Andrich: "Pokalviertelfinale ist für Union eine riesige Sache"

Robert Andrich ist bei Union Berlin der Mann für die DFB-Pokalspiele - heuer traf er in jeder Runde. Im Viertelfinale gegen Bayer Leverkusen heute (ab 18.45 Uhr, live bei Sky und Sport1) würde er die Serie gerne fortsetzen. Im DFB.de-Interview spricht der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Duell und seinen Umweg in die Bundesliga.

DFB.de: Herr Andrich, in der Bundesliga sind Sie nicht unbedingt als Torjäger bekannt, dafür treffen Sie im DFB-Pokal sehr verlässlich in der Manier eines Stürmers. Warum?

Robert Andrich: Das ist eine gute Frage. Wenn ich das wüsste, würde ich das in der Bundesliga genauso machen. Vielleicht liegen mir solche Spiele einfach gut. Dass ich gegen den SC Freiburg und SC Verl die Führungstreffer kurz vor Spielende erzielt habe, war für die Mannschaft natürlich Gold wert.

DFB.de: Im Viertelfinale trifft Union auf Leverkusen. In der Bundesliga haben Sie beide Partien gegen Bayer verloren. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es im Pokal besser läuft?

Andrich: Ich denke, dass wir in der Rückrunde beim 2:3 im eigenen Stadion bereits mehr richtig gemacht haben als im Hinspiel, das wir mit 0:2 verloren hatten. Auf die Leistung vom letzten Spiel können wir aufbauen. Natürlich wird das jetzt wieder ein anderes Spiel, da wir nun auswärts antreten. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.

DFB.de: Union Berlin ist nicht nur im DFB-Pokal erfolgreich, auch in der Bundesliga spielen Sie als Aufsteiger eine starke Saison. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Andrich: Jeder in der Mannschaft weiß, was notwendig ist, um drei Punkte zu holen. Das sieht man auch auf dem Platz. Wenn wir als gesamtes Team unsere Leistung abrufen, ist es für jeden Gegner schwer, uns zu schlagen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat eine starke Verteidigung und ist sehr effektiv bei Standards. Sind das die typischen Aspekte, mit denen ein Aufsteiger glänzen kann?

Andrich: Das hängt von der Mannschaft und der Spielphilosophie ab. Ich denke, dass wir uns auch fußballerisch verbessert haben. In der Öffentlichkeit kommt es immer so rüber, als wären wir eine eklige Treter-Truppe. Natürlich sind wir eklig und wollen dem Gegner wehtun. Wir spielen aber bereits einen besseren Fußball als zu Beginn der Saison. Aber klar: Wir agieren natürlich sehr kompakt und lassen nicht viele Chancen zu. Und wir sind auch bei den Standards gefährlich, weil wir mit Christopher Trimmel einen überragenden Standardschützen und zudem viele großgewachsene Spieler haben.

DFB.de: Hatten die erfolgreichen Relegationsspiele um den Aufstieg gegen den VfB Stuttgart geholfen, weil Ihre Mannschaft mit noch mehr Selbstvertrauen in die Saisonvorbereitung ging?

Andrich: Für mich persönlich hat das keine Rolle gespielt, weil ich erst nach dem Aufstieg dazukam. Aber ich denke schon, dass es für die anderen Spieler hilfreich war zu sehen, dass gegen einen Bundesligisten etwas zu holen ist.

DFB.de: Trainer Urs Fischer hat Union Berlin gleich in seiner ersten Saison in die Bundesliga geführt und dort nun etabliert. Was zeichnet Ihren Trainer aus?

Andrich: Er überträgt seine Ruhe und Souveränität auf die Mannschaft. Das tut uns gut. Trotz seiner Ruhe verleiht er uns viel Stärke und zeigt uns, wo es langgeht. Da er selber kein lauter Typ ist, erwartet er aber, dass wir Spieler uns in der Kabine pushen. Das klappt sehr gut.

DFB.de: Berlin ist momentan die einzige Stadt mit zwei Erstligisten. Sie selbst stammen aus dem Nachwuchs von Hertha BSC. Wie erleben Sie die Verteilung der Fans innerhalb der Stadt?

Andrich: Der Westen von Berlin ist für Hertha, der Osten für Union. Das hört sich vielleicht krass an, ist aber wirklich so. Man bekommt das in der Stadt aber nicht immer so mit, weil Berlin riesengroß ist.

DFB.de: Inwiefern unterscheiden sich die beiden Vereine?

Andrich: Union ist eher der Arbeiterverein. Der Verein und die Fans leben das vor. Unser kleines Stadion An der Alten Försterei mit den Fans ist etwas ganz Besonderes. Ganz egal, wie es gerade steht, die Fans feuern einen immer an und geben Gas. Selbst wenn man ein Spiel mit 0:5 verliert, was glücklicherweise nicht so oft vorkommt, feiern uns die Fans, als hätten wir 5:0 gewonnen.

DFB.de: Wäre es ein besonderes Vergnügen, das DFB-Pokalfinale im Olympiastadion Berlin, also der Heimstätte von Hertha BSC, zu bestreiten?

Andrich: Natürlich wäre das ein absoluter Traum. Aber es ist auch eine riesige Sache, nun überhaupt im Viertelfinale zu stehen. Das gab es bei Union Berlin seit etwa 20 Jahren nicht mehr. Wenn man jetzt zu den letzten Acht gehört, möchte man natürlich so weit kommen wie möglich. Leverkusen wird allerdings eine sehr schwierige Aufgabe. Sollten wir das Spiel aber gewinnen, darf man vielleicht mal über das Finale nachdenken.

DFB.de: Vor zwei Jahren haben Sie noch in der 3. Liga für den SV Wehen Wiesbaden gespielt. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, nun Stammspieler in der Bundesliga zu sein?

Andrich: Dass es so schnell geht, war nicht unbedingt zu erwarten. Aber ich wusste immer um meine Qualitäten und war mir sicher, dass ich in der Bundesliga spielen kann. Dass es so schnell geklappt hat, ist natürlich umso schöner.

DFB.de: Es gab allerdings auch schwierige Phasen in Ihrer Karriere. In der Saison 2015/2016 standen Sie zum Beispiel in der 3. Liga bei Dynamo Dresden unter Vertrag und hatten nur acht überwiegend kurze Einsätze. Hatten Sie damals die Befürchtung, sich im Profifußball nicht etablieren zu können?

Andrich: Nein, eigentlich nicht. In der angesprochenen Saison, als Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, lief es für mich persönlich tatsächlich nicht gut. Aber ich war schon immer ein Typ, der auf seine Qualitäten gebaut hat. Wichtig war für mich, danach einem Umweg zu gehen, in der 3. Liga zu bleiben und beim SV Wehen Wiesbaden viel Spielzeit zu bekommen. Es wäre für meine Entwicklung vermutlich nicht gut gewesen, wäre ich mit Dresden in die 2. Bundesliga gegangen. Manchmal muss man eben einen Schritt zurückgehen.

DFB.de: Nach 3. Liga und 2. Bundesliga vergangene Saison für den 1. FC Heidenheim spielen Sie nun mit Union Berlin in der Bundesliga. Wie haben Sie es geschafft, sich immer dem höheren Niveau anzupassen?

Andrich: Natürlich ist jede höhere Liga eine Herausforderung. Ich denke aber, dass ich bereits mit 18 oder 19 Jahren talentiert genug für die Bundesliga war. Nur im Kopf bin ich noch nicht so weit gewesen. Daher musste ich die Umwege gehen, die für meine persönliche Entwicklung auch gut waren. Natürlich hätte ich mich nicht beschwert, hätte ich bereits mit 18 Jahren in der Bundesliga gespielt. Aber ich sage immer: besser spät als nie.

[oj]

Robert Andrich ist bei Union Berlin der Mann für die DFB-Pokalspiele - heuer traf er in jeder Runde. Im Viertelfinale gegen Bayer Leverkusen heute (ab 18.45 Uhr, live bei Sky und Sport1) würde er die Serie gerne fortsetzen. Im DFB.de-Interview spricht der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Duell und seinen Umweg in die Bundesliga.

DFB.de: Herr Andrich, in der Bundesliga sind Sie nicht unbedingt als Torjäger bekannt, dafür treffen Sie im DFB-Pokal sehr verlässlich in der Manier eines Stürmers. Warum?

Robert Andrich: Das ist eine gute Frage. Wenn ich das wüsste, würde ich das in der Bundesliga genauso machen. Vielleicht liegen mir solche Spiele einfach gut. Dass ich gegen den SC Freiburg und SC Verl die Führungstreffer kurz vor Spielende erzielt habe, war für die Mannschaft natürlich Gold wert.

DFB.de: Im Viertelfinale trifft Union auf Leverkusen. In der Bundesliga haben Sie beide Partien gegen Bayer verloren. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es im Pokal besser läuft?

Andrich: Ich denke, dass wir in der Rückrunde beim 2:3 im eigenen Stadion bereits mehr richtig gemacht haben als im Hinspiel, das wir mit 0:2 verloren hatten. Auf die Leistung vom letzten Spiel können wir aufbauen. Natürlich wird das jetzt wieder ein anderes Spiel, da wir nun auswärts antreten. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.

DFB.de: Union Berlin ist nicht nur im DFB-Pokal erfolgreich, auch in der Bundesliga spielen Sie als Aufsteiger eine starke Saison. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Andrich: Jeder in der Mannschaft weiß, was notwendig ist, um drei Punkte zu holen. Das sieht man auch auf dem Platz. Wenn wir als gesamtes Team unsere Leistung abrufen, ist es für jeden Gegner schwer, uns zu schlagen.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat eine starke Verteidigung und ist sehr effektiv bei Standards. Sind das die typischen Aspekte, mit denen ein Aufsteiger glänzen kann?

Andrich: Das hängt von der Mannschaft und der Spielphilosophie ab. Ich denke, dass wir uns auch fußballerisch verbessert haben. In der Öffentlichkeit kommt es immer so rüber, als wären wir eine eklige Treter-Truppe. Natürlich sind wir eklig und wollen dem Gegner wehtun. Wir spielen aber bereits einen besseren Fußball als zu Beginn der Saison. Aber klar: Wir agieren natürlich sehr kompakt und lassen nicht viele Chancen zu. Und wir sind auch bei den Standards gefährlich, weil wir mit Christopher Trimmel einen überragenden Standardschützen und zudem viele großgewachsene Spieler haben.

DFB.de: Hatten die erfolgreichen Relegationsspiele um den Aufstieg gegen den VfB Stuttgart geholfen, weil Ihre Mannschaft mit noch mehr Selbstvertrauen in die Saisonvorbereitung ging?

Andrich: Für mich persönlich hat das keine Rolle gespielt, weil ich erst nach dem Aufstieg dazukam. Aber ich denke schon, dass es für die anderen Spieler hilfreich war zu sehen, dass gegen einen Bundesligisten etwas zu holen ist.

DFB.de: Trainer Urs Fischer hat Union Berlin gleich in seiner ersten Saison in die Bundesliga geführt und dort nun etabliert. Was zeichnet Ihren Trainer aus?

Andrich: Er überträgt seine Ruhe und Souveränität auf die Mannschaft. Das tut uns gut. Trotz seiner Ruhe verleiht er uns viel Stärke und zeigt uns, wo es langgeht. Da er selber kein lauter Typ ist, erwartet er aber, dass wir Spieler uns in der Kabine pushen. Das klappt sehr gut.

DFB.de: Berlin ist momentan die einzige Stadt mit zwei Erstligisten. Sie selbst stammen aus dem Nachwuchs von Hertha BSC. Wie erleben Sie die Verteilung der Fans innerhalb der Stadt?

Andrich: Der Westen von Berlin ist für Hertha, der Osten für Union. Das hört sich vielleicht krass an, ist aber wirklich so. Man bekommt das in der Stadt aber nicht immer so mit, weil Berlin riesengroß ist.

DFB.de: Inwiefern unterscheiden sich die beiden Vereine?

Andrich: Union ist eher der Arbeiterverein. Der Verein und die Fans leben das vor. Unser kleines Stadion An der Alten Försterei mit den Fans ist etwas ganz Besonderes. Ganz egal, wie es gerade steht, die Fans feuern einen immer an und geben Gas. Selbst wenn man ein Spiel mit 0:5 verliert, was glücklicherweise nicht so oft vorkommt, feiern uns die Fans, als hätten wir 5:0 gewonnen.

DFB.de: Wäre es ein besonderes Vergnügen, das DFB-Pokalfinale im Olympiastadion Berlin, also der Heimstätte von Hertha BSC, zu bestreiten?

Andrich: Natürlich wäre das ein absoluter Traum. Aber es ist auch eine riesige Sache, nun überhaupt im Viertelfinale zu stehen. Das gab es bei Union Berlin seit etwa 20 Jahren nicht mehr. Wenn man jetzt zu den letzten Acht gehört, möchte man natürlich so weit kommen wie möglich. Leverkusen wird allerdings eine sehr schwierige Aufgabe. Sollten wir das Spiel aber gewinnen, darf man vielleicht mal über das Finale nachdenken.

DFB.de: Vor zwei Jahren haben Sie noch in der 3. Liga für den SV Wehen Wiesbaden gespielt. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, nun Stammspieler in der Bundesliga zu sein?

Andrich: Dass es so schnell geht, war nicht unbedingt zu erwarten. Aber ich wusste immer um meine Qualitäten und war mir sicher, dass ich in der Bundesliga spielen kann. Dass es so schnell geklappt hat, ist natürlich umso schöner.

DFB.de: Es gab allerdings auch schwierige Phasen in Ihrer Karriere. In der Saison 2015/2016 standen Sie zum Beispiel in der 3. Liga bei Dynamo Dresden unter Vertrag und hatten nur acht überwiegend kurze Einsätze. Hatten Sie damals die Befürchtung, sich im Profifußball nicht etablieren zu können?

Andrich: Nein, eigentlich nicht. In der angesprochenen Saison, als Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, lief es für mich persönlich tatsächlich nicht gut. Aber ich war schon immer ein Typ, der auf seine Qualitäten gebaut hat. Wichtig war für mich, danach einem Umweg zu gehen, in der 3. Liga zu bleiben und beim SV Wehen Wiesbaden viel Spielzeit zu bekommen. Es wäre für meine Entwicklung vermutlich nicht gut gewesen, wäre ich mit Dresden in die 2. Bundesliga gegangen. Manchmal muss man eben einen Schritt zurückgehen.

DFB.de: Nach 3. Liga und 2. Bundesliga vergangene Saison für den 1. FC Heidenheim spielen Sie nun mit Union Berlin in der Bundesliga. Wie haben Sie es geschafft, sich immer dem höheren Niveau anzupassen?

Andrich: Natürlich ist jede höhere Liga eine Herausforderung. Ich denke aber, dass ich bereits mit 18 oder 19 Jahren talentiert genug für die Bundesliga war. Nur im Kopf bin ich noch nicht so weit gewesen. Daher musste ich die Umwege gehen, die für meine persönliche Entwicklung auch gut waren. Natürlich hätte ich mich nicht beschwert, hätte ich bereits mit 18 Jahren in der Bundesliga gespielt. Aber ich sage immer: besser spät als nie.

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