Als Beckenbauer und Pelé mit Cosmos New York Meister wurden

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

28. August

Vor 90 Jahren gewinnt Bayern München auch das zweite Punktspiel der Saison – 7:2 bei Schwaben Augsburg.

Vor 40 Jahren wird Franz Beckenbauer mit seinem neuen Klub Cosmos New York, für den er erst drei Monate spielt, US-Meister. Die Altstar-Truppe um den 37-jährigen Pelé schlägt Seattle in Portland 2:1. Beckenbauer, kurz zuvor schon zum Fußballer des Jahres in USA gewählt, sagt: "Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten." Und der große Pelé, dreimaliger Weltmeister, findet sogar: "Das war mein wertvollster Titel, denn es war mein letzter."

Vor 30 Jahren startet der DFB-Pokal 1987/1988. In einem reinen Bundesliga-Duell schlägt Eintracht Frankfurt Schalke 04 3:2, Joker Ralf Balzis köpft die Hessen mit seinem ersten Ballkontakt in die zweite Runde. Schalke-Torwart Toni Schumacher hält den Treffer für irregulär ("Jetzt verlieren wir schon durch Tore, die nicht reingehen."), wird aber vom Fernsehen widerlegt. Der VfL Bochum schafft das nicht auf Anhieb, muss nach einem 0:0 bei Drittligist VfB Oldenburg in die Wiederholung.

Vor 25 Jahren blamiert sich Borussia Mönchengladbach im Bundesliga-Heimspiel gegen Aufsteiger Bayer Uerdingen (0:4). Frustriert sagt Holger Fach: "Wir spielen wieder gegen den Abstieg!" Auch in der zweiten Freitagspartie jubeln die Gäste: Ulf Kirsten trifft in Nürnberg (0:1) schon nach zwei Minuten für Bayer Leverkusen. Schon vor der Partie sorgen die Club-Profis Peter Stocker und Reinhold Hintermaier für Ernüchterung. "Mit klarem Kopf ins Stadion", steht auf den Flugblättern, die sie verteilen. Werbung für Mineralwasser…

29. August

Vor 80 Jahren löst die Nationalmannschaft das Ticket für die WM 1938 in Frankreich. Dazu reichen damals zwei Siege. Dem 2:0 in Finnland lässt sie im Rahmen der WM-Qualifikation ein 4:1 über Estland folgen. In Königsberg liegt sie zur Pause noch überraschend zurück, ehe Ernst Lehner und Jupp Gauchel mit je zwei Toren das Blatt noch wenden. Einmalig: Alle Tore fallen nach Lehner-Ecken, zwei Hereingaben des Augsburgers landen direkt im Tor. Die anderen erwischt der Koblenzer Gauchel mit dem Kopf. "In der deutschen Mannschaft war Lehner nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der vom stärksten Willen beseelte Spieler", schreibt der Fußball. Es ist der achte Sieg in Folge für die von Otto Nerz und Sepp Herberger betreute Nationalmannschaft.

Am selben Tag finden Pokalspiele statt. In der ersten Hauptrunde gibt es nur wenige Überraschungen. Eine ist das 4:1 des SSV Ulm gegen den 1. FC Nürnberg, auch das 1:3 des HSV bei der damals noch ziemlich unbedeutenden Dortmunder Borussia haben die Wenigsten auf dem Totozettel. Eintracht Frankfurt, 1932 noch Vizemeister, geht bei Köln-Sülz mit einer Verlegenheits-Mannschaft 0:2 baden. Hertha BSC braucht in Danzig eine Verlängerung, um zu siegen (3:2). Das turbulenteste Spiel liefern sich Germania Bochum und VfR Köln (6:5), das nur 2000 Zuschauer sehen. Überhaupt gibt es nur eine fünfstellige Kulisse: Meister Schalke lockt bei Kickers Frankenthal 12.000 Neugierige an, erst nach der Pause sehen sie die Tore zum 1:3-Endstand. Gar keine Tore fallen bei Minerva 93 Berlin gegen Viktoria Hamburg, weshalb die Akteure zur Strafe nachsitzen müssen. Es ist das einzige Wiederholungsspiel von 29 möglichen. Per Freilos kommen Fortuna Düsseldorf, Breslau 06 und der Dresdner SC weiter.

Vor 30 Jahren finden Pokalspiele statt. In der ersten Hauptrunde bleibt nur ein Bundesligist auf der Strecke: Hannover 96 verliert beim Oberligisten VfL Wolfsburg 0:3 (!). Der FV Offenburg trotzt Borussia Dortmund ein Wiederholungsspiel ab (3:3 n.V.). In den vier Direktduellen gewinnen die Heimteams durchweg, prominenteste Opfer sind der VfB Stuttgart (0:3 in Köln) und Bayer Leverkusen (1:2 in Gladbach), Gäste-Stürmer Klaus Täuber sieht Rot. Kaiserslautern dreht das Südwest-Derby gegen Waldhof Mannheim in der Verlängerung (3:1), die Entscheidung besorgt Wolfram Wuttke. Auch Waldhof sieht Rot: Roland Dickgießer muss früher duschen als die Kollegen (84.). Titelverteidiger HSV schlägt den FC Homburg 3:0, vor kläglichen 4500 Zuschauern. Und die Bayern? Gewinnen bei RW Essen 3:1. Alle Tore erzielt Roland Wohlfarth, dem Trainer Jupp Heynckes einen freien Sonntag spendiert. RWE freut sich immerhin über ein volles Stadion (30.000 Zuschauer).

Vor 25 Jahren endet der vierte Spieltag der Bundesliga: Bayern München bleibt nach dem 3:1 gegen Dynamo Dresden vorn, 30.000 Zuschauer hoffen vergeblich auf das Comeback von Lothar Matthäus, der drei Tage zuvor aus Mailand zurückgekehrt ist. Trainer Erich Ribbeck will dem Star noch Zeit zur Integration geben, an diesem Tag auf der VIP-Tribüne. Noch einer fehlt: Manager Uli Hoeneß verpasst nach vielen Jahren wieder ein Bayern-Spiel. Nach einer Darm-OP liegt er noch im Krankenhaus und fiebert am Radio mit.

Hinter den Bayern folgen Leverkusen (1:0 in Nürnberg) und Eintracht Frankfurt (2:1 in Wattenscheid). Werder übersteht auch das 21. Heimspiel gegen Bochum ungeschlagen (3:1), Schalke setzt seine kuriose Achterbahnfahrt fort: Nach Heimniederlagen gibt es Auswärtssiege, nun 3:1 in Saarbrücken, wo sich Franz Beckenbauer das Spiel seines Sohnes Stephan anguckt, der für den FCS kickt. Der "Kaiser" kommt per Hubschrauber und erhält nach einer Stunde Gesellschaft von Schalkes Trainer Udo Lattek, den der Schiedsrichter auf die Tribüne verweist. Lattek ist auch noch auf der Pressekonferenz auf 180: "Ist doch normal, dass ich mich aufrege, wenn einer so'n Scheiß pfeift." 

Meister VfB Stuttgart bekommt im Derby gegen den KSC (2:1) zwei Elfmeter. Den ersten hält Oliver Kahn (gegen Fritz Walter), den zweiten gegen Thomas Strunz nicht. Danach wird sofort abgepfiffen. Schlusslicht 1. FC Köln holt gegen den ebenfalls noch sieglosen HSV (2:2) immerhin den ersten Saisonpunkt. Trainer Jörg Berger aber "kann mit dem Punkt nicht leben, da würde ich mir ja in die Tasche lügen". Pierre Littbarski stützt den wankenden Trainer: "Er trainiert ja auch nicht anders als vor ein paar Monaten."

Vor 20 Jahren festigt Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern durch ein 3:1 in Bochum seine Tabellenführung. Pavel Kuka schießt zwei Tore, Olaf Marschall das dritte. FCK-Präsident Hubert Neu spendet 1000 DM in die Mannschaftskasse. Mitaufsteiger Hertha BSC grüßt dagegen vom anderen Ende der Tabelle und ist nach dem 0:2 im zweiten Freitagsspiel siegloser Letzter. Manager Dieter Hoeneß wird deutlich: "Die Zeit der Schönfärberei ist vorbei."

Vor zehn Jahren zieht Werder Bremen durch ein 3:2 bei Dinamo Zagreb in die Champions League ein. Matchwinner ist der Brasilianer Diego, der keine Nerven zeigt und gleich zwei Elfmeter verwandelt. Das dritte Tor erzielt Stürmer Boubacar Sanogo. Manager Klaus Allofs nach dem Spiel stolz: "Die Mannschaft kann mit dem Druck umgehen!"

30. August

Vor 75 Jahren wird die dritte Hauptrunde im Tschammer-Pokal ausgetragen. Schützenfeste sind eigentlich nicht mehr zu erwarten und doch gibt es eines: 1860 München fertigt Elsaß-Meister SS Straßburg vor 12.000 Zuschauern mit 15:1 ab, Nationalstürmer Ernst Willimowski schießt sieben Tore, Heinz Krückeberg fünf. Die Gäste lassen ihrem Frust freien Lauf, gleich vier Löwen scheiden vorübergehend verletzt aus. Unerwartet klar auch das 6:1 von Werder Bremen über Kickers Offenbach. Der HSV unterliegt überraschend zuhause Dessau 05 3:4. Obwohl Uwe Seelers Vater Erwin als Kapitän das Abschlusstraining persönlich geleitet hat, regiert der Leichtsinn bei den Rothosen, zumal sie vor 18.000 Anhängern schon in der ersten Minute in Führung gehen. Dass ein Spiel 90 Minuten dauert, ist jedoch ein Fußballgesetz und fällt nicht in die Eigentümlichkeiten des Pokals. Auch der VfB Stuttgart täuscht sich in seinem Gegner, Gast Stade Düdelingen aus dem besetzten Luxemburg gewinnt 2:0. Souverän wie gehabt: Schalke 04 (4:1 gegen Hamborn). Auch weiter: die Außenseiter TuS Lipine aus Oberschlesien (4:1 gegen Adler Deblin), LSV Stettin (4:1 gegen LSV Pütnitz) und Blau-Weiß 90 (4:1 gegen Falkenau). Fazit des kicker: "Lediglich Werder Bremen…, Schalke 04 und 1860 München verhielten sich standesgemäß."

Im Gauliga-Spielbetrieb sorgt Ostpreußen-Meister VfB Königsberg für Furore. Er gewinnt auch sein drittes Saisonspiel zweistellig (12:0 gegen Insterburg) und hat ein Torverhältnis von 38:3.

Vor 40 Jahren wird am Betzenberg die englische Woche der Bundesliga eröffnet. Der FCK gewinnt die Auftaktpartie des vierten Spieltages gegen Borussia Dortmund deutlich mit 4:0. Reiner Geye ist in seinem 200. Bundesligaspiel der überragende Mann, nicht nur wegen seines Tores zum 2:0. Gleich zweimal trifft Verteidiger Reinhard Meier (ein Elfmeter), auch Heinz Stickel ist kein klassischer Torjäger. Die Borussia rutscht auf den 17. Platz, Otto Rehhagel weiß, was zu tun ist: "Die Mannschaft ist nervlich angeknackst, doch ich muss sie aufrichten und kann sie nicht in der Luft zerreißen."

Vor 20 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spiel 1860 München gegen Arminia Bielefeld entfällt wegen Reparaturarbeiten am Zeltdach des Olympiastadions und wird auf den nächsten Montag verschoben. So kommen die Löwen nicht aus dem Tabellenkeller und bleiben neben Hertha sieglos. Werder Bremen dagegen feiert gegen Leverkusen (2:1) den ersten Saisonsieg. In den fünf Partien des Tages fallen 19 Tore, acht davon in Köln, wo der 1. FC gegen Aufsteiger VfL Wolfsburg 5:3 gewinnt. In Stuttgart fallen gar keine Tore, der VfB und Meister Borussia Dortmund langweilen die 48.500 Zuschauer, obwohl 18 Nationalspieler auf dem Platz stehen. "Es läuft noch nicht so rund", gesteht VfB-Trainer Joachim Löw. Der BVB muss die Bayern (3:1 in Rostock) und – schlimmer noch – Schalke (2:0 gegen Gladbach) vorbeiziehen lassen. Beide Schalker Treffer erzielt Innenverteidiger Johan de Kock, der die interne Torjägerliste anführt und feixt: "Die Stürmer sind ein bisschen eifersüchtig auf meine Tore."

Vor zehn Jahren qualifiziert sich der HSV durch ein 4:0 über Honved Budapest für die Europa League. 42.000 Zuschauer sehen zwei Tore von Paulo Guerrero, eines von Joker Choupo-Moting und ein Eigentor.

31. August

Vor 70 Jahren strömen 27.000 Zuschauer ins Hindenburg-Stadion zu Hannover, um englische Profis zu sehen. Eine britische Soldaten-Auswahl, alle sind in Hannover stationiert, trifft auf eine deutsche "West-Nord-Elf". Es geht nicht um Punkte, es geht um mehr. Deutschland ist nach dem verlorenen Krieg besetzt und international isoliert, hat keine Nationalmannschaft, darf keine Athleten zu Olympia schicken – und seine Klubs dürfen nicht gegen internationale Teams spielen. Da ist dieses Spiel, an dem unter anderem Profis von Tottenham, Leeds und Fulham teilnehmen, ein großes Entgegenkommen und eine Attraktion für die ausgehungerten deutschen Fußballfans. Wider Erwarten gewinnt die Nord-West-Auswahl 4:0. August Gottschalk (Essen) schießt zwei Tore, Schalkes Paul Winkler und der überragende Heinz Spundflasche (HSV) schlagen ebenfalls zu. Der Sport bilanziert: "Der deutsche Sport darf dieses Ereignis als stolzes Vorzeichen des Wiederauflebens der internationalen Freundschaftsbeziehungen feiern, wobei das Ergebnis von untergeordneter Bedeutung ist. Die Geste ist's, die uns stolz und dankbar macht." 

Am selben Tag präsentiert sich der Meister der französischen Zone, der 1. FC Kaiserslautern, in beachtlicher Frühform und gewinnt vor 25.000 Zuschauern in der Woche vor dem Ligastart bei den Stuttgarter Kickers 4:1. "Beifallsstürme um Walter und seine Lauterer", titelt der Sport. Diesmal stiehlt Ottmar seinem brillanten Bruder Fritz die Schau und schießt drei Tore.

Vor 60 Jahren begeistert der HSV seine reichlich verwöhnten Fans. Im Samstagsspiel der Oberliga Nord schafft er ein 8:1 gegen den VfR Neumünster. Schon zur Pause steht es 5:0! Fünf Mal nennt der Stadionsprecher den Namen Seeler, aber Uwe schneidet deutlich schwächer ab als Bruder Dieter, der allein vier Tore schießt und vom kicker das Prädikat "Ewiger Unruhestifter" erhält. Die Tabellenführung ist schon vor den Sonntagsspielen gesichert.

Vor 40 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzenspiel in Köln nimmt einen unerwarteten Verlauf. Tabellenführer 1. FC distanziert den Dritten aus Braunschweig mit 6:0 und hat nach fünf Partien bereits 19 Tore erzielt. Millionen-Einkauf Roger van Gool trifft doppelt. "In diesem Wirbel ging selbst Paul Breitner unter", stellt der kicker fest. Punktgleicher Zweiter bleibt der HSV, der es in Stuttgart weit spannender macht und fremde Hilfe benötigt. Der eingewechselte VfB-Stürmer Ottmar Hitzfeld versteht seine Joker-Rolle falsch und trifft nach einer Ecke, die er verlängert, ins eigene Tor.

Meister Borussia Mönchengladbach muss die erste Niederlage quittieren, der überragende Bernd Hölzenbein schießt Eintracht Frankfurt zu einem 4:2 (zwei Tore). 58.000 Zuschauer feiern die Eintracht. Noch ungeschlagen ist Schalke 04, das bei Aufsteiger St. Pauli nur zu einem 1:1 kommt, das Klaus Fischer sichert. Auf Platz vier steht plötzlich der MSV Duisburg, der in Bochum 2:1 gewinnt und ebenfalls ungeschlagen ist. Werder Bremen und Bayern München trennen sich 1:1, beide stecken im Mittelfeld fest. Jürgen Röbers Führung gleicht Kurt Niedermayer umgehend aus. Aufsteiger 1860 München droht bei 1:9 Punkten schon den Anschluss zu verlieren, gegen Hertha BSC (2:3) gibt es schon die zweite Heimniederlage. Den Berliner Sieg sichert Wolfgang Sidka (88.) vor 40.000 Zuschauern im Olympiastadion.

Am selben Tag stellt der Wormser Stürmer Werner Seubert in der 2. Liga Süd einen Rekord auf: Beim 6:3 gegen Eintracht Trier verwandelt er drei Elfmeter.

1. September

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Westen sehen 40.000 das Revierderby zwischen den noch ungeschlagenen Schalkern und Meister Dortmund. Vom 2:2 profitiert Alemannia Aachen, das dank eines Treffers von Johannes Coenen in vorletzter Minute gegen Viktoria Köln (1:0) auch sein viertes Spiel gewinnt und die Spitze verteidigt. 14 der 16 Mannschaften treffen an diesem torarmen Spieltag höchstens zweimal, nur Preußen Münster und der VfL Bochum tanzen aus der Reihe. Sie trennen sich 3:3, dabei verspielt Preußen eine 3:0-Führung gegen das Schlusslicht, das seinen ersten Punkt holt.

Der Süden bekommt einen neuen Tabellenführer, der den alten selbst ablöst: Der 1. FC Nürnberg schlägt die bis dahin ungeschlagenen Münchner Löwen 5:1, Günther Glomb schießt drei Tore. 1860-Trainer Hans Hipp findet: "Wenn wir jemals unglücklich verloren haben, dann dieses Spiel." Dagegen findet Kollege Franz Binder: "Für uns waren noch mehr Tore drin." Ein Spiel, zwei Meinungen. Auch Kickers Offenbach (0:2 in Karlsruhe) und Schweinfurt 05 (1:4 beim VfR Mannheim am Vortag) kassieren ihre erste Niederlage. Nur Eintracht Frankfurt ist noch unbesiegt und klettert nach dem 1:1 beim VfB Stuttgart auf Platz zwei. Bayern München hat immer noch nicht gewonnen, das 0:0 gegen Regensburg lässt sie auf Platz 14 verweilen.

Im Norden ist der VfL Osnabrück erster HSV-Jäger, enttäuscht aber gegen Phönix Lübeck (2:2) und kann die Überzahl nicht nutzen, als der Gäste-Torwart kurzzeitig ausscheidet. Werder Bremen findet sich nach dem 2:3 in Wolfsburg im Abstiegskampf wieder, auch Hannover 96 kommt nicht auf Touren (2:3 in Altona). "Man muß schon in die Vorkriegszeit zurückgehen, um sich einen derart schwachen Deckungsverbund einer 96er Elf in Hamburg zu erinnern", mäkelt der kicker.

Die löchrigsten Abwehrreihen sieht aber der Südwesten, wo kein Spiel unter drei Toren bleibt. In Kreuznach fertigt die Eintracht den gleichnamigen Gast aus Trier mit 7:2 ab, wobei es nach 60 Minuten noch 2:1 steht – dann scheidet der Gästetorwart aus und sein Vertreter macht deutlich, dass er nicht vom Fach ist. Tabellenführer ist der FK Pirmasens (3:0 in Frankenthal) vor Wormatia Worms (2:1 gegen Ludwigshafen). Meister 1. FC Kaiserslautern rappelt sich nach seinem Fehlstart allmählich auf und gewinnt 3:1 bei Lokalrivale VfR. Mainz 05 schlägt den 1. FC Saarbrücken 3:1 und feiert Hattrick-Schütze Erwin Gsimpel. Insgesamt sehen die acht Spiele nur 38.000 Zuschauer.

Vor 30 Jahren beginnt der zweigeteilte sechste Spieltag der Saison 1987/1988. In fünf Spielen fallen nur sieben Tore, der HSV feiert mit dem 2:0 in Homburg den höchsten Sieg. Kurios: Drei Tage zuvor haben sie schon im Pokal die Klingen gekreuzt. Toni Schumacher rettet mit Glanzparaden Schalkes 2:1 gegen Schlusslicht Bayer Uerdingen, beide Tore schießt Dieter Götz, der sich auch einen Preis für Ehrlichkeit verdient. Das Siegtor sei "abseits" gewesen, gibt er zu. Bei Hannover 96 debütiert der 35 Jahre alte Ersatztorwart in der Bundesliga und trägt zum Heimsieg gegen Bochum (1:0) bei. "Das hat's noch nicht gegeben", glaubt Wulf an einen Bundesligarekord – doch er irrt, zum damaligen Zeitpunkt ist er "nur" Fünfter.

Vor 25 Jahren beginnt der fünfte Bundesliga-Spieltag. Großer Gewinner der vier Dienstagspartien ist Eintracht Frankfurt, das den BVB 4:1 putzt und für eine Nacht Spitzenreiter ist. Tony Yeboah schießt zwei Tore, auch Sturmkollege Axel Kruse strahlt. Zwar geht er leer aus, aber immerhin bleibt ihm die Geldstrafe erspart, die ihm Trainer Stepanovic angedroht hat: 1000 DM hätte es für die nächste Gelbe Karte gegeben, weil er schon zwei wegen Meckerns erhalten hat. Aber Schiedsrichter Manfred Amerell kommt ohne Gelb aus – erstmals seit vier Jahren. Außer der Eintracht gewinnt nur Dynamo Dresden (2:1 gegen Wattenscheid), zudem gibt es drei Remis.

Vor zehn Jahren ist die Tabelle nach dem vierten Spieltag vor dem Sonntagsspiel äußerst kurios. Vier Mannschaften haben sieben Punkte und alle ein nahezu ausgeglichenes Torverhältnis. Das ermöglicht dem VfL Bochum trotz einer 2:3-Niederlage in Hannover den Sprung vom dritten auf den zweiten Platz, da die punktgleichen Bielefelder in Duisburg 0:3 verlieren. Eintracht Frankfurt bleibt trotz des 1:2 in Bremen Vierter. Den Zweiten trennen vom 16. nur drei Punkte. Nur Hansa Rostock scheint den Anschluss zu verlieren, auch gegen Borussia Dortmund (0:1) gibt es keine Punkte für das Schlusslicht. Auch der zweite Ost-Klub steht unter dem Strich, Energie Cottbus bleibt nach dem 1:1 im Kellerderby gegen Nürnberg 17.. Felix Magath kultiviert derweil seinen Berlin-Komplex. Auch im siebten Anlauf kann der Trainer, nun in Wolfsburger Diensten, bei Hertha nicht gewinnen. Hertha gewinnt dank eines Joker-Tors Solomon Okoronkwo 2:1.

2. September

Vor 100 Jahren erlebt der 1. FC Nürnberg einen schwarzen Tag. Im Prestigederby bei der Spielvereinigung Fürth setzt es ein 0:4, Torwart-Legende Heiner Stuhlfauth fabriziert ein Eigentor und gleich zwei Elfmeter werden verschossen (durch Gustav Bark und Luitpold Popp). Nur gut, dass das 48. Frankenderby nur ein "Gesellschaftsspiel" ist.

Vor 50 Jahren wird der 1. FC Nürnberg erstmals Bundesliga-Tabellenführer. Während der Club den HSV mit 4:0 abserviert, kassiert der bisherige Primus Bayern München eine deftige Heimniederlage gegen den 1. FC Köln (0:3), die Präsident Wilhelm Neudecker Trainer Tschik Cajkovski in die Schuhe schiebt: "Mit zwei Verletzten geht es eben nicht. Doch der Trainer hat das letzte Wort." Historisch ist der dritte Spieltag auch für Alemannia Aachen: Der Aufsteiger gewinnt sein erstes Bundesligaspiel. Jupp Martinelli erzielt beide Treffer beim 2:1 gegen den KSC, der punktlos bleibt und nur noch Werder Bremen hinter sich weiß. Die Hanseaten gehen zuhause gegen die Gladbacher Fohlen 0:4 unter, Peter Meyer baut nach seinem Doppelschlag die Führung in der Torjägerliste (mit sechs Treffern) aus.

Aufregung am Betzenberg, wo ein Frankfurter Anhänger einem FCK-Fan mit einer Pistole in den Fuß schießt. Er ist alkoholisiert, der Schuss angeblich keine Absicht - was dem Opfer wenig hilft. Als FCK-Verteidiger Uwe Klimaschefski einen Elfmeter verschießt, rennt ein FCK-Fan auf den Platz. Das 1:1 hat ein Nachspiel vor dem Sportgericht.

Die meisten Zuschauer kommen nach Hannover, wo 96 Borussia Dortmund ein 2:2 abtrotzt. Meister Eintracht Braunschweig packt in Stuttgart wieder die Maurerkelle aus und rettet ein 0:0 über die Runden. Torlos endet auch das Gastspiel der Münchner Löwen bei Schalke 04, Klub-Idol Fritz Szepan hätte sich zu seinem 60. Geburtstag etwas mehr gewünscht…

Vor 40 Jahren lehnt das Sportgericht von Eintracht Braunschweig gegen die Spielwertung des 1:2 in Kaiserslautern ab. Eintracht-Spieler Rainer Hollmann war am 6. August durch eine Abwehrreaktion von Schiedsrichter Burgers zu Boden gegangen und musste ausgewechselt werden. Das Sportgericht erkennt "ein Eigenverschulden des Spielers".

Vor 30 Jahren wird der sechste Bundesliga-Spieltag vollendet. Werder Bremen stürmt mit einem 5:1 gegen Stuttgart an die Spitze, Frank Ordenewitz schießt erstmals in seiner Karriere drei Tore. Meister Bayern wird nach seiner zweiten Saisonniederlage entthront – einem 0:2 in Gladbach. "Lieblingsschüler Rahn schoss Jupp ab", titelt der kicker. Uwe Rahns Doppelschlag vermasselt Bayern-Trainer Jupp Heynckes in der Tat die Rückkehr an den Bökelberg, wo er fast 20 Jahre gewirkt hat. Immerhin wird er freundlich begrüßt.

Vor 25 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag abgeschlossen. Bayern München verteidigt mit einem 3:1 bei Schlusslicht 1. FC Köln die Tabellenführung, die Tore erzielen ausnahmslos Nicht-Stürmer: Oliver Kreuzer, Jan Wouters und Christian Ziege. Köln verzeichnet mit 1:9 Punkten den schlechtesten Start in der Bundesliga. Insgesamt fallen am fünften Spieltag nur 16 Tore, vier Spiele enden 0:0 – auch ein Rekord, den keiner haben will. Mehr Aufregung gibt es, als Bundestrainer Berti Vogts das Aufgebot für das Länderspiel in Kopenhagen benennt. Weil Weltmeister Uwe Bein trotz starker Form fehlt, erklärt der Frankfurter: "Das Thema Nationalelf ist für mich erledigt!"

Vor zehn Jahren endet der vierte Bundesliga-Spieltag und mit ihm die Siegesserie der Bayern, die sich auswärts vom Hamburger SV 1:1 trennen. Miroslav Kloses Führungstor (70.) hat lange Bestand, dann sticht HSV-Joker Mo Zidan (87.) und die ganze Mannschaft dreht nach Abpfiff eine Ehrenrunde. Bayern-Torwart Oliver Kahn tröstet sich mit einem Rekord: Mit seinem 535. Einsatz überholt er Eike Immel und ist seitdem der Torwart mit den meisten Bundesliga-Einsätzen. Im zweiten Sonntagsspiel gewinnt der KSC das brisante Derby gegen den VfB Stuttgart 1:0, Tamas Hajnal schießt das Tor des Tages. Meister VfB sucht noch seine Form und fällt auf Platz 15.

3. September

Vor 40 Jahren kommt es zum ersten Hamburger Derby in der Bundesliga. Es endet mit einer Überraschung, denn Aufsteiger FC St. Pauli gewinnt vor 48.000 Zuschauern im Volksparkstadion gegen Europapokalsieger HSV 2:0. Roland Gerber und Wolfgang Kulka schießen die Tore. Der HSV, bei einem Sieg neuer Tabellenführer, ist blamiert. Trainer Rudi Gutendorf lapidar: "Solche Spiele gibt es im Fußball immer mal wieder." Schalke 04 liefert gegen Fortuna Düsseldorf auch kein großes Spiel ab, gewinnt es aber dank eines Treffers des überragenden Helmut Kremers 1:0. Die noch unbesiegten Knappen sind nach sechs Spieltagen neuer Tabellenführer, da der 1. FC Köln in Saarbrücken 0:1 unterliegt.

Eintracht Braunschweig zeigt sich erholt von der 0:6-Klatsche in Köln und springt nach dem 2:0 gegen Werder Bremen von acht auf vier. Meister Borussia Mönchengladbach kommt gegen Kaiserslautern über ein 2:2 nicht hinaus, Klaus Toppmöller rettet den Pfälzern einen Punkt am Bökelberg. Einen Punkt bringt auch Schlusslicht 1860 München aus Duisburg mit (1:1), Bundestrainer Helmut Schön sieht einen überragenden Torwart im Gästekasten. Für den kicker ist Bernd Hartmann der "Mann des Tages". Auch die andere Münchner Mannschaft spielt 1:1, doch wird das 1:1 der Bayern gegen den VfL Bochum denkbar konträr bewertet. Nur 19.300 Zuschauer bilden die passende Kulisse für die Krisenstimmung der Bayern im Jahr eins nach Franz Beckenbauer, mit dem man gegen Bochum zuhause immer gewonnen hatte. Trainer Dettmar Cramer: "Da braucht man schon Nerven, das können Sie mir glauben." Borussia Dortmund schlägt Aufsteiger VfB Stuttgart 4:1 und schickt den Gast dahin, von wo der BVB selbst gekommen ist – Platz 17.

Am selben Tag endet das Spitzenspiel der DDR-Oberliga 2:2. Dadurch bleiben Lok Leipzig und Dynamo Dresden unbesiegt und mit je 7:1 Punkten gleichauf. Lok führt nach 25 Minuten schon 2:0, ehe Rainer Sachse und Peter Kotte noch vor der Pause zurückschlagen. 32.000 Zuschauer bilden die Rekordkulisse des vierten Spieltages, an dem 102.000 Zuschauer gezählt werden. 23 Tore aber sind Saisonrekord, die meisten fallen in Halle – und alle für Gastgeber Chemie, der Schlusslicht Wismut Aue 6:0 deklassiert.