25 Jahre her: Hertha-"Bubis" erreichen Finale

Heutzutage kann man nahezu sicher sein, dass das Finale im DFB-Pokal von zwei Bundesligisten bestritten wird. So auch am 19. Mai 2018, das steht schon vor dem Halbfinale fest. Aber es gab auch andere Zeiten. Genau heute vor 25 Jahren stand schon vor Anpfiff des ersten Halbfinales am 31. März 1993 fest, dass ein unterklassiger Verein das Finale erreichen würde. Wie im Vorjahr, als mit Hannover 96 erstmals ein Zweitligist sogar den Pokal gewann.

Nun drohte das nächste Novum: Das Los hatte die drittklassigen Hertha-Bubis aus der Amateur-Oberliga Mitte mit Zweitligist Chemnitzer FC zusammengeführt. Und Drittligisten hatten es noch nie ins Endspiel gepackt. Aber dieser Sensationstruppe traute man allmählich alles zu. Das Interesse an der ungewöhnlichen Paarung war in der Hauptstadt so groß, dass schon das Halbfinale im Olympiastadion stattfand – quasi zur Generalprobe. 56.540 Zuschauer drückten mehrheitlich der kleinen Hertha die Daumen. Die Amateure beschämten die eigene, damals zweitklassige Profi-Abteilung, der es bis heute nicht gelungen ist, das Pokal-Finale zu erreichen. Die Bubis von Trainer Jochem Ziegert aber hatten alle Hürden genommen, wobei allerdings nur ein Bundesligist ihren Weg kreuzte.

"Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin"

Die Etappen auf der via triumphalis der Berliner: Erst ein Freilos, dann kam die SKG Heidelberg (3:0). In Runde drei war der kommende Bundesliga-Aufsteiger VfB Leipzig schon ein anderes Kaliber, aber die aus Studenten, Schülern und Feierabend-Fußballern bestehende Mannschaft bestand auch diese Prüfung (4:2). Nun kam der Titelverteidiger nach Berlin – Hannover 96. Auch er scheiterte, im Mommsen-Stadion gewann die kleine Hertha mit 4:3 und die Spieler dichteten den Final-Song um: "Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin!" Im verrückten Viertelfinale, nun schon vor 13.700 Zuschauern, kassierte Hertha in der 89. Minute gegen Bundesligist 1. FC Nürnberg den Ausgleich und schoss im Gegenzug das 2:1! Entsetzt sahen sich die "Club"-Profis um Andy Köpke, Hans Dorfner und Dieter Eckstein an. Letzterer stellte fest: "Schlimm daran ist, dass Hertha verdient weiter gekommen ist." 

Nicht ganz so schlimm war der spontane Rücktritt von BSC-Trainer Ziegert, im Hauptberuf Finanzbeamter ("So geht’s nicht weiter, auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Aktenberge"), man konnte ihn beruhigen. Für seine Spieler, über die niemand etwas wusste, sagte Ziegert stolz: "Alles intelligente Jungs, da ist keiner darunter der wegen dem Fußball seine Lehre abgebrochen hat. Die wissen alle, was sie wollen." Das Ziel Profi hatten trotzdem alle, am weitesten brachte es Carsten Ramelow, der 2002 im WM-Finale stand. Auch Torwart Christian Fiedler oder die Schmidt-Zwillinge wurden im eigenen Verein Bundesliga-Spieler.

Halbfinale auf ganz großer Bühne

Im Halbfinale gegen die von Hans Meyer trainierten Chemnitzer waren sie fast schon Favorit. Trainer Ziegert hielt an seinen Ritualen fest, ging mit der Mannschaft am Vorabend in die Weddinger Pizzeria "San Remo" und erlaubte "Spaghetti bis zum Abwinken". Neu war, dass sie mit Polizeieskorte ins Stadion durften, es war einfach zu viel los auf Berlins Straßen an diesem denkwürdigen Pokalabend. Auch in der Kabine war einiges los, es lief die Filmmusik aus den Rocky-Filmen mit Sylvester Stallone – "Eye Of The Tiger".

Wie Raubtiere stürzten sich die Berliner dann auf die Chemnitzer. Ramelow glückte nach Kopfballvorlage von Oliver Schmidt das frühe 1:0 (5.), das Sven Meyer per Kopf nach einer Ecke ausbaute (22.). Steffen Heidrichs Foulelfmeter (36.) zum 1:2 aus Chemnitzer Sicht bedeutete schon den Endstand der Partie, die von RTL übertragen wurde. "Der Erfolg der Amateure war hochverdient gegen die höherklassigen Gäste, die ideenlos auftraten", meldete der kicker. Keine Idee, was sie für den Erfolg bekämen, hatten die Bubis. Prämien hatten sie gar nicht ausgehandelt. Geld aber war plötzlich reichlich da. Die Gesamteinnahmen übertrafen alles, was die Hertha-Profis je im Pokal verdient hatten: 860.000 DM.

Wie ging es weiter? Die jugendlichen Helden nahmen eine Platte auf, auch ein Buch erschien über den ungewöhnlichsten Finalisten der DFB-Historie. Mit dem hatte auch Bayer Leverkusens Star-Ensemble seine Mühe, nur ein Tor von Ulf Kirsten gelang dem Bundesligisten. Aber es reichte zum 1:0-Sieg. Doch selten war der Beifall für einen zweiten Sieger lauter.

[um]

Heutzutage kann man nahezu sicher sein, dass das Finale im DFB-Pokal von zwei Bundesligisten bestritten wird. So auch am 19. Mai 2018, das steht schon vor dem Halbfinale fest. Aber es gab auch andere Zeiten. Genau heute vor 25 Jahren stand schon vor Anpfiff des ersten Halbfinales am 31. März 1993 fest, dass ein unterklassiger Verein das Finale erreichen würde. Wie im Vorjahr, als mit Hannover 96 erstmals ein Zweitligist sogar den Pokal gewann.

Nun drohte das nächste Novum: Das Los hatte die drittklassigen Hertha-Bubis aus der Amateur-Oberliga Mitte mit Zweitligist Chemnitzer FC zusammengeführt. Und Drittligisten hatten es noch nie ins Endspiel gepackt. Aber dieser Sensationstruppe traute man allmählich alles zu. Das Interesse an der ungewöhnlichen Paarung war in der Hauptstadt so groß, dass schon das Halbfinale im Olympiastadion stattfand – quasi zur Generalprobe. 56.540 Zuschauer drückten mehrheitlich der kleinen Hertha die Daumen. Die Amateure beschämten die eigene, damals zweitklassige Profi-Abteilung, der es bis heute nicht gelungen ist, das Pokal-Finale zu erreichen. Die Bubis von Trainer Jochem Ziegert aber hatten alle Hürden genommen, wobei allerdings nur ein Bundesligist ihren Weg kreuzte.

"Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin"

Die Etappen auf der via triumphalis der Berliner: Erst ein Freilos, dann kam die SKG Heidelberg (3:0). In Runde drei war der kommende Bundesliga-Aufsteiger VfB Leipzig schon ein anderes Kaliber, aber die aus Studenten, Schülern und Feierabend-Fußballern bestehende Mannschaft bestand auch diese Prüfung (4:2). Nun kam der Titelverteidiger nach Berlin – Hannover 96. Auch er scheiterte, im Mommsen-Stadion gewann die kleine Hertha mit 4:3 und die Spieler dichteten den Final-Song um: "Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin!" Im verrückten Viertelfinale, nun schon vor 13.700 Zuschauern, kassierte Hertha in der 89. Minute gegen Bundesligist 1. FC Nürnberg den Ausgleich und schoss im Gegenzug das 2:1! Entsetzt sahen sich die "Club"-Profis um Andy Köpke, Hans Dorfner und Dieter Eckstein an. Letzterer stellte fest: "Schlimm daran ist, dass Hertha verdient weiter gekommen ist." 

Nicht ganz so schlimm war der spontane Rücktritt von BSC-Trainer Ziegert, im Hauptberuf Finanzbeamter ("So geht’s nicht weiter, auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Aktenberge"), man konnte ihn beruhigen. Für seine Spieler, über die niemand etwas wusste, sagte Ziegert stolz: "Alles intelligente Jungs, da ist keiner darunter der wegen dem Fußball seine Lehre abgebrochen hat. Die wissen alle, was sie wollen." Das Ziel Profi hatten trotzdem alle, am weitesten brachte es Carsten Ramelow, der 2002 im WM-Finale stand. Auch Torwart Christian Fiedler oder die Schmidt-Zwillinge wurden im eigenen Verein Bundesliga-Spieler.

Halbfinale auf ganz großer Bühne

Im Halbfinale gegen die von Hans Meyer trainierten Chemnitzer waren sie fast schon Favorit. Trainer Ziegert hielt an seinen Ritualen fest, ging mit der Mannschaft am Vorabend in die Weddinger Pizzeria "San Remo" und erlaubte "Spaghetti bis zum Abwinken". Neu war, dass sie mit Polizeieskorte ins Stadion durften, es war einfach zu viel los auf Berlins Straßen an diesem denkwürdigen Pokalabend. Auch in der Kabine war einiges los, es lief die Filmmusik aus den Rocky-Filmen mit Sylvester Stallone – "Eye Of The Tiger".

Wie Raubtiere stürzten sich die Berliner dann auf die Chemnitzer. Ramelow glückte nach Kopfballvorlage von Oliver Schmidt das frühe 1:0 (5.), das Sven Meyer per Kopf nach einer Ecke ausbaute (22.). Steffen Heidrichs Foulelfmeter (36.) zum 1:2 aus Chemnitzer Sicht bedeutete schon den Endstand der Partie, die von RTL übertragen wurde. "Der Erfolg der Amateure war hochverdient gegen die höherklassigen Gäste, die ideenlos auftraten", meldete der kicker. Keine Idee, was sie für den Erfolg bekämen, hatten die Bubis. Prämien hatten sie gar nicht ausgehandelt. Geld aber war plötzlich reichlich da. Die Gesamteinnahmen übertrafen alles, was die Hertha-Profis je im Pokal verdient hatten: 860.000 DM.

Wie ging es weiter? Die jugendlichen Helden nahmen eine Platte auf, auch ein Buch erschien über den ungewöhnlichsten Finalisten der DFB-Historie. Mit dem hatte auch Bayer Leverkusens Star-Ensemble seine Mühe, nur ein Tor von Ulf Kirsten gelang dem Bundesligisten. Aber es reichte zum 1:0-Sieg. Doch selten war der Beifall für einen zweiten Sieger lauter.