Arnold über den Abstieg: "Wir möchten das als Chance sehen"

Seit zehn Jahren ist Marc Arnold für die sportliche Leitung von Eintracht Braunschweig zuständig und führte den Verein zeitweise bis in die Bundesliga. Im Mai erlebte er die schwärzeste Stunde seiner Dienstzeit: den Abstieg in die 3. Liga. Mit einem neuen Trainer und rundum erneuerten Kader strebt der Traditionsverein nun die Rückkehr in die 2. Bundesliga an. Im DFB.de-Interview spricht der 47-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den Wiederaufbau, die Konkurrenzsituation in der 3. Liga und sein Verhältnis zu Ex-Trainer Torsten Lieberknecht.

DFB.de: Herr Arnold, wie lange hat es gedauert, bis Sie und der ganze Verein den Abstieg verarbeitet hatten?

Marc Arnold: Der Abstieg war ein ganz bitterer Moment, dennoch waren wir dazu gezwungen, schnell wieder nach vorne zu blicken und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir haben uns als Verein wieder neu aufgestellt und möchten das auch als Chance sehen.

DFB.de: Mannschaften, die in den Relegationsspielen um den Bundesligaaufstieg scheiterten, bekamen in der Saison darauf oft Probleme. Ihren Verein hat es mit dem Abstieg am schlimmsten erwischt. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass es nach einer verlorenen Relegation oft so schnell bergab geht?

Arnold: Unser Abstieg hängt nicht zwangsweise mit der Relegation zusammen. Wir hatten andere Probleme. Das begann bereits in der Hinrunde, als wir relativ große Verletzungssorgen hatten. Die Mannschaft fand nie so richtig ihren Rhythmus und konnte nie ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Die verletzten Führungsspieler fehlten nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine. Auch in der Rückrunde fanden wir nicht unseren Rhythmus und waren am Ende auch mental nicht dazu in der Lage, entsprechend dagegenzuhalten.

DFB.de: Trotzdem wurden 12.000 Dauerkarten verlängert, das erste öffentliche Training war ebenfalls gut besucht. Auch beim 1. FC Kaiserslautern oder den Bundesligaabsteigern 1. FC Köln und Hamburger SV ist fast ein Hauch von "Abstiegseuphorie" zu spüren. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Arnold: All die genannten Vereine sind Traditionsvereine mit einer großen Verwurzelung in ihren Städten und einer engen Verzahnung mit den Fans. Das ist bei uns genauso. Verständlicherweise war der Frust über den unerwarteten Abstieg natürlich erst mal groß. Aber als zwei Wochen vergangen waren und die ersten Verpflichtungen - allen voran die Präsentation unseres neuen Trainers Henrik Pedersen - bekanntgegeben wurden, hat sich bei uns die Stimmung ins Positive verändert.

DFB: Sie haben zehn Jahre eng mit Trainer Torsten Lieberknecht zusammengearbeitet. Nach dem Abstieg wurde die Zusammenarbeit beendet. Fühlt es sich für Sie merkwürdig an, nun erstmals ohne ihn einer neuen Saison entgegenzublicken?

Arnold: Das ist natürlich eine Umstellung. Wir haben uns zehn Jahre lang fast jeden Tag gesehen. Das war dann plötzlich vorbei.

DFB.de: Haben Sie noch Kontakt miteinander?

Arnold: Momentan nicht. Es ist aber auch normal, dass sich jeder nach so einem Einschnitt erst mal neu sortieren muss und auch Abstand braucht. Ich bin aktuell auch sehr eingespannt, um die neue Saison vorzubereiten. Daher befinden wir uns aktuell nicht im Austausch.

DFB.de: Nun wurde mit Henrik Pedersen ein neuer Trainer verpflichtet, der lange Nachwuchstrainer bei Red Bull Salzburg und zuletzt Assistenzcoach bei Union Berlin war. Warum ist er der richtige Trainer für den Neuaufbau?

Arnold: Er hat uns mit seiner Auffassung vom Fußball und den zwischenmenschlichen Aspekten überzeugt. Er legt großen Wert auf ein aggressives Angriffsverhalten mit Pressing und Gegenpressing. Wir werden in der 3. Liga aber sicher auf viele tiefstehende Mannschaften treffen. Auch dann wird er die richtigen Lösungen finden.

DFB.de: Derzeit hat Ihre Mannschaft zehn Zugängen sowie sechs neue Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Dafür haben 17 Spieler den Verein verlassen. Wie lange wird es dauern, bis aus diesem Kader eine echte Mannschaft wird?

Arnold: Das ist die große Herausforderung. Wir haben relativ früh mit dem Training begonnen, damit die Spieler körperlich gut vorbereitet sind und zudem als Mannschaft zusammenwachsen. Wie schnell das gelingen kann, wird sich zeigen. Wir haben einen relativ großen Umbruch vollzogen, das braucht auch ein bisschen Geduld. Niemand erwartet, dass wir von Saisonbeginn an jeden Gegner in Grund und Boden spielen. Aber natürlich wollen wir gut in die neue Spielzeit starten.

DFB.de: Wird sich der Kader bis zum Saisonstart noch verändern?

Arnold: Suleiman Abdullahi und Gustav Valsvik werden uns sicherlich noch verlassen. Wie die Zukunft von Christoffer Nyman aussieht, bleibt abzuwarten. Auf der anderen Seite würden auch wir gerne noch zwei oder drei Offensivspieler verpflichten. Sicherlich wird der Transfermarkt nach der Weltmeisterschaft noch mal in Bewegung kommen, so dass zum Beispiel auch Bundesligisten Spieler verleihen werden. Daher haben wir uns bewusst dazu entschieden, den einen oder anderen Platz im Kader noch freizuhalten.

DFB.de: Die Öffentlichkeit erwartet von Eintracht Braunschweig den sofortigen Wiederaufstieg. Lässt sich so etwas überhaupt planen, wenn man mit einem komplett erneuerten Kader in die Saison geht?

Arnold: Wir möchten wieder aufsteigen. Ob uns das bereits in dieser Saison gelingen wird, ist schwer zu beantworten. Wir haben einen neuen Kader und spielen in einer sehr ausgeglichen besetzten 3. Liga. Trotzdem sind wir natürlich bestrebt, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Je länger man in der 3. Liga ist, desto schwieriger kann es in den Jahren darauf werden, wieder aufzusteigen. Ein Nichtaufstieg nach dieser Saison wäre mit einer deutlichen Reduzierung des Budgets verbunden.

DFB.de: Wer sind die stärksten Konkurrenten um den Aufstieg?

Arnold: Der SV Wehen Wiesbaden hat eine sehr gute Saison gespielt und einige interessante Spieler geholt, er gehört sicherlich zu den Aufstiegskandidaten. Genauso wie 1860 München, der 1. FC Kaiserslautern, KFC Uerdingen und Karlsruher SC.

DFB.de: Sie haben die Geburtsstunde der 3. Liga im Jahre 2008 miterlebt und waren mit der Eintracht drei Spielzeiten darin vertreten. Wie hat sich die 3. Liga seitdem verändert?

Arnold: Die Leistungsdichte hat zugenommen. Dadurch ist die 3. Liga heute auch viel interessanter als früher. Wie gesagt: Ich rechne mit einem sehr engen Aufstiegsrennen.

DFB.de: Eine Neuerung sind die Montagsspiele. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Arnold: In der 2. Bundesliga spielen wir seit rund 25 Jahren am Montagabend, wir sind das aus den vergangenen Jahren also gewohnt. Aber wir wissen natürlich auch um die grundsätzliche Problematik. Wir wünschen uns, dass möglichst viele unserer Fans bei unseren Heim- und Auswärtsspielen live im Stadion dabei sind. Letztendlich profitiert die gesamte Liga davon, und die Drittligisten haben diesem Format zugestimmt, weil das eine Möglichkeit ist, um die Vermarktung unterhalb der ersten beiden Topligen voranzutreiben. Auf der Managertagung war festzustellen, dass sich an dieser Meinung nichts geändert hat.

[oj]

Seit zehn Jahren ist Marc Arnold für die sportliche Leitung von Eintracht Braunschweig zuständig und führte den Verein zeitweise bis in die Bundesliga. Im Mai erlebte er die schwärzeste Stunde seiner Dienstzeit: den Abstieg in die 3. Liga. Mit einem neuen Trainer und rundum erneuerten Kader strebt der Traditionsverein nun die Rückkehr in die 2. Bundesliga an. Im DFB.de-Interview spricht der 47-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den Wiederaufbau, die Konkurrenzsituation in der 3. Liga und sein Verhältnis zu Ex-Trainer Torsten Lieberknecht.

DFB.de: Herr Arnold, wie lange hat es gedauert, bis Sie und der ganze Verein den Abstieg verarbeitet hatten?

Marc Arnold: Der Abstieg war ein ganz bitterer Moment, dennoch waren wir dazu gezwungen, schnell wieder nach vorne zu blicken und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir haben uns als Verein wieder neu aufgestellt und möchten das auch als Chance sehen.

DFB.de: Mannschaften, die in den Relegationsspielen um den Bundesligaaufstieg scheiterten, bekamen in der Saison darauf oft Probleme. Ihren Verein hat es mit dem Abstieg am schlimmsten erwischt. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass es nach einer verlorenen Relegation oft so schnell bergab geht?

Arnold: Unser Abstieg hängt nicht zwangsweise mit der Relegation zusammen. Wir hatten andere Probleme. Das begann bereits in der Hinrunde, als wir relativ große Verletzungssorgen hatten. Die Mannschaft fand nie so richtig ihren Rhythmus und konnte nie ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Die verletzten Führungsspieler fehlten nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine. Auch in der Rückrunde fanden wir nicht unseren Rhythmus und waren am Ende auch mental nicht dazu in der Lage, entsprechend dagegenzuhalten.

DFB.de: Trotzdem wurden 12.000 Dauerkarten verlängert, das erste öffentliche Training war ebenfalls gut besucht. Auch beim 1. FC Kaiserslautern oder den Bundesligaabsteigern 1. FC Köln und Hamburger SV ist fast ein Hauch von "Abstiegseuphorie" zu spüren. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Arnold: All die genannten Vereine sind Traditionsvereine mit einer großen Verwurzelung in ihren Städten und einer engen Verzahnung mit den Fans. Das ist bei uns genauso. Verständlicherweise war der Frust über den unerwarteten Abstieg natürlich erst mal groß. Aber als zwei Wochen vergangen waren und die ersten Verpflichtungen - allen voran die Präsentation unseres neuen Trainers Henrik Pedersen - bekanntgegeben wurden, hat sich bei uns die Stimmung ins Positive verändert.

DFB: Sie haben zehn Jahre eng mit Trainer Torsten Lieberknecht zusammengearbeitet. Nach dem Abstieg wurde die Zusammenarbeit beendet. Fühlt es sich für Sie merkwürdig an, nun erstmals ohne ihn einer neuen Saison entgegenzublicken?

Arnold: Das ist natürlich eine Umstellung. Wir haben uns zehn Jahre lang fast jeden Tag gesehen. Das war dann plötzlich vorbei.

DFB.de: Haben Sie noch Kontakt miteinander?

Arnold: Momentan nicht. Es ist aber auch normal, dass sich jeder nach so einem Einschnitt erst mal neu sortieren muss und auch Abstand braucht. Ich bin aktuell auch sehr eingespannt, um die neue Saison vorzubereiten. Daher befinden wir uns aktuell nicht im Austausch.

DFB.de: Nun wurde mit Henrik Pedersen ein neuer Trainer verpflichtet, der lange Nachwuchstrainer bei Red Bull Salzburg und zuletzt Assistenzcoach bei Union Berlin war. Warum ist er der richtige Trainer für den Neuaufbau?

Arnold: Er hat uns mit seiner Auffassung vom Fußball und den zwischenmenschlichen Aspekten überzeugt. Er legt großen Wert auf ein aggressives Angriffsverhalten mit Pressing und Gegenpressing. Wir werden in der 3. Liga aber sicher auf viele tiefstehende Mannschaften treffen. Auch dann wird er die richtigen Lösungen finden.

DFB.de: Derzeit hat Ihre Mannschaft zehn Zugängen sowie sechs neue Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Dafür haben 17 Spieler den Verein verlassen. Wie lange wird es dauern, bis aus diesem Kader eine echte Mannschaft wird?

Arnold: Das ist die große Herausforderung. Wir haben relativ früh mit dem Training begonnen, damit die Spieler körperlich gut vorbereitet sind und zudem als Mannschaft zusammenwachsen. Wie schnell das gelingen kann, wird sich zeigen. Wir haben einen relativ großen Umbruch vollzogen, das braucht auch ein bisschen Geduld. Niemand erwartet, dass wir von Saisonbeginn an jeden Gegner in Grund und Boden spielen. Aber natürlich wollen wir gut in die neue Spielzeit starten.

DFB.de: Wird sich der Kader bis zum Saisonstart noch verändern?

Arnold: Suleiman Abdullahi und Gustav Valsvik werden uns sicherlich noch verlassen. Wie die Zukunft von Christoffer Nyman aussieht, bleibt abzuwarten. Auf der anderen Seite würden auch wir gerne noch zwei oder drei Offensivspieler verpflichten. Sicherlich wird der Transfermarkt nach der Weltmeisterschaft noch mal in Bewegung kommen, so dass zum Beispiel auch Bundesligisten Spieler verleihen werden. Daher haben wir uns bewusst dazu entschieden, den einen oder anderen Platz im Kader noch freizuhalten.

DFB.de: Die Öffentlichkeit erwartet von Eintracht Braunschweig den sofortigen Wiederaufstieg. Lässt sich so etwas überhaupt planen, wenn man mit einem komplett erneuerten Kader in die Saison geht?

Arnold: Wir möchten wieder aufsteigen. Ob uns das bereits in dieser Saison gelingen wird, ist schwer zu beantworten. Wir haben einen neuen Kader und spielen in einer sehr ausgeglichen besetzten 3. Liga. Trotzdem sind wir natürlich bestrebt, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Je länger man in der 3. Liga ist, desto schwieriger kann es in den Jahren darauf werden, wieder aufzusteigen. Ein Nichtaufstieg nach dieser Saison wäre mit einer deutlichen Reduzierung des Budgets verbunden.

DFB.de: Wer sind die stärksten Konkurrenten um den Aufstieg?

Arnold: Der SV Wehen Wiesbaden hat eine sehr gute Saison gespielt und einige interessante Spieler geholt, er gehört sicherlich zu den Aufstiegskandidaten. Genauso wie 1860 München, der 1. FC Kaiserslautern, KFC Uerdingen und Karlsruher SC.

DFB.de: Sie haben die Geburtsstunde der 3. Liga im Jahre 2008 miterlebt und waren mit der Eintracht drei Spielzeiten darin vertreten. Wie hat sich die 3. Liga seitdem verändert?

Arnold: Die Leistungsdichte hat zugenommen. Dadurch ist die 3. Liga heute auch viel interessanter als früher. Wie gesagt: Ich rechne mit einem sehr engen Aufstiegsrennen.

DFB.de: Eine Neuerung sind die Montagsspiele. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Arnold: In der 2. Bundesliga spielen wir seit rund 25 Jahren am Montagabend, wir sind das aus den vergangenen Jahren also gewohnt. Aber wir wissen natürlich auch um die grundsätzliche Problematik. Wir wünschen uns, dass möglichst viele unserer Fans bei unseren Heim- und Auswärtsspielen live im Stadion dabei sind. Letztendlich profitiert die gesamte Liga davon, und die Drittligisten haben diesem Format zugestimmt, weil das eine Möglichkeit ist, um die Vermarktung unterhalb der ersten beiden Topligen voranzutreiben. Auf der Managertagung war festzustellen, dass sich an dieser Meinung nichts geändert hat.

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