Amos Pieper: "Wir wollen es mehr"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft trifft heute Abend (ab 21 Uhr, live auf ProSieben) im Viertelfinale der Europameisterschaft im ungarischen Székesfehérvár auf Dänemark. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz ist heiß auf die Partie. Der 23 Jahre alte Verteidiger Amos Pieper von Arminia Bielefeld spricht im DFB.de-Interview über das Duell und seine erste Bundesligasaison.

DFB.de: Herr Pieper, in den vergangenen Tagen ist bei Ihnen einiges passiert. Vor gut einer Woche der Klassenverbleib mit Arminia Bielefeld, nun steht mit der U 21 das EM-Viertelfinale an. Das ist gerade nicht die schlechteste Zeit für Sie, oder?

Amos Pieper: Ja, das ist ein ziemlich schönes Gefühl. Es war schon sensationell für uns, über die 30-Punkte-Marke zu kommen und im letzten Spiel in der Situation zu sein, die Klasse aus eigener Kraft zu halten. Dass wir das nun auch noch geschafft haben, ist ein Riesenerfolg, über den alle in Bielefeld sehr glücklich sind. Und genauso schön ist das Gefühl, wieder für die U 21 berufen worden zu sein. Es ist immer wieder besonders, wenn Stefan Kuntz sich meldet und dir sagt, dass du dabei bist. Wir hatten eine richtig gute Zeit und Top-Bedingungen im Trainingslager. Jetzt fängt es bei jedem an zu kribbeln, wir alle brennen auf das Spiel gegen Dänemark.

DFB.de: Sie haben Ihre erste Bundesligasaison hinter sich. Was nehmen Sie aus dem Jahr mit?

Pieper: Die Basis ist, möglichst viel Spielpraxis zu sammeln und dann zu schauen: Was hat gut funktioniert? Und was nicht so gut? Diese Bewertung nehme ich jedes Jahr möglichst realistisch vor. Für mich und viele Jungs bei Arminia war es neu, gegen Spieler auf Bundesliga- und in einigen Fällen sogar Weltklasseniveau zu spielen. Vor diesem Hintergrund ist es für uns sehr gut gelaufen. Dennoch habe ich natürlich auch einige Situationen im Kopf, die ich vielleicht anders hätte lösen können.

DFB.de: Welche Situationen waren das? Fallen Ihnen Beispiele ein?

Pieper: Gegen Leipzig hatte ich das einzige Mal in der Saison einen richtig groben Bock drin. Daraus nehme ich mit, dass man es gegen Gegner dieser Klasse nicht übertreiben sollte, wenn man den Ball hinten rausspielt. Außerdem hätte ich mich bei zwei der drei Elfmeter, die ich verschuldet habe, möglicherweise cleverer verhalten und im Zweikampf nicht direkt runtergehen sollen.

DFB.de: Und andersherum gefragt: Gibt es – neben dem Klassenverbleib am Ende – besonders positive Momente, auf die Sie zurückblicken?

Pieper: Na klar. Das Tor gegen Bayern München kann mir niemand mehr nehmen. Die erste Halbzeit war sowohl von uns als auch von mir persönlich eine der besten in unserer Saison. Wie wir aufgetreten sind und Fußball gespielt haben, war überragend. Leider hat so ein Spiel immer zwei Halbzeiten. (lacht) Aber auch darüber hinaus gab es schöne Momente: Wir haben in insgesamt elf Spielen zu null gespielt, darauf können wir als Mannschaft, aber insbesondere auch als Abwehrverbund, zusammen mit "Tego" (Stefan Ortega, Anm.d.Red.) stolz sein.

DFB.de: Blicken wir auf die U 21. Seit einer Woche sind Sie nun als Mannschaft zusammen. Zu Beginn sind viele Spieler mit positiven Erlebnissen und guter Laune aus dem Verein angereist, nun wird es ernst. Inwiefern hat sich dieser Verlauf von Spaß hin zur Fokussierung auf das Viertelfinale bemerkbar gemacht?

Pieper: Viele von uns hatten einen positiven Abschluss der Saison. Nichtsdestotrotz war es für alle ein anstrengendes Jahr – für einige war es die erste Profi- und für andere die erste Bundesligasaison. Viele Jungs waren vor dieser Woche ein wenig ausgelaugt. Aber mit einer guten Trainings- und Belastungssteuerung haben unsere Ärzte, Physiotherapeuten und Trainer es optimal hinbekommen, dass jeder in den ersten Tagen gut regenerieren und in den letzten Tagen nun wieder intensiver trainieren konnte, um die Spannung für das Viertelfinale aufzubauen. Das war ein guter Mix. Bock auf die EM hatte sowieso jeder, aber nach dieser Woche fühlen sich nun auch alle körperlich und mental bereit, um diese Finalrunde zu spielen.

DFB.de: Würden Sie sich als Führungsspieler bezeichnen? Und wenn ja, wie nehmen Sie diese Rolle wahr?

Pieper: Ja, ich denke schon, dass ich diese Rolle einnehme. Aber das Schöne ist, dass wir das hier auf sehr viele Schultern verteilen. Wir haben sechs bis sieben Führungsspieler in der Mannschaft, die schon lange Teil der U 21 oder der U-Nationalmannschaften im Allgemeinen sind. Wenn mal einer ausfällt, wie "Dorschi" (Niklas Dorsch, Anm.d.Red.) aufgrund seiner Gelbsperre, fangen das andere Jungs auf. Dadurch haben wir insgesamt ein sehr gutes Gefüge in der Mannschaft.

DFB.de: Was verlangt der Trainer von Ihnen und anderen Führungsspielern?

Pieper: Er hat zuletzt beispielsweise Ridle Baku und Nico Schlotterbeck dafür gelobt, dass sie nach so einer anstrengenden Saison im Training richtig Gas gegeben haben. Ich denke, dieses Lob kann man auf viele Jungs umverteilen. Auf Spieler, die mit Mentalität, Einstellung und vor allem Leistung vorangehen – im Training, aber gerade auch in so entscheidenden Spielen wie nun gegen Dänemark.

DFB.de: In der Gruppenphase haben Sie mit Nico Schlotterbeck das Innenverteidiger-Duo gebildet. Ist es ein großer Vorteil, auf dieser Schlüsselposition schon eingespielt zu sein?

Pieper: Auf jeden Fall. In der Vorrunde hat es sehr gut funktioniert mit uns beiden. Auf der Innenverteidiger-Position ist es extrem wichtig, sich auf den Mitspieler verlassen zu können. Wenn man selbst mal ein Duell verliert, ist der Nebenmann da, um das Ganze zu reparieren. Deshalb ist das sicher ein Riesenvorteil, eingespielt zu sein.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Stärken als Innenverteidiger?

Pieper: Ich bin in vielen Dingen kompromisslos. Vor allem in den letzten zwei Jahren habe ich mich so entwickelt, dass ich, wenn es näher in Richtung des eigenen Tores geht, meine Duelle unbedingt gewinnen will. Außerdem: In den Zweikämpfen eklig sein, Luftduelle gewinnen, gut positioniert und einfach 90 Minuten lang wach sein. Und wenn man auf die drei Vorrundenspiele schaut, denke ich, dass Nico und ich es auch mit dem Ball sehr ordentlich gemacht haben – auch, weil wir dahingehend in unseren Jugendvereinen gut ausgebildet wurden.

DFB.de: Kommen wir zum Gegner. Die dänische U 21 hat in der Vorrunde alle drei Spiele gewonnen. Was wird nötig sein, um gegen sie zu bestehen?

Pieper: Das, was wir in der Vorrunde auf den Platz gebracht haben. Klar: Wenn man sieht, was die Dänen in ihrer Gruppe geleistet haben, unter anderem Frankreich geschlagen, ist das schon beeindruckend. Deshalb wissen wir um ihre Stärken und Stabilität. Aber wir wissen auch, was wir geleistet haben. Punktetechnisch und mit Blick auf die Tabellenkonstellation sind wir vielleicht sehr knapp weitergekommen, aber wir hatten alle den Eindruck, dass unsere Gruppenphase sehr ordentlich und stabil war. Wenn wir das bestätigen, und noch ein bisschen Feuer und Energie dazubekommen, dann bin ich optimistisch.

DFB.de: Was erwarten Sie für ein Spiel?

Pieper: Wir wollen unser Spiel durchziehen und werden darauf brennen, unbedingt weiterzukommen. Ich nehme zwar an, dass die Dänen das auch wollen, aber wir wollen es mehr.

[ke]

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft trifft heute Abend (ab 21 Uhr, live auf ProSieben) im Viertelfinale der Europameisterschaft im ungarischen Székesfehérvár auf Dänemark. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz ist heiß auf die Partie. Der 23 Jahre alte Verteidiger Amos Pieper von Arminia Bielefeld spricht im DFB.de-Interview über das Duell und seine erste Bundesligasaison.

DFB.de: Herr Pieper, in den vergangenen Tagen ist bei Ihnen einiges passiert. Vor gut einer Woche der Klassenverbleib mit Arminia Bielefeld, nun steht mit der U 21 das EM-Viertelfinale an. Das ist gerade nicht die schlechteste Zeit für Sie, oder?

Amos Pieper: Ja, das ist ein ziemlich schönes Gefühl. Es war schon sensationell für uns, über die 30-Punkte-Marke zu kommen und im letzten Spiel in der Situation zu sein, die Klasse aus eigener Kraft zu halten. Dass wir das nun auch noch geschafft haben, ist ein Riesenerfolg, über den alle in Bielefeld sehr glücklich sind. Und genauso schön ist das Gefühl, wieder für die U 21 berufen worden zu sein. Es ist immer wieder besonders, wenn Stefan Kuntz sich meldet und dir sagt, dass du dabei bist. Wir hatten eine richtig gute Zeit und Top-Bedingungen im Trainingslager. Jetzt fängt es bei jedem an zu kribbeln, wir alle brennen auf das Spiel gegen Dänemark.

DFB.de: Sie haben Ihre erste Bundesligasaison hinter sich. Was nehmen Sie aus dem Jahr mit?

Pieper: Die Basis ist, möglichst viel Spielpraxis zu sammeln und dann zu schauen: Was hat gut funktioniert? Und was nicht so gut? Diese Bewertung nehme ich jedes Jahr möglichst realistisch vor. Für mich und viele Jungs bei Arminia war es neu, gegen Spieler auf Bundesliga- und in einigen Fällen sogar Weltklasseniveau zu spielen. Vor diesem Hintergrund ist es für uns sehr gut gelaufen. Dennoch habe ich natürlich auch einige Situationen im Kopf, die ich vielleicht anders hätte lösen können.

DFB.de: Welche Situationen waren das? Fallen Ihnen Beispiele ein?

Pieper: Gegen Leipzig hatte ich das einzige Mal in der Saison einen richtig groben Bock drin. Daraus nehme ich mit, dass man es gegen Gegner dieser Klasse nicht übertreiben sollte, wenn man den Ball hinten rausspielt. Außerdem hätte ich mich bei zwei der drei Elfmeter, die ich verschuldet habe, möglicherweise cleverer verhalten und im Zweikampf nicht direkt runtergehen sollen.

DFB.de: Und andersherum gefragt: Gibt es – neben dem Klassenverbleib am Ende – besonders positive Momente, auf die Sie zurückblicken?

Pieper: Na klar. Das Tor gegen Bayern München kann mir niemand mehr nehmen. Die erste Halbzeit war sowohl von uns als auch von mir persönlich eine der besten in unserer Saison. Wie wir aufgetreten sind und Fußball gespielt haben, war überragend. Leider hat so ein Spiel immer zwei Halbzeiten. (lacht) Aber auch darüber hinaus gab es schöne Momente: Wir haben in insgesamt elf Spielen zu null gespielt, darauf können wir als Mannschaft, aber insbesondere auch als Abwehrverbund, zusammen mit "Tego" (Stefan Ortega, Anm.d.Red.) stolz sein.

DFB.de: Blicken wir auf die U 21. Seit einer Woche sind Sie nun als Mannschaft zusammen. Zu Beginn sind viele Spieler mit positiven Erlebnissen und guter Laune aus dem Verein angereist, nun wird es ernst. Inwiefern hat sich dieser Verlauf von Spaß hin zur Fokussierung auf das Viertelfinale bemerkbar gemacht?

Pieper: Viele von uns hatten einen positiven Abschluss der Saison. Nichtsdestotrotz war es für alle ein anstrengendes Jahr – für einige war es die erste Profi- und für andere die erste Bundesligasaison. Viele Jungs waren vor dieser Woche ein wenig ausgelaugt. Aber mit einer guten Trainings- und Belastungssteuerung haben unsere Ärzte, Physiotherapeuten und Trainer es optimal hinbekommen, dass jeder in den ersten Tagen gut regenerieren und in den letzten Tagen nun wieder intensiver trainieren konnte, um die Spannung für das Viertelfinale aufzubauen. Das war ein guter Mix. Bock auf die EM hatte sowieso jeder, aber nach dieser Woche fühlen sich nun auch alle körperlich und mental bereit, um diese Finalrunde zu spielen.

DFB.de: Würden Sie sich als Führungsspieler bezeichnen? Und wenn ja, wie nehmen Sie diese Rolle wahr?

Pieper: Ja, ich denke schon, dass ich diese Rolle einnehme. Aber das Schöne ist, dass wir das hier auf sehr viele Schultern verteilen. Wir haben sechs bis sieben Führungsspieler in der Mannschaft, die schon lange Teil der U 21 oder der U-Nationalmannschaften im Allgemeinen sind. Wenn mal einer ausfällt, wie "Dorschi" (Niklas Dorsch, Anm.d.Red.) aufgrund seiner Gelbsperre, fangen das andere Jungs auf. Dadurch haben wir insgesamt ein sehr gutes Gefüge in der Mannschaft.

DFB.de: Was verlangt der Trainer von Ihnen und anderen Führungsspielern?

Pieper: Er hat zuletzt beispielsweise Ridle Baku und Nico Schlotterbeck dafür gelobt, dass sie nach so einer anstrengenden Saison im Training richtig Gas gegeben haben. Ich denke, dieses Lob kann man auf viele Jungs umverteilen. Auf Spieler, die mit Mentalität, Einstellung und vor allem Leistung vorangehen – im Training, aber gerade auch in so entscheidenden Spielen wie nun gegen Dänemark.

DFB.de: In der Gruppenphase haben Sie mit Nico Schlotterbeck das Innenverteidiger-Duo gebildet. Ist es ein großer Vorteil, auf dieser Schlüsselposition schon eingespielt zu sein?

Pieper: Auf jeden Fall. In der Vorrunde hat es sehr gut funktioniert mit uns beiden. Auf der Innenverteidiger-Position ist es extrem wichtig, sich auf den Mitspieler verlassen zu können. Wenn man selbst mal ein Duell verliert, ist der Nebenmann da, um das Ganze zu reparieren. Deshalb ist das sicher ein Riesenvorteil, eingespielt zu sein.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Stärken als Innenverteidiger?

Pieper: Ich bin in vielen Dingen kompromisslos. Vor allem in den letzten zwei Jahren habe ich mich so entwickelt, dass ich, wenn es näher in Richtung des eigenen Tores geht, meine Duelle unbedingt gewinnen will. Außerdem: In den Zweikämpfen eklig sein, Luftduelle gewinnen, gut positioniert und einfach 90 Minuten lang wach sein. Und wenn man auf die drei Vorrundenspiele schaut, denke ich, dass Nico und ich es auch mit dem Ball sehr ordentlich gemacht haben – auch, weil wir dahingehend in unseren Jugendvereinen gut ausgebildet wurden.

DFB.de: Kommen wir zum Gegner. Die dänische U 21 hat in der Vorrunde alle drei Spiele gewonnen. Was wird nötig sein, um gegen sie zu bestehen?

Pieper: Das, was wir in der Vorrunde auf den Platz gebracht haben. Klar: Wenn man sieht, was die Dänen in ihrer Gruppe geleistet haben, unter anderem Frankreich geschlagen, ist das schon beeindruckend. Deshalb wissen wir um ihre Stärken und Stabilität. Aber wir wissen auch, was wir geleistet haben. Punktetechnisch und mit Blick auf die Tabellenkonstellation sind wir vielleicht sehr knapp weitergekommen, aber wir hatten alle den Eindruck, dass unsere Gruppenphase sehr ordentlich und stabil war. Wenn wir das bestätigen, und noch ein bisschen Feuer und Energie dazubekommen, dann bin ich optimistisch.

DFB.de: Was erwarten Sie für ein Spiel?

Pieper: Wir wollen unser Spiel durchziehen und werden darauf brennen, unbedingt weiterzukommen. Ich nehme zwar an, dass die Dänen das auch wollen, aber wir wollen es mehr.

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