atlas Delmenhorst haben, gehen auch zu den Heimspielen von Werder. Mein Vater besitzt beispielsweise seit 20 Jahren eine Dauerkarte beim SV Werder.

DFB.de: Wo haben Sie die Auslosung verfolgt?

Fuhrken: Unser Präsident Manfred Engelbart und Schatzmeister Thomas von Rönn waren mit einer Delegation bei der Auslosung im Deutschen Fußballmuseum dabei. Ich habe mir das gemeinsam mit der Mannschaft in unserem Vereinsheim angeschaut. Wir hatten in unserer typischen Raucherkneipe eine Leinwand und zwei Fernseher aufgebaut. Insgesamt waren wir rund 250 Personen. Auf dem Delmenhorster Stadtfest gab es ebenfalls ein Public Viewing. Es herrscht eine riesige Euphorie.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie nur wenig später von Werder-Cheftrainer Florian Kohfeldt angerufen wurden?

Fuhrken: Ja, das ist richtig. Florian und ich haben beim TV Jahn Delmenhorst in der Jugend zusammen Fußball gespielt. Da er ein Jahr älter ist, hat er einen Jahrgang über mir gespielt. Wir kannten uns natürlich dennoch, und der Kontakt ist über die Jahre nicht abgerissen. Über den TV Jahn Delmenhorst ist er auch bei Werder Bremen gelandet.

DFB.de: Wie viele Nachrichten hatten Sie nach der Auslosung auf Ihrem Handy?

Fuhrken: Nach dem Telefonat mit Florian hatte ich mein Handy erst mal ausgeschaltet und weggelegt. Als ich es dann am nächsten Tag wieder eingeschaltet hatte, waren es rund 300 Nachrichten. So ging es nicht nur mir, sondern jedem aus unserem sechsköpfigen Vorstand. Unsere Handys sind fast explodiert. (lacht)

DFB.de: Das Los SV Werder Bremen bedeutet aber auch viel Arbeit, oder?

Fuhrken: Schon vor der Auslosung haben wir vom DFB einige organisatorische Hinweise bekommen. Darunter auch eine 111-seitige Präsentation, in der es unter anderem um die TV-Übertragung und die Sicherheit geht. Da kommt schon kurz der Gedanke, wie wir das alles in nur knapp zwei Monaten auf die Beine stellen sollen. Wir engagieren uns ehrenamtlich im Verein und müssen uns vielleicht einen Monat beurlauben lassen. (lacht) Die riesige Vorfreude auf die Partie überwiegt aber eindeutig.

DFB.de: Das Stadion des SV Atlas Delmenhorst bietet Platz für maximal 6000 Zuschauer. Ist ein anderer Spielort denkbar?

Fuhrken: Im Vorfeld hatten wir neben unserem Stadion auch die Spielstätte des VfB Oldenburg und das Weserstadion als mögliche Ausweichstadien angegeben. Oldenburg ist mittlerweile wohl keine Option mehr, weil dort Umbauarbeiten stattfinden. Die Arena von Werder Bremen ist insofern problematisch, da normalerweise das Heimrecht im DFB-Pokal nicht getauscht werden darf. Wir werden uns zeitnah mit Werder Bremen zusammensetzen, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, im Weserstadion zu spielen. Sonst werden wir mit der Stadt Delmenhorst darüber reden, die Kapazität unseres Stadions mit zusätzlichen Tribünen zu erhöhen. Schon jetzt wäre vermutlich klar, dass wegen unserer Sponsoren, Unterstützer und Fans wohl keins der 6000 Tickets in den freien Verkauf gehen würde.

DFB.de: Sie waren an der Neugründung des SV Atlas Delmenhorst im Jahr 2012 beteiligt. Wie lief das ab?

Fuhrken: Zum Hintergrund: Der SV Atlas Delmenhorst musste 2002 Insolvenz anmelden und wurde aufgelöst. Um die Jugendabteilungen des Vereins fortzuführen, wurde Eintracht Delmenhorst gegründet. Nach ein paar Jahren kam mein bester Freund Tammo Renken, mit dem ich seit 2009 bei der Eintracht gespielt hatte, mit der Idee auf mich zu, den SV Atlas Delmenhorst wiederzubeleben. Wir haben dann schnell Sponsoren gefunden, die davon überzeugt waren und uns angeboten hatten, die Mannschaften mit Trikots und Trainingsbekleidung auszustatten. Um den Verein überhaupt gründen zu können, benötigten wir sieben Leute. Da wir nur zu sechst waren, haben wir dann wirklich noch eine Person dazu genommen, die in der Gaststätte gerade an der Theke saß.

DFB.de: Haben Sie es schon damals für möglich gehalten, dass der SV Atlas Delmenhorst so schnell am DFB-Pokal teilnehmen könnte?

Fuhrken: Absolut nicht. Wir sind damals in der Kreisklasse gestartet. Unser Ziel war, dass wir innerhalb von fünf Jahren in die Landesliga aufsteigen. Stattdessen sind wir in diesem Zeitraum bis in die Oberliga aufgestiegen. Wir haben seitdem schon einige blaue Flecken vom häufigen Kneifen. (lacht) Der bisherige Höhepunkt war das 3:2 im Endspiel um den Verbandspokal von Niedersachsen am Finaltag der Amateure gegen unseren Ligakonkurrenten TuS Bersenbrück. Dass wir nun in einem Pflichtspiel gegen den SV Werder Bremen spielen, hätte niemand gedacht. Es ist wie im Traum.

[mspw]

Der SV Atlas Delmenhorst aus der Oberliga Niedersachsen hat mit dem benachbarten Bundesligisten SV Werder Bremen ein Traumlos für die erste Runde im DFB-Pokal gezogen. Beide Stadien trennen nur 16,6 Kilometer. Im DFB.de-Interview spricht Bastian Fuhrken, Vorstands- und Gründungsmitglied beim SV Atlas, mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über den Anruf eines alten Bekannten.

DFB.de: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie das Los SV Werder Bremen gesehen haben, Herr Fuhrken?

Bastian Fuhrken: Das war Freude pur. Vor der Auslosung hatten wir selbstverständlich auf einen großen Traditionsverein gehofft: Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Dass es nun Werder Bremen geworden ist, ist für die Region aber das bestmögliche Los. Kaum fährt man aus Delmenhorst raus, sieht man schon das Stadtschild Bremen. Bestimmt 80 Prozent der Personen, die eine Verbindung zum SV Atlas Delmenhorst haben, gehen auch zu den Heimspielen von Werder. Mein Vater besitzt beispielsweise seit 20 Jahren eine Dauerkarte beim SV Werder.

DFB.de: Wo haben Sie die Auslosung verfolgt?

Fuhrken: Unser Präsident Manfred Engelbart und Schatzmeister Thomas von Rönn waren mit einer Delegation bei der Auslosung im Deutschen Fußballmuseum dabei. Ich habe mir das gemeinsam mit der Mannschaft in unserem Vereinsheim angeschaut. Wir hatten in unserer typischen Raucherkneipe eine Leinwand und zwei Fernseher aufgebaut. Insgesamt waren wir rund 250 Personen. Auf dem Delmenhorster Stadtfest gab es ebenfalls ein Public Viewing. Es herrscht eine riesige Euphorie.

DFB.de: Stimmt es, dass Sie nur wenig später von Werder-Cheftrainer Florian Kohfeldt angerufen wurden?

Fuhrken: Ja, das ist richtig. Florian und ich haben beim TV Jahn Delmenhorst in der Jugend zusammen Fußball gespielt. Da er ein Jahr älter ist, hat er einen Jahrgang über mir gespielt. Wir kannten uns natürlich dennoch, und der Kontakt ist über die Jahre nicht abgerissen. Über den TV Jahn Delmenhorst ist er auch bei Werder Bremen gelandet.

DFB.de: Wie viele Nachrichten hatten Sie nach der Auslosung auf Ihrem Handy?

Fuhrken: Nach dem Telefonat mit Florian hatte ich mein Handy erst mal ausgeschaltet und weggelegt. Als ich es dann am nächsten Tag wieder eingeschaltet hatte, waren es rund 300 Nachrichten. So ging es nicht nur mir, sondern jedem aus unserem sechsköpfigen Vorstand. Unsere Handys sind fast explodiert. (lacht)

DFB.de: Das Los SV Werder Bremen bedeutet aber auch viel Arbeit, oder?

Fuhrken: Schon vor der Auslosung haben wir vom DFB einige organisatorische Hinweise bekommen. Darunter auch eine 111-seitige Präsentation, in der es unter anderem um die TV-Übertragung und die Sicherheit geht. Da kommt schon kurz der Gedanke, wie wir das alles in nur knapp zwei Monaten auf die Beine stellen sollen. Wir engagieren uns ehrenamtlich im Verein und müssen uns vielleicht einen Monat beurlauben lassen. (lacht) Die riesige Vorfreude auf die Partie überwiegt aber eindeutig.

DFB.de: Das Stadion des SV Atlas Delmenhorst bietet Platz für maximal 6000 Zuschauer. Ist ein anderer Spielort denkbar?

Fuhrken: Im Vorfeld hatten wir neben unserem Stadion auch die Spielstätte des VfB Oldenburg und das Weserstadion als mögliche Ausweichstadien angegeben. Oldenburg ist mittlerweile wohl keine Option mehr, weil dort Umbauarbeiten stattfinden. Die Arena von Werder Bremen ist insofern problematisch, da normalerweise das Heimrecht im DFB-Pokal nicht getauscht werden darf. Wir werden uns zeitnah mit Werder Bremen zusammensetzen, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, im Weserstadion zu spielen. Sonst werden wir mit der Stadt Delmenhorst darüber reden, die Kapazität unseres Stadions mit zusätzlichen Tribünen zu erhöhen. Schon jetzt wäre vermutlich klar, dass wegen unserer Sponsoren, Unterstützer und Fans wohl keins der 6000 Tickets in den freien Verkauf gehen würde.

DFB.de: Sie waren an der Neugründung des SV Atlas Delmenhorst im Jahr 2012 beteiligt. Wie lief das ab?

Fuhrken: Zum Hintergrund: Der SV Atlas Delmenhorst musste 2002 Insolvenz anmelden und wurde aufgelöst. Um die Jugendabteilungen des Vereins fortzuführen, wurde Eintracht Delmenhorst gegründet. Nach ein paar Jahren kam mein bester Freund Tammo Renken, mit dem ich seit 2009 bei der Eintracht gespielt hatte, mit der Idee auf mich zu, den SV Atlas Delmenhorst wiederzubeleben. Wir haben dann schnell Sponsoren gefunden, die davon überzeugt waren und uns angeboten hatten, die Mannschaften mit Trikots und Trainingsbekleidung auszustatten. Um den Verein überhaupt gründen zu können, benötigten wir sieben Leute. Da wir nur zu sechst waren, haben wir dann wirklich noch eine Person dazu genommen, die in der Gaststätte gerade an der Theke saß.

DFB.de: Haben Sie es schon damals für möglich gehalten, dass der SV Atlas Delmenhorst so schnell am DFB-Pokal teilnehmen könnte?

Fuhrken: Absolut nicht. Wir sind damals in der Kreisklasse gestartet. Unser Ziel war, dass wir innerhalb von fünf Jahren in die Landesliga aufsteigen. Stattdessen sind wir in diesem Zeitraum bis in die Oberliga aufgestiegen. Wir haben seitdem schon einige blaue Flecken vom häufigen Kneifen. (lacht) Der bisherige Höhepunkt war das 3:2 im Endspiel um den Verbandspokal von Niedersachsen am Finaltag der Amateure gegen unseren Ligakonkurrenten TuS Bersenbrück. Dass wir nun in einem Pflichtspiel gegen den SV Werder Bremen spielen, hätte niemand gedacht. Es ist wie im Traum.

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