Alexander Esswein: "Den Biss habe ich von Magath"

Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Neulich hat sich Alexander Esswein fotografieren lassen. Das ist für einen Fußball-Profi nichts Besonderes, eine fast alltägliche Übung. Esswein jedoch kniete im Dresdner Zoo neben den zwei Geparden Ramzes und Rashid, als er sich ablichten ließ. Ein wenig Respekt habe er gehabt, gibt er zu.

Und doch war der Termin auch deshalb so passend, weil es wenige Spieler in der 3. Liga gibt, die so schnell sind wie er, "auch wenn ich mit einem Geparden wohl niemals mithalten könnte, auch mit Usain Bolt nicht."

"Ich habe gewusst, was ich kann"

Nein, kann er wohl nicht. Mit den Gegenspielern dagegen schon, mehr als das sogar. In drei Spielen für seinen neuen Klub hat der 20-Jährige dreimal getroffen, hat geglänzt dank seiner Schnelligkeit, seiner Willensstärke, seiner Sicherheit im Torabschluss. "Ich habe gewusst, was ich kann, aber, ehrlich, dass es von Anfang an so gut läuft, das konnte keiner erwarten. Auch ich nicht", sagt er.

Erst Mitte August ist er vom VfL Wolfsburg nach Sachsen gewechselt, hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Anlaufzeit scheint er nicht zu benötigen, vielleicht ist er einfach zu schnell für so etwas. Er sagt, dass er gut aufgenommen worden sei an der neuen Wirkungsstätte, dass ihm die Stadt gefalle, die Menschen nett seien und die Fans atemberaubend.

Feiern mit den Fans

"Alle in der Stadt stehen hinter Dynamo", sagt er und klingt dabei nicht wie jemand, der brav und pflichtschuldig Floskeln verteilt, sondern ehrlich begeistert. "Es ist einfach ein besonderer Verein, nicht zuletzt durch die vielen Erfolge in der Vergangenheit. Das ist ein Ansporn für jeden, der im schwarz-gelben Trikot aufläuft, alles zu geben – damit wir mal wieder mit unseren Fans feiern können."

Wie das geht, erlebte er im Frühsommer 2009, als er mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister wurde. "Unvergesslich" nennt er die Tage des Trubels, auch wenn er seinerzeit nicht zu den Hauptdarstellern gehörte. Viermal wurde er eingewechselt, viermal gewannen die "Wölfe". "Vielleicht hätte mich Felix Magath öfter bringen sollen, dann wäre die Meisterschaft schon früher klar gewesen", sagt Esswein und lächelt.

Wichtige Zeit in Wolfsburg

Acht Bundesliga-Einsätze stehen für ihn in zwei Jahren Wolfsburg zu Buche. "Natürlich hätte ich gerne öfter gespielt, mehr Einsatzzeit gehabt als diese acht Spiele in zwei Jahren", sagt er. "Aber ich kann mir nichts vorwerfen. Die Trainer haben sich oft dagegen entschieden, mich einzusetzen. Felix Magath ist mit dem VfL immerhin Deutscher Meister geworden – was soll man ihm da vorwerfen? Der Trainer ist der Chef, da muss man seinen Frust und seinen Ärger runterschlucken." Das klingt abgeklärt für einen 20-Jährigen oder halt realistisch.

Dennoch: Die Zeit in Wolfsburg sei wichtig für ihn gewesen, privat wie sportlich. "Schnell war ich schon immer", sagt er. "Aber Magath hat mir beigebracht, noch mehr Biss zu zeigen." Jeden Tag mit Topspielern zu trainieren, mit Grafite, mit Edin Dzeko, das brachte ihn weiter. Dzekos Torabschluss zu studieren, Grafites Timing beim Kopfball, alles tolle Dinge.

Aber dabei war eben auch immer die Gewissheit, wie schwierig es sein würde, an solchen Angreifern vorbeizukommen. "Ich bereue keine Sekunde, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Aber ich muss jetzt einfach regelmäßig spielen. Das konnte ich in Wolfsburg nicht. Also musste ich wechseln." Wieder so ein nüchterner, erwachsener Satz, ein Satz eines Profis, der das Geschäft schon ziemlich gut kennt.

Als Zwölfjähriger zum FCK

Dann kam das Angebot aus Dresden, die ersten Gespräche mit Dynamo-Trainer Matthias Maucksch. "Wir haben miteinander geredet, uns kennengelernt. Ich habe schnell gespürt, dass das passt", sagt Esswein, der vorher noch nie in Dresden gewesen war.

Maucksch ist von seinem Wunschspieler angetan. "Wir werden noch viel Spaß an ihm haben, wenn er so weitermacht", sagt er. "Er ist ein sehr, sehr schneller Stürmer, der mit rechts und links einen guten Abschluss hat." Auch Essweins kämpferische Qualitäten lobt er.

Einsatzbereitschaft hat ihn schon immer ausgezeichnet. Als Achtjähriger bereits ging der gebürtige Wormser von seinem Heimatverein TuS 1896 Neuleiningen zu Waldhof Mannheim, vier Jahre später zum 1. FC Kaiserslautern. Mit 17 gibt er gegen den 1. FC Köln sein Debüt in der 2. Bundesliga. Ein halbes Jahr später der Umzug nach Wolfsburg. "Ich musste früh selbstständig werden. Das war gut für mich", sagt er.

Länderpokalsieger, WM-Teilnehmer

Schon in der Jugend ließ er sein Talent aufblitzen. Seit der U 14 war Esswein Stammspieler in der Landesauswahl des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV). Verbandstrainer Heinz-Jürgen Schlösser erinnert sich: "Schon damals profitierte er von seiner enormen Sprintschnelligkeit und dem starken Willen, immer als Sieger vom Platz zu gehen. Er war immer sehr lernwillig und zielstrebig."

2006 wurde die Südwestauswahl überraschend Länderpokalsieger, Esswein war neben dem Mainzer André Schürrle - jetzt U 21-Nationalspieler und ab kommender Saison bei Bayer Leverkusen - einer der Leistungsträger.

Sein Debüt in der U 17-Nationalmannschaft ließ nicht lange auf sich warten. Im selben Jahr lief er zum ersten Mal im DFB-Dress auf. Für 24 Minuten zunächst, dann zog er sich einen Bänderriss zu. "Toller Einstand", sagt er schmunzelnd. "Trotzdem bin ich immer gerne zur Nationalmannschaft gekommen, die Hymne mitzusingen – das macht einen schon stolz." Bei der U 17-WM in Südkorea 2007 machte er als dreifacher Torschütze von sich reden.

Das Ziel: zurück in die Bundesliga!

Weitere Großtaten möchte er bald folgen lassen. "Dass ich dort wieder hin will, ist doch wohl klar. Ich möchte mich bei Dynamo für die U 21 anbieten. Das geht nur über gute Leistungen." Zuletzt war er am 3. März beim U 20-Spiel gegen die Schweiz mit dabei gewesen.

Sein zweites Ziel: zurück in die Bundesliga! Wer da einmal gespielt hat und obendrein Meister geworden ist, der will das auch immer wieder tun, logisch. Und über Dynamo sagt Esswein: "Es kann keiner das Ziel haben, auf Dauer nur im Mittelfeld herumzudümpeln. Wenn wir so spielen wie zuletzt gegen Bayern München II, haben wir gute Chancen eine gute Rolle zu spielen. Aber immer Schritt für Schritt, nur nichts erzwingen. Das bringt meistens nichts."

Doch eines ist klar: Er wird rennen und rennen und rennen - wenn auch vielleicht nicht ganz so viel wie die Geparden aus dem Dresdner Zoo.

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Neulich hat sich Alexander Esswein fotografieren lassen. Das ist für einen Fußball-Profi nichts Besonderes, eine fast alltägliche Übung. Esswein jedoch kniete im Dresdner Zoo neben den zwei Geparden Ramzes und Rashid, als er sich ablichten ließ. Ein wenig Respekt habe er gehabt, gibt er zu.

Und doch war der Termin auch deshalb so passend, weil es wenige Spieler in der 3. Liga gibt, die so schnell sind wie er, "auch wenn ich mit einem Geparden wohl niemals mithalten könnte, auch mit Usain Bolt nicht."

"Ich habe gewusst, was ich kann"

Nein, kann er wohl nicht. Mit den Gegenspielern dagegen schon, mehr als das sogar. In drei Spielen für seinen neuen Klub hat der 20-Jährige dreimal getroffen, hat geglänzt dank seiner Schnelligkeit, seiner Willensstärke, seiner Sicherheit im Torabschluss. "Ich habe gewusst, was ich kann, aber, ehrlich, dass es von Anfang an so gut läuft, das konnte keiner erwarten. Auch ich nicht", sagt er.

Erst Mitte August ist er vom VfL Wolfsburg nach Sachsen gewechselt, hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Anlaufzeit scheint er nicht zu benötigen, vielleicht ist er einfach zu schnell für so etwas. Er sagt, dass er gut aufgenommen worden sei an der neuen Wirkungsstätte, dass ihm die Stadt gefalle, die Menschen nett seien und die Fans atemberaubend.

Feiern mit den Fans

"Alle in der Stadt stehen hinter Dynamo", sagt er und klingt dabei nicht wie jemand, der brav und pflichtschuldig Floskeln verteilt, sondern ehrlich begeistert. "Es ist einfach ein besonderer Verein, nicht zuletzt durch die vielen Erfolge in der Vergangenheit. Das ist ein Ansporn für jeden, der im schwarz-gelben Trikot aufläuft, alles zu geben – damit wir mal wieder mit unseren Fans feiern können."

Wie das geht, erlebte er im Frühsommer 2009, als er mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister wurde. "Unvergesslich" nennt er die Tage des Trubels, auch wenn er seinerzeit nicht zu den Hauptdarstellern gehörte. Viermal wurde er eingewechselt, viermal gewannen die "Wölfe". "Vielleicht hätte mich Felix Magath öfter bringen sollen, dann wäre die Meisterschaft schon früher klar gewesen", sagt Esswein und lächelt.

Wichtige Zeit in Wolfsburg

Acht Bundesliga-Einsätze stehen für ihn in zwei Jahren Wolfsburg zu Buche. "Natürlich hätte ich gerne öfter gespielt, mehr Einsatzzeit gehabt als diese acht Spiele in zwei Jahren", sagt er. "Aber ich kann mir nichts vorwerfen. Die Trainer haben sich oft dagegen entschieden, mich einzusetzen. Felix Magath ist mit dem VfL immerhin Deutscher Meister geworden – was soll man ihm da vorwerfen? Der Trainer ist der Chef, da muss man seinen Frust und seinen Ärger runterschlucken." Das klingt abgeklärt für einen 20-Jährigen oder halt realistisch.

Dennoch: Die Zeit in Wolfsburg sei wichtig für ihn gewesen, privat wie sportlich. "Schnell war ich schon immer", sagt er. "Aber Magath hat mir beigebracht, noch mehr Biss zu zeigen." Jeden Tag mit Topspielern zu trainieren, mit Grafite, mit Edin Dzeko, das brachte ihn weiter. Dzekos Torabschluss zu studieren, Grafites Timing beim Kopfball, alles tolle Dinge.

Aber dabei war eben auch immer die Gewissheit, wie schwierig es sein würde, an solchen Angreifern vorbeizukommen. "Ich bereue keine Sekunde, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Aber ich muss jetzt einfach regelmäßig spielen. Das konnte ich in Wolfsburg nicht. Also musste ich wechseln." Wieder so ein nüchterner, erwachsener Satz, ein Satz eines Profis, der das Geschäft schon ziemlich gut kennt.

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Als Zwölfjähriger zum FCK

Dann kam das Angebot aus Dresden, die ersten Gespräche mit Dynamo-Trainer Matthias Maucksch. "Wir haben miteinander geredet, uns kennengelernt. Ich habe schnell gespürt, dass das passt", sagt Esswein, der vorher noch nie in Dresden gewesen war.

Maucksch ist von seinem Wunschspieler angetan. "Wir werden noch viel Spaß an ihm haben, wenn er so weitermacht", sagt er. "Er ist ein sehr, sehr schneller Stürmer, der mit rechts und links einen guten Abschluss hat." Auch Essweins kämpferische Qualitäten lobt er.

Einsatzbereitschaft hat ihn schon immer ausgezeichnet. Als Achtjähriger bereits ging der gebürtige Wormser von seinem Heimatverein TuS 1896 Neuleiningen zu Waldhof Mannheim, vier Jahre später zum 1. FC Kaiserslautern. Mit 17 gibt er gegen den 1. FC Köln sein Debüt in der 2. Bundesliga. Ein halbes Jahr später der Umzug nach Wolfsburg. "Ich musste früh selbstständig werden. Das war gut für mich", sagt er.

Länderpokalsieger, WM-Teilnehmer

Schon in der Jugend ließ er sein Talent aufblitzen. Seit der U 14 war Esswein Stammspieler in der Landesauswahl des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV). Verbandstrainer Heinz-Jürgen Schlösser erinnert sich: "Schon damals profitierte er von seiner enormen Sprintschnelligkeit und dem starken Willen, immer als Sieger vom Platz zu gehen. Er war immer sehr lernwillig und zielstrebig."

2006 wurde die Südwestauswahl überraschend Länderpokalsieger, Esswein war neben dem Mainzer André Schürrle - jetzt U 21-Nationalspieler und ab kommender Saison bei Bayer Leverkusen - einer der Leistungsträger.

Sein Debüt in der U 17-Nationalmannschaft ließ nicht lange auf sich warten. Im selben Jahr lief er zum ersten Mal im DFB-Dress auf. Für 24 Minuten zunächst, dann zog er sich einen Bänderriss zu. "Toller Einstand", sagt er schmunzelnd. "Trotzdem bin ich immer gerne zur Nationalmannschaft gekommen, die Hymne mitzusingen – das macht einen schon stolz." Bei der U 17-WM in Südkorea 2007 machte er als dreifacher Torschütze von sich reden.

Das Ziel: zurück in die Bundesliga!

Weitere Großtaten möchte er bald folgen lassen. "Dass ich dort wieder hin will, ist doch wohl klar. Ich möchte mich bei Dynamo für die U 21 anbieten. Das geht nur über gute Leistungen." Zuletzt war er am 3. März beim U 20-Spiel gegen die Schweiz mit dabei gewesen.

Sein zweites Ziel: zurück in die Bundesliga! Wer da einmal gespielt hat und obendrein Meister geworden ist, der will das auch immer wieder tun, logisch. Und über Dynamo sagt Esswein: "Es kann keiner das Ziel haben, auf Dauer nur im Mittelfeld herumzudümpeln. Wenn wir so spielen wie zuletzt gegen Bayern München II, haben wir gute Chancen eine gute Rolle zu spielen. Aber immer Schritt für Schritt, nur nichts erzwingen. Das bringt meistens nichts."

Doch eines ist klar: Er wird rennen und rennen und rennen - wenn auch vielleicht nicht ganz so viel wie die Geparden aus dem Dresdner Zoo.