Als Reich Zweitligist Wolfsburg ins Pokalfinale schoss

Dass ein unterklassiger Klub im Endspiel des DFB-Pokals stand, war in den 1990er-Jahren nichts Außergewöhnliches. Mit dem VfL Wolfsburg schaffte im April 1995 bereits zum vierten Mal in Folge ein "Underdog" den Sprung ins Finale nach Berlin. Neu daran war diesmal aber: Nie zuvor gelang es einem "kleinen" Klub mit einem Auswärtssieg bei einem Bundesligisten. Der VfL, der in seiner bis dahin besten Saison überhaupt auf den Aufstieg ins Fußballoberhaus hoffte, stürmte am 11. April 1995 im Spiel gegen den 1. FC Köln das Müngersdorfer Stadion und versetzte so das Gros der 36.000 Zuschauer in Schockstarre.

Auswärtssiege waren das Kennzeichen der Wölfe, die in der Pokalsaison 1994/1995 von der ersten Runde bis ins Finale außschließlich auf Reise gehen mussten. Da war es recht praktisch, dass sie ihren Auswärtskomplex der Vorsaison abgelegt hatten, selbst in der 2. Bundesliga waren sie bis März 1995 in fremden Stadien ungeschlagen geblieben. Doch ob die Serie in Köln halten würde, das war fraglicher denn je. Denn der Vorstand hatte eine Woche zuvor auf eine sportliche Krise in der Liga reagiert und den Trainer gewechselt – Gerd Roggensack kam für Eckhard Krautzun. Der Tausch fand gegen den Willen der Spieler statt, sie kämpften in Köln auch für den populären Ex-Trainer und dessen Finalprämie. Die Profis erhielten 10.000 DM pro Kopf, bis dahin die höchste Prämie der VfL-Historie.

Selbstbewußte Wölfe: "Wir gewinnen in 90 Minuten"

Kapitän Claus-Dieter "Pele" Wollitz rief Krautzun zwischen Entlassung und Halbfinale allein vier Mal an. Für die Mannschaft war er noch der Trainer. Der Neue überzeugte immerhin durch Selbstbewusstsein. Ließ Krautzun vor jedem Pokalspiel Elfmeter üben, so befand Gerd Roggensack: "Nicht nötig, wir gewinnen in 90 Minuten."

Dass Wolfsburg erstmals das Finale erreichte, verdankte es auch einer desolaten Kölner Leistung. Nach Siggi Reichs Tor in der 20. Minute fiel dem Bundesligisten wenig ein. "Köln arm dran, weil Reich traf", titelte der kicker. VfL-Kapitän Wollitz sagte hinterher: "Schon nach fünf Minuten wusste ich, dass wir heute eine dicke Chance haben – und die haben wir genutzt." Für das Finale (0:3 gegen Gladbach) galt das nicht, auch mit dem Aufstieg wurde es erst zwei Jahre später was.

So dauerte es noch 20 Jahre, ehe der Pokal doch noch in die VW-Stadt kam. 2015 schlug der VfL um den kommenden Weltstar Kevin de Bruyne Borussia Dortmund mit 3:1 und vermasselte BVB-Trainer Jürgen Klopp den Abschied.

[um]

Dass ein unterklassiger Klub im Endspiel des DFB-Pokals stand, war in den 1990er-Jahren nichts Außergewöhnliches. Mit dem VfL Wolfsburg schaffte im April 1995 bereits zum vierten Mal in Folge ein "Underdog" den Sprung ins Finale nach Berlin. Neu daran war diesmal aber: Nie zuvor gelang es einem "kleinen" Klub mit einem Auswärtssieg bei einem Bundesligisten. Der VfL, der in seiner bis dahin besten Saison überhaupt auf den Aufstieg ins Fußballoberhaus hoffte, stürmte am 11. April 1995 im Spiel gegen den 1. FC Köln das Müngersdorfer Stadion und versetzte so das Gros der 36.000 Zuschauer in Schockstarre.

Auswärtssiege waren das Kennzeichen der Wölfe, die in der Pokalsaison 1994/1995 von der ersten Runde bis ins Finale außschließlich auf Reise gehen mussten. Da war es recht praktisch, dass sie ihren Auswärtskomplex der Vorsaison abgelegt hatten, selbst in der 2. Bundesliga waren sie bis März 1995 in fremden Stadien ungeschlagen geblieben. Doch ob die Serie in Köln halten würde, das war fraglicher denn je. Denn der Vorstand hatte eine Woche zuvor auf eine sportliche Krise in der Liga reagiert und den Trainer gewechselt – Gerd Roggensack kam für Eckhard Krautzun. Der Tausch fand gegen den Willen der Spieler statt, sie kämpften in Köln auch für den populären Ex-Trainer und dessen Finalprämie. Die Profis erhielten 10.000 DM pro Kopf, bis dahin die höchste Prämie der VfL-Historie.

Selbstbewußte Wölfe: "Wir gewinnen in 90 Minuten"

Kapitän Claus-Dieter "Pele" Wollitz rief Krautzun zwischen Entlassung und Halbfinale allein vier Mal an. Für die Mannschaft war er noch der Trainer. Der Neue überzeugte immerhin durch Selbstbewusstsein. Ließ Krautzun vor jedem Pokalspiel Elfmeter üben, so befand Gerd Roggensack: "Nicht nötig, wir gewinnen in 90 Minuten."

Dass Wolfsburg erstmals das Finale erreichte, verdankte es auch einer desolaten Kölner Leistung. Nach Siggi Reichs Tor in der 20. Minute fiel dem Bundesligisten wenig ein. "Köln arm dran, weil Reich traf", titelte der kicker. VfL-Kapitän Wollitz sagte hinterher: "Schon nach fünf Minuten wusste ich, dass wir heute eine dicke Chance haben – und die haben wir genutzt." Für das Finale (0:3 gegen Gladbach) galt das nicht, auch mit dem Aufstieg wurde es erst zwei Jahre später was.

So dauerte es noch 20 Jahre, ehe der Pokal doch noch in die VW-Stadt kam. 2015 schlug der VfL um den kommenden Weltstar Kevin de Bruyne Borussia Dortmund mit 3:1 und vermasselte BVB-Trainer Jürgen Klopp den Abschied.