4:2 gegen Costa Rica: Das "Sommermärchen 2006" beginnt

Heim-WM startet mit Traumtor von Lahm

Spielbericht:

Die Welt blickt nach München, rund 1,5 Milliarden Zuschauer verfolgen das Eröffnungsspiel. Erstmals macht es nicht der Weltmeister, sondern der Gastgeber. Der ist am Vortag aus seinem Berliner Quartier, dem Schlosshotel Grunewald, angereist. Die Allianz Arena, erst seit einem Jahr in Betrieb und neue Heimat der Münchner Großklubs FC Bayern und TSV 1860, ist natürlich ausverkauft. Die Eröffnungsfeier ist kurz und ziemlich bayerisch, wird von Showmaster Thomas Gottschalk moderiert und kommt allgemein gut. Ebenso die Ansprache des Bundespräsidenten Horst Köhler, der sich auf "vier Wochen Fußball, Fußball, Fußball" freut.

Um 18 Uhr erfolgt an diesem Freitag der Anpfiff, an den Mikrofonen von ZDF (Bela Rethy) und Premiere (Marcel Reif) sitzen die, die auch beim WM-Finale 2002 kommentiert haben. Die Sonne lacht zum Auftakt dieser WM, die man ein "Sommermärchen" nennen wird. Choreographien in den Landesfarben der beiden Kontrahenten sorgen für ein fröhliches Bild auf den Rängen.

Bernd Schneider ist Kapitän für einen Tag, er gewinnt die Seitenwahl. Costa Rica stößt an. Die erste Torchance des Turniers hat Torsten Frings, der aus 23 Metern aufs Tordach schießt. Das Netz zappelt, mancher jubelt verfrüht. Zwei Minuten später ist Jubel angebracht. Philipp Lahm schnappt sich einen versprungenen Ball auf links, kurvt in den Strafraum und zieht von dessen Eck ab. Der Ball schlägt im Winkel ein, mit Hilfe des Innenpfostens landet er im Tor – ein Sonntagsschuss bringt das 1:0. "Den Trick, dass er immer nach innen zieht, kennen sie noch gar nicht in Costa Rica", nimmt Bela Rethy an und findet: "Viel besser kann man in eine WM nicht starten!"

Lahm ist der einzige auf dem Platz, der mit langen Ärmeln spielt, vielleicht weil er darunter eine Manschette nach einer Ellbogenverletzung trägt. Offenkundig behindert sie ihn nicht mehr. Die ohnehin gute Stimmung im Stadion steigt noch ein bisschen, schon singen welche das Lied von der "Nummer eins der Welt", da passiert es: Costa Rica kombiniert sich durch, Ronald Gomez spielt auf Paulo Wanchope, Arne Friedrich hebt das Abseits auf und der Stürmer mit Premier-League-Erfahrung schiebt eiskalt ein – 1:1. Jens Lehmann, der sich schon seit der dritten Minute wegen Schmerzen am Sprunggelenk behandeln lässt, hat keine Chance.

Wie wird die Mannschaft reagieren? Als wäre nichts gewesen. Es dauert nur fünf Minuten, bis sie wieder führt. Über rechts tankt sich Schneider durch, Bastian Schweinsteiger leitet sein Zuspiel direkt weiter auf Miroslav Klose und der drückt den Ball aus vier Metern mit links über die Linie. Sein 25. Länderspieltor am 28. Geburtstag bringt den Gastgeber wieder auf Kurs. Von außen treibt ihn Jürgen Klinsmann an, Richtmikrofone lassen die Zuschauer teilhaben an seinen Kommandos: "Breit machen, Bewegung, weiter geht's".

Lukas Podolski, einer von sieben WM-Debütanten im DFB-Team auf dem Platz, setzt einen Volleyschuss ab, Schweinsteiger einen Flatterball, aber Keeper Jose Porras ist auf der Hut. Kurz vor der Pause zischt ein Podolski-Freistoß um wenige Zentimeter übers Tor, dann geht es in die Kabinen. Beifall, auch vom Kommentator: "Eine tolle, weil überaus amüsante erste Hälfte", hat Rethy gesehen. In Zahlen: 63 Prozent Ballbesitz und 12:1 Torschüsse, da macht sich der Spielstand eher bescheiden aus.

Wiederanpfiff. Podolski brennt auf sein erstes WM-Tor, schießt schon nach 30 Sekunden drauf – drüber. So verheißungsvoll es beginnt, danach wird es schlechter. Die Überlegenheit bleibt, aber die Nervosität wird offenbar nicht kleiner, sondern größer. Immer wieder schleichen sich überflüssige Abspielfehler ins deutsche Aufbauspiel ein, 15 Minuten passiert gar nichts. Dann macht sich wieder Linksverteidiger Lahm auf zu großen Taten.

Diesmal tankt er sich bis zur Grundlinie durch und flankt mit dem schwächeren Linken auf Klose, dessen Bewacher sich verschätzt hat. Der Bremer köpft druckvoll aufs Eck, Porras pariert, aber der Abpraller ist eine leichte Beute für das Geburtstagskind: mit rechts haut Klose den Ball unters Tordach, 3:1! "Der Weckruf für die deutsche Elf ist erfolgt", stellt Rethy fest.

Lahm muss niemand wecken, er ist immer wach und auf Zack und erhält überall Bestnoten. Kurz nach dem 3:1 dribbelt er sich durch in den Fünfmeterraum, ein Verteidiger stoppt ihn im letzten Moment. Im Vorgefühl des sicheren Sieges werden sie unaufmerksam, was sich rächt. Das 3:2 ist fast eine Kopie des 1:1: wieder zerreißt ein geschlenzter Pass auf Wanchope die Abwehrkette, wieder spielen sie auf Abseits und obwohl es diesmal knapp zutrifft, zählt auch dieses Tor. "Hohes Risiko wird bestraft", moniert Rethy.

Die letzten zehn Minuten brechen an, dass sie so spannend werden würden, hat keiner erwartet. Klinsmann wechselt zum zweiten Mal, Klose holt sich seinen Sonderapplaus ab. Mit Neuville kommt ein Konterstürmer. Das Publikum spürt die Angst im deutschen Team, feuert es lautstark an. Innenverteidiger Per Mertesacker, der nicht seinen besten Tag hat, kommt bei einer Ecke mit vor und prüft Porras per Kopf – gehalten.

In der 87. Minute gibt es auf der linken Seite einen Freistoß. Alle rechnen mit einer Hereingabe von Schweinsteiger, doch der legt quer auf Frings. Dem Bremer verspringt der Ball etwas, weshalb ihm der 25-Meter-Schuss abrutscht. Zum Glück! Unhaltbar schlägt das Geschoss zum 4:2 ein. "Das ist die Entscheidung – der nächste Traumtreffer des Tages."

Nun darf David Odonkor noch ein paar Minuten spielen, der überraschend in den Kader gerutschte Dortmunder kommt zu seinem zweiten Länderspiel und deutet an, warum er dabei ist. Nach rasantem Antritt bringt der Sprinter den Ball flach vors Tor, Podolskis Drehschuss wird abgeblockt.

Es folgt der Schlusspfiff, das Publikum verabschiedet beide Mannschaften mit Applaus. Für die Spieler und den Trainerstab ist es noch lange nicht zu Ende, denn es gibt Gesprächsbedarf, wie Philipp Lahm in seiner Biographie Der feine Unterschied acht Jahre später niederschreibt: "Costa Rica hatte mit einfachsten Mitteln zwei Tore gegen uns gemacht, weil wir viel zu weit voneinander entfernt gestanden hatten, ohne Gefühl für das, was der andere tun wird, tun muss, tun kann. Am Tag nach dem Spiel setzen wir und mit Jürgen Klinsmann und Jogi Löw zusammen, um das System in unserem Defensivspiel zu korrigieren. Noch eine solche Partie mit solchen Löchern in der Abwehr, und wir haben ein ernstes Problem."

Aufstellung: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm – Schneider (90. Odonkor), Borowski (72. Kehl), Frings, Schweinsteiger – Klose (79. Neuville), Podolski.

Tore: 1:0 Lahm (6.), 1:1 Wanchope (12.), 2:1, 3:1 Klose (17., 61.), 3:2 Wanchope (73.), 4:2 Frings (87.).

Zuschauer: 66.000



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

9. Juni 2006 in München - Eröffnungsspiel: Deutschland - Costa Rica 4:2

Vor dem Spiel:

Nach dem EM-Vorrundenaus 2004 trat Rudi Völler zurück, und sein Sturmpartner der Weltmeistermannschft 1990, Jürgen Klinsmann, übernahm den Job als Bundestrainer. Er brachte neue Ideen mit, manches wie die roten Trikots war gewöhnungsbedürftig, aber seine Spielidee gefiel den Deutschen: die Nationalmannschaft wollte wieder auf Sieg spielen. Auch bei der WM im eigenen Land, für die sie sich also nicht qualifizieren musste, strebte er das Optimum an: "Wir wollen Weltmeister werden!" Das sagte er schon bei der Amtseinführung am 29. Juli 2004. Davon waren allerdings zu WM-Start, auch aufgrund schwächerer Testspiele, zehn Prozent der Deutschen überzeugt.

Auf dem Weg zur Endrunde kamen 37 Spieler in den Testspielen zum Einsatz, darunter elf Debütanten. Klinsmann setzte auf die Jugend, baute Spieler wie Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski in die Mannschaft ein. Aus dem WM-Kader von 2002 waren noch elf Spieler übrig, so dass sich eine gute Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit ergab. Weil sich der Trainerstab für einen Torwartwechsel entschied - Jens Lehmann für Oliver Kahn -, brauchte es einen neuen Kapitän: Michael Ballack.

Ausgerechnet der Bayern-Star machte Sorgen vor dem WM-Auftakt, ihn plagte seit Mitte Mai eine Wadenverhärtung - und so war es auch noch am 9. Juni. Er hielt sich zwar für einsatzbereit, aber die Ärzte rieten ab, und Klinsmann hörte auf sie. Er wollte kein Risiko eingehen und gab Ballacks Aussetzen mit den Worten "Die Wade ist noch nicht da, wo sie hin muss" bekannt. Für ihn kam der Bremer Tim Borowski in die Startelf.

Gegen Costa Rica war ein Sieg natürlich fest eingeplant. Es war das erste Treffen mit den Mittelamerikanern, dem vermeintlich leichtesten Gruppengegner. "WM-Rekord gegen Costa Gurka?", fragte die Bild etwas respektlos. Bezogen war die Frage allerdings auf die Eröffnungsspiele, die bisher noch keinen Sieger mit mehr als einem Tor Vorsprung gesehen hatten. Costa Rica hatte sich gerade erst gegen eine Heidelberger Amateurauswahl blamiert (2:3), aber den Mut nicht verloren. Torjäger Paulo Wanchope: "Der Druck lastet auf Deutschland. Sie werden versuchen, in den ersten 15 Minuten ein Tor zu schießen. Aber wenn wir hinten gut stehen und kontern, können wir gewinnen." In der FIFA-Weltrangliste waren die Länder nur drei Plätze voneinander entfernt, Deutschland war 22., Costa Rica lag auf Platz 25.

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Heim-WM startet mit Traumtor von Lahm

Spielbericht:

Die Welt blickt nach München, rund 1,5 Milliarden Zuschauer verfolgen das Eröffnungsspiel. Erstmals macht es nicht der Weltmeister, sondern der Gastgeber. Der ist am Vortag aus seinem Berliner Quartier, dem Schlosshotel Grunewald, angereist. Die Allianz Arena, erst seit einem Jahr in Betrieb und neue Heimat der Münchner Großklubs FC Bayern und TSV 1860, ist natürlich ausverkauft. Die Eröffnungsfeier ist kurz und ziemlich bayerisch, wird von Showmaster Thomas Gottschalk moderiert und kommt allgemein gut. Ebenso die Ansprache des Bundespräsidenten Horst Köhler, der sich auf "vier Wochen Fußball, Fußball, Fußball" freut.

Um 18 Uhr erfolgt an diesem Freitag der Anpfiff, an den Mikrofonen von ZDF (Bela Rethy) und Premiere (Marcel Reif) sitzen die, die auch beim WM-Finale 2002 kommentiert haben. Die Sonne lacht zum Auftakt dieser WM, die man ein "Sommermärchen" nennen wird. Choreographien in den Landesfarben der beiden Kontrahenten sorgen für ein fröhliches Bild auf den Rängen.

Bernd Schneider ist Kapitän für einen Tag, er gewinnt die Seitenwahl. Costa Rica stößt an. Die erste Torchance des Turniers hat Torsten Frings, der aus 23 Metern aufs Tordach schießt. Das Netz zappelt, mancher jubelt verfrüht. Zwei Minuten später ist Jubel angebracht. Philipp Lahm schnappt sich einen versprungenen Ball auf links, kurvt in den Strafraum und zieht von dessen Eck ab. Der Ball schlägt im Winkel ein, mit Hilfe des Innenpfostens landet er im Tor – ein Sonntagsschuss bringt das 1:0. "Den Trick, dass er immer nach innen zieht, kennen sie noch gar nicht in Costa Rica", nimmt Bela Rethy an und findet: "Viel besser kann man in eine WM nicht starten!"

Lahm ist der einzige auf dem Platz, der mit langen Ärmeln spielt, vielleicht weil er darunter eine Manschette nach einer Ellbogenverletzung trägt. Offenkundig behindert sie ihn nicht mehr. Die ohnehin gute Stimmung im Stadion steigt noch ein bisschen, schon singen welche das Lied von der "Nummer eins der Welt", da passiert es: Costa Rica kombiniert sich durch, Ronald Gomez spielt auf Paulo Wanchope, Arne Friedrich hebt das Abseits auf und der Stürmer mit Premier-League-Erfahrung schiebt eiskalt ein – 1:1. Jens Lehmann, der sich schon seit der dritten Minute wegen Schmerzen am Sprunggelenk behandeln lässt, hat keine Chance.

Wie wird die Mannschaft reagieren? Als wäre nichts gewesen. Es dauert nur fünf Minuten, bis sie wieder führt. Über rechts tankt sich Schneider durch, Bastian Schweinsteiger leitet sein Zuspiel direkt weiter auf Miroslav Klose und der drückt den Ball aus vier Metern mit links über die Linie. Sein 25. Länderspieltor am 28. Geburtstag bringt den Gastgeber wieder auf Kurs. Von außen treibt ihn Jürgen Klinsmann an, Richtmikrofone lassen die Zuschauer teilhaben an seinen Kommandos: "Breit machen, Bewegung, weiter geht's".

Lukas Podolski, einer von sieben WM-Debütanten im DFB-Team auf dem Platz, setzt einen Volleyschuss ab, Schweinsteiger einen Flatterball, aber Keeper Jose Porras ist auf der Hut. Kurz vor der Pause zischt ein Podolski-Freistoß um wenige Zentimeter übers Tor, dann geht es in die Kabinen. Beifall, auch vom Kommentator: "Eine tolle, weil überaus amüsante erste Hälfte", hat Rethy gesehen. In Zahlen: 63 Prozent Ballbesitz und 12:1 Torschüsse, da macht sich der Spielstand eher bescheiden aus.

Wiederanpfiff. Podolski brennt auf sein erstes WM-Tor, schießt schon nach 30 Sekunden drauf – drüber. So verheißungsvoll es beginnt, danach wird es schlechter. Die Überlegenheit bleibt, aber die Nervosität wird offenbar nicht kleiner, sondern größer. Immer wieder schleichen sich überflüssige Abspielfehler ins deutsche Aufbauspiel ein, 15 Minuten passiert gar nichts. Dann macht sich wieder Linksverteidiger Lahm auf zu großen Taten.

Diesmal tankt er sich bis zur Grundlinie durch und flankt mit dem schwächeren Linken auf Klose, dessen Bewacher sich verschätzt hat. Der Bremer köpft druckvoll aufs Eck, Porras pariert, aber der Abpraller ist eine leichte Beute für das Geburtstagskind: mit rechts haut Klose den Ball unters Tordach, 3:1! "Der Weckruf für die deutsche Elf ist erfolgt", stellt Rethy fest.

Lahm muss niemand wecken, er ist immer wach und auf Zack und erhält überall Bestnoten. Kurz nach dem 3:1 dribbelt er sich durch in den Fünfmeterraum, ein Verteidiger stoppt ihn im letzten Moment. Im Vorgefühl des sicheren Sieges werden sie unaufmerksam, was sich rächt. Das 3:2 ist fast eine Kopie des 1:1: wieder zerreißt ein geschlenzter Pass auf Wanchope die Abwehrkette, wieder spielen sie auf Abseits und obwohl es diesmal knapp zutrifft, zählt auch dieses Tor. "Hohes Risiko wird bestraft", moniert Rethy.

Die letzten zehn Minuten brechen an, dass sie so spannend werden würden, hat keiner erwartet. Klinsmann wechselt zum zweiten Mal, Klose holt sich seinen Sonderapplaus ab. Mit Neuville kommt ein Konterstürmer. Das Publikum spürt die Angst im deutschen Team, feuert es lautstark an. Innenverteidiger Per Mertesacker, der nicht seinen besten Tag hat, kommt bei einer Ecke mit vor und prüft Porras per Kopf – gehalten.

In der 87. Minute gibt es auf der linken Seite einen Freistoß. Alle rechnen mit einer Hereingabe von Schweinsteiger, doch der legt quer auf Frings. Dem Bremer verspringt der Ball etwas, weshalb ihm der 25-Meter-Schuss abrutscht. Zum Glück! Unhaltbar schlägt das Geschoss zum 4:2 ein. "Das ist die Entscheidung – der nächste Traumtreffer des Tages."

Nun darf David Odonkor noch ein paar Minuten spielen, der überraschend in den Kader gerutschte Dortmunder kommt zu seinem zweiten Länderspiel und deutet an, warum er dabei ist. Nach rasantem Antritt bringt der Sprinter den Ball flach vors Tor, Podolskis Drehschuss wird abgeblockt.

Es folgt der Schlusspfiff, das Publikum verabschiedet beide Mannschaften mit Applaus. Für die Spieler und den Trainerstab ist es noch lange nicht zu Ende, denn es gibt Gesprächsbedarf, wie Philipp Lahm in seiner Biographie Der feine Unterschied acht Jahre später niederschreibt: "Costa Rica hatte mit einfachsten Mitteln zwei Tore gegen uns gemacht, weil wir viel zu weit voneinander entfernt gestanden hatten, ohne Gefühl für das, was der andere tun wird, tun muss, tun kann. Am Tag nach dem Spiel setzen wir und mit Jürgen Klinsmann und Jogi Löw zusammen, um das System in unserem Defensivspiel zu korrigieren. Noch eine solche Partie mit solchen Löchern in der Abwehr, und wir haben ein ernstes Problem."

Aufstellung: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm – Schneider (90. Odonkor), Borowski (72. Kehl), Frings, Schweinsteiger – Klose (79. Neuville), Podolski.

Tore: 1:0 Lahm (6.), 1:1 Wanchope (12.), 2:1, 3:1 Klose (17., 61.), 3:2 Wanchope (73.), 4:2 Frings (87.).

Zuschauer: 66.000

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Maradona: "Weltklasseleistung von Lahm"

Stimmen zum Spiel:

Jürgen Klinsmann: "Es war ein tolles Auftaktspiel für eine Fußball-WM. Konzentrationsfehler, wie vor den Gegentoren, kommen vor. Das muss man schlucken. Wir spüren eine unheimliche Energie bei uns, aber wir werden nicht abheben. Wir sind hohes Tempo gegangen, kamen auch nach den Anschlusstreffern immer wieder ins Spiel zurück."

Miroslav Klose: "Es gibt nichts Schöneres, als am Geburtstag mit der Mannschaft zu gewinnen und zwei Tore zu schießen. Ein Super-Gefühl als ich traf und die Menschen jubelten. Den Salto lasse ich später folgen – den mache ich bekanntlich nur bei schönen und wichtigen Toren."

Philipp Lahm: "Der Ball sollte genau da hin gehen. Das war kein Zufall, ich habe ja nicht auf die Eckfahne gezielt. Für mich war es das Tor des Jahres, es war sogar das Tor meines Lebens."

Torsten Frings: "Ehrlich, das war ein Glückstor. Der Ball ist mir abgerutscht."

Lukas Podolski: "Viele haben gesagt, das erste Spiel sei das schwierigste. Wir haben es souverän gelöst. Das erste Poldi-Tor gibt es gegen Polen."

Bastian Schweinsteiger: "Ich hätte heute lieber 2:0 gewonnen. Es gibt sicherlich bis zum nächsten Spiel noch einiges zu verbessern."

Angela Merkel (Bundeskanzlerin): "Ich bin glücklich über den Sieg. Es war ein torreiches Eröffnungsspiel."

Franz Beckenbauer (Chef des WM-OK): "Hervorragend, dass unsere Mannschaft von der ersten Minute an gezeigt hat, dass sie Herr im Hause sein will, und das bis zur letzten Minute durchgehalten hat."

Lothar Matthäus (Rekordnationalspieler): "Sicherheit kann dieses Spiel nicht geben. Tore von einer zweitklassigen Mannschaft sind gefallen, gegen einen stärkeren Gegner werden wir dafür bestraft."

Trainer Alexander Guimaraes (Costa Rica): "In diesem Spiel wurde deutlich, wo wir Schaden beim Gegner anrichten konnten und wo wir in der Abwehr aufpassen mussten. So haben wir beim ersten Tor nicht aufgepasst. Ein Fehler hat auch zum 1:2 geführt. Nach der Pause hat meine Mannschaft die Marschroute umgesetzt, ist aber in einen Konter gelaufen, der zum 1:3 führte. Danach haben wir das Spiel wieder mehr kontrollieren können."

Diego Maradona (Weltmeister 1986 mit Argentinien): "Das war eine Weltklasseleistung von Philipp Lahm. Er hat perfekt gespielt und ein tolles Tor geschossen. In dieser Form kann er einer der Topspieler der WM werden."

"Vorne geballert, hinten gebibbert - so schafften wir zum Start unserer WM ein 4:2 gegen Fußball-Zwerg Costa Rica. Diese Baller-Knaller-Tore haben richtig Laune gemacht! Besonders der Frings-Hammer aus 30 Metern hat uns den Atem geraubt. Auch der Wille stimmte (...) Aber ehrlich gesagt: Etwas weniger Spannung wäre uns Deutschen lieber gewesen. Diese Abwehr quält uns! Sie wurde nicht oft gefordert, leistete sich trotzdem schwere Alptraum-Anfälle. So droht spätestens im Achtelfinale gegen Schweden oder England eine Packung! (Bild)

"Gelungener Auftakt mit Schönheitsfehlern" (Die Welt)

"Das Land will feiern, will sich freuen, will optimistisch sein und zukunftsgläubig. Und die Mannschaft gibt, was sie kann. Die Deutschen sind offensiv, angriffslustig und unbekümmert sturmbereit. Man muß das einmal unbändig loben. Jawohl, das Eröffnungsspiel gegen schlechte Costaricaner hat große Momente und Möglichkeiten gezeigt." (Welt am Sonntag)

"Die Probleme in Klinsmanns Defensive bleiben. Starke Offensivleistung - zu wenig Pressing gegen einen limitierten Gegner." (Kicker)

"Oh nein! Sie haben sich wieder in Marsch gesetzt. Im Eröffnungsspiel mit den meisten Toren in der WM-Geschichte erzielte Deutschland zwei Wundertore." (Daily Mirror/England)

"Vier Tore und eine schwache Verteidigung: Die Mannschaft bot zusammen mit Costa Rica das stärkste Eröffnungsspiel seit 40 Jahren." (Liberation/Frankreich)

"Klose & Co. haben einen großartigen Start. Nichts konnte Deutschland das Fest vermiesen, auch nicht die Fehler in der Abwehr." (La Republica/Italien)

"Mit einem imponierenden Start in die WM hat sich Deutschland zugleich als Anwärter auf den Titel präsentiert." (Telegraaf/Niederlande)

"Einen besseren Start für die WM hätte man sich nicht wünschen können. Deutschland und Costa Rica boten uns ein Fußballfest." (Expressen/Schweden)

"Die Deutschen spielten überhaupt nicht Deutsch. Die unglaubliche Wucht und Finesse im Angriff und der sorglose Hurra-Stil in der Defensive passten gar nicht zu ihnen." (Super Express/Polen)

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