50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1977/1978

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1977/1978.

Die Bundesliga kam in der WM-Saison so richtig ins Rollen. Der erst im Vorjahr aufgestellte Zuschauerrekord wurde erneut gebrochen. Fast acht Millionen kamen in die Stadien, was auch an den populären Aufsteigern lag. Der VfB Stuttgart wurde auf Anhieb Vierter und hatte die meisten Fans – über 53.000 pro Heimspiel. 1860 München startete zwar verheerend in die Saison (14-mal sieglos) und kam erst im Derby gegen Bayern tief im Herbst zum ersten Sieg, hatte aber neuerdings auch das große Olympiastadion im Rücken. In der Zuschauerwertung wurden die "Löwen" deshalb Siebter, sportlich Sechzehnter.

Auch Hamburg freute sich nur für ein Jahr über zwei Bundesligisten, St. Pauli kam nur auf 18 Punkte. Der dritte Absteiger war der 1. FC Saarbrücken, der für sieben Jahre verschwinden würde. Der Abstiegskampf 1977/1978 war der langweiligste seit zehn Jahren, das Trio war weit abgeschlagen und schon nach dem 31. Spieltag rettungslos verloren.

Ganz anders das Titelrennen, das zwar wieder zwischen einer Weisweiler- und einer Lattek-Elf entschieden wurde, aber für ein Novum sorgte. Im 15. Jahr entschied erstmals die Tordifferenz in der Meisterfrage – und zwar zu Gunsten des 1. FC Köln, der ausgerechnet im Jahr nach Overath den Triumph von 1964 wiederholen konnte und mit dem Double (2:0 im Pokalfinale gegen Düsseldorf) sogar noch übertraf.

Hennes Weisweiler war seinem Ruf als Meistermacher gerecht geworden, Heinz Flohe vertrat Overath glänzend und vorne müllerte es – Dieter Müller wurde erneut Torschützenkönig und stellte gegen Bremen einen Rekord für die Ewigkeit auf: Am 17. August 1977 gelangen ihm beim 7:2 sechs Tore.

Die Kölner Spezialität im Meister-Jahr: kurze Ecken, die mit dem Kopf in den Strafraum verlängert wurden, wo meist Müller lauerte. Aber auch der erste Bundesliga-Japaner Yasuhiko Okudera erzielte manchen wertvollen Treffer. So auch beim legendären Showdown am 29. April 1978, als Verfolger Borussia Mönchengladbach punktgleich mit Köln (bei St. Pauli) ins letzte Spiel gegen Dortmund ging. Aber zehn Tore Rückstand erschienen eigentlich illusorisch.

Tatsächlich hätten es die Lattek-Schützlinge aber fast geschafft; Borussia gewann in Düsseldorf, wohin man bei großen Spielen auswich, sage und schreibe 12:0. Einsamer Bundesligarekord. Die am Radio mithörenden Kölner wurden in Hamburg immer nervöser, sie führten zur Pause nur 1:0 – und nach einer Stunde hatte Borussia bereits sechs Tore aufgeholt. Dann erst kam der FC gegen Absteiger St. Pauli noch zu weiteren beruhigenden Treffern, am Ende hieß es 5:0. Drei Tore Vorsprung waren Köln geblieben, was die Freude nicht trübte.

Natürlich sprach alle Welt wieder von Skandal, und der DFB leitete Ermittlungen gegen die Dortmunder ein, die bis August dauerten und mit einer ernsten Ermahnung, aber auch mit Freispruch endeten. Bestraft wurden die Verlierer trotzdem, der BVB-Vorstand bat sie zur Kasse und entließ Trainer Otto Rehhagel, vom Boulevard in Otto "Torhagel" umgetauft, umgehend.

Für Aufsehen sorgten ansonsten wieder die Bayern, die im Jahr eins nach Beckenbauer durch die Liga taumelten, auswärts kein Spiel gewannen und mit der schlechtesten Platzierung überhaupt (12.) die Saison beendeten. Da half auch der spektakuläre Trainertausch im Dezember mit Eintracht Frankfurt – Dettmar Cramer ging zur Eintracht, Gyula Lorant nach München – wenig. Bayern war nicht mehr Bayern und Gladbach jedenfalls nicht mehr Meister – nach acht Jahren Doppelherrschaft brach eine neue Ära an. Andere durften auch mal wieder.

Fakten der 15. Saison:

Tore: 1014 (3,33 pro Spiel)
Torschützenkönig: Dieter Müller (1. FC Köln), Gerd Müller (Bayern) je 24
Zuschauer: 7.936.765 (25.937 pro Spiel) Rekord, nach absoluten Zahlen
Meister: 1. FC Köln
Absteiger: TSV 1860 München, 1. FC Saarbrücken, FC St. Pauli
Aufsteiger: 1. FC Nürnberg, Darmstadt 98, Arminia Bielefeld
Trainerentlassungen: 8

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1977/1978.

Die Bundesliga kam in der WM-Saison so richtig ins Rollen. Der erst im Vorjahr aufgestellte Zuschauerrekord wurde erneut gebrochen. Fast acht Millionen kamen in die Stadien, was auch an den populären Aufsteigern lag. Der VfB Stuttgart wurde auf Anhieb Vierter und hatte die meisten Fans – über 53.000 pro Heimspiel. 1860 München startete zwar verheerend in die Saison (14-mal sieglos) und kam erst im Derby gegen Bayern tief im Herbst zum ersten Sieg, hatte aber neuerdings auch das große Olympiastadion im Rücken. In der Zuschauerwertung wurden die "Löwen" deshalb Siebter, sportlich Sechzehnter.

Auch Hamburg freute sich nur für ein Jahr über zwei Bundesligisten, St. Pauli kam nur auf 18 Punkte. Der dritte Absteiger war der 1. FC Saarbrücken, der für sieben Jahre verschwinden würde. Der Abstiegskampf 1977/1978 war der langweiligste seit zehn Jahren, das Trio war weit abgeschlagen und schon nach dem 31. Spieltag rettungslos verloren.

Ganz anders das Titelrennen, das zwar wieder zwischen einer Weisweiler- und einer Lattek-Elf entschieden wurde, aber für ein Novum sorgte. Im 15. Jahr entschied erstmals die Tordifferenz in der Meisterfrage – und zwar zu Gunsten des 1. FC Köln, der ausgerechnet im Jahr nach Overath den Triumph von 1964 wiederholen konnte und mit dem Double (2:0 im Pokalfinale gegen Düsseldorf) sogar noch übertraf.

Hennes Weisweiler war seinem Ruf als Meistermacher gerecht geworden, Heinz Flohe vertrat Overath glänzend und vorne müllerte es – Dieter Müller wurde erneut Torschützenkönig und stellte gegen Bremen einen Rekord für die Ewigkeit auf: Am 17. August 1977 gelangen ihm beim 7:2 sechs Tore.

Die Kölner Spezialität im Meister-Jahr: kurze Ecken, die mit dem Kopf in den Strafraum verlängert wurden, wo meist Müller lauerte. Aber auch der erste Bundesliga-Japaner Yasuhiko Okudera erzielte manchen wertvollen Treffer. So auch beim legendären Showdown am 29. April 1978, als Verfolger Borussia Mönchengladbach punktgleich mit Köln (bei St. Pauli) ins letzte Spiel gegen Dortmund ging. Aber zehn Tore Rückstand erschienen eigentlich illusorisch.

Tatsächlich hätten es die Lattek-Schützlinge aber fast geschafft; Borussia gewann in Düsseldorf, wohin man bei großen Spielen auswich, sage und schreibe 12:0. Einsamer Bundesligarekord. Die am Radio mithörenden Kölner wurden in Hamburg immer nervöser, sie führten zur Pause nur 1:0 – und nach einer Stunde hatte Borussia bereits sechs Tore aufgeholt. Dann erst kam der FC gegen Absteiger St. Pauli noch zu weiteren beruhigenden Treffern, am Ende hieß es 5:0. Drei Tore Vorsprung waren Köln geblieben, was die Freude nicht trübte.

Natürlich sprach alle Welt wieder von Skandal, und der DFB leitete Ermittlungen gegen die Dortmunder ein, die bis August dauerten und mit einer ernsten Ermahnung, aber auch mit Freispruch endeten. Bestraft wurden die Verlierer trotzdem, der BVB-Vorstand bat sie zur Kasse und entließ Trainer Otto Rehhagel, vom Boulevard in Otto "Torhagel" umgetauft, umgehend.

Für Aufsehen sorgten ansonsten wieder die Bayern, die im Jahr eins nach Beckenbauer durch die Liga taumelten, auswärts kein Spiel gewannen und mit der schlechtesten Platzierung überhaupt (12.) die Saison beendeten. Da half auch der spektakuläre Trainertausch im Dezember mit Eintracht Frankfurt – Dettmar Cramer ging zur Eintracht, Gyula Lorant nach München – wenig. Bayern war nicht mehr Bayern und Gladbach jedenfalls nicht mehr Meister – nach acht Jahren Doppelherrschaft brach eine neue Ära an. Andere durften auch mal wieder.

Fakten der 15. Saison:

Tore: 1014 (3,33 pro Spiel)
Torschützenkönig: Dieter Müller (1. FC Köln), Gerd Müller (Bayern) je 24
Zuschauer: 7.936.765 (25.937 pro Spiel) Rekord, nach absoluten Zahlen
Meister: 1. FC Köln
Absteiger: TSV 1860 München, 1. FC Saarbrücken, FC St. Pauli
Aufsteiger: 1. FC Nürnberg, Darmstadt 98, Arminia Bielefeld
Trainerentlassungen: 8