Almuth Schult: "Heute dürfen wir weinen"

Aus der Traum vom Triple - die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben das Finale der Champions League mit 1:4 nach Verlängerung gegen Olympique Lyon verloren. Keine Schuld an der Niederlage hatte Nationalspielerin Almuth Schult, die eine starke Leistung zeigte. Im DFB.de-Interview erklärt die 27-Jährige, wie groß ihre Enttäuschung ist.

DFB.de: Frau Schult, 0:0 nach 90 Minuten und dann eine turbulente Verlängerung. Wie haben Sie die Partie erlebt?

Almuth Schult: Vor der Verlängerung haben wir noch besprochen, dass wir einfach mal aus der Entfernung schießen sollen. Und genau das hat Pernille Harder gemacht und so getroffen. Und mit diesem Tor haben sich die Ereignisse überschlagen. Gefühlt innerhalb von Sekunden waren wir ganz weit vorne und voller Euphorie. Im dem Moment dachte ich: "Geil, jetzt müssen wir nur noch verteidigen." Und plötzlich waren wir eine Spielerin weniger und haben im Anschluss ein Gegentor nach dem anderen kassiert. In dieser Phase hat man einfach die individuelle Klasse von Lyon gesehen, besonders natürlich von Shanice van de Sanden, die drei der vier Treffer vorbereitet hat. Die hat nach ihrer Einwechslung richtig Dampf gemacht über die rechte Seite. Es ist einfach bitter, wenn man so nah dran ist und dann noch verliert.

DFB.de: Wie haben Sie den Platzverweis von Alexandra Popp gesehen?

Schult: Die Gelb-Rote Karte hat das ganze Spiel verändert. Alex Popp war meiner Meinung nach in dieser Szene etwas übermotiviert. Sie muss da an der Seitenlinie vor der gegnerischen Trainerbank nicht so in den Zweikampf gehen. Aus meiner Sicht aus einiger Entfernung sah es so aus, als ob der Platzverweis in Ordnung geht. Das haben die Fernsehbilder dann ja auch bestätigt. Sie grätscht ihre Gegenspielerin schon ziemlich weg - eine bittere Aktion.

DFB.de: Wie geht man in so einem Moment mit einer Mitspielerin um?

Schult: Wir werden sie wieder aufbauen, wir sind ein Team. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass das als Vorwurf ihr gegenüber klingt. Solche Sachen passieren im Fußball. Eine falsche Aktion kann immer und jederzeit passieren. Mir sind auch schon Fehler passiert, die zu Niederlagen geführt haben. Anderen Spielerinnen ebenfalls. Wir sind einfach alle enttäuscht. Es war ein Wechselbad der Gefühle: In dem einen Augenblick waren wir ganz oben, und ein paar Augenblicke später sind wir ganz unten. Das ist schon krass, aber so ist der Sport. Wir müssen damit umgehen und können es nicht mehr ändern.

DFB.de: War die Sache spätestens nach dem 1:2 gelaufen?

Schult: Wir haben noch versucht, weiter nach vorne zu spielen. Aber Lyon hat es dann überragend gemacht. Sie haben ihre Räume genutzt und unsere Unterzahl eiskalt ausgenutzt - so ehrlich muss man sein. Wir hatten dann keine Chance mehr. Und wir sind auch fair genug, um diese Leistung anerkennen zu können und Lyon herzlich zu gratulieren. Wir hätten gerne nach der Deutschen Meisterschaft und dem DFB-Pokal auch die Champions League und damit das Triple geholt, aber wir haben es nicht geschafft.

DFB.de: Wie bitter ist diese Niederlage für Sie persönlich? Sie haben ein tolles Spiel gemacht.

Schult: Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich war beim 1:1 dran, ich war auch beim 1:2 dran. Mit etwas mehr Glück halte ich die Bälle vielleicht. Wenn das so gekommen wäre, halten wir das 1:0 womöglich länger oder bringen es sogar über die Zeit. Aber das ist alles hinfällig, denn es ist anders gekommen. Wir hatten heute die Möglichkeit und haben sie nicht genutzt. Deshalb ärgere ich persönlich mich sehr. Wir wollten die Saison krönen, das ist uns verwehrt geblieben.

DFB.de: Am Samstag waren Sie noch die Heldin beim 3:2 nach Elfmeterschießen im Pokalfinale gegen Bayern München, nun diese Enttäuschung. Wie stecken Sie das weg?

Schult: Das wird schwierig, aber so ist der Fußball. Glück und Pech, Sieg und Niederlage liegen manchmal ganz, ganz eng beisammen. Heute dürfen wir weinen. Und dann werden wir die Tränen trocknen und den Blick wieder nach vorne richten.

DFB.de: Wie lange wird es dauern, bis Sie sich über diese herausragende Spielzeit mit dem Double und dem Einzug ins Champions-League-Finale freuen können?

Schult: Das wird auf jeden Fall einen Moment dauern. Der erste Schritt dahin wird sein, wenn wir am 3. Juni nach dem letzten Spieltag in der Bundesliga die Meisterschale in der Hand halten werden. Das ist der Lohn für sehr harte Arbeit während der vergangenen Wochen und Monate. Jetzt müssen wir uns alle erst mal sammeln.

DFB.de: Und am Sonntag steht die Begegnung in der Bundesliga gegen den Tabellenzweiten FC Bayern auf dem Programm.

Schult: Ja, schon wieder Bayern München. Bis dahin haben wir hoffentlich wieder etwas Kraft und Zuversicht gesammelt. Und dann kommt noch Köln. Beide Begegnungen wollen wir vernünftig über die Bühne bringen, wir werden ganz sicher nichts herschenken. Und nächste Saison werden wir wieder mit neuem Mut angreifen. Wir haben den Gewinn der Champions League nicht abgeschrieben, 2019 beim Finale in Budapest wollen wir erneut dabei sein. In den vergangenen drei Jahren haben wir Lyon zweimal beim Jubeln zusehen müssen - das reicht mir jetzt erst mal.

[sw]

Aus der Traum vom Triple - die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben das Finale der Champions League mit 1:4 nach Verlängerung gegen Olympique Lyon verloren. Keine Schuld an der Niederlage hatte Nationalspielerin Almuth Schult, die eine starke Leistung zeigte. Im DFB.de-Interview erklärt die 27-Jährige, wie groß ihre Enttäuschung ist.

DFB.de: Frau Schult, 0:0 nach 90 Minuten und dann eine turbulente Verlängerung. Wie haben Sie die Partie erlebt?

Almuth Schult: Vor der Verlängerung haben wir noch besprochen, dass wir einfach mal aus der Entfernung schießen sollen. Und genau das hat Pernille Harder gemacht und so getroffen. Und mit diesem Tor haben sich die Ereignisse überschlagen. Gefühlt innerhalb von Sekunden waren wir ganz weit vorne und voller Euphorie. Im dem Moment dachte ich: "Geil, jetzt müssen wir nur noch verteidigen." Und plötzlich waren wir eine Spielerin weniger und haben im Anschluss ein Gegentor nach dem anderen kassiert. In dieser Phase hat man einfach die individuelle Klasse von Lyon gesehen, besonders natürlich von Shanice van de Sanden, die drei der vier Treffer vorbereitet hat. Die hat nach ihrer Einwechslung richtig Dampf gemacht über die rechte Seite. Es ist einfach bitter, wenn man so nah dran ist und dann noch verliert.

DFB.de: Wie haben Sie den Platzverweis von Alexandra Popp gesehen?

Schult: Die Gelb-Rote Karte hat das ganze Spiel verändert. Alex Popp war meiner Meinung nach in dieser Szene etwas übermotiviert. Sie muss da an der Seitenlinie vor der gegnerischen Trainerbank nicht so in den Zweikampf gehen. Aus meiner Sicht aus einiger Entfernung sah es so aus, als ob der Platzverweis in Ordnung geht. Das haben die Fernsehbilder dann ja auch bestätigt. Sie grätscht ihre Gegenspielerin schon ziemlich weg - eine bittere Aktion.

DFB.de: Wie geht man in so einem Moment mit einer Mitspielerin um?

Schult: Wir werden sie wieder aufbauen, wir sind ein Team. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass das als Vorwurf ihr gegenüber klingt. Solche Sachen passieren im Fußball. Eine falsche Aktion kann immer und jederzeit passieren. Mir sind auch schon Fehler passiert, die zu Niederlagen geführt haben. Anderen Spielerinnen ebenfalls. Wir sind einfach alle enttäuscht. Es war ein Wechselbad der Gefühle: In dem einen Augenblick waren wir ganz oben, und ein paar Augenblicke später sind wir ganz unten. Das ist schon krass, aber so ist der Sport. Wir müssen damit umgehen und können es nicht mehr ändern.

DFB.de: War die Sache spätestens nach dem 1:2 gelaufen?

Schult: Wir haben noch versucht, weiter nach vorne zu spielen. Aber Lyon hat es dann überragend gemacht. Sie haben ihre Räume genutzt und unsere Unterzahl eiskalt ausgenutzt - so ehrlich muss man sein. Wir hatten dann keine Chance mehr. Und wir sind auch fair genug, um diese Leistung anerkennen zu können und Lyon herzlich zu gratulieren. Wir hätten gerne nach der Deutschen Meisterschaft und dem DFB-Pokal auch die Champions League und damit das Triple geholt, aber wir haben es nicht geschafft.

DFB.de: Wie bitter ist diese Niederlage für Sie persönlich? Sie haben ein tolles Spiel gemacht.

Schult: Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich war beim 1:1 dran, ich war auch beim 1:2 dran. Mit etwas mehr Glück halte ich die Bälle vielleicht. Wenn das so gekommen wäre, halten wir das 1:0 womöglich länger oder bringen es sogar über die Zeit. Aber das ist alles hinfällig, denn es ist anders gekommen. Wir hatten heute die Möglichkeit und haben sie nicht genutzt. Deshalb ärgere ich persönlich mich sehr. Wir wollten die Saison krönen, das ist uns verwehrt geblieben.

DFB.de: Am Samstag waren Sie noch die Heldin beim 3:2 nach Elfmeterschießen im Pokalfinale gegen Bayern München, nun diese Enttäuschung. Wie stecken Sie das weg?

Schult: Das wird schwierig, aber so ist der Fußball. Glück und Pech, Sieg und Niederlage liegen manchmal ganz, ganz eng beisammen. Heute dürfen wir weinen. Und dann werden wir die Tränen trocknen und den Blick wieder nach vorne richten.

DFB.de: Wie lange wird es dauern, bis Sie sich über diese herausragende Spielzeit mit dem Double und dem Einzug ins Champions-League-Finale freuen können?

Schult: Das wird auf jeden Fall einen Moment dauern. Der erste Schritt dahin wird sein, wenn wir am 3. Juni nach dem letzten Spieltag in der Bundesliga die Meisterschale in der Hand halten werden. Das ist der Lohn für sehr harte Arbeit während der vergangenen Wochen und Monate. Jetzt müssen wir uns alle erst mal sammeln.

DFB.de: Und am Sonntag steht die Begegnung in der Bundesliga gegen den Tabellenzweiten FC Bayern auf dem Programm.

Schult: Ja, schon wieder Bayern München. Bis dahin haben wir hoffentlich wieder etwas Kraft und Zuversicht gesammelt. Und dann kommt noch Köln. Beide Begegnungen wollen wir vernünftig über die Bühne bringen, wir werden ganz sicher nichts herschenken. Und nächste Saison werden wir wieder mit neuem Mut angreifen. Wir haben den Gewinn der Champions League nicht abgeschrieben, 2019 beim Finale in Budapest wollen wir erneut dabei sein. In den vergangenen drei Jahren haben wir Lyon zweimal beim Jubeln zusehen müssen - das reicht mir jetzt erst mal.

###more###