Ann-Katrin Berger: "Jetzt möchte ich mehr"

Ann-Katrin Berger hat eine ganz besondere Geschichte hinter sich. Anfang dieses Jahres hat sie einen Vertrag beim Champions-League-Teilnehmer FC Chelsea unterschrieben - der Höhepunkt einer Entwicklung, die vor gut einem Jahr niemand erahnen konnte. Rückblick: Im Dezember 2017 stand die 28 Jahre alte Torhüterin bei Birmingham City unter Vertrag. Dann bekam sie von ihren Ärzten eine Schockdiagnose: Es wurde Schilddrüsenkrebs festgestellt. Berger ließ sich operieren und stand zwei Monate später schon wieder auf dem Platz. Im DFB.de-Interview spricht Berger über ihre Leidenszeit, Rückschläge und Hoffnungen, ihr Comeback und ihre erstmalige Nominierung für die Frauen-Nationalmannschaft Ende des vergangenen Jahres.  

DFB.de: Frau Berger, Anfang des Jahres haben Sie Ihren Wechsel zum FC Chelsea bekanntgegeben. Wie haben Sie die ersten Tage beim englischen Frauenfußball-Meister erlebt?

Ann-Katrin Berger: Für mich persönlich ist das ein riesiger Schritt. Ich komme von Birmingham City, einem recht kleinen Verein im Vergleich mit Chelsea. Die Unterschiede zwischen den beiden Klubs sind enorm. Ich bin davon überzeugt, dass das für meine Karriere genau die richtige Entscheidung war. Der FC Chelsea zählt für mich zu den Topteams in Europa.

DFB.de: Wie sind Sie aufgenommen worden?

Berger: Am Anfang ist immer alles neu, es ist nicht so leicht, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Aber das Team und die Verantwortlichen haben mir sehr geholfen und mich sehr herzlich willkommen geheißen. Inzwischen bin ich voll angekommen und freue mich auf alle Herausforderungen, die auf mich und uns warten.

DFB.de: Unter anderem das Viertelfinale der Champions League im März gegen Paris Saint-Germain, einen Ihrer Ex-Klubs.

Berger: Das ist sicher eine besondere Konstellation für mich. Ich freue mich darauf, gegen einige meiner ehemaligen Kolleginnen zu spielen. Gleichzeitig möchte ich zeigen, dass es ein Fehler war, mich gehen zu lassen. Ich freue mich riesig darauf, wieder Champions League spielen zu können. Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Ich trainiere jetzt noch härter als zuvor, um besser zu werden und dann auch auf dem Platz der Mannschaft eine Hilfe zu sein.

DFB.de: Wie sehen Sie die Konkurrenzsituation?

Berger: Wir haben gute Torhüterinnen hier. Hedvig Lindahl spielt in der schwedischen Nationalmannschaft, Carly Telford für England, dazu haben wir mit Lizzie Durack noch ein sehr großes Talent im Kader - die Konkurrenz ist also enorm. Aber ich stelle mich gerne dieser Situation und möchte mich am Ende durchsetzen. Ich traue mir das zu. Und ich bin davon überzeugt, dass mich dieser Konkurrenzkampf noch besser macht. Ich möchte einfach wieder hochklassigen Fußball spielen.

DFB.de: Chelsea ist nach Paris und Birmingham Ihre dritte Station im Ausland. Wieso haben Sie 2014 Turbine Potsdam und damit auch Deutschland verlassen?

Berger: Ich wollte etwas Neues ausprobieren und erleben, was im Ausland abgeht. Ich wollte in mein Torhüterspiel internationale Aspekte integrieren, um mich zu entwickeln und besser zu werden. Ich möchte verschiedene Kulturen aufgreifen und kennenlernen. Die Frauen-Bundesliga ist zwar eine der besten Spielklassen weltweit. Aber für meine ganz persönliche Entwicklung war der Schritt ins Ausland richtig. Das sehe ich heute noch genauso wie vor über vier Jahren. Ich wollte mich dieser Herausforderung stellen.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen in Deutschland?

Berger: Ich habe es sehr genau im Blick. Schon als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, einmal bei einem der großen Vereine in Deutschland zu spielen. Diesen Traum habe ich mir mit meinem Wechsel 2011 zu Turbine Potsdam und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2012 verwirklicht. Über Turbine bin ich auf die internationale Schiene gekommen. Ich bin dem Verein und den Verantwortlichen sehr dankbar und drücke ihnen natürlich weiterhin die Daumen.

DFB.de: Ende 2018 waren Sie erstmals im Kreis der A-Nationalmannschaft dabei. Auch wenn Sie in den Begegnungen gegen Spanien und Italien nicht zum Einsatz gekommen sind: Was bedeutet Ihnen das?

Berger: Auch hier ist ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Jetzt möchte ich gerne auch noch für die Nationalmannschaft auf dem Platz stehen und für mein Land auflaufen. Ich bin zuversichtlich, dass das möglich ist. Ich werde alles dafür geben. Ich habe mich riesig gefreut, als der Anruf und die Einladung kamen. Ich durfte in diesen Kreis erstmals reinschnuppern, aber jetzt möchte ich mehr. Ich habe Blut geleckt und möchte mich für weitere Aufgaben empfehlen.



Ann-Katrin Berger hat eine ganz besondere Geschichte hinter sich. Anfang dieses Jahres hat sie einen Vertrag beim Champions-League-Teilnehmer FC Chelsea unterschrieben - der Höhepunkt einer Entwicklung, die vor gut einem Jahr niemand erahnen konnte. Rückblick: Im Dezember 2017 stand die 28 Jahre alte Torhüterin bei Birmingham City unter Vertrag. Dann bekam sie von ihren Ärzten eine Schockdiagnose: Es wurde Schilddrüsenkrebs festgestellt. Berger ließ sich operieren und stand zwei Monate später schon wieder auf dem Platz. Im DFB.de-Interview spricht Berger über ihre Leidenszeit, Rückschläge und Hoffnungen, ihr Comeback und ihre erstmalige Nominierung für die Frauen-Nationalmannschaft Ende des vergangenen Jahres.  

DFB.de: Frau Berger, Anfang des Jahres haben Sie Ihren Wechsel zum FC Chelsea bekanntgegeben. Wie haben Sie die ersten Tage beim englischen Frauenfußball-Meister erlebt?

Ann-Katrin Berger: Für mich persönlich ist das ein riesiger Schritt. Ich komme von Birmingham City, einem recht kleinen Verein im Vergleich mit Chelsea. Die Unterschiede zwischen den beiden Klubs sind enorm. Ich bin davon überzeugt, dass das für meine Karriere genau die richtige Entscheidung war. Der FC Chelsea zählt für mich zu den Topteams in Europa.

DFB.de: Wie sind Sie aufgenommen worden?

Berger: Am Anfang ist immer alles neu, es ist nicht so leicht, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Aber das Team und die Verantwortlichen haben mir sehr geholfen und mich sehr herzlich willkommen geheißen. Inzwischen bin ich voll angekommen und freue mich auf alle Herausforderungen, die auf mich und uns warten.

DFB.de: Unter anderem das Viertelfinale der Champions League im März gegen Paris Saint-Germain, einen Ihrer Ex-Klubs.

Berger: Das ist sicher eine besondere Konstellation für mich. Ich freue mich darauf, gegen einige meiner ehemaligen Kolleginnen zu spielen. Gleichzeitig möchte ich zeigen, dass es ein Fehler war, mich gehen zu lassen. Ich freue mich riesig darauf, wieder Champions League spielen zu können. Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Ich trainiere jetzt noch härter als zuvor, um besser zu werden und dann auch auf dem Platz der Mannschaft eine Hilfe zu sein.

DFB.de: Wie sehen Sie die Konkurrenzsituation?

Berger: Wir haben gute Torhüterinnen hier. Hedvig Lindahl spielt in der schwedischen Nationalmannschaft, Carly Telford für England, dazu haben wir mit Lizzie Durack noch ein sehr großes Talent im Kader - die Konkurrenz ist also enorm. Aber ich stelle mich gerne dieser Situation und möchte mich am Ende durchsetzen. Ich traue mir das zu. Und ich bin davon überzeugt, dass mich dieser Konkurrenzkampf noch besser macht. Ich möchte einfach wieder hochklassigen Fußball spielen.

DFB.de: Chelsea ist nach Paris und Birmingham Ihre dritte Station im Ausland. Wieso haben Sie 2014 Turbine Potsdam und damit auch Deutschland verlassen?

Berger: Ich wollte etwas Neues ausprobieren und erleben, was im Ausland abgeht. Ich wollte in mein Torhüterspiel internationale Aspekte integrieren, um mich zu entwickeln und besser zu werden. Ich möchte verschiedene Kulturen aufgreifen und kennenlernen. Die Frauen-Bundesliga ist zwar eine der besten Spielklassen weltweit. Aber für meine ganz persönliche Entwicklung war der Schritt ins Ausland richtig. Das sehe ich heute noch genauso wie vor über vier Jahren. Ich wollte mich dieser Herausforderung stellen.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen in Deutschland?

Berger: Ich habe es sehr genau im Blick. Schon als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, einmal bei einem der großen Vereine in Deutschland zu spielen. Diesen Traum habe ich mir mit meinem Wechsel 2011 zu Turbine Potsdam und dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2012 verwirklicht. Über Turbine bin ich auf die internationale Schiene gekommen. Ich bin dem Verein und den Verantwortlichen sehr dankbar und drücke ihnen natürlich weiterhin die Daumen.

DFB.de: Ende 2018 waren Sie erstmals im Kreis der A-Nationalmannschaft dabei. Auch wenn Sie in den Begegnungen gegen Spanien und Italien nicht zum Einsatz gekommen sind: Was bedeutet Ihnen das?

Berger: Auch hier ist ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Jetzt möchte ich gerne auch noch für die Nationalmannschaft auf dem Platz stehen und für mein Land auflaufen. Ich bin zuversichtlich, dass das möglich ist. Ich werde alles dafür geben. Ich habe mich riesig gefreut, als der Anruf und die Einladung kamen. Ich durfte in diesen Kreis erstmals reinschnuppern, aber jetzt möchte ich mehr. Ich habe Blut geleckt und möchte mich für weitere Aufgaben empfehlen.

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DFB.de: Neben allen sportlichen Erfolgen gehört zur Ihrer Vita auch die Erkrankung an Schilddrüsenkrebs Ende 2017. Sie sind dann kurz vor Weihnachten operiert worden und standen wenige Wochen später schon wieder auf dem Platz. Wie lief das damals?

Berger: Die größte Hilfe war für mich meine Familie. Für mich war es sehr wichtig, wieder gesund zu werden. Besonders auch für meine Mutter. Kurz vorher hatte ich schon meinen Vater verloren, was für meine Mutter natürlich auch schlimm war. Ich wollte ihr nicht noch einen weiteren Schicksalsschlag antun. Deshalb war für mich vom ersten Tag an klar, dass ich kämpfen und den Krebs besiegen werde. Es gab für mich keine Alternative. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Diagnose und die Zeit danach für meine Mutter noch schlimmer waren als für mich.

DFB.de: Denken Sie heute anders über das Leben als vor der Erkrankung?

Berger: Ich lebe anders. Ich habe gelernt, das Leben wieder wertzuschätzen. Viele Menschen sehen die Gesundheit und das Leben als Selbstverständlichkeit an. Ich habe erleben müssen, dass das nicht der Fall ist. Es ist eigentlich schade, dass etwas wie der Schilddrüsenkrebs kommen muss, um einen Menschen an solche Dinge zu erinnern. Es hat mich beeinflusst, aber ich bin dadurch keine andere Persönlichkeit geworden.

DFB.de: Wie wichtig waren auf Ihrem Weg zurück auch der Sport und speziell die Liebe zum Fußball?

Berger: Seit ich vier Jahre alt bin, spiele ich Fußball. Ein Leben ohne den Fußball ist für mich nicht vorstellbar. Der Sport hat mir auf jeden Fall auf meinem Weg zurück geholfen. Ich wollte einfach wieder auf den Platz, das war eine große Motivation für mich. Jeder Mensch, der so etwas durchmachen muss, braucht Ziele. Ich hatte zwei Ziele: Ich wollte für meine Familie wieder gesund werden, und ich wollte wieder Fußball spielen.

DFB.de: Wie hatte sich die Krebserkrankung bei Ihnen bemerkbar gemacht?

Berger: Beim Krebs ist leider das Schlimme, dass er sich oft zu spät bemerkbar macht. Ich hatte ungefähr zwei Monate lang geschwollene Lymphknoten. Zumindest hat es sich so für mich angefühlt. Ich habe mir zunächst nichts weiter dabei gedacht. Es hat mich nicht gestört, es hat nicht wehgetan. Ich bin ein Mensch, der nur äußerst ungern zum Arzt geht. Wenn ich im Bett liege und nichts mehr tun kann, dann schaue ich, dass ich mir Hilfe beim Arzt hole. Vorher normalerweise nicht. Nachdem ich schon zwei Monate die geschwollenen Lymphknoten gehabt hatte, kam meine Mutter zu mir nach England und hat das gesehen. Sie hat mich dann zum Arzt geschickt. Zum Glück. Zwei Wochen später hat mir der Arzt dann offenbart, dass ich bösartigen Schilddrüsenkrebs habe.

DFB.de: Was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?

Berger: Krebs hört sich immer schlimm an. Meine erste Frage war: Werde ich sterben? Meine zweite Frage war: Kann ich wieder Fußball spielen? Daran sieht man, wie wichtig mir der Fußball ist. Die Ärzte haben mir dann gesagt, dass sie so eine Frage in diesem Zusammenhang noch nie hatten. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich Schilddrüsenkrebs einordnen soll. Ich habe den Krebs angenommen, wollte ihn gleichzeitig jedoch so schnell wie möglich wieder loswerden. Der Arzt hat mir direkt gesagt, dass meine Heilungschancen sehr hoch sind, auch weil ich noch jung bin. Das hat mir die Hoffnung schnell zurückgegeben. Die Ärzte haben mir auch gesagt, dass ich nach der Operation normalerweise wieder ein ganz normales Leben führen kann.

DFB.de: Und ist das auch so?

Berger: Ich bin gestärkt aus dieser Sache hervorgegangen. Ich konnte einige Wochen nicht Fußball spielen. So eine lange Pause hatte ich vorher noch nie. Entsprechend motiviert war ich, als ich endlich wieder auf den Platz konnte. Ich bin aber keine neue Persönlichkeit. Ich wollte nicht zulassen, dass der Krebs meinen Charakter verändert.

DFB.de: Kann man zum jetzigen Zeitpunkt und mit dem Wechsel nach Chelsea sagen: Ende gut, alles gut?

Berger: Das ist eine schwierige Frage für mich. Gerade heute habe ich meine Testergebnisse bekommen. Ich gehe regelmäßig zu Nachuntersuchen. Die Ärzte haben mir gesagt, dass meine Werte so aussehen, als ob ich nie Krebs gehabt hätte. Man kann nie sagen, dass ich für immer frei vom Krebs bin. Aber wer kann das schon? Die Ärzte haben mir jedoch gesagt, dass ich jetzt krebsfrei bin.

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