4:0 gegen Portugal: Traumstart auf dem Weg zum Titel

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

16. Juni 2014 in Salvador - Vorrunde: Deutschland - Portugal 4:0

Vor dem Spiel:

In Deutschland träumte man vor dem Abflug nach Brasilien laut vom "vierten Stern". 24 Jahre lag der dritte und bis dahin letzte WM-Titel zurück. Für Bundestrainer Joachim Löw war es das vierte Turnier, nach dem Halbfinalaus bei der EM 2012 stand er unter Erfolgsdruck. Im letzten Testspiel verletzte sich Dortmunds Dribbler Marco Reus, für den Verteidiger Shkodran Mustafi nachnominiert wurde. Hinzu kamen Sorgen um die angeschlagen angereisten Manuel Neuer, Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger, für deren Fitness die Betreuer an jedem Tag der Vorbereitung ihr Möglichstes taten. Dennoch stand für Löw fest: Schweinsteiger und Khedira gemeinsam - das ging noch nicht. Beim Auftakt gegen Portugal fand sich Schweinsteiger daher auf der Bank wieder. Dafür spielte Kapitän Philipp Lahm, wie plötzlich im Verein, nicht mehr in der Abwehr, sondern auf der "Sechs". Das führte zum Mangel an gelernten Außenverteidigern. Löw wartete mit einer überraschenden Lösung auf und bot in der Viererkette nur Manndecker auf, wobei Jerome Boateng (rechts) wie schon beim EM-Auftakt 2012 auf Megastar Cristiano Ronaldo (Real Madrid) angesetzt wurde. Der sagte forsch: "Solche Spiele gegen solche Spieler brauche ich." Links setzte der Bundestrainer auf den Schalker Benedikt Höwedes. Die Medien witzelten über den "Ochsenspieß" vor dem deutschen Tor.

Zudem setzte Löw auf Blockbildung: Sechs Spieler von Doublesieger FC Bayern München standen in der Startelf, die für den 100. deutschen WM-Auftritt vorgesehen war. "Jogi spielt mit Bayern-Taktik", titelt die Bild am Sonntag. Im Blickpunkt steht Manuel Neuer, der 30 Tage nach seiner Schulterverletzung erstmals wieder spielen sollte. Zu ihrem ersten Spiel reisten die Deutschen vom idyllischen Campo Bahia auf der Insel Santo André noch mit dem Bus an, der allerdings ebenso wie die ganze Equipe erst mal auf eine Fähre musste. Insgesamt waren die Deutschen nur 40 Minuten unterwegs zum Stadion in Salvador Bahia, purer Luxus im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.

Portugal war Deutschland bei einer WM nur 2006 im Spiel um Platz drei begegnet, damals hieß es 3:1 für die DFB-Auswahl. Und so oder so ähnlich sollte es nun auch ausgehen, fand Lukas Podolski: "Wir müssen dafür sorgen, dass die anderen Mannschaften ab Montag sagen: 'Wow, die Deutschen sind da.'"



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

16. Juni 2014 in Salvador - Vorrunde: Deutschland - Portugal 4:0

Vor dem Spiel:

In Deutschland träumte man vor dem Abflug nach Brasilien laut vom "vierten Stern". 24 Jahre lag der dritte und bis dahin letzte WM-Titel zurück. Für Bundestrainer Joachim Löw war es das vierte Turnier, nach dem Halbfinalaus bei der EM 2012 stand er unter Erfolgsdruck. Im letzten Testspiel verletzte sich Dortmunds Dribbler Marco Reus, für den Verteidiger Shkodran Mustafi nachnominiert wurde. Hinzu kamen Sorgen um die angeschlagen angereisten Manuel Neuer, Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger, für deren Fitness die Betreuer an jedem Tag der Vorbereitung ihr Möglichstes taten. Dennoch stand für Löw fest: Schweinsteiger und Khedira gemeinsam - das ging noch nicht. Beim Auftakt gegen Portugal fand sich Schweinsteiger daher auf der Bank wieder. Dafür spielte Kapitän Philipp Lahm, wie plötzlich im Verein, nicht mehr in der Abwehr, sondern auf der "Sechs". Das führte zum Mangel an gelernten Außenverteidigern. Löw wartete mit einer überraschenden Lösung auf und bot in der Viererkette nur Manndecker auf, wobei Jerome Boateng (rechts) wie schon beim EM-Auftakt 2012 auf Megastar Cristiano Ronaldo (Real Madrid) angesetzt wurde. Der sagte forsch: "Solche Spiele gegen solche Spieler brauche ich." Links setzte der Bundestrainer auf den Schalker Benedikt Höwedes. Die Medien witzelten über den "Ochsenspieß" vor dem deutschen Tor.

Zudem setzte Löw auf Blockbildung: Sechs Spieler von Doublesieger FC Bayern München standen in der Startelf, die für den 100. deutschen WM-Auftritt vorgesehen war. "Jogi spielt mit Bayern-Taktik", titelt die Bild am Sonntag. Im Blickpunkt steht Manuel Neuer, der 30 Tage nach seiner Schulterverletzung erstmals wieder spielen sollte. Zu ihrem ersten Spiel reisten die Deutschen vom idyllischen Campo Bahia auf der Insel Santo André noch mit dem Bus an, der allerdings ebenso wie die ganze Equipe erst mal auf eine Fähre musste. Insgesamt waren die Deutschen nur 40 Minuten unterwegs zum Stadion in Salvador Bahia, purer Luxus im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.

Portugal war Deutschland bei einer WM nur 2006 im Spiel um Platz drei begegnet, damals hieß es 3:1 für die DFB-Auswahl. Und so oder so ähnlich sollte es nun auch ausgehen, fand Lukas Podolski: "Wir müssen dafür sorgen, dass die anderen Mannschaften ab Montag sagen: 'Wow, die Deutschen sind da.'"

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Thomas Müller: Auftakt mit Dreierpack

Spielbericht:

Deutschland startet an einem Montag in die WM, die den vierten Stern bringen soll. Unter den 51.081 Zuschauern sind 10.000 Deutsche, darunter ihre Regierungschefin - zum Anpfiff um 13 Uhr Ortszeit findet sich auch die Kanzlerin ein. Die ARD überträgt und freut sich über einen Marktanteil von 81,8 Prozent (26,36 Millionen Zuschauer), am Mikrofon ist Gerd Gottlob. In der Heimat ist es früher Abend (18 Uhr). Deutschland erscheint im neuen Gewand: weiße Hose, weißes Hemd mit einem kräftigen roten Querstreifen.

Eine Personalie überrascht die Experten. Die Frage nach dem dritten Stürmer neben Mesut Özil und Thomas Müller - Andre Schürrle oder Lukas Podolski - beantwortet Löw mit der Nominierung von Mario Götze. Und der Bald-Münchner stellt die Weichen für den gelungenen deutschen Auftakt. Nach zwei Chancen für Portugal durch Hugo Almeida und Ronaldo und einer für Sami Khedira, der aus allerdings über 30 Metern am leeren Tor vorbei schießt, holt Götze einen Elfmeter heraus. "Eine 50-zu-50-Entscheidung, man kann ihn geben, muss aber nicht", sagt er selbst. Joao Pereira hat ihn am Oberarm festgehalten, Götze kommt zu Fall. Nicht brutal, aber auch kein bisschen clever die Aktion des Portugiesen, denn im Strafraum droht immer das Risiko eines Elfmeterpfiffs. Der Serbe Milorad Mazic tut Deutschland den Gefallen und Thomas Müller seine Pflicht - sein Flachschuss ins linke Eck erinnert ein wenig an Andreas Brehmes Finalsiegtor 1990 gegen Argentinien. Doch hier sind die Deutschen erst am Anfang.

Fortan läuft der Ball souverän durch die deutschen Reihen, Kombinationen laufen wie am Schnürchen, den Portugisen schwirrt der Kopf. "Wenn deutsche Elf nach Ballbesitz umgehend umschaltete und zum schnellen Kurzpassspiel ansetzte, gerieten die Portugiesen häufiger ins Schwimmen", analysiert der Kicker. Tore aber fallen vorerst nur nach Standards: Toni Kroos zirkelt in der 32. Minute einen Eckball in den Strafraum, Mats Hummels steigt am höchsten und köpft aus sieben Metern das 2:0. "Eine Super-Ecke und ein Super-Kopfball", jubelt Kommentator Gottlob. Nach diesem Tor gratuliert der ganze Kader dem Torschützen, der im Vollsprint zur Ersatzbank gerannt ist. Fünf Minuten später besiegeln die Portugiesen bereits ihr Schicksal: Abwehr-Haudegen Pepe ohrfeigt Müller und verabreicht dem am Boden liegenden Münchner noch eine angedeutete Kopfnuss. Das erlaubt ihm, früher als alle anderen duschen zu gehen. "Warum Pepe auf mich zugeht, weiß ich nicht. Das wird auch sein Geheimnis bleiben", berichtet Müller später.

Das Geheimnis seiner Tore wird dagegen aller Welt offenbart an diesem Tag: er ist einfach immer auf Zack. Mario Götze lobt den Münchner Vereinskollegen: "Er kann aus dem Nichts Tore machen. Im Sechzehner vor dem Tor, das ist seine große Qualität. Zu besichtigen in der Nachspielzeit: Nach einem Abwehrfehler von Bruno Alves fällt Müller der von Kroos herein gegebene Ball vor den linken Fuß und mit dem macht er es zur Not auch. Torwart Rui Patricio ist noch dran, trotzdem zappelt Sekundenbruchteile später sein Netz zum dritten Mal. Bei Portugal läuft an diesem Tag gar nichts, auch weil bei seinem Superstar nichts läuft. Ronaldo hat von allen Feldspielern die wenigsten Ballkontakte (44), besonders ein Verdienst von Boateng. Als "CR7" zu einem seiner mit viel Brimborium inszenierten Freistöße antritt, bildet nur der kleine Lahm die Mauer – aber genau den trifft er. Ex-Nationalspieler Mario Basler, nicht als Kilometerfresser bekannt, twittert: "Ich bin früher mehr gelaufen als Ronaldo. ICH!" Der Weltstar wird zur Lachnummer.

Das Spiel ist schon zur Halbzeit entschieden, natürlich sparen sie nun etwas ihre Kräfte bei sommerlichen 26 Grad und drückender Schwüle (79 Prozent Luftfeuchtigkeit). Wenn es aber Chancen gibt, dann nur für die Deutschen: Was Özil und Götze nicht schaffen, erledigt der "Man of the match" an diesem Tag mit Leichtigkeit. Als Patricio eine flache Hereingabe von Joker Schürrle nicht festhalten kann, stochert Müller den Ball über die Linie. Sein bereits achtes WM-Tor im siebten Spiel, da kann nur sein großer Namensvetter Gerd mithalten. Und drei Tore in einem WM-Spiel sind deutscher Rekord – gleichauf mit Edmund Conen (1934), Max Morlock (1954), Gerd Müller (1970), Karl-Heinz Rummenigge (1982) und Miroslav Klose (2002). Weil Hummels mit einer Oberschenkelprellung ausscheidet, kommt der nachnominierte Mustafi überraschend zu seinem WM-Debüt. Mehr passiert nicht, und mehr verlangt auch keiner.

Die Fakten beeindrucken und sprechen für sich: Nie zuvor hat Portugal bei einer WM höher verloren. Zum siebten Mal in Folge gewinnt Deutschland sein Auftaktspiel, zum vierten Mal fallen dabei mindestens vier Tore. Ein 4:0 gegen die Nummer vier der Welt – lauter gute Omen für die Jagd nach dem vierten Stern. In der Kabine erscheint plötzlich die Kanzlerin, die sich dafür bedankt für die lange Anreise mit einen Sieg entschädigt worden zu sein und die verspricht, zum Finale wieder zu kommen. Wohl nie ist sie mit einem herzlicheren "Auf Wiedersehen" verabschiedet worden.

Aufstellung: Neuer – Boateng, Hummels (73. Mustafi), Mertesacker, Höwedes – Khedira, Lahm, Kroos – Özil (63. Schürrle), Müller (82. Podolski), Götze.

Tore: 1:0 Müller (12., Foulelfmeter), 2:0 Hummels (32.), 3:0, 4:0 Müller (45., 78.).

Zuschauer: 51.081 in Salvador.

Platzverweis: Pepe (37.).

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"Wir dürfen jetzt nicht glauben, dass alles perfekt war"

Stimmen zum Spiel:

Joachim Löw: "Wir mussten dieses Spiel einfach gewinnen, eine andere Option gab es nicht. Die Mannschaft hat diesen Geist gut verinnerlicht. Thomas Müller hat seine Sache im Sturm sehr gut gemacht und viele Räume aufgerissen. Das Team hat das Mittelfeld dominiert, konnte die Angreifer bedienen und hat die Angriffe sehr schnell vorgetragen. Wir haben kompakt gestanden und die Portugiesen nicht zu Kontern kommen lassen. Die zweite Halbzeit war anders, denn hier ging es für uns vor allem darum, in Ballbesitz zu bleiben und auf Konterchancen zu lauern. Boateng hat bei der Deckung von Cristiano Ronaldo ebenfalls gute Arbeit geleistet."

Manuel Neuer: "Wir dürfen jetzt nicht glauben, dass alles perfekt war. Mit dem 4:0 haben wir noch nichts erreicht."

Philipp Lahm: "Heute hat selbst die vordere Reihe unglaublich gut gearbeitet. Es ist ein schöner Sieg, aber wir sind nicht am Ende."

Thomas Müller: "Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und alles ist sehr gut gelaufen. Wir hatten zu Beginn unsere Chancen, und das zweite Tor ist aus einer Standardsituation entstanden und hat uns einen Vorsprung verschafft, der schwer einzuholen ist. Wir haben es verstanden, unsere Chancen zu nutzen. Die Partie war zwar noch nicht entschieden, aber wir wussten, dass es für sie schwierig werden würde, zu reagieren, vor allem mit einem Mann weniger auf dem Platz. Es war ein ordentlicher Auftakt, aber kein perfektes Spiel."

Paulo Bento (Trainer Portugals): "Das Problem war die erste Halbzeit. Einmal abgesehen von den ersten Minuten, in denen wir nicht richtig ins Spiel gekommen sind, hatten wir die Lage unter Kontrolle. Bis zum ersten Tor war es ein ausgeglichenes Spiel. In der zweiten Halbzeit mussten wir so gut wie möglich mit der zahlenmäßigen Unterlegenheit umgehen, was bei einem Spiel auf diesem Niveau sehr knifflig ist. So lässt sich dieses Spiel zusammenfassen."

Diego Maradona (Weltmeister mit Argentinien): "Heute haben wir ein vernichtendes Deutschland gesehen. Ein Deutschland, das die Perfektion streifte."

"Nach diesem Spiel sind wir zusammen mit Holland der große Favorit! Das wird unsere WM.“ (Bild)

"Löw ist es in der von Unwägbarkeiten und personellen Rückschlägen begleiteten Vorbereitung gelungen, rechtzeitig zum Tag X eine austrainierte Mannschaft mit einem klaren Plan loszuschicken. Das neue 4-3-3-System hat bei der Pflichtspiel-Premiere bestens funktioniert." (Kicker)

"Man sollte die Kraft, die von solchen Partien ausgeht, also keineswegs unterschätzen. Insoweit ist von dem deutschen WM-Team 2014 offenbar einiges zu erwarten." (Frankfurter Rundschau)

"Portugals Auftakt bei der WM 2014 war nicht schlecht, sondern sehr schlecht. Das Team von Paulo Bento erlitt gegen Deutschland die schwerste Niederlage, die Portugal jemals in einem WM-Turnier hinnehmen musste. Auf die vier Gegentore hatten die Portugiesen keine Antwort. Dann kamen noch ein Platzverweis und zwei schwere Verletzungen hinzu. Portugal hatte den Deutschen nichts entgegenzusetzen." (Público/Portugal)

"Der Platzverweis von Pepe und die Verletzungen Hugo Almeida sowie Fábio Coentrão machen die ohnehin schwere Aufgabe nun noch komplizierter. Schlimmer hätte es für Portugal kaum kommen können." (Diário de Notícias/Portugal)

"Deutschland zerstört Portugal mit einer prachtvollen fußballerischen Darbietung. Die Art und Weise, mit der die Deutschen die portugiesische Elf zerlegt haben, macht sie nun zum klarsten WM-Favoriten." (El Pais/Spanien)

"Deutschland-Show mit Müller. CR7 erniedrigt. Die Deutschen feiern mit einem überzeugenden Erfolg ihre 100. Partie in der WM-Geschichte." (Gazetta dello Sport/Italien)

"Die Deutschen in der Schlange fürs Gold. Die Fußballer von Joachim Löw waren präzise wie Chirurgen. Den Deutschen kann man als Fan zuschauen, an die 'Ermordung des Balls' erinnert sich schon niemand mehr." (Rzeczpospolita/Polen)

"Deutschland ließ mit starkem Müller nichts vom frustrierten Portugal übrig." (Allgemeen Dagblad/Niederlande)

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