Adamyan: "Ich bewundere Lewandowski"

Matchwinner in München! Klappt das noch mal? Sargis Adamyan schoss in der Bundesliga beide Tore der TSG Hoffenheim zum 2:1 beim FC Bayern. Im DFB-Pokalachtelfinale gastiert die TSG am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) erneut beim Rekordmeister und -pokalsieger. Im DFB.de-Interview spricht der 26 Jahre alte Offensivspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Spiel seines Lebens und seinen langen Weg in die Bundesliga.

DFB.de: Herr Adamyan, hätten Sie sich im Achtelfinale ein anderes Los als den FC Bayern gewünscht, oder freuen Sie sich auf dieses Auswärtsspiel?

Sargis Adamyan: Sagen wir so: Es wäre für uns auch in Ordnung gewesen, erst später in diesem Wettbewerb auf Bayern München zu treffen. (grinst) Aber wenn man im DFB-Pokal weit kommen möchte, muss man irgendwann auch gegen die Bayern gewinnen. Wir freuen uns auf das Spiel.

DFB.de: Sie persönlich haben sehr gute Erinnerungen an die Bayern. Am 7. Spieltag schossen Sie beim 2:1-Auswärtssieg beide Tore für Ihre Mannschaft. War es das schönste Spiel Ihres Lebens?

Adamyan: Ja, das kann man so sagen. Das Spiel war für mich ein super Erlebnis. Dabei fing die Partie für mich persönlich gar nicht so gut an. In der 5. Spielminute vergab ich eine riesige Chance, als ich alleine auf das Tor zulief. Aber danach habe ich trotzdem den Kopf oben behalten, konsequent für das Team weitergearbeitet und wurde dafür belohnt.

DFB.de: Welche Erkenntnisse lassen sich auf das erneute Aufeinandertreffen übertragen?

Adamyan: Damals ist bei uns jeder für jeden gelaufen und hat um jeden Meter gekämpft. Diese kämpferische Leistung müssen wir wieder an den Tag legen, um eine Chance zu haben.

DFB.de: Gibt es bestimmte Spieler beim FC Bayern, die Sie besonders bewundern?

Adamyan: Natürlich, Robert Lewandowski und Philippe Coutinho zum Beispiel sind überragende Spieler, denen ich sehr gern zuschaue.

DFB.de: Sie sind 26 Jahre alt und gaben erst in dieser Saison Ihr Debüt in der Bundesliga. Vor gut zweieinhalb Jahren haben Sie noch in der Regionalliga für den TSV Steinbach Haiger gespielt. Hand aufs Herz: Was hätten Sie damals gesagt, wenn Ihnen jemand so einen rasanten Aufstieg prognostiziert hätte?

Adamyan: Das hätte ich zu der Zeit natürlich nicht geglaubt. Aber der Fußball ist eben sehr schnelllebig. Das sieht man an meinem Beispiel besonders gut. Ich habe immer hart dafür gearbeitet, nie aufgegeben - und wurde auch hier letztlich dafür belohnt.

DFB.de: Sie stammen aus dem Nachwuchs von Hansa Rostock und gaben in der Saison 2012/2013 Ihr Debüt in der 3. Liga. Nach acht Einsätzen wurden Sie wieder in die 2. Mannschaft gesteckt und sind später zum Regionalligisten TSG Neustrelitz gewechselt. Warum konnten Sie sich in Rostock nicht durchsetzen?

Adamyan: Das war für den Verein keine einfache Zeit. Hansa Rostock steckte im Abstiegskampf, dadurch bekamen junge Spieler nicht unbedingt die Chance, sich zu beweisen. Es gab damals einige, die sich in Rostock nicht durchsetzen konnten und später in der Bundesliga oder 2. Bundesliga gelandet sind - Ben Zolinski spielt nun zum Beispiel in Paderborn, Nils Quaschner in Bielefeld oder Tom Weilandt in Bochum.

DFB.de: War es für Sie ein großer Rückschlag, den Umweg über die Regionalliga gehen zu müssen?

Adamyan: Darüber habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Ich wollte einfach nur spielen. Daher war der Schritt in die Regionalliga der richtige.

DFB.de: Haben Sie zu Regionalligazeiten voll auf den Fußball gesetzt, oder gab es ein zweites berufliches Standbein?

Adamyan: Auch in der Regionalliga habe ich voll auf den Fußball gesetzt. Allerdings hatte ich in Rostock eine Berufsausbildung zum Industriekaufmann angefangen. Diese musste ich abbrechen, um in die Regionalliga zu Neustrelitz wechseln zu können.

DFB.de: Ein riskanter Schritt...

Adamyan: Mir war das Risiko bewusst. Aber ich wollte eben unbedingt Fußball spielen. Auch meine Eltern standen voll hinter meiner Entscheidung.

DFB.de: Erst in der Saison 2016/2017 sind Sie beim TSV Steinbach Haiger so richtig durchgestartet und haben 16 Tore in der Regionalliga erzielt. Wie kam es zum Durchbruch?

Adamyan: Wir hatten einfach eine coole Truppe zusammen, es hat riesigen Spaß gemacht, für diese Mannschaft zu kicken. Der ganze Verein war sehr familiär, ich habe viel Vertrauen gespürt. Das hat mir geholfen.

DFB.de: Von der Regionalliga wechselten Sie in die 2. Bundesliga zum SSV Jahn Regensburg, zwei Jahre später in die Bundesliga zur TSG Hoffenheim. Wie schwierig war es, sich auf die höheren Ligen einzustellen?

Adamyan: Ich musste mich immer erst an die jeweilige Liga gewöhnen. Das gelang mir aber jeweils relativ schnell. Ich würde sagen, dass der Schritt von der 2. Bundesliga in die Bundesliga sogar noch größer war als der von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. In der Bundesliga wird noch mal ein deutlich besserer Fußball gespielt, und das Tempo ist viel höher.

DFB.de: Sie haben sich erst im Alter von zwölf Jahren einem Fußballverein angeschlossen. Warum so spät?

Adamyan: Ich habe jeden Tag auf der Straße Fußball gespielt, seit ich etwa fünf Jahre alt war. Im Verein habe ich aber zunächst nur Tischtennis gespielt, was auch ziemlich gut lief: Ich war Jugend-Landesmeister in Mecklenburg-Vorpommern. Aber als ich elf Jahre alt war, hatte ich keine Lust mehr auf Tischtennis und bin stattdessen dem Fußballverein 1. FC Neubrandenburg 04 beigetreten.

DFB.de: Das war offenbar die richtige Entscheidung. Heute sind Sie Nationalspieler Armeniens und haben bislang 18 Länderspiele bestritten. In der Qualifikation zur Europameisterschaft belegte Ihre Mannschaft Platz fünf, holte aber immerhin zehn Punkte. Welches Potenzial steckt im armenischen Fußball?

Adamyan: Armenien hat definitiv Potenzial, aber die Entwicklung muss schon noch einige Schritte vorangehen. Wir haben leider nur wenige Spieler, die in den europäischen Topligen spielen. Der ehemalige Dortmunder Henrikh Mchitarjan spielt beim AS Rom in Italien, ich spiele in der Bundesliga, ein paar weitere in Russland. Aber es gibt eben auch viele, die noch in Armenien spielen. Die sind das hohe Tempo in den Länderspielen nicht so gewohnt.

DFB.de: Haben Sie die Hoffnung, dass Armenien vielleicht bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland dabei sein wird?

Adamyan: Das ist zwar nicht völlig utopisch - aber dafür müsste die Qualifikation für uns wirklich herausragend laufen.

[oj]

Matchwinner in München! Klappt das noch mal? Sargis Adamyan schoss in der Bundesliga beide Tore der TSG Hoffenheim zum 2:1 beim FC Bayern. Im DFB-Pokalachtelfinale gastiert die TSG am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) erneut beim Rekordmeister und -pokalsieger. Im DFB.de-Interview spricht der 26 Jahre alte Offensivspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Spiel seines Lebens und seinen langen Weg in die Bundesliga.

DFB.de: Herr Adamyan, hätten Sie sich im Achtelfinale ein anderes Los als den FC Bayern gewünscht, oder freuen Sie sich auf dieses Auswärtsspiel?

Sargis Adamyan: Sagen wir so: Es wäre für uns auch in Ordnung gewesen, erst später in diesem Wettbewerb auf Bayern München zu treffen. (grinst) Aber wenn man im DFB-Pokal weit kommen möchte, muss man irgendwann auch gegen die Bayern gewinnen. Wir freuen uns auf das Spiel.

DFB.de: Sie persönlich haben sehr gute Erinnerungen an die Bayern. Am 7. Spieltag schossen Sie beim 2:1-Auswärtssieg beide Tore für Ihre Mannschaft. War es das schönste Spiel Ihres Lebens?

Adamyan: Ja, das kann man so sagen. Das Spiel war für mich ein super Erlebnis. Dabei fing die Partie für mich persönlich gar nicht so gut an. In der 5. Spielminute vergab ich eine riesige Chance, als ich alleine auf das Tor zulief. Aber danach habe ich trotzdem den Kopf oben behalten, konsequent für das Team weitergearbeitet und wurde dafür belohnt.

DFB.de: Welche Erkenntnisse lassen sich auf das erneute Aufeinandertreffen übertragen?

Adamyan: Damals ist bei uns jeder für jeden gelaufen und hat um jeden Meter gekämpft. Diese kämpferische Leistung müssen wir wieder an den Tag legen, um eine Chance zu haben.

DFB.de: Gibt es bestimmte Spieler beim FC Bayern, die Sie besonders bewundern?

Adamyan: Natürlich, Robert Lewandowski und Philippe Coutinho zum Beispiel sind überragende Spieler, denen ich sehr gern zuschaue.

DFB.de: Sie sind 26 Jahre alt und gaben erst in dieser Saison Ihr Debüt in der Bundesliga. Vor gut zweieinhalb Jahren haben Sie noch in der Regionalliga für den TSV Steinbach Haiger gespielt. Hand aufs Herz: Was hätten Sie damals gesagt, wenn Ihnen jemand so einen rasanten Aufstieg prognostiziert hätte?

Adamyan: Das hätte ich zu der Zeit natürlich nicht geglaubt. Aber der Fußball ist eben sehr schnelllebig. Das sieht man an meinem Beispiel besonders gut. Ich habe immer hart dafür gearbeitet, nie aufgegeben - und wurde auch hier letztlich dafür belohnt.

DFB.de: Sie stammen aus dem Nachwuchs von Hansa Rostock und gaben in der Saison 2012/2013 Ihr Debüt in der 3. Liga. Nach acht Einsätzen wurden Sie wieder in die 2. Mannschaft gesteckt und sind später zum Regionalligisten TSG Neustrelitz gewechselt. Warum konnten Sie sich in Rostock nicht durchsetzen?

Adamyan: Das war für den Verein keine einfache Zeit. Hansa Rostock steckte im Abstiegskampf, dadurch bekamen junge Spieler nicht unbedingt die Chance, sich zu beweisen. Es gab damals einige, die sich in Rostock nicht durchsetzen konnten und später in der Bundesliga oder 2. Bundesliga gelandet sind - Ben Zolinski spielt nun zum Beispiel in Paderborn, Nils Quaschner in Bielefeld oder Tom Weilandt in Bochum.

DFB.de: War es für Sie ein großer Rückschlag, den Umweg über die Regionalliga gehen zu müssen?

Adamyan: Darüber habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Ich wollte einfach nur spielen. Daher war der Schritt in die Regionalliga der richtige.

DFB.de: Haben Sie zu Regionalligazeiten voll auf den Fußball gesetzt, oder gab es ein zweites berufliches Standbein?

Adamyan: Auch in der Regionalliga habe ich voll auf den Fußball gesetzt. Allerdings hatte ich in Rostock eine Berufsausbildung zum Industriekaufmann angefangen. Diese musste ich abbrechen, um in die Regionalliga zu Neustrelitz wechseln zu können.

DFB.de: Ein riskanter Schritt...

Adamyan: Mir war das Risiko bewusst. Aber ich wollte eben unbedingt Fußball spielen. Auch meine Eltern standen voll hinter meiner Entscheidung.

DFB.de: Erst in der Saison 2016/2017 sind Sie beim TSV Steinbach Haiger so richtig durchgestartet und haben 16 Tore in der Regionalliga erzielt. Wie kam es zum Durchbruch?

Adamyan: Wir hatten einfach eine coole Truppe zusammen, es hat riesigen Spaß gemacht, für diese Mannschaft zu kicken. Der ganze Verein war sehr familiär, ich habe viel Vertrauen gespürt. Das hat mir geholfen.

DFB.de: Von der Regionalliga wechselten Sie in die 2. Bundesliga zum SSV Jahn Regensburg, zwei Jahre später in die Bundesliga zur TSG Hoffenheim. Wie schwierig war es, sich auf die höheren Ligen einzustellen?

Adamyan: Ich musste mich immer erst an die jeweilige Liga gewöhnen. Das gelang mir aber jeweils relativ schnell. Ich würde sagen, dass der Schritt von der 2. Bundesliga in die Bundesliga sogar noch größer war als der von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. In der Bundesliga wird noch mal ein deutlich besserer Fußball gespielt, und das Tempo ist viel höher.

DFB.de: Sie haben sich erst im Alter von zwölf Jahren einem Fußballverein angeschlossen. Warum so spät?

Adamyan: Ich habe jeden Tag auf der Straße Fußball gespielt, seit ich etwa fünf Jahre alt war. Im Verein habe ich aber zunächst nur Tischtennis gespielt, was auch ziemlich gut lief: Ich war Jugend-Landesmeister in Mecklenburg-Vorpommern. Aber als ich elf Jahre alt war, hatte ich keine Lust mehr auf Tischtennis und bin stattdessen dem Fußballverein 1. FC Neubrandenburg 04 beigetreten.

DFB.de: Das war offenbar die richtige Entscheidung. Heute sind Sie Nationalspieler Armeniens und haben bislang 18 Länderspiele bestritten. In der Qualifikation zur Europameisterschaft belegte Ihre Mannschaft Platz fünf, holte aber immerhin zehn Punkte. Welches Potenzial steckt im armenischen Fußball?

Adamyan: Armenien hat definitiv Potenzial, aber die Entwicklung muss schon noch einige Schritte vorangehen. Wir haben leider nur wenige Spieler, die in den europäischen Topligen spielen. Der ehemalige Dortmunder Henrikh Mchitarjan spielt beim AS Rom in Italien, ich spiele in der Bundesliga, ein paar weitere in Russland. Aber es gibt eben auch viele, die noch in Armenien spielen. Die sind das hohe Tempo in den Länderspielen nicht so gewohnt.

DFB.de: Haben Sie die Hoffnung, dass Armenien vielleicht bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland dabei sein wird?

Adamyan: Das ist zwar nicht völlig utopisch - aber dafür müsste die Qualifikation für uns wirklich herausragend laufen.

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