50 Jahre Bundesliga: Die Spielzeit 1982/1983

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras für noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1982/1983.

Ob es eine Ehrbezeugung oder doch eher Spott war, wird man heute nicht mehr seriös in Erfahrung bringen. Vielleicht eine Mischung aus beidem. Jedenfalls machte der Flieger, der den neuen, alten Deutschen Meister nach Hause bringen sollte, noch einen kleinen Umweg und flog am 4. Juni 1983 eine Schleife über dem schon leeren Bremer Weserstadion.

Wenn die sonst so reservierten Hamburger zu Scherzen aufgelegt sind, müssen sie schon sehr glücklich sein. Und das waren sie. Zehn Tage nach dem grandiosen Erfolg im Europapokal der Landesmeister gegen Juventus Turin verteidigte der HSV mit einem 2:1 auf Schalke die Deutsche Meisterschaft und krönte so das beste Jahr seiner Vereinsgeschichte.

"Auf den Pott muss jetzt der Deckel"

Kapitän Horst Hrubesch hatte nach dem Triumph von Athen die Maxime ausgegeben "Auf den Pott muss jetzt der Deckel", und alle hatten sie verstanden. Und doch war es Millimeterarbeit, denn Otto Rehhagels wackere Bremer hatten bis zuletzt Paroli geboten. Nur die Tordifferenz sprach in der Endabrechnung für den HSV, was es in nunmehr 20 Bundesligajahren erst zweimal gegeben hatte.

Der direkte Vergleich hat in der Bundesliga nie eine Rolle gespielt, sonst wäre die Schale an die Weser gegangen. Denn nach dem 1:1 in Hamburg gewann Werder das Rückspiel am 29. Januar 1983 mit 3:2. Es war nicht irgendein Sieg, es war ein Fanal. An jenem Tag riss die längste Erfolgsserie der Bundesligahistorie – 36 Spiele hatte der HSV zuvor nicht verloren.

An jenem stürmischen Januar-Samstag war es so weit, und Werder, im vermeintlich so schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg, plötzlich ein Titelkandidat.

Völler wird Torschützenkönig

Mit Rudi Völler hatten die Bremer den Star der Saison: 1982/1983 wurde er Torschützenkönig, Fußballer des Jahres und Nationalspieler. Äußerst respektabel für einen 23-Jährigen. Nur Meister wurde er nicht. Der HSV, in der Vorrunde auch von Borussia Dortmund bedrängt, gab die am 15. Spieltag erkämpfte Tabellenführung nicht mehr her.

Die Happel-Auswahl mit ihren Eckpfeilern Uli Stein, Manfred Kaltz, Ditmar Jakobs, Felix Magath und Horst Hrubesch verlor nur zwei Spiele und gewann nebenher, wie erwähnt, den Landesmeister-Pokal. "Das war die beste Mannschaft, in der ich je gespielt habe", sagte Nationalspieler Kaltz. Ihr Rekord, den Borussia Dortmund in der neuen Saison womöglich knacken wird – es fehlen noch acht Spiele –, hielt jedenfalls bis jetzt fast 30 Jahre.

Historischer Fehlstart der Bayern: Niederlage durch Einwurf-Tor

In die Geschichtsbücher ging auch der Fehlstart der Bayern ein, die in Bremen durch ein Einwurf-Tor von Uwe Reinders 0:1 verloren. Es zählte, weil der neue Torwart Jean-Marie Pfaff den Ball noch berührt hatte. Kein gutes Omen für die Bayern, die sich im Frühjahr von Meistertrainer Pal Csernai trennten und auch den verletzt abgetretenen Anführer Paul Breitner für immer verloren. Sie landeten auf Platz vier weit unterhalb der eigenen Ansprüche.

Auch Meisteraspirant 1. FC Köln verpasste als Fünfter seine Ziele, entschädigte sich aber mit dem Gewinn des DFB-Pokals. Im Abstiegskampf erwischte es beide Aufsteiger; Hertha BSC und Schalke 04 begleiteten den KSC in die 2. Bundesliga. Ein trauriges Kapitel wurde in Braunschweig geschrieben: Lutz Eigendorf, aus der DDR geflohen, starb im März 1983 unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall.

Eine Premiere erlebte das Bochumer Ruhrstadion: Stuttgarts Torwart Hermann Roleder erhielt als erster seines Standes eine Rote Karte für eine Notbremse. Und in Dortmund schoss die Borussia in einer Halbzeit zehn Tore - beim 11:1 gegen Bielefeld. Ein Novum, bis heute. Noch immer also fiel der Bundesliga etwas Neues ein. Musste ihr auch, die Zuschauerzahlen gingen erneut zurück.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 20. BUNDESLIGASAISON

Tore: 1036 (3,39 pro Spiel)
Torschützenkönig: Rudi Völler (Bremen/23)
Zuschauer: 6.180.704 (20.198 pro Spiel)
Meister: Hamburger SV
Absteiger: Schalke 04, Karlsruher SC, Hertha BSC
Aufsteiger: Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach, Bayer Uerdingen
Trainerentlassungen: 8

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras für noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1982/1983.

Ob es eine Ehrbezeugung oder doch eher Spott war, wird man heute nicht mehr seriös in Erfahrung bringen. Vielleicht eine Mischung aus beidem. Jedenfalls machte der Flieger, der den neuen, alten Deutschen Meister nach Hause bringen sollte, noch einen kleinen Umweg und flog am 4. Juni 1983 eine Schleife über dem schon leeren Bremer Weserstadion.

Wenn die sonst so reservierten Hamburger zu Scherzen aufgelegt sind, müssen sie schon sehr glücklich sein. Und das waren sie. Zehn Tage nach dem grandiosen Erfolg im Europapokal der Landesmeister gegen Juventus Turin verteidigte der HSV mit einem 2:1 auf Schalke die Deutsche Meisterschaft und krönte so das beste Jahr seiner Vereinsgeschichte.

"Auf den Pott muss jetzt der Deckel"

Kapitän Horst Hrubesch hatte nach dem Triumph von Athen die Maxime ausgegeben "Auf den Pott muss jetzt der Deckel", und alle hatten sie verstanden. Und doch war es Millimeterarbeit, denn Otto Rehhagels wackere Bremer hatten bis zuletzt Paroli geboten. Nur die Tordifferenz sprach in der Endabrechnung für den HSV, was es in nunmehr 20 Bundesligajahren erst zweimal gegeben hatte.

Der direkte Vergleich hat in der Bundesliga nie eine Rolle gespielt, sonst wäre die Schale an die Weser gegangen. Denn nach dem 1:1 in Hamburg gewann Werder das Rückspiel am 29. Januar 1983 mit 3:2. Es war nicht irgendein Sieg, es war ein Fanal. An jenem Tag riss die längste Erfolgsserie der Bundesligahistorie – 36 Spiele hatte der HSV zuvor nicht verloren.

An jenem stürmischen Januar-Samstag war es so weit, und Werder, im vermeintlich so schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg, plötzlich ein Titelkandidat.

Völler wird Torschützenkönig

Mit Rudi Völler hatten die Bremer den Star der Saison: 1982/1983 wurde er Torschützenkönig, Fußballer des Jahres und Nationalspieler. Äußerst respektabel für einen 23-Jährigen. Nur Meister wurde er nicht. Der HSV, in der Vorrunde auch von Borussia Dortmund bedrängt, gab die am 15. Spieltag erkämpfte Tabellenführung nicht mehr her.

Die Happel-Auswahl mit ihren Eckpfeilern Uli Stein, Manfred Kaltz, Ditmar Jakobs, Felix Magath und Horst Hrubesch verlor nur zwei Spiele und gewann nebenher, wie erwähnt, den Landesmeister-Pokal. "Das war die beste Mannschaft, in der ich je gespielt habe", sagte Nationalspieler Kaltz. Ihr Rekord, den Borussia Dortmund in der neuen Saison womöglich knacken wird – es fehlen noch acht Spiele –, hielt jedenfalls bis jetzt fast 30 Jahre.

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Historischer Fehlstart der Bayern: Niederlage durch Einwurf-Tor

In die Geschichtsbücher ging auch der Fehlstart der Bayern ein, die in Bremen durch ein Einwurf-Tor von Uwe Reinders 0:1 verloren. Es zählte, weil der neue Torwart Jean-Marie Pfaff den Ball noch berührt hatte. Kein gutes Omen für die Bayern, die sich im Frühjahr von Meistertrainer Pal Csernai trennten und auch den verletzt abgetretenen Anführer Paul Breitner für immer verloren. Sie landeten auf Platz vier weit unterhalb der eigenen Ansprüche.

Auch Meisteraspirant 1. FC Köln verpasste als Fünfter seine Ziele, entschädigte sich aber mit dem Gewinn des DFB-Pokals. Im Abstiegskampf erwischte es beide Aufsteiger; Hertha BSC und Schalke 04 begleiteten den KSC in die 2. Bundesliga. Ein trauriges Kapitel wurde in Braunschweig geschrieben: Lutz Eigendorf, aus der DDR geflohen, starb im März 1983 unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall.

Eine Premiere erlebte das Bochumer Ruhrstadion: Stuttgarts Torwart Hermann Roleder erhielt als erster seines Standes eine Rote Karte für eine Notbremse. Und in Dortmund schoss die Borussia in einer Halbzeit zehn Tore - beim 11:1 gegen Bielefeld. Ein Novum, bis heute. Noch immer also fiel der Bundesliga etwas Neues ein. Musste ihr auch, die Zuschauerzahlen gingen erneut zurück.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 20. BUNDESLIGASAISON

Tore: 1036 (3,39 pro Spiel)
Torschützenkönig: Rudi Völler (Bremen/23)
Zuschauer: 6.180.704 (20.198 pro Spiel)
Meister: Hamburger SV
Absteiger: Schalke 04, Karlsruher SC, Hertha BSC
Aufsteiger: Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach, Bayer Uerdingen
Trainerentlassungen: 8